Уильям Шекспир

Sämtliche Werke von William Shakespeare


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Ein Narr! ein Narr! – ich traf 'nen Narrn im Walde,

       'nen scheckgen Narrn – o jämmerliche Welt! –

       So wahr mich Speise nährt, ich traf 'nen Narrn,

       Der streckte sich dahin und sonnte sich

       Und schimpfte Frau Fortuna ganz beredt

       Und ordentlich – und doch ein scheckger Narr!

       «Guten Morgen, Narr!» sagt' ich; «Mein Herr», sagt' er,

       «Nennt mich nicht Narr, bis mich das Glück gesegnet.»

       Dann zog er eine Sonnenuhr hervor,

       Und wie er sie besah mit blödem Auge,

       Sagt' er sehr weislich: «Zehn ist's an der Uhr.

       Da sehn wir nun», sagt' er, «wie die Welt läuft:

       's ist nur 'ne Stunde her, da war es neun,

       Und nach 'ner Stunde noch wird's elfe sein;

       Und so von Stund zu Stunde reifen wir,

       Und so von Stund zu Stunde faulen wir,

       Und daran hängt ein Märlein.» Da ich hörte

       So predgen von der Zeit den scheckgen Narrn,

       Fing meine Lung an, wie ein Hahn zu krähn,

       Daß Narrn so tiefbedächtig sollten sein;

       Und eine Stunde lacht ich ohne Rast

       Nach seiner Sonnenuhr. – O wackrer Narr!

       Ein würdger Narr! die Jacke lob ich mir.

      Herzog.

       Was ist das für ein Narr?

      Jacques.

       Ein würdger Narr! Er war ein Hofmann sonst

       Und sagt, wenn Frauen jung und schön nur sind,

       So haben sie die Gabe, es zu wissen.

       In seinem Hirne, das so trocken ist

       Wie Überrest von Zwieback nach der Reise,

       Hat er seltsame Texte, übervoll

       Von Lebensweisheit, die er brockenweise

       Nun von sich gibt. – O wär ich doch ein Narr!

       Mein Ehrgeiz geht auf eine bunte Jacke.

      Herzog.

       Du sollst sie haben.

      Jacques.

       's ist mein einzger Wunsch;

       Vorausgesetzt, daß Ihr Eur beßres Urteil

       Von aller Meinung reinigt, die da wuchert,

       Als wär ich weise. – Dann muß ich Freiheit haben,

       So ausgedehnte Vollmacht wie der Wind –

       So ziemt es Narrn – auf wen ich will, zu blasen,

       Und wen am ärgsten meine Torheit geißelt,

       Der muß am meisten lachen. Und warum?

       Das fällt ins Auge wie der Weg zur Kirche:

       Der, den ein Narr sehr weislich hat getroffen,

       Wär wohl sehr töricht, schmerzt es noch sosehr,

       Nicht fühllos bei dem Schlag zu tun. Wo nicht,

       So wird des Weisen Narrheit aufgedeckt

       Selbst durch des Narren ungefähres Zielen.

       Steckt mich in meine Jacke, gebt mich frei

       Zu reden, wie mir's dünkt, und durch und durch

       Will ich die angesteckte Welt schon säubern,

       Wenn sie geduldig nur mein Mittel nehmen.

      Herzog.

       O pfui! Ich weiß wohl, was du würdest tun.

      Jacques.

       Und was, zum Kuckuck, würd ich tun als Gutes?

      Herzog.

       Höchst arge Sünd, indem du Sünde schältest;

       Denn du bist selbst ein wüster Mensch gewesen,

       So sinnlich wie nur je des Tieres Trieb;

       Und alle Übel, alle bösen Beulen,

       Die du auf freien Füßen dir erzeugt,

       Die würdst du schütten in die weite Welt.

      Jacques.

       Wie! wer schreit gegen Stolz

       Und klagt damit den einzelnen nur an?

       Schwillt seine Flut nicht mächtig wie die See,

       Bis daß die letzten, letzten Mittel ebben?

       Welch eine Bürgerfrau nenn ich mit Namen,

       Wenn ich behaupt, es tragen Bürgerfraun

       Der Fürsten Aufwand auf unwürdgen Schultern?

       Darf eine sagen, daß ich sie gemeint, Wenn so wie sie die Nachbarin auch ist? Und wo ist der vom niedrigsten Beruf, Der spricht: sein Großtun koste mir ja nichts – Im Wahn, er sei gemeint – und seine Torheit Nicht stimmt dadurch zu meiner Rede Ton? Ei ja doch! wie denn? was denn? Laßt doch sehn, Worin ihm meine Zunge Unrecht tat. Tut sie sein Recht ihm, tat er selbst sich Unrecht; Und ist er rein, nun wohl, so fliegt mein Tadel Die Kreuz und Quer wie eine wilde Gans, Die niemand angehört. – Wer kommt da? seht!

      Orlando kommt mit gezognem Degen.

      Orlando.

       Halt! eßt nicht mehr!

      Jacques.

       Ich hab noch nicht gegessen.

      Orlando.

       Und sollst nicht, bis die Notdurft erst bedient.

      Jacques.

       Von welcher Art mag dieser Vogel sein?

      Herzog.

       Hat deine Not dich, Mensch, so kühn gemacht?

       Wie? oder ist's Verachtung guter Sitten,

       Daß du so leer von Höflichkeit erscheinst?

      Orlando.

       Ihr traft den Puls zuerst; der dornge Stachel

       Der harten Not nahm von mir weg den Schein

       Der Höflichkeit; im innern Land geboren,

       Kenn ich wohl Sitte – aber haltet! sag ich,

       Der stirbt, wer etwas von der Frucht berührt,

       Eh ich und meine Sorgen sind befriedigt.

      Jacques.

       Könnt Ihr nicht durch Vernunft befriedigt werden,

       So muß ich sterben.

      Herzog.

       Was wollt Ihr haben? Eure Freundlichkeit

       Wird mehr als Zwang zur Freundlichkeit uns zwingen.

      Orlando.

       Ich sterbe fast vor Hunger, gebt mir Speise.

      Herzog.

       Sitzt nieder! eßt! willkommen unserm Tisch!

      Orlando.

       Sprecht Ihr so liebreich? O vergebt, ich bitte!

       Ich dachte, alles müßte wild hier sein,

       Und darum setzt ich in die Fassung mich

       Des trotzigen Befehls. Wer ihr auch seid,

       Die hier in dieser unzugangbarn Wildnis

       Unter dem Schatten melancholscher Wipfel

       Säumt und vergeßt die Stunden träger Zeit:

       Wenn je ihr beßre Tage habt gesehn,

       Wenn je zur Kirche