Stephen England

PANDORA (Shadow Warriors)


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Terroristenführers zerriss und die Fetzen zu Boden sanken wie der Schnee, der die Wipfel des Hermon bedeckte.

      Das Satellitentelefon neben seinem Bett begann lautstark zu klingeln, eine schrille Störung der Privatsphäre seiner Gedanken. Alarmiert griff er danach.

      »Shoham hier.«

      »General, wir sind über Scrambler verbunden.« Es war der Wachoffizier des Mossad-Hauptquartiers. Was nichts Gutes bedeuten konnte. Irgendetwas war vorgefallen.

      »Scrambler, verstanden. Was ist los?«

      »PHOTINT meldet eine militärische Präsenz etwa fünfundzwanzig Kilometer nord-nordöstlich der letzten von RAHAB gemeldeten Position. Da ist ein Feuergefecht im Gange.«

      »Sind Sie sicher?«

      »Positiv. Wir haben Mündungsfeuer aufgefangen. Wie es aussieht, sind dort die Iraner in Platoon-Stärke vertreten, möglicherweise sogar mehr.«

      »Du lieber Gott«, flüsterte der General. Ein ganzes Platoon gegen vier Männer. Ihnen blieb vielleicht noch eine Chance, aber nur eine sehr geringe. »Irgendein Zeichen von den FAVs?«

      »Nichts. Allerdings hat es den Anschein, dass ein Hubschrauber in einer der nahegelegenen Schluchten abgestürzt ist, Sir«, erklärte der Wachoffizier einen kurzen Augenblick später.

      »Ein Hubschrauber?«, fragte Shoham erstaunt nach. »Wo kam der denn her?«

      »Ich habe keine Ahnung, Sir. Es ist nicht mehr genug von ihm übrig, um den Typ feststellen zu können. Erbitte Erlaubnis, RAHAB kontaktieren zu dürfen.«

      Shoham ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Erlaubnis erteilt. Finden Sie heraus, was dort vor sich geht. Und machen Sie es kurz.«

      »Aye, Sir.«

      

       Die Absturzstelle, 02:40 Uhr Ortszeit

      »Verstanden, FULLBACK. Halten Sie die Position und geben Sie BIRDMASTER Deckung. Sagen Sie SWITCHBLADE, dass er zu mir kommen soll. Wir werden uns an ihrer Position neu formieren.«

      »Verstanden, Sir.«

      Major Hossein hob den Arm und packte den Mann neben sich an der Schulter. »Die Amerikaner sind unterwegs. Sie werden sich verteilen. Wir müssen jetzt zuschlagen, bevor sie sich neu formieren können.«

      Der Soldat nickte. Hossein entsicherte die Kalaschnikow, die er bei sich trug. »Wir werden Folgendes tun.«

      »Harry will, dass du zu ihm gehst«, erklärte Hamid ruhig, als Davood zu ihm aufschloss. Der junge Iraner sah im grünlichen Licht seines Nachtsichtgerätes seltsam aus. »Unverzüglich.«

      Davood sah zu der Höhle zurück, in der sie Tancretti abgelegt hatten. Ihr Eingang war in den Schatten der Nacht nicht auszumachen.

      »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Hamid.

      »Nicht gut. Er braucht Infusionen, aber …« Davood deutete hilflos auf das Wrack des Huey. »Wir haben keine weiteren Medikamente mehr.« Entmutigt ließ er die Schultern sinken.

      »Lass Allah deine Stärke sein, mein Bruder. Bete zu ihm und glaube fest an seine Macht.« Hamid klopfte seinem Kameraden auf den Rücken. »Möge er mit dir sein. Ich kümmere mich um BIRDMASTER.«

      Davood nickte, zog seine Beretta aus seinem Hüftholster und stieg den Abhang hinauf. Hamid sah ihm nach.

      

       NCS-Einsatzzentrale, Langley, Virginia, 17:43 Uhr Ortszeit

      »Planänderung, Carol«, verkündete Ron Carter, der mit einem Stapel Ausdrucke in der Hand in ihr Büro stürmte. »Ich brauche Sie im Intranet von Teheran, und das Ganze am besten schon gestern.«

      Carol Chambers sah stirnrunzelnd von ihrem Arbeitsplatz auf und dem Chefanalytiker in die Augen. »Wissen Sie, wie lange so etwas dauert?«

      »Natürlich weiß ich das«, feuerte Carter zurück und verschaffte sich beinahe vergnügt etwas Platz auf ihrem Schreibtisch, um seine Ausdrucke ablegen zu können. »Deshalb haben Sie auch zwei Stunden anstatt einer.«

      Carol starrte ihm fassungslos hinterher, während Carter wieder verschwand. Zwei Stunden. Ja, klar.

      Sie wandte sich wieder ihrem Terminal zu und schalt sich zum hundertsten Mal, nicht zur NSA gegangen zu sein. Der weltgrößte Nachrichtendienst verfügte über das nötige Personal, um das zu leisten, was Carter verlangte. Und nicht nur das Personal, sondern auch die Rechenleistung, welche fast noch wichtiger war. Die Computer des Clandestine Service, und die einzigen, zu denen sie für TALON Zugang hatte, konnten sich mit den schnellen Crays kaum messen.

      Was sie wieder zurück zu der Frage brachte, wieso sie sich ausgerechnet für die CIA entschieden hatte.

      Carol seufzte, griff sich an den Hinterkopf und band ihre Haare dort zu einem engen Pferdeschwanz zusammen. Zeit, sich an die Arbeit zu machen.

      Ihre Haare, die ihr bis auf die Schultern herabfielen, wenn sie sie offen trug, waren goldbraun, oder schmutzig-blond, wie man es oft auch nannte.

      Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Schmutzig vielleicht, aber ganz sicher nicht dumm. Sie hatte vielleicht nicht als Beste ihren Abschluss am MIT gemacht, aber mit Sicherheit auch nicht als Schlechteste. Genau, eigentlich konnten ihr der CIA und das NSA gestohlen bleiben. Mit ihrem Abschluss und ihren anderen Fähigkeiten könnte sie im Privatsektor ein Vermögen verdienen. Immerhin war die Regierung nicht der einzige Arbeitgeber, der geübte Hacker suchte und Spionage betrieb.

      Das vertraute Summen des Türscanners drang an ihre Ohren, und als Carol aufblickte, sah sie ihren Vater die Etage des Einsatzzentrums betreten.

      Seine bloße Anwesenheit im Nervenzentrum des Clandestine Service war so selten, dass sie einer göttlichen Erscheinung gleichkam, und wenn es dann auch noch zweimal an einem Abend passierte …

      So war es immer schon gewesen, selbst als sie noch ein kleines Mädchen war. Die Erinnerung an jene Tage war verschwommen, wie flüchtige Schatten, wie eine Illusion, der man in einem Traum nachjagte. Nichts Greifbares. Sie erinnerte sich nur an seine Abwesenheit, sein Fehlen. Eine beinahe gottgleiche Vaterfigur, weit entfernt, unerreichbar. Jemand, dessen bloße Existenz allein durch den eigenen Glauben bestimmt wurde. Und in vielerlei Hinsicht war Gott stets der Zugänglichere der beiden gewesen.

      Ja, tief in ihr drin war ihr bewusst, dass er der Grund war, wieso sie hier arbeitete und nicht in irgendeiner anderen Firma. Gott hatte ihr die Kraft gegeben, die Vergangenheit ruhen zu lassen, und trotz der Unbehaglichkeit ihrer derzeitigen Beziehung zueinander hätte sie ohne diese nicht leben können.

      Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, und als sie aufsah, stand das Objekt ihrer Überlegungen direkt vor ihr.

      »Guten Abend, Carol«, begrüßte David Lay sie sanft und unsicher. Sie sah ihm in die Augen und erkannte seinen Schmerz darin. Ob es sich dabei um Trauer über die unwiederbringliche Vergangenheit handelte, oder die Männer, die er heute Abend verloren hatte, konnte sie nicht sagen.

      »Ich brauche dich und Carter in Konferenzraum 2. In fünf Minuten.«

      Und dann war er so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Wie eh und je …

      

       Die Absturzstelle, 02:45 Uhr Ortszeit

      Dunkelheit umgab ihn, hielt ihn umfangen. Tancretti versuchte noch einmal, sich zu bewegen, doch sofort schoss ein brennender Schmerz durch seinen Körper. Seine Beine waren gebrochen. Er war hilflos. Hilflos.

      Das war keine bekannte Situation für einen Colonel der Air-Force. Für gewöhnlich war er derjenige, der das Sagen hatte, der seine Handlungen kontrollierte. Der sein Schicksal bestimmte.

      Er spürte, dass er beinahe wieder ohnmächtig zu werden drohte und biss sich