Alexander von Ungern-Sternberg

Berühmte deutsche Frauen des achtzehnten Jahrhunderts


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       Alexander von Ungern-Sternberg

      Berühmte deutsche Frauen des achtzehnten Jahrhunderts

      Historische Biografien: Gräfin Aurora von Königsmarck, Fürstin Amalie von Gallitzin, Caroline Neuber

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      2017 OK Publishing

      ISBN 978-80-272-3786-9

      Inhaltsverzeichnis

       Vorwort

       Gräfin Aurora Königsmark

       Fürstin Amélie Galitzin

       Anna Louise Karsch

       Angelika Kaufmann

       Elisabeth Mara

       Frau von Krüdener

       Caroline Neuber

      Vorwort

       Inhaltsverzeichnis

      Keine Biographien sollen diese Darstellungen sein, keine historischen Aufsätze in strengem und belehrendem Styl, sondern Bildnisse an die bunte Teppichwand des Jahrhunderts geheftet, in einem Rahmen, wie er dem jedesmaligen Portrait zukommt, bald barock, bald zierlich, bald ein einfacher Goldleisten, immer aber im Zusammenhange mit den Ornamenten des Saals, mit dem Schmuck des Amöblements, mit dem Muster des Teppichs. Das Jahrhundert bleibe dem Beschauer immer gegenwärtig: neben den einzelnen Gestalten laufe noch immer die Arabeske der Zeit fort, ja die einzelnen Gestalten seien nur Ausläufe und Endknospen der Arabeske. So hat's der Autor mit diesen Bildnissen gemeint. Wir besitzen, obgleich nicht sehr zahlreich, Biographien über die meisten dieser Frauen, es wäre die Aufgabe des Historikers, diese mangelhaften Aufsätze zu ergänzen, kritisch das Gegebene zu beleuchten, das Fehlende zu ergänzen; aber diesen Zweck hatte der Sammler und Aufsteller dieser Bilder nicht vor Augen; ihm lag es daran, neben der gewissenhaften Zusammenstellung der Facta auch die Blüthenfrische des ehemaligen Lebens wieder herzustellen. Eine Biographie darf kalt, trocken, selbst gewissermaßen geistlos sein, und erfüllt dennoch ihre Aufgabe; ein Portrait muß neben der materiellen Wahrheit, durch ursprüngliches Leben, durch vibrirenden Reiz, durch Süße und Lieblichkeit des Ausdrucks fesseln, interessiren, erfreuen. Thut es das nicht, so ist's mißlungen. Ein Biograph braucht kein Bildnißmaler zu sein, ein Bildnißmaler muß aber nothwendig zugleich Biograph sein, wenn auch kein schulgerechter, strengkritischer. Ihm ist die Lebendigkeit seines Bildes die Hauptsache, jenem die Treue; ihm sind tausend Dinge wichtig, die zur Verstärkung des Ausdrucks, zur Förderung der größern Lebendigkeit dienen, er geht mit Liebe auf Nebendinge ein und schildert tausend kleine Details der Zeit, immer im Streben, seinem Hauptbilde frischeren Reiz zu verleihen; dem wissenschaftlichen Biograph ist's nur ums Factum zu thun, um die Feststellung eines Datums, die Beseitigung eines historischen Zweifels. Nicht die geschwungene Linie der Schönheit, sondern die gerade mathematische Linie, die am schnellsten und sichersten zum Zielpunkte führt, ist ihm die liebste. Um sprechend ähnliche und belebte Bildnisse zu malen, muß man etwas vom Dichter in sich haben, um gute Biographien zu schreiben gehört's nur, daß man ein gebildeter und gewissenhafter Kritiker und Sammler sei. Aus diesen Erörterungen folgt, daß dieses Buch nicht bestimmt ist in die Hände der Gelehrten vom Fach zu gelangen, sondern der Gunst des größern gebildeten Publikums anempfohlen wird, besonders den Frauen, die sich an den Gestalten der berühmten ihres Geschlechts erfreuen mögen, bald lächelnd über diesen oder jenen seltsamen Zug, der heutzutage eher Spott als Ruhm zur Folge haben würde, bald wahrhaft angeregt und zur Nachfolge begeistert durch große Tugenden und liebenswürdige Eigenschaften einer mit vollem Recht Berühmten. Hier und da sind die Bildnisse so aufgefaßt, daß auch die kokette Tracht, die seltsame Mode des Jahrhunderts, ein Blumenbouquet, ein schief aufgesetztes Hütchen, eine gepuderte Locke und ein Schönpflästerchen gerade sichtbar genug werden, um unseren schönen oder berühmten Zeitgenossinnen ein Lächeln über ihre Schwestern aus dem achtzehnten Jahrhundert zu entlocken: auch dies gehört zu dem, was wir früher über die Lebendigkeit eines Portraits sagten. Es ist die malice blanche des Portraitmalers, die das Recht jedes selbständigen Malers ausmacht, wenn er sie nur gehörig versteckt zu üben versteht, so daß man ihm nicht offener Bosheit anklagen kann. Befriedigt wird der Sammler und Aufsteller dieser Bildnisse sein, wenn dem Beschauer ein treffendes, wenn auch flüchtiges Bild des ganzen achtzehnten Jahrhunderts, dieses Jahrhunderts voll Glanz und Frivolität, voll Geist und Schönheit, aufgeht. Dahin ist hingearbeitet worden. Wir haben keine Memoirensammlungen, wie die Franzosen und Engländer, wir haben keinen St. Simon und keinen Chesterfield, der mit uns den Gang durch die Säle des glänzenden Jahrhunderts machte, um so mehr ist's Pflicht desjenigen, der die Glanzpunkte jener Tage darzustellen sich bemüht, der die beliebtesten und gefeiertsten Schauspielerinnen jener Zauberbühnen neu belebt und vorführt, daß er alle Mittel anwende, um nicht allein die einzelne Gestalt, sondern auch ihre ganze Umgebung dem Auge des Lesers mit jener Lebendigkeit vorzuführen, die ihn den Mangel an geistvollen und lebensfrischen Memoiren nicht fühlen läßt. Es wäre eine Thorheit, das Leben der Markgräfin von Baireuth, Friedrich des Einzigen Schwester, zu schildern, denn sie hat es selbst schon gethan, und zwar mit der größten Frische und Lebendigkeit der Auffassung; hätten wir über unsere anderen berühmten Frauen ähnliche Memoiren, so wäre ein solches Buch, wie das vorliegende, nicht allein überflüssig, sondern es könnte nur schädlich wirken, indem es schlecht wiederholte, was sehr gut im Original schon vorhanden ist, und vom Genuß der Quelle abhielte.

      Gräfin Aurora Königsmark

       Inhaltsverzeichnis

      Um das Bild dieser berühmten Geliebten Königs August des Starken, die Voltaire die merkwürdigste Frau zweier Jahrhunderte nennt, dem Beschauer in das rechte Licht zu stellen, ist es unumgänglich nöthig einige von ihren Ahnen vorher flüchtig zu skizziren. Es sind interessante Gestalten darunter, Gestalten, welche die geschichtlichen Costüme zweier Jahrhunderte auf anziehende und für die Forscher belehrende Weise tragen; sie bilden einen Zug, der von der Grenze des dreißigjährigen Kriegs bis zu der des siebenjährigen herüberschreitet. Wahrlich, einen Verlust für deutsches Wissen kann man's nennen, daß wir so wenig Familiengeschichten besitzen. Hier ist eine, die, wenn auch flüchtig, bald aus diesem, bald aus jenem Archiv zusammengetragen, dennoch den vollen Reiz solcher Urkunden besitzt und Blicke in das innerste Leben der Zeit thun läßt. Wir sehen ein stolzes, reiches Geschlecht mit großem Geräusch über die Bühne der Welt gehen; die Männer entweder Helden oder Abenteurer, die Frauen entweder keusche Vestalinnen, treffliche Matronen, oder reizende Verführerinnen, anmuthig herumirrende Unheilstifterinnen. Ewig Tumult, ewig Intriguen, Prozesse und Geldnoth; stets befindet sich eine ganze Abtheilung der Familie auf Reisen, man kommt nie zur Ruhe, aber das ist's gerade, was diese seltsame Sippschaft interessant macht. Wir lernen durch sie fast das ganze damalige Europa kennen, sogar etwas von Asien und Afrika; der Türkenkrieg, die polnische Revolution, die deutschen Zwistigkeiten, alles findet seinen Platz; der Luxus und die Sittenzerrüttung der kleinen und großen