Ludwig Ganghofer

Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer


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beim Ulmenbaum!«

      Der Gotteslechner eilte durch das Mauertor und trat ins Haus. Die weiße Zenta kam ihm entgegengesprungen und kehrte mit ihm zurück in die Stube. Regungslos, das schmale Gesicht so weiß und müd wie das Antlitz einer Kranken, ruhte Jutta beim offenen Fenster in ihrem Sessel. Ihre Hände, die im Schoße lagen, hielten einen Zweig mit weißen Blüten. Als Greimold zu ihrem Sessel trat, sah er, daß sie schlummerte. »Schau, jetzt kommt ihr das Glück wie ein schöner Traum!« Er faßte ihre Hände.

      Sie erwachte und hob die verschleierten Augen. »Vater?«

      »Hast du geschlafen, Kind?«

      »Ich bin so müd gewesen. Da hab ich die Augen zugetan.«

      »Am hellen Tag? Aber schau, die Sonn ist schön! Da hab ich dich wecken müssen.«

      Das feine Ohr der Blinden hörte aus dem Klang seiner Stimme die Erregung, die er verbergen wollte. »Vater?« Sie richtete sich auf. »Du redest, als wär eine Freud in dir?«

      »Ja, Kind! Wie gut du sehen kannst! Ich bring eine Maienfreud für dich.«

      Sie lächelte matt. »Mich tät nur eins noch freuen. Das wird nimmer sein!«

      »Seit der Schnee geschwunden, hast du mich oft gefragt nach seinem Blüml. Allweil hab ich dir sagen müssen, es ist erfroren. Und jetzt –«

      Da begann sie heftig zu zittern. »Sag mir’s!«

      »Jetzt hebt das Blüml zu treiben an.«

      Mit heißer Welle floß ihr die Freude über das schmale Gesicht. In Sehnsucht streckte sie die Arme. »Tu mich führen! Laß mich das Blüml schauen!«

      »Ja, Kindl, komm! Und daß sein Blüml wieder blüht, ich mein, das ist ein gutes Zeichen.«

      Sie schien nicht zu hören. Während er sie führte, waren ihre Hände suchend ausgestreckt, und wie eine Träumende redete sie vor sich hin. »Es blüht! Ich hab’s gewußt. Sein Blüml kann nit sterben.« Als sie hinaustrat in den schönen Morgen, fühlte sie die Sonne und atmete lachend auf: »Dir, Vater, hab ich glauben müssen. Aber allweil ist in mir eine Stimm gewesen und hat anders geredet wie du.«

      »Und die hat wahr geredet!« stammelte Greimold. »Ich hab gesprochen, wie ich’s verstanden hab. Nie hätt ich mir denken können, daß ein totes Blüml wieder lebendig wird. Das ist geschehen wie ein Wunder. Da könnt ich jetzt alles andre auch noch glauben!«

      »Vater!« Sie umklammerte seinen Arm und hob in dürstendem Lauschen das heiße Gesicht.

      »Kind! Daß sein Blüml wieder blüht, das ist mir völlig, als wär’s eine Botschaft von ihm. Ich hab gemeint, daß er nimmer kommt. Und jetzt –« Lachend führte Greimold die Blinde unter den Bogen des Mauertores und nickte dem Jäger zu.

      Die Augen groß geöffnet, löste sich Jutta aus Greimolds Armen. »Vater? Da muß einer sein.« Sie streckte suchend die Hände, und der Jubel einer jähen Hoffnung erstickte fast ihre Stimme. »Ich spür, es ist einer gekommen.«

      Da klang es ihr leis entgegen : »Juttula!«

      Mit erloschenem Laut seinen Namen stammelnd, eilte sie auf ihn zu, als wäre sie sehend geworden. Als sie seine Hände fühlte, wurde sie ruhig. Wortlos stand sie vor ihm, das erhobene Gesicht übergossen vom Glanz ihrer Freude, die zierliche Gestalt und das Geringel des Goldhaares umschimmert von der Frühlingssonne. Auch Irimbert wußte kein Wort zu sprechen. Er hielt ihre Hände in den seinen. Wie ein Dürstender trinkt, so sah er in ihre großen Augen, die für ihn keinen Schleier hatten. Ihm waren sie wie ein klarer Brunnen ihrer Seele.

      Greimold sagte lachend: »Kind? Bub? Weiß denn jetzt keines von euch ein Wörtl?«

      Mit sachter Hand strich Irimbert über Juttas Haar. »Sie haben lang geblüht, die Eisblumen. War das harte Zeit für dich?«

      Da lächelte sie. »Das ist doch alles vorbei. Wie’s gewesen ist, das weiß ich nimmer. Jetzt hab ich alles vergessen. Jetzt weiß ich nur eins noch, du bist da!«

      Wieder schwiegen sie. Und Greimold sagte: »Geh, Bub, führ sie hinüber zum Ulmenbaum! Daß sie da drüben wieder sitzen kann mit dir, das ist allweil ihr Träumen gewesen.«

      Langsamen Schrittes gingen sie zur Ulme und ließen sich nieder im sonnig durchwirkten Schatten des Baumes, an dessen Zweigen das Grün noch kaum zu knospen begann. Sie saßen Hand in Hand. Greimold konnte nicht hören, ob sie sprachen; er sah nur, daß die weiße Zenta, die vor den beiden auf dem Rasen lag, verwundert und aufmerksam die Ohren spitzte und bald den Jäger betrachtete, bald wieder ihre junge Herrin.

      Aufatmend nahm Greimold die schwere Eisenhaube vom Kopf und strich mit dem Ärmel über die Stirn. »Soll doch keins am Leben verzweifeln! So schiech eine Not auch ist, es steigt doch allweil eine Freud wieder auf, wie Sonnschein nach einer bösen Nacht.« Noch einen Blick hinüberwerfend zur Ulme, schritt er durch den Bogen des Mauerbogens. Bei der Haustür trat ihm die Helgard erregt entgegen. »Hauswirt? Ist das der Jäger, von dem das Hauskind allweil geträumt hat?«

      »Ja, Gardli, der ist es.«

      Als Greimold in die Herdstube kam, hörte er die Magd in der Hofreut jauchzen und singen. »Schau nur, wie sich das Mädel freut für mein Kind! Und ist den ganzen langen Winter so eine ungute Raffel gewesen. Alles maiet! Alles im Haus!« Er ging in seine Kammer und öffnete den Deckel einer alten, mit Eisen beschlagenen Truhe. Sie barg das seidene Festgewand, das Greimolds Vater getragen hatte, als er sein Heim und Haus von Gott zu Lehen nahm. Greimold legte die Eisenhaube dazu, das Kettenhemd und das Wehrgehänge. »So! Jetzt hast du wieder Ruh, du freier Herr von Mitteralben und Vordereck!«

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