geradeheraus. »Meine Befehle schließen niemand anderes mit ein.«
Und dann verschwanden sie in die Nacht hinaus.
CIA-Hauptquartier, Langley, Virginia, 18:25 Uhr Ortszeit
»Ich habe hier etwas, das Sie sich ansehen sollten.« Das war Carters Stimme, die aus dem Telefon drang, und sein Tonfall klang beherrscht, aber unmissverständlich dringend.
»Was ist es?«, wollte Bernard Kranemeyer wissen.
»Ein Update der Satellitenaufnahmen, mit denen uns Sorensen versorgt hat.«
»Ich bin sofort unten.«
»Nicht nötig, Boss«, erwiderte der Analytiker. Typisch Carter– gelassen, cool und gefasst. Von der Sorte hatten sie an diesem Abend nicht viele erlebt. »Ich bereite gerade einen Livestream auf Ihr Terminal vor. Aber halten Sie sich fest.«
Der DCS nickte, drehte sich zu seinem Computer und schaltete den Monitor an. Einen Moment später wurde der Bildschirm schwarz, dann war das Satellitenbild zu sehen.
»Sie sind unterwegs.«
»Das sehe ich auch«, erwiderte Kranemeyer irritiert. »Irgendeine Idee, wohin?«
»Und ob. Schauen Sie sich mal den rechten Bildschirmrand genauer an«, wies ihn Carter an. »Was sehen Sie da?«
»Noch mehr Wärmesignaturen. Was ist das …?« Dann dämmerte es Kranemeyer und sein Gesicht hellte sich urplötzlich auf. »Das Basislager! Dieser dickköpfige Hundesohn ist immer noch auf dem Weg zum Basislager!«
»Ich weiß. Und das ist noch nicht alles. Was halten Sie davon?«
Eine andere Aufnahme erschien auf dem Bildschirm, dieses Mal von dem Basislager selbst. Einige Personen eilten aus einem der Anhänger und auf zwei kleine Fahrzeuge zu, die am Rande des Lagers abgestellt waren.
»Was geht da vor, Carter?«
»Ich wünschte, ich wüsste es. Ich habe die schnellen Einsatzfahrzeuge identifizieren können. Es sind amerikanische Fabrikate, Chenowth Racing Products Inc., in Deutschland hergestellt.«
»Und in welche Länder exportiert?«
»Da kam bislang noch nichts rein, Boss.«
Kranemeyer studierte die Aufnahme noch etwas länger. Die Hiobsbotschaften schienen von Minute zu Minute schlimmer zu werden, alles schien außer Kontrolle zu geraten. »Ich brauche eine Verbindung zu Nichols«, sagte er schließlich. »Sofort.«
»Als ich das letzte Mal mit Danny sprach, meinte er, dass er es schon die ganze Zeit über versucht. Er geht nur nicht ran.«
»Dann finden Sie einen anderen Weg, verdammt! Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, den Vibrationsalarm seines TACSATs zu überschreiben?«
»Ich schätze schon. Ich rede mal mit den Jungs drüben bei S&T – das TACSAT-10 ist immerhin deren Spielzeug.«
»Nein«, fuhr Kranemeyer dazwischen. »Sie kümmern sich darum. Finden Sie eine Lösung, aber weihen Sie so wenig Leute wie möglich ein. Anordnung des DCIA.«
»Was ist los?«
»Das braucht Sie nicht zu kümmern. Halten Sie sich einfach nur bedeckt, Ron.«
Das Basislager, 03:26 Uhr
»Okay«, flüsterte Harry und hob eine Hand als Zeichen, anzuhalten. Er kauerte sich hinter eine Felsformation und der Rest seines Teams drängte sich um ihn zusammen. »Ab hier teilen wir uns auf. Den Rest des Weges legen wir auf dem Bauch zurück.« Er griff in seine Uniform und faltete eine Karte auseinander. Sie war unbeschriftet – alle Marker hatte er sich bereits in Washington eingeprägt.
»Unsere Informationen besagen, dass sich die Geiseln in einem dieser beiden Anhänger befinden müssen. Beide stehen im nordöstlichen Quadranten des Lagers. Ich will, dass wir schnell und hart zuschlagen. Alles, was eine Waffe trägt, wird erledigt. Achtet aber auf euer Schussfeld und haltet euch daran. Tex, du und Davood, ihr übernehmt diesen Quadranten. Hamid, dich brauche ich im Nordwesten. Ich rücke von Westen vor. Gebt mir ein Zeichen, wenn ihr angekommen seid, indem ihr zweimal kurz euer Mikrofon aktiviert. Ansonsten bleibt weiterhin Funkstille. Keine Ausnahmen.« Er sah nacheinander in die dunklen Gesichter um ihn herum. »Noch Fragen?«
Davood nickte. »Es wird schwer werden, den Angriff ohne die Benutzung der Funkgeräte zu koordinieren. Wieso dürfen wir sie also nicht verwenden? Langley versicherte doch, dass sie sicher wären!«
»Langley versicherte uns auch, dass die Iraner keinen Schimmer hätten, dass wir kommen würden.« Ein finsteres Lächeln kroch über Harrys Lippen. »Die Anzugträger liegen gern mal daneben. Wird Zeit, dass Sie das lernen. Deshalb: Funkstille. Und achtet um Himmels willen auf euer Schussfeld. Dann los, zeigen wir es ihnen.«
Nacheinander huschten seine Teammitglieder in die Nacht hinaus, bis nur noch Harry allein zurückblieb.
Zeit, sich in Bewegung zu setzen. Er nahm die Kalaschnikow in eine Hand und spähte über den Rand der Felsen. Vor ihm breitete sich das Lager in einer Talsenke aus. Die Laboranhänger schimmerten geisterhaft weiß im Licht des Mondes. Er ließ seinen Blick auf der Suche nach Wachposten hin und her schweifen, von denen er wusste, dass sie hier entlangpatrouillieren würden.
Aber nichts war zu sehen. Stille lag über dem Plateau. Er kroch etwa fünfzig Meter weit, dann ging er hinter einem großen Felsen in Deckung und zog ein kleines Fernglas aus seiner Kampfweste.
Statisches Rauschen drang aus seinem Funkgerät, dann war Hamids Stimme zu hören, laut und deutlich. »FULLBACK an EAGLE SIX, das Lager ist leer. Keine Lebenszeichen.«
»Verdammt noch mal, FULLBACK«, zischte Harry. »Du solltest Funkstille halten.«
»Schon klar, Boss, aber hier ist es wie in einer Geisterstadt. Haben die Tangos denn gar niemanden zuhause gelassen?«
Major Hossein runzelte verwirrt die Stirn. Was ging da vor sich? Er verstand es nicht – doch die nächsten Worte beantworteten seine Frage.
»Soll ich weiter ins Basislager vorrücken, EAGLE SIX?«
»Befolge deine Befehle, FULLBACK«, antwortete der Anführer der Amerikaner verärgert. »Aktiviere zweimal dein Mikrofon, um deine Position anzuzeigen. Und jetzt geh endlich aus der Leitung.«
»Verstanden, EAGLE SIX.«
Hossein sprang auf und hastete, ohne auf den amerikanischen Scharfschützen zu achten, der sich immer noch irgendwo da draußen herumtrieb, den Hang hinab, zu dem Hauptteil seiner Truppen.
»Zwanzig Männer sofort in die Trucks!«, schrie er und seine Stimme hallte von den Felswänden wider. »Die Amerikaner haben uns reingelegt.«
Mossad-Hauptquartier, Tel Aviv-Yafo, Israel, 01:30 Uhr Ortszeit
Der Helikopter landete auf dem Dach des Mossad-Hauptquartiers und General Shoham war bereits zur Tür hinausgesprungen, bevor die Rotorblätter sich verlangsamten. Leichter Regen hatte eingesetzt und einer seiner Begleiter reichte ihm einen Poncho.
Er lehnte ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung ab und schritt zielstrebig auf den Rand des Helipads zu, wo er einen Wachoffizier erspäht hatte.
»Gibt es Meldungen von RAHAB?«, erkundigte er sich.
Der jüngere Mann schüttelte den Kopf. »Nicht seit unserem letzten Kontakt um 2430. Wir haben nichts mehr von …«
Seine Worte wurden unterbrochen, als sich hinter ihnen eine Tür öffnete und krachend zugeworfen wurde und eine junge Frau in der Uniform eines Corporals auf die Landeplattform gerannt kam.
»Sobel! Wir haben soeben erfahren, dass …« Dann