Уильям Шекспир

Sämtliche Werke von William Shakespeare


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Den Ausgang eures eignen weisen Plans

       Und tut, was selbst Fortuna nicht getan,

       Entwürdgend, was ihr reicher habt geschätzt

       Als Land und Meer? Dann pfui dem schnöden Raub!

       Wir stahlen, was wir fürchten zu behalten,

       Als Dieb', unwert des so gestohlnen Guts;

       Was wir vergeltend raubten ihrem Strand,

       Scheun wir zu schützen in der Heimat Land!

      KASSANDRA

       draußen. Weint, Troer, weint!

      PRIAMUS

       Welch Laut? Welch Schrein ist das?

      TROILUS

       Die tolle Schwester; ihre Stimm erkenn ich.

      KASSANDRA

       draußen. Weint, Troer!

      HEKTOR

       's ist Kassandra!

       Kassandra kommt, in Verzückung [mit fliegenden Haaren ].

      KASSANDRA

       Weint, Troer, weint! Leiht mir zehntausend Augen,

       Und alle füll ich mit prophetschen Tränen!

      HEKTOR

       Still, Schwester, still! –

      KASSANDRA

       Jungfraun und Knaben, Männer, schwache Greise,

       Unmündge Kindheit, die nichts kann als weinen,

       Verstärkt mein Wehgeschrei! Und zahlt voraus

       Die Hälfte all des Jammers, der uns nah!

       Weint, Troer, weint! Gewöhnt eur Aug an Tränen!

       Troja vergeht, das schöne Ilium sinkt!

       Paris, der Feuerbrand, verzehrt uns alle.

       Weint, weint! O Helena, du Weh der Wehen!

       Weint! Troja brennt! Verbannt sie, heißt sie gehen!

       Geht ab.

      HEKTOR

       Nun, junger Troilus, weckt dies grause Lied

       Der prophezeinden Schwester kein Gefühl

       Der Reu im Herzen? Oder ist dein Blut

       So toll erhitzt, daß Überlegung nicht,

       Noch Furcht vor schlechtem Ausgang schlechter Sache

       Die Glut dir mäßgen kann?

      TROILUS

       Ei, Bruder Hektor,

       Wir dürfen nicht die Güte jeder Tat

       Ermessen nach dem Ausgang des Erfolgs,

       Noch unsre Herzen gleich entmutgen, weil

       Kassandra rast. Ihr hirnverrücktes Toben

       Verbittre nicht die Lust an einem Streit,

       Dem unser aller Ehre sich verpfändet

       Als wohlgeziemend. Mir für meinen Anteil

       Gilt er nicht mehr als jedem Sohn des Priam;

       Und Zeus verhüte, daß wir etwas täten,

       Verföchten, drauf beharrten, was auch nur

       Rechtmäßgen Grund zum kleinsten Tadel gäbe.

      PARIS

       Sonst dürfte wohl die Welt des Leichtsinns zeihn

       Mein Unternehmen so wie euern Rat.

       Doch, bei den Göttern, eur vollkommner Beifall

       Gab Flügel meinem Wunsch und schnitt ganz weg

       Jeglich Bedenken vor so kühner Tat.

       Denn was vermag allein mein schwacher Arm?

       Was nützt die Kühnheit eines Manns im Kampf, All derer Stoß und Feindschaft zu bestehn, Die solche Fehd erweckte? Dennoch schwör ich, Müßt ich allein den schweren Kampf versuchen Und käme nur die Macht dem Willen gleich, Nie widerriefe Paris, was er tat, Noch wankt' er im Verfolg.

      PRIAMUS

       Paris, du sprichst

       Wie einer, dem von süßen Lüften schwindelt.

       Du hast den Honig stets, die Galle sie;

       So tapfer sein verdiente Ruhm noch nie.

      PARIS

       Ich trachte nicht allein den Freuden nach,

       Die solche Schönheit ihrem Eigner bringt;

       Des holden Raubes Vorwurf wünscht ich auch

       Getilgt, indem wir ehrenvoll sie wahren.

       Welch ein Verrat an der entführten Herrin,

       Schmach euerm hohen Ruhm und Schande mir,

       Nun aufzugeben solch ein Eigentum

       Nach abgezwungenem Vergleich? Wärs möglich,

       Daß so entartete Gesinnung je

       Den Eingang fänd in eure edlen Herzen?

       Auch dem Geringsten nicht in unserm Volk

       Fehlt Mut, zu wagen und das Schwert zu ziehn

       Für Helena; und kein so Edler ist,

       Des Leben wär zu teur, des Tod unrühmlich,

       Ist Helena der Preis. Deshalb beteur ich,

       Wohl ziemt es sich, im Kampfe nicht zu weichen

       Für die, der auf der Welt nichts zu vergleichen!

      HEKTOR

       Paris und Troilus, beide spracht ihr gut

       Und habt erörtert Frag und Stand des Streits,

       Doch oberflächlich – nicht ungleich der Jugend,

       Die Aristoteles unfähig hielt

       Zum Studium der Moralphilosophie.

       Die Gründe, die ihr vortragt, leiten mehr

       Zu heißer Leidenschaft des wilden Bluts,

       Als die Entscheidung frei und klar zu schlichten,

       Was Recht und Unrecht. Denn die Rach und Wollust

       Sind tauber als der Ottern Ohr dem Ruf

       Wahrhaften Urteils! Die Natur verlangt

       Erstattung jedes Guts dem Eigner; nun,

       Wo wär in aller Menschheit näheres Anrecht,

       Als zwischen Mann und Ehfrau? Wird ein solches

       Naturgesetz verletzt durch Leidenschaft

       Und große Geister, dem betäubten Willen

       Zu leicht sich fügend, widerstreben ihm,

       So gibts in jedem Volksrecht ein Gesetz

       Als Zügel solcher wütenden Begierden,

       Die in Empörung alle Schranken brechen.

       Ist Helena des Sparterkönigs Weib

       – Wie sie's denn ist –, so ruft Moralgesetz

       Des Staats wie der Natur mit lauter Stimme,

       Sie ihm zurückzusenden. Fest beharren

       Im Unrechttun, vermindert Unrecht nicht,

       Nein, macht es schwerer. Dies ist Hektors Meinung,

       Wenn er das Recht erwägt. Gleichwohl indes,

       Ihr feurgen Brüder, neig ich mich zu euch

       In dem Entschluß, nicht Helena zu lassen.

       Denn wichtgen Einfluß hat des Streits Entscheidung

       Auf aller so wie jedes einzein' Ruhm.

      TROILUS

       Ja,