jetzt bereit, um des geringsten Auftrags willen, der Euch in den Sinn käme, zu den Antipoden zu gehn. Ich wollte Euch vom äußersten Rande von Asien einen Zahnstocher holen; Euch das Maß vom Fuß des Priesters Johannes bringen; Euch ein Haar aus dem Bart des großen Khans holen; eine Gesandtschaft zu den Pygmäen übernehmen – ehe ich nur drei Worte mit dieser Harpye wechseln sollte. Habt Ihr kein Geschäft für mich?
Don Pedro.
Keines, als daß ich um Eure angenehme Gesellschaft bitte.
Benedikt.
O Himmel, mein Fürst, hier habt Ihr ein Gericht, das nicht für mich ist; ich kann diese gnädige Frau Zunge nicht vertragen. (Ab.)
Don Pedro.
Seht Ihr wohl, Fräulein, Ihr habt Signor Benedikts Herz verloren.
Beatrice.
Es ist wahr, gnädiger Herr, er hat es mir eine Zeitlang versetzt, und ich gab ihm seinen Zins dafür, ein doppeltes Herz für sein einfaches. Seitdem hatte er mir's aber mit falschen Würfeln wieder abgenommen, so daß Euer Gnaden wohl sagen mag, ich habe es verloren.
Don Pedro.
Ihr habt ihn untergekriegt, mein Fräulein, Ihr habt ihn untergekriegt.
Beatrice.
Ich wollte nicht, daß er mir das täte, gnädiger Herr, ich möchte sonst Narren zu Kindern bekommen. Hier bringe ich Euch den Grafen Claudio, den Ihr mir zu suchen auftrugt.
Don Pedro.
Nun, wie steht's, Graf, warum seid Ihr so traurig?
Claudio.
Nicht traurig, mein Fürst.
Don Pedro.
Was denn? krank?
Claudio.
Auch das nicht.
Beatrice.
Der Graf ist weder traurig, noch krank, noch lustig, noch wohl; aber höflich, Graf, höflich wie eine Apfelsine, und ein wenig von ebenso eifersüchtiger Farbe.
Don Pedro.
In Wahrheit, Fräulein, ich glaube, Eure Beschreibung trifft zu; obgleich ich schwören kann, daß, wenn dies der Fall ist, sein Argwohn im Irrtum sei. Sieh, Claudio, ich warb in deinem Namen, und die schöne Hero ist gewonnen; ich hielt bei ihrem Vater an und habe seine Einwilligung erhalten. Bestimme jetzt deinen Hochzeitstag, und Gott schenke dir seinen Segen.
Leonato.
Graf, empfangt von mir meine Tochter und mit ihr mein Vermögen. Seine Gnaden haben die Heirat gemacht, und die ewige Gnade sage Amen dazu.
Beatrice.
Redet doch, Graf, das war eben Euer Stichwort.
Claudio.
Schweigen ist der beste Herold der Freude. Ich wäre nur wenig glücklich, wenn ich sagen könnte, wie sehr ich's bin. Fräulein, wie Ihr die Meine seid, bin ich nun der Eure; ich gebe mich selbst für Euch hin und bin selig über die Auswechslung.
Beatrice.
Redet doch, Muhme, oder wenn Ihr nichts wißt, so schließt ihm den Mund mit einem Kuß und laßt ihn auch nicht zu Wort kommen.
Don Pedro.
In der Tat, mein Fräulein, Ihr habt ein fröhliches Herz.
Beatrice.
O ja, gnädiger Herr, ich weiß es ihm Dank, dem närrischen Dinge, es hält sich immer an der Windseite des Kummers. Meine Muhme sagt ihm da ins Ohr, er sei in ihrem Herzen.
Claudio.
Ja, das tut sie, Muhme.
Beatrice.
Lieber Gott, über das Heiraten! So kommt alle Welt unter die Haube, nur ich nicht, und mich brennt die Sonne braun; ich muß schon im Winkel sitzen und mit Ach und Weh nach einem Mann weinen.
Don Pedro.
Fräulein Beatrice, ich will Euch einen schaffen.
Beatrice.
Ich wollte, Euer Vater hätte diese Mühe übernommen. Haben Euer Gnaden nicht vielleicht einen Bruder, der Euch gleicht? Euer Vater verstand sich auf herrliche Ehemänner, wenn ein armes Mädchen nur dazu kommen könnte!
Don Pedro.
Wollt Ihr mich haben, mein Fräulein?
Beatrice.
Nein, mein Prinz, ich müßte denn einen andern daneben für die Werkeltage haben können. Eure Hoheit ist zu kostbar, um Euch für alle Tage zu tragen. – Aber ich bitte, verzeiht mir, mein Prinz; ich bin einmal dazu geboren, lauter Torheiten und nichts Ernsthaftes zu sprechen.
Don Pedro.
Euer Schweigen verdrießt mich am meisten; nichts kleidet Euch besser als Munterkeit, denn Ihr seid ohne Frage in einer lustigen Stunde geboren.
Beatrice.
O nein, gnädigster Herr, denn meine Mutter weinte. Aber es tanzte eben ein Stern, und unter dem bin ich zur Welt gekommen. Glück zu, Vetter und Muhme! –
Leonato.
Nichte, wollt Ihr das besorgen, wovon ich Euch sagte?
Beatrice.
O ich bitte tausendmal um Vergebung, Oheim; mit Eurer Hoheit Erlaubnis. (Ab.)
Don Pedro.
Wahrhaftig, ein angenehmes, muntres Mädchen! –
Leonato.
Melancholisches Element hat sie nicht viel, gnädiger Herr. Sie ist nie ernsthaft, als wenn sie schläft: und auch dann ist sie's nicht immer. Denn, wie meine Tochter mir erzählt, träumt ihr zuweilen tolles Zeug, und vom Lachen wacht sie auf.
Don Pedro.
Sie kann's nicht leiden, daß man ihr von einem Manne sagt.
Leonato.
O um alles in der Welt nicht; sie spottet alle ihre Freier von sich weg.
Don Pedro.
Das wäre eine vortreffliche Frau für Benedikt! –
Leonato.
O behüte Gott, mein Fürst; wenn die eine Woche verheiratet wären, sie hätten einander toll geschwatzt.
Don Pedro.
Graf Claudio, wann gedenkt Ihr Eure Braut zur Kirche zu führen?
Claudio.
Morgen, gnädiger Herr. Die Zeit geht auf Krücken, bis die Liebe im Besitz aller ihrer Rechte ist.
Leonato.
Nicht vor dem nächsten Montag, mein lieber Sohn, welches gerade heute über acht Tage wäre; und auch das ist noch immer eine zu kurze Zeit, um alles nach meinem Sinn zu veranstalten.
Don Pedro.
Ich sehe, ihr schüttelt den Kopf über einen so langen Aufschub, aber ich verspreche dir's, Claudio, diese Woche soll uns nicht langweilig werden. Ich will während dieser Zwischenzeit eine von Herkules' Arbeiten vollbringen, und zwar die, den Signor Benedikt und das Fräulein Beatrice sterblich ineinander verliebt zu machen. Ich sähe die beiden gar zu gern als ein Paar und zweifle nicht, damit zustande zu kommen, wenn ihr drei mir solchen Beistand versprechen wollt, wie ich's jedem von euch anweisen werde.
Leonato.
Ich bin zu Euren Diensten, mein Fürst, und sollte mich's zehn schlaflose Nächte kosten.
Claudio.
Ich auch, gnädiger Herr.
Don Pedro.
Und Ihr auch, schöne Hero?
Hero.
Ich will alles tun, was nicht unziemlich ist, um meiner Muhme zu einem guten Mann zu verhelfen.
Don