Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman


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gebeizter Zaun umgab das weitläufige Grundstück. Es sah wunderhübsch aus, so richtig heimatlich.

      »Das wird es sein!«, rief Inge Auerbach überrascht und glücklich aus. »Dies ist der Sonnenwinkel!« Niemand von ihnen ahnte, wie schicksalhaft der bezaubernde Sonnenwinkel für sie alle werden würde.

      Inge ließ den Wagen ausrollen. Hannes sprang als Erster hinaus. »Da steht unser Name!«, brüllte er los. »Tatsächlich, Mami hatte recht. Menschenskind, Papi muss im Lotto gewonnen haben. Das ist ja eine tolle Hütte.«

      Es war ein himmlisches Haus. Augenblicklich vertraute Inge ihrem Mann restlos. Sein Entschluss, hier ein Haus zu kaufen, war schon recht. Tief atmete sie die reine Luft ein und blickte sich um. Die Gartentür war zugeschlossen, die Garage ebenfalls. Ihre glatte Stirn legte sich in Falten. Wo um Himmels willen steckte denn nur Werner? Und wo waren die Möbelwagen?

      »Vielleicht macht Papi ein Nickerchen«, vermutete Hannes. »Ich steig mal über den Zaun.«

      Bambi stand mit gefalteten Händen da. »Das ist das allerschönste Haus, was ich gesehen habe«, flüsterte sie.

      »Rein können wir nicht«, erklärte Hannes schulterzuckend. »Hoffentlich hat sich Papi nicht im Tag geirrt.«

      Möglich war bei ihm alles, aber das wohl doch nicht. Schließlich hatten sie noch gestern miteinander telefoniert, außerdem war Henrikes Geburtstag. Den hatte er wirklich noch nie vergessen.

      »Schauen wir uns ein bisschen um«, lenkte Inge ein, damit keine allzu große Ungeduld aufkam. »Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass wir schon mittags hier sind.«

      Bambi hatte eine Antenne für kritische Stimmungen. »Guck mal, da ist ein Schloss!«, rief sie aus.

      »Das ist ’ne Burg«, stellte Hannes fest. »’ne richtige Raubritterburg.« Sein Interesse war bereits geweckt.

      Die Burg war weiter entfernt, als es den Anschein hatte. Ein schmaler Wiesenweg führte bergan. Vor einer Holztafel blieb Hannes, der ihnen vorausgeeilt war, stehen.

      »Nun hört mal zu und staunt!«, rief er lauthals. »Wir werden hier doch nicht so mutterseelenallein sein. Hier steht: Hier entsteht die Siedlung Erlenried. Zum Verkauf stehen dreißig Einfamilienhäuser. Auskünfte erteilt der Architekt Carlo Heimberg.«

      »Nun halt mal die Luft an«, fiel ihm Henrike ins Wort. »Dreißig Häuser, ich sehe aber auch nicht ein einziges. Das wird auch so ein Schwindel sein.«

      »Was nicht ist, kann ja noch werden«, meinte ihre Mutter begütigend. »Hier haben noch mehr Häuser Platz. Und wo Häuser gebaut werden, entstehen auch Läden.«

      Eine schlanke junge Dame im schicken Trachtenkostüm trat aus dem Park, der sich zu Füßen der Burg, die die Auerbachs eben entdeckt hatten, ausdehnte. Kastanienbraunes Haar umgab ein ovales, klassisch geschnittenes Gesicht, in dem helle graue Augen leuchteten. Ihre Haltung war sehr selbstbewusst, doch um ihren Mund lag ein heiteres Lächeln, als sie näher kam.

      »Interessieren Sie sich für die neue Siedlung?«, fragte sie freundlich. »Mein Name ist Alexandra von Rieding.«

      »Inge Auerbach«, stellte sich diese vor. »Meine Kinder Henrike, Hannes und Bambi. Uns interessiert die Umgebung. Mein Mann kauft das Haus dort unten.«

      »Dann werden wir ja Nachbarn«, meinte Alexandra von Rieding erfreut. »Ein bisschen entfernt zwar, aber man freut sich ja über nette Leute in der Nähe.«

      »Papis Auto!«, brüllte Hannes los und setzte sich in Bewegung.

      »Na, Gott sei Dank«, murmelte Henrike.

      »Entschuldigen Sie bitte, Frau von Rieding«, sagte Inge rasch, »aber wir werden uns ja sicher bei Gelegenheit noch treffen.«

      »Bestimmt. Ich wünsche Ihnen einen guten Einstand.« Leicht strich sie Bambi über das Köpfchen. »Und dich werden wir ja hoffentlich recht oft bei uns sehen. Wir haben Kinder sehr gern.«

      »Sie ist sehr nett, nicht wahr, Mami?«, flüsterte Bambi, als sie sich nun eilends auf den Rückweg begaben. Henrike und Hannes waren schon bei ihrem Vater angelangt. Er hatte das Gartentor aufgeschlossen. Weit breitete er seine Arme aus und umfing seine Frau und Bambi gleichzeitig.

      »Herzlich willkommen in unserem neuen Heim, meine Lieben«, sagte er mit dunkler Stimme.

      »Bin ja so froh, dass dir nichts passiert ist«, wisperte Bambi.

      »Und wo hast du gesteckt?«, fragte Henrike.

      »Das wird drinnen erzählt«, antwortete er lächelnd. »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe.«

      Es war vergessen, als sie in die Diele traten, die mit wunderschönen Bauernmöbeln ausgestattet war.

      »Guter Gott, es ist ja alles aufgeräumt!«, rief Inge aus.

      »Alles nicht, aber doch das Wichtigste, damit wir den Geburtstag unserer Henrike feiern können«, erwiderte Werner Auerbach. »Mein liebes Kind, meine kleine, große Ricky, tausend gute Wünsche.« Er küsste sie zärtlich, und aller Unwillen war aus Henrikes reizendem Gesicht verschwunden.

      »Danke, Papi«, sagte sie im zärtlichen Ton, der verriet, wie innig sie mit ihrem Vater verbunden war.

      »Das Geschenk kommt später, deswegen musste ich noch mal weg«, meinte er geheimnisvoll.

      Ihr neues Heim war ein Traumhaus. Fassungslos stand Inge Auerbach in dem großzügigen Wohnraum, der mit ihren Möbeln und Teppichen schon fast komplett eingerichtet war. Nur die Bilder fehlten noch und einige Kleinigkeiten.

      »Da hast du ja schwer geschuftet, Papi«, staunte Hannes. »Wo du doch sonst zwei linke Hände hast.«

      »Du respektloser Bengel!« Der Hausherr lachte. »Nun, Ingelein, mein Liebes, habe ich dir zu viel versprochen?«

      »Viel zu wenig.« Tränen standen in ihren Augen, als sie weiterging. »Es ist ein schönes Haus, ein wunderbares Heim für uns und unsere Kinder. War es nicht irrsinnig teuer, Werner?«, fragte sie dann besorgt.

      »Nicht teurer, als wir es uns leisten können«, beruhigte er sie.

      Es kann gar nicht wahr sein, dachte Inge später, als sie das Essen zubereitete. Ich träume! Aber sie träumte nicht. Sie befand sich in der Traumküche, die sie sich schon immer gewünscht hatte. Auf einem vollautomatischen Herd brutzelten die Schnitzel, aus dem Wasserhahn kam warmes Wasser, eine Geschirrspülmaschine war vorhanden, und neben dem Kühlschrank auch eine Tiefkühltruhe, gefüllt natürlich.

      Es war ein Paradies, und schon jetzt war sie entschlossen, sich niemals daraus vertreiben zu lassen.

      Professor Werner Auerbach war indessen mit seinen Kindern auf die Terrasse gegangen, die ihnen ein fassungsloses Staunen entlockte.

      Sie war überdacht und hatte einen offenen Kamin. Ein kleiner Springbrunnen erzeugte lustige Fontänen, die ins Becken zurückplätscherten.

      »Zwick mich doch mal, Papi«, flüsterte Bambi.

      »Aber warum denn, Schätzchen?«

      »Damit ich weiß, dass ich nicht träume«, raunte sie.

      »Du träumst nicht, Bambi.« Er hob sie empor und drückte sie an sich. »Wenn es auch ein bisschen abgelegen ist, aber ein schöneres Haus konnte ich weit und breit nicht finden.«

      *

      »Ich möchte nur wissen, wie wir in die Schule kommen sollen«, meinte Hannes, als sie gesättigt waren.

      Werner Auerbach zwinkerte vergnügt mit den Augen. »Das wird sich finden.« Lauschend hob er den Kopf. »Gleich werdet ihr es sehen«, meinte er verschmitzt.

      Er eilte hinaus, und alle folgten ihm. Zwei Autos standen vor dem Haus. Ein neues Kabriolett und ein Volkswagen. Zwei junge Männer entstiegen ihnen.

      »Guten Tag, Herr Professor«, sagte der eine, »sind wir pünktlich?«

      »Auf die Minute«, versicherte