sind die Galgenvögel, welche ich suche; hoffentlich fasse ich sie", murmelte er. Von jetzt ab folgte er den Vorgängen unten mit viel größerer Aufmerksamkeit, als bisher.
Die Kiowas kamen näher.
Jetzt hob Dark Cloud zum erstenmal die rechte Hand, in welcher er ein weithin leuchtendes Stück Spiegelglas hielt.
Die Cheyennes sprangen von den Pferden, die Pferde legten sich nieder, und aus dem Grase entluden sich die Büchsen, mit welchen sämtliche Krieger bewaffnet waren.
Dieser so unerwarteten Bewegung gegenüber, welche ihnen bei dem ziemlich gut gezielten Feuer Leute kostete, schwenkten die drei Haufen der Kiowas nach links ab und vereinigten sich.
Kaum war dies geschehen, als sie einer Windsbraut gleich heranrasten.
Dark Cloud bewegte den Arm, und mit unvergleichlicher Schnelligkeit sprangen seine Krieger in den Sattel und jagten den Feinden entgegen.
Eine Bewegung mit dem Spiegelglase nach der Rückseite der Hügel, und vierhundert der dort aufgestellten Reiter sprengten nach dem rechten Flügel. Unter wildem Geschrei trafen dort die Kiowas und Cheyennes zusammen, und ein wildes Durcheinanderwogen von Rossen, malerischen Kriegergestalten, langen Lanzen bot sich den Blicken der Zuschauer. Inmitten des heißesten Kampfes brausten die zweihundert Cheyennes der Reserve um den Hügel herum und fielen den Kiowas mit eingelegten Lanzen in den Rücken.
Darauf wendeten diese und jagten zurück. Die Cheyennes verfolgten sie. Doch eine Bewegung des Spiegels, welchen Dark Cloud in der Hand hielt, ließ sie halten und dann langsam zurückreiten. Reiterlose Pferde liefen umher, und verwundete und sterbende Kämpfer deckten den Boden.
Der erste wuchtige Angriff der Kiowas war abgeschlagen. Sie hatten herbe Verluste erlitten, doch sammelten sie sich rückwärts zu neuem Vorstoß. In großer Aufregung folgten die Weißen den Wechselfällen dieses mörderischen Kampfes.
In voller Bewunderung äußerte der Trapper: "Dark Cloud ist ein Meister, und nur ein solch anerkannter Führer kann diese wilde Herde", er meinte die Cheyennekrieger, "in siegreichem Vordringen aufhalten und zum Zurückgehen durch eine Bewegung seiner Hand bringen. Aber es ist richtig; seine Reiter wären bei weiterem Vordringen von den viel zahlreicheren Kiowas erdrückt worden. Nur in dieser meisterhaft gewählten Stellung konnte Dark Cloud den Kampf aufnehmen."
Erst in der Entwicklung des Gefechtes hatte sich gezeigt, daß die Feinde mit stärkerer Übermacht auftraten, als die Führer der Cheyennes vermutet hatten.
Es war klar, daß noch ein hartes Ringen in Aussicht stand.
Mit Besorgnis gewahrten die auf dem Hügel, an der linken Flanke der Aufstellung der Cheyennes weilenden Weißen mit einemmal, daß von Westen her Reitergeschwader heranjagten.
Man richtete die vorhandenen Gläser dorthin, und Grizzly sowohl als Walker, der Konstabler und Puck erklärten nach aufmerksamer Prüfung, daß dies die Kaws seien, die sich anschickten in die Schlacht einzugreifen, während man angenommen hatte, daß sie sich bereits mit den Kiowas vereinigt hätten. Dadurch wurde die Übermacht des Feindes noch größer.
"Sie haben erst ihre Pferde suchen müssen, die der Panther verscheucht hatte", sagte Puck und lachte.
Dark Cloud hatte sein Auge dem neu auftauchenden Feinde zugewandt.
"Jetzt, Kinder, werden wir zu thun bekommen", sagte der Trapper, "da kommen unsre Freunde, die Kaws."
Dark Cloud führte mit seinem Spiegelglas verschiedene Bewegungen aus, und mit staunenswertem Verständnis und sklavischem Gehorsam folgten die Scharen unten den so gegebenen Anordnungen.
Eine Reiterabteilung bewegte sich nach rechts und nahm Aufstellung da, wo die kleine Hügelkette endete, die andre stieg ab und ließ sich im Zentrum der Stellung im Grase nieder.
"Aha", sagte Grizzly, "Dark Cloud will's mit der Büchse versuchen."
Gleichzeitig stiegen zu den Weißen hundert mit Büchsen bewaffnete Krieger von der Reserve herauf und nahmen zu beiden Seiten gedeckte Stellungen ein, während die andern unten in geschlossener Formation zu Pferde blieben.
Ein Blick auf die Kiowas lehrte, daß sie zu neuem Angriff vorrückten.
In drei starken Geschwadern zogen sie heran, und die eine suchte augenscheinlich die am rechten Flügel aufgestellten Cheyennereiter zu umgehen.
Es war ein prachtvoller Anblick, als die Kiowas, die lange Lanze schwingend, in vollem Rosseslaufe herankamen.
Aber die Aufmerksamkeit des Trappers und seiner Freunde wurde durch die bereits nahen Geschwader der Kaws, deren Angriff unzweifelhaft dem Hügel galt, in Anspruch genommen.
"Jetzt wird's ernst", sagte Grizzly.
Von unten herauf tönte das gellende Angriffsgeheul der Kiowas, der Schlachtruf der Cheyennes und starkes Büchsenfeuer.
Neben dem Trapper lag ein alter, markiger Krieger im Grase, diesen fragte er: "Wird mein Bruder seine Leute alle auf einmal feuern lassen?"
"Sie schießen in zwei Abteilungen."
"Gut. Erst schießen die Cheyennes, dann die Weißen."
Die Kaws hielten in etwa dreihundert Schritt Entfernung und stellten sich in Linie in zwei Gliedern auf.
Dann begannen sie zu schießen, und ein hier und da ertönender Schmerzensruf zeigte, daß sie auch getroffen hatten. Doch kein Schuß fiel von den Cheyennes.
Zur Überraschung derer, welche indianische Taktik nicht kannten, lösten sich die Linien der Kaws in einen ziemlich weit ausgedehnten Halbkreis auf, dessen Zentrum die Stellung der Weißen war.
"Jetzt kommen sie", rief der Trapper, "kein Schuß eher, als ich es sage, Kinder."
Aus dem Zentrum und vom rechten Flügel tönte ununterbrochen Kampflärm.
Die Kaws setzten sich in Bewegung zu konzentrischem Angriff.
Als sie in rasendem Rosseslauf unter wildem Geschrei auf etwa sechzig Schritte genaht waren, rief der Häuptling, der neben Grizzly lag: "Feuer!"
Fünfzig Büchsen entluden sich, Reiter, Pferde stürzten und wälzten sich am Boden. Schmerzensrufe ertönten, aber weiter sausten die Reiter.
"Feuer!" klang es zum zweitenmal, den Lärm übertönend. Wiederum krachten fünfzig Büchsen der Cheyennes, wieder stürzten Rosse und Menschen, aber auch das brachte die vor Wut halb wahnsinnigen Roten, welche Rache für die Verluste am Gehölz nehmen wollten, nicht zum Stehen, sie sprengten herauf: "Feuer!" schrie der Trapper, "Feuer!" der Konstabler, und die Büchsen der Weißen entluden sich mit grauenhaftem Erfolge.
Auch Brown und Paul hatten geschossen.
Gleich einem höllischen Knäuel wälzten sich Pferde und Menschen durch und über einander, aber die Nachfolgenden setzten über die Gefallenen hinweg.
Alle, Cheyennes und die Weißen, erhoben sich, um den Tomahawk, das Messer, die umgekehrte Büchse in der Hand, ihr Leben wenigstens teuer zu verkaufen.
Höllisches Geschrei, das Schnaufen der Pferde, Wehlaute mischten sich durcheinander, die langen Lanzen der Kaws stachen alles Erreichbare vor sich nieder.
Mit Todesverachtung kämpften die Cheyennes mit Messer und Beil. Schon sind die ungestümen Reiter vor den Weißen. Walpole und seine Polizeireiter haben die Säbel gezogen, nachdem sie auch ihre Pistolen abgefeuert hatten.
Stone braucht Messer und Büchse, ebenso die Arkansasmänner. Nathan Wild sucht Brown und Paul zu decken. Wie ein Rasender ficht Puck, Pfeil auf Pfeil von seinem Bogen absendend.
Hoch ragt des Trappers gewaltige Gestalt über alle hinweg und sein grauer Bart flattert im Winde. Einem Riesen der Vorzeit gleich, schwingt er die lange, schwere Büchse mit furchtbarer Kraft ums Haupt, alles was sie trifft, zerschmetternd. Er steht fast allein im Feindesgedränge. In todbringender Wut dringen die Roten auf ihn ein, - er fällt - auf seine Brust richtet sich die Lanze des Häuptlings, da stürzt mit einem Sprunge, wie ihn der Löwe in Todesangst