Уильям Шекспир

Sämtliche Werke von William Shakespeare


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Nun wißt: Durchs ganze Lager ward verkündigt,

       Daß Hektor morgen um die fünfte Stunde,

       Inmitten unsrer Zelt und Trojas Mauern,

       Wird einen Ritter fordern zum Gefecht,

       Der Lust hat, einen Gang zu tun; weshalb,

       Das weiß ich nicht: 's ist Lumperei! – Lebt wohl!

      AJAX

       Lebt wohl! Wer wird sich stellen?

      ACHILLES

       Ich weiß nicht: Lose solln entscheiden: sonst

       Fänd er wohl seinen Mann.

      AJAX

       Aha! Euch selbst? – Ich muß mehr davon hören!

       Sie gehn ab.

      ZWEITE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Troja. Priams Palast

       Es treten auf Priamus, Hektor, Troilus, Paris und Helenus.

      PRIAMUS

       Nachdem viel Stunden, Wort' und Leben schwanden,

       Spricht nochmals Griechenland durch Nestor dies:

       Gebt Helena, und jeder andre Schaden,

       Als Ehre, Zeitverlust, Aufwand und Müh,

       Blut, Freund' und was noch Teures sonst verschlang

       Des nimmersatten Krieges heiße Gier,

       Sei abgetan. – Hektor, wie dünkt es dich?

      HEKTOR

       Scheut niemand auch die Griechen weniger

       Als ich, was mich allein betrifft; dennoch,

       Erhabner Priamus,

       Gabs nie ein Weib von zärtlicherm Gefühl,

       Empfänglicher dem Sinn der Furcht, geneigter

       Zum bangen Ruf: »Wer weiß, was draus entsteht?«

       Als Hektor. Sicherheit macht Frieden krank,

       Zu sichre Sicherheit; doch weiser Zweifel

       Wird Klugen Leuchte, wird dem Arzte Sonde,

       Der Wunde Grund zu prüfen. Geh denn Helena!

       Seitdem für sie der erste Schwertstreich fiel,

       War jede zehnte Seel aus tausend Zehnten

       In unserm Volk so teur als Helena,

       Verloren wir so manches Zehnt der Unsern,

       Für eine, die uns fremd, für uns nicht wert,

       Wenn sie die Unsre war, ein Zehnteil nur.

       Was für vernünftger Grund denn, der uns hindert,

       Sie auszuliefern?

      TROILUS

       Nein, o nein, mein Bruder!

       Wagst du die Ehr und Würde eines Königs

       Wie unsers hohen Vaters nach dem Maß

       Gemeiner Unzen? Willst mit Pfenngen zählen

       Seiner Unendlichkeit maßlosen Wert?

       Ein unabsehbar weit Gebiet umzirken

       Mit Zoll und Spanne so geringer Art,

       Wie Fürchten und Vernunft? O pfui der Schmach!

      HELENUS

       Kein Wunder, wenn Vernunft du schiltst, der selbst

       Vernunft entbehrt. Soll unser Vater nicht

       Sein großes Herrscheramt baun auf Vernunft,

       Weil unvernünftig deine Rede war?

      TROILUS

       Du bist für Träum und Schlummer, Bruder Priester,

       Und fütterst deine Handschuh mit Vernunft!

       Dies sind nun deine Gründe:

       Du weißt, ein Feind sinnt drauf, dir weh zu tun,

       Du weißt, gezückte Schwerter drohn Gefahr,

       Und die Vernunft flieht das, was Schaden bringt;

       Was Wunder denn, wenn Helenus gewahrt

       Den Griechen und sein Schwert, daß er selbst Flügel

       Tiefer Vernunft sich an die Fersen bindet

       Und wie Merkur, wenn Zeus ihn schilt, entflieht,

       Schnell wie ein Sternschuß? Predigen wir Vernunft,

       So schließt die Tor und schlaft! Mannheit und Ehre,

       Wenn sie mit Gründen nur sich mästeten,

       Gewännen Hasenherz; Vernunft und Sinnen

       Macht Lebern bleich und Jugendkraft zerrinnen.

      HEKTOR

       Bruder, sie ist nicht wert, was sie uns kostet,

       Sie hier zu halten.

      TROILUS

       Was hat wohl andern Wert, als wir es schätzen?

      HEKTOR

       Doch nicht des einzeln Willkür gibt den Wert;

       Er hat Gehalt und Würdigkeit sowohl

       In eigentümlich innrer Kostbarkeit

       Als in dem Schätzer. Wahn und Tollheit ists,

       Den Dienst zu machen größer als den Gott!

       Und töricht schwärmt der Wille, der sich neigt

       Zu dem, was seine Liebe fälschlich adelt,

       Wenn innrer Wert dem Scheinverdienst gebricht.

      TROILUS

       Ich nehme heut ein Weib, und meine Wahl

       Hängt von der Leitung meines Willens ab;

       Mein Wille ward entflammt durch Aug und Ohr,

       Zwei wackre Lotsen durch die schroffen Klippen

       Von Trieb und Urteil. Sollt ich denn verstoßen,

       Wenn einst dem Willen meine Wahl mißfiele,

       Das Weib, das ich erkor! – Da ist kein Ausweg,

       Kein Wanken gilt, wenn Ehre soll bestehn.

       Wir senden nicht die Seide heim dem Kaufmann,

       Die wir verderbt, noch werfen wir verächtlich

       Übriggebliebne Speisen in den Abfall,

       Weil wir nun satt. Man hielt es wohlgetan,

       Daß Paris Rache nehm am Griechenvolk;

       Einmütger Beifall schwellt' ihm seine Segel;

       Die alten Kämpfer, Meer und Wind, sie ruhten,

       Ihm beizustehn; den Port erreicht' er schnell,

       Und statt der alten Base, dort gefangen,

       Bracht er 'ne griechische Fürstin, deren Frische

       Apollo runzlicht, welk den Morgen macht.

       Mit welchem Fug? Die Griechen halten jene!

       Und ist sie's wert? Ha, eine Perle ist sie,

       Die mehr denn tausend Schiffe jagt' ins Meer

       Und Kaufherrn schuf aus Königen.

       Gesteht ihr ein, recht wars, daß Paris ging

       – Ihr müßt; denn alles rief: Zieh hin, zieh hin! –,

       Bekennt ihr, daß ein Kleinod seine Beute

       – Ihr müßt, denn alle schlugt ihr in die Hände