Hans Christian Andersen

Die schönsten Märchen von Hans Christian Andersen (Illustrierte Ausgabe)


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und ich werde sie auch zubereiten.«

       Inhaltsverzeichnis

      Wie sie zubereitet wurde.

      »Ich bin nicht gereist,« sagte die dritte Maus, »ich blieb im Lande, das ist das Richtige! Man braucht nicht zu reisen, man kann hier Alles ebenso gut bekommen. Ich blieb; ich habe meins nicht von übernatürlichen Wesen gelernt, habe es mir nicht erfressen oder gar mit Eulen erredet. Ich habe das meinige durch selbsteigenes Denken. Wollt Ihr nun machen, daß Ihr den Kessel über das Feuer setzt! – So! – nun Wasser hineingegossen! – ganz voll – bis an den Rand herauf, so! – jetzt mehr gefeuert! – immer brennen lassen, damit das Wasser kocht, – es muß über und über kochen! – So! – jetzt werft den Speiler hinein! – Wolle nun der König geruhen, seinen Schwanz in das sprudelnd Kochende hinein zu tauchen und mit diesem Schwanz umrühren; je länger der König umrührt, um so kräftiger wird die Suppe werden; es kostet nichts! Zuthaten sind nicht erforderlich, – nur umrühren!«

      »Kann das ein andrer nicht thun?« fragte der König.

      »Nein,« sagte die Maus, »nur in des Königs Schwanz ist die Kraft enthalten!«

      Und das Wasser kochte und sprudelte, und der Mäusekönig stellte sich dicht neben den Kessel, – es war fast mit Gefahr verknüpft, – er steckte den Schwanz aus, so wie es die Mäuse in der Milchkammer thun, wenn sie einen Napf Milch abrahmen, und sich den rahmigen Schwanz hinterher ablecken, aber er kam mit seinem Schwanz nur bis in die heißen Wasserdämpfe hinein, dann sprang er sofort vom Herde herunter.

      »Das versteht sich, natürlicherweise, Du bist meine Königin!« rief er; »mit der Suppe wollen wir es bewenden lassen, bis zu unserer goldenen Hochzeit, denn so haben die Armen meines Reiches, die da gespeist werden sollen, Etwas, worauf sie sich freuen können, und haben eine lange Freude!«

      Darauf machten sie Hochzeit; aber mehrere der Mäuse sagten, als sie nach Hause zurückkamen: »Suppe auf einem Wurstspeiler sei das eigentlich doch nicht zu nennen, es sei eher Suppe auf einem Mauseschwanze!« – Dieses und Jenes von Dem, was erzählt war, fanden sie gut gegeben; das Ganze aber hätte anders sein können! »ich würde es nun so erzählt haben, und so – – und so – –!«

      Das war die Kritik, und die ist immer so klug – hinterdrein.

      Diese Geschichte ging in die weite Welt überall hinaus, die Meinungen von ihr waren getheilt, allein die Historie selbst blieb wie sie war; das ist das Richtigste, im Großen wie im Kleinen, so auch in Betreff der Suppe auf einem Wurstspeiler, man erwarte nur keinen Dank dafür.

      Zwölf mit der Post

      Inhaltsverzeichnis

      Es war eine schneidende Kälte, sternenheller Himmel, kein Lüftchen regte sich.

      »Bums!« da wurde ein alter Topf an die Hausthüre des Nachbars geworfen. »Puff, paff!« dort knallte die Büchse; man begrüßte das neue Jahr. Es war Neujahrsnacht! Jetzt schlug die Thurmuhr Zwölf!

      »Trateratra!« Die Post kam angefahren. Der große Postwagen hielt vor dem Stadtthore an. Er brachte zwölf Personen mit, alle Plätze waren besetzt.

      »Hurrah! Hurrah hoch!« sangen die Leute in den Häusern der Stadt, wo die Neujahrsnacht gefeiert wurde und man sich beim Schlage Zwölf mit dem gefüllten Glase erhob, um das neue Jahr leben zu lassen.

      »Prost Neujahr!« hieß es, »ein schönes Weib! viel Geld! keinen Aerger und Verdruß!«

      Das wünschte man sich gegenseitig, und darauf stieß man mit den Gläsern an, daß es klang und sang – und vor dem Stadtthore hielt der Postwagen mit den fremden Gästen, den zwölf Reisenden.

      Und wer waren diese Fremden? Jeder von ihnen führte seinen Reisepaß und sein Gepäck bei sich; ja sie brachten sogar Geschenke für mich und Dich und alle Menschen des Städtchens mit. Wer waren sie, was wollten sie und was brachten sie?

      »Guten Morgen!« riefen sie der Schildwache am Eingänge des Stadtthores zu.

      »Guten Morgen!« antwortete diese, denn die Uhr hatte ja Zwölf geschlagen.

      »Ihr Name? Ihr Stand?« fragte die Schildwache den von ihnen, der zuerst aus dem Wagen stieg.

      »Sehen Sie selbst im Passe nach,« antwortete der Mann. »Ich bin ich!« Und es war auch ein ganzer Kerl, angethan mit Bärenpelz und Pelzstiefeln. »Ich bin der Mann, in Den sehr viele Leute ihre Hoffnung setzen. Komm' morgen zu mir; ich gebe Dir ein Neujahrsgeschenk! Ich werfe Groschen und Thaler unter die Leute, ja ich gebe auch Bälle, volle einunddreißig Bälle, mehr Nächte kann ich aber nicht daraufgehen lassen. Meine Schiffe sind eingefroren, aber in meinem Comptoir ist es warm und gemüthlich. Ich bin Kaufmann, heiße Januar und führe nur Rechnungen bei mir.«

      Nun stieg der Zweite aus, der war ein Bruder Lustig; er war Schauspieldirector, Director der Maskenbälle und aller Vergnügungen, die man sich nur denken kann. Sein Gepäck bestand aus einer großen Tonne.

      »Aus der Tonne,« sagte er, »wollen wir zur Fastnachtszeit die Katze herausjagen. Ich werde Euch schon Vergnügen bereiten und mir auch; alle Tage lustig! Ich habe nicht gerade lange zu leben; von der ganzen Familie die kürzeste Zeit; ich werde nämlich nur achtundzwanzig Tage alt. Beisweilen schalten sie mir zwar noch einen Tag ein – aber das kümmert mich wenig, Hurrah!«

      »Sie dürfen nicht so schreien!« sagte die Schildwache.

      »Ei was, freilich darf ich schreien,« rief der Mann, »ich bin Prinz Carneval und reise unter dem Namen Februarius

      Jetzt stieg der Dritte aus; er sah wie das leibhaftige Fasten aus, aber er trug die Nase hoch, denn er war verwandt mit den »vierzig Rittern« und war Wetterprophet. Allein das ist kein fettes Amt, und deshalb pries er auch die Fasten. In einem Knopfloche trug er ein Sträußchen Veilchen, aber diese waren sehr klein.

      » März! März!« rief der Vierte ihm nach und schlug ihn auf die Schulter; »riechst Du nichts? Geschwind in die Wachtstube hinein, dort trinken sie Punsch, Deinen Leib- und Labetrunk; ich rieche es schon hier außen. Marsch, Herr Martius! – Aber es war nicht wahr, der wollte ihn nur den Einfluß seines Namens fühlen lassen, ihn in den April schicken; denn damit begann der Vierte seinen Lebenslauf in der Stadt. Er sah überhaupt sehr flott aus; arbeiten that er nur sehr wenig; desto mehr aber machte er Feiertage. »Wenn es nur etwas beständiger in der Welt wäre,« sagte er; »aber bald ist man gut, bald schlecht gelaunt, je nach Verhältnissen; bald Regen, bald Sonnenschein; Ein- und Ausziehen! Ich bin auch so eine Art Localvermiethungscomptoiragent, auch Leichenbitter; ich kann lachen und weinen, je nach Umstanden! Im Koffer hier habe ich Sommergarderobe, aber es würde sehr thöricht sein, sie anzuziehen. Hier bin ich nun! Sonntags geh' ich in Schuhen und weißseidenen Strümpfen und mit Muff spazieren.«

      Nach ihm stieg eine Dame aus dem Wagen. Fräulein Mai nannte sie sich. Sie trug einen Sommeranzug und Gallochen, ein lindenblattgrünes Kleid, Anemonen im Haare und dazu duftete sie dermaßen von Waldmeister, daß die Schildwache nießen mußte. »Zur Gesundheit und Gottes Segen!« sagte sie, das war ihr Gruß. Wie sie niedlich war! Und Sängerin war sie, nicht Theatersängerin, auch nicht Bänkelsängerin, nein, Sängerin des Waldes; – den frischen grünen Wald durchstreifte sie und sang dort zu ihrem eigenen Vergnügen.

      »Jetzt kommt die junge Frau!« riefen sie drinnen im Wagen, und ausstieg die junge Frau, sein, stolz und niedlich. Man sah es ihr an, daß sie, Frau Juni, von faulen Siebenschläfern bedient zu werden gewohnt war. Am längsten Tage des Jahres gab sie große Gesellschaft, damit die Gäste Zeit haben möchten, die vielen Gerichte der Tafel zu verzehren. Sie hatte zwar ihre eigene Equipage; allein sie reiste dennoch mit der Post wie die Andern, weil sie zeigen wollte, daß sie nicht hochmüthig sei. Aber ohne Begleitung war sie nicht; ihr jüngerer Bruder Julius war bei ihr.

      Er