Günter Dönges

Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman


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      Dave Landers!

      Ein Irrtum war ausgeschlossen.

      Landers drückte die inzwischen reparierte Glastür auf und betrat die ersten Stufen, die hinunter zum Gehsteig führten.

      Stan Harris holte die Magnum unter der Jacke hervor. Es handelte sich um eine automatische Pistole mit superlangem Lauf, die fast an ein Gewehr erinnerte. Harris nahm sich Zeit.

      Er visierte Landers genau an. Das maskenhafte Grinsen seines Gesichtes wirkte in diesen Sekunden wie die Maske des Todes. Harris’ Augen leuchteten gefährlich.

      Landers schien unschlüssig zu sein.

      Hatte er Lunte gerochen?

      Er blieb jedenfalls auf den ersten Stufen stehen und sah sich suchend um. Dann schien er zurück ins Haus gehen zu wollen.

      In diesem Augenblick feuerte Harris seinen ersten Schuß ab.

      Landers wurde getroffen.

      Er warf die Arme hoch in die Luft und brach zusammen.

      Zwei Männer stürzten aus der Halle und schleiften Landers zurück ins Haus.

      Stan Harris grinste boshaft. In seinen Mundwinkeln hatten sich kleine Speichelbläschen gebildet. Liebend gern wäre er hier am Fenster geblieben und hätte sich den ganzen Wirbel nach solch einem Treffer angesehen.

      Als wenig später aber die Sirene eines Polizeistreifenwagens zu hören war, setzte er sich ab. Er brannte darauf, dem Chef Meldung zu erstatten. Die Panne mit Parker auf der Bowlingbahn war damit ausgebügelt. Der Chef konnte sich auf ihn verlassen. Jetzt waren Rander und Parker an der Reihe!

      *

      »Darf ich um Ihren Namen bitten?«

      Josuah Parker stand vor dem kleinen Tischchen und hatte den Telefonhörer in der Hand. Er nahm ein Gespräch entgegen, das kurz vor dem Abendessen erfolgte. Mike Rander hielt sich vor der großen Bücherwand auf. Er suchte nach einem juristischen Kommentar.

      Parker legte den Hörer auf. Er wandte sich seinem jungen Herrn zu.

      »Was war los?« wollte Mike Rander wissen.

      »Ein sogenannter anonymer Anruf, Sir.«

      »Man will uns sicher einen Tip geben, wie?«

      »Das ist der Fall gewesen, Sir. Der Anruf bezog sich auf das rätselhafte Verschwinden von Mr. Steve Morris.«

      »Tatsächlich?« Rander schob das Buch ins Regal zurück.

      »Der Anrufer, der übrigens sehr undeutlich sprach und dessen Stimme verzerrt klang, Sir, will angeblich wissen, wo Mr. Morris sich aufhält.«

      »Und wo soll er stecken?«

      »Man bietet uns den Hafen an, Sir.«

      »Das riecht aber nach einer Falle, Parker.«

      »Gewiß, Sir. Ich möchte unterstellen, daß. Stan Harris dort auf uns wartet. Nach seinem Ärger mit den Bowlingkugeln brennt er sicher darauf, sich an Ihnen und meiner Wenigkeit zu rächen.«

      »Soll er warten, Parker. Nach seinem Attentat auf Landers braucht er eine kleine Verschnaufpause.«

      »Ich gebe zu bedenken, Sir, daß die Möglichkeit besteht, sich dieses Stan Harris zu versichern.«

      »Sie wollen auf den Anruf eingehen?«

      »Es wäre zu überlegen, Sir. Stan Harris ist tatsächlich eine potentielle Gefahr. Je schneller er hinter Schloß und Riegel wandert, desto besser für den Fall. Mr. Harris stört die allgemeine Entwicklung.«

      »Also schön«, seufzte Mike Rander auf. »Packen wir’s, Parker! Sie würden mich früher oder später ja doch weich machen.«

      Nach knapp zehn Minuten waren sie ausgehbereit.

      Bevor sie allerdings den Dachgarten verließen, vergewisserten sie sich, daß sie nicht schon im Haus selbst von Harris überfallen und beschossen werden konnten.

      Die private Fernsehanlage erwies sich dazu als ungemein wertvoll und nützlich.

      Parker suchte mit ihr erst mal den kleinen, viereckigen Korridor ab, in den der Lift mündete.

      Er war leer.

      Butler Parker schaltete die übrigen Fernsehsender ein.

      Die Eingangshalle des großen Wohn- und Geschäftsblocks war auf dem Bildschirm deutlich zu sehen. Sie zeigte jede Einzelheit, nur nicht Stan Harris. Und schließlich lieferte sie noch ein Bild aus der Tiefgarage. Aber auch hier schien Stan Harris sich nicht versteckt zu haben.

      »Der Weg ist frei, Sir«, meldete er seinem jungen Herrn.

      »Sicher ist sicher, Parker, wir gehen durchs Nachbarhaus«, meinte der Anwalt. »Auf Ihren Privatwagen werden Sie verzichten müssen. Der würde zu sehr auffallen.«

      Jetzt zeigte sich, welch einen Fuchsbau Mike Rander und Butler Parker sich angelegt hatten.

      Sie verzichteten auf den Lift.

      Vom Dachgartenhaus aus stiegen sie über eine Wendeltreppe in die Räume einer unter dem Dach befindlichen Tarnfirma, deren Räume nicht benutzt wurden. Und von dort aus traten sie durch einen gut gesicherten Geldschrank aus in das Nachbarhaus. Auch hier befanden sich die Räume einer Tarnfirma, die Mike Rander bezahlte.

      Innerhalb weniger Minuten standen sie dann in dem Lift des Nachbarhauses und fuhren in den Keller hinunter. Über den verwinkelten Hof erreichten sie eine Querstraße und hatten nur noch wenige Schritte bis zu einem Taxistand.

      Mike Rander nannte die bewußte Adresse im Hafen. Es war mehr als fraglich, ob ein Beobachter des Dachgartenhauses gemerkt hatte, daß Mike Rander und sein Butler sich auf den Kriegspfad begeben hatten …

      *

      »Hier muß es sein …!«

      Mike Rander deutete auf die hohen Ziegelmauern, die Aussatz zu haben schienen. Große Flächen des Verputzes waren abgeblättert. Das Licht einer vom Seewind bewegten Bogenlampe warf häßliche Schlagschatten. Die ganze Atmosphäre roch förmlich nach Mord, Verbrechen und Überfall.

      Vom nahen Hafen her war das langgezogene, fast klagende Tuten der Bugsierschlepper zu hören. Ganz in der Nähe rasselte und schepperte ein Fließband, kreischten die Seilzüge eines Verladekrans.

      Die Adresse, die der anonyme Anrufer angegeben hatte, entpuppte sich als ein niedriger Lagerschuppen, der mit der Stirnseite zur Straße stand. Zur Straße hin gab es zwei Büroetagen. Bis auf zwei Fenster war sonst alles unbeleuchtet.

      »Das kann ins Auge gehen«, warnte Mike Rander, als Josuah Parker unbekümmert auf den Eingang des Hauses zugehen wollte.

      »Man sollte es darauf ankommen lassen, Sir«, gab der Butler ruhig zurück. »Meiner bescheidenen Ansicht nach ist mit einer Schießerei nicht zu rechnen.«

      »Das müssen Sie Harns sagen und nicht mir«, erwiderte Mike Rander, dem unbehaglich war. Dennoch folgte er seinem Butler. Bisher war er noch niemals schlecht beraten gewesen, wenn er sich seinem Butler anvertraut hatte.

      Butler Parker wartete, bis sein Herr dicht hinter ihm war. Als die beiden Männer im unteren Korridor standen, schritt der Butler zielbewußt auf einen Sicherungskasten zu, der an der Wand befestigt war. Sekunden später erlosch das Licht. Parker hatte die Hauptsicherung herausgeschraubt.

      »Ich habe mir erlaubt, gleichwertige Verhältnisse herzustellen«, sagte er zu Mike Rander. »Falls Mr. Harris im Haus ist, wird er ebenso unter der Dunkelheit leiden wie wir, Sir.«

      »Hoffentlich, Parker, hoffentlich«, murmelte der junge Anwalt. Er hatte längst seine Schußwaffe in der Hand.

      Wenig später betrat der Butler die Treppe.

      Falls er und Mike Rander beobachtet wurden, so ergaben sich einige peinliche Verzerrungen.

      Parker benutzte das Licht seiner kleinen