Barbara Schneider

Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf


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ein Gespenst in Deutschland umging: die Quotenfrau. Wenn man heute von ihr hört, dann eher im Zusammenhang mit TV-Sendern: Anne Will oder früher Sabine Christiansen – die Quotenfrauen der ARD.

       Das sagen Frauen:

       »Das Wort von der Quotenfrau habe ich schon lange nicht mehr gehört. Negativ war es für mich nie, denn die Männer waren quasi auch Quotenmänner, eben Vertreter der informell existierenden 100-Prozent-Männer-Quote. Ich glaube, dass die Quote – auch wenn sie so nicht von anderen Parteien übernommen wurde – eine enorme Wirkung in die gesamte Gesellschaft hinein gehabt hat. Frauen haben gesehen, dass alte Strukturen veränderbar sind.«

      RENATE KüNAST in: Illner, Maybrit: Frauen an der Macht

       Qualität statt Quote

      Wann immer Umfragen zur Einführung von Quotenregelungen gemacht wurden und werden, stehen Frauen – zumindest in Deutschland – dem Hilfsmittel Quote skeptisch und ablehnend gegenüber. Staatlich verordnete Frauenförderung bleibt für die meisten Frauen und Firmen ein Tabu. Qualität statt Quote, heißt es dann. Allerdings sind gerade auch in Deutschland die Aufsichtsratsnetzwerke ein Paradebeispiel für Old Boys’ Networks – den eigentlichen Big Boys’ Networks. Die meisten mächtigen Männer tauchen hier immer wieder auf.

      Ein Beispiel, das Schule machen könnte, ist Norwegen. Dort hat man sich immerhin an die Aufsichtsräte der börsennotierten Unternehmen herangetraut und per Gesetz eine Frauenquote eingeführt: In den Aufsichtsräten der 474 börsennotierten Unternehmen müssen seit Januar 2008 mindestens 40 Prozent Frauen sitzen. Sonst drohten harte Sanktionen. Interessanterweise hatte man vor der Quotenregelung zunächst auf Freiwilligkeit der Unternehmen gesetzt, was offensichtlich nicht funktioniert hat. Der Stand Anfang 2008: Ein paar Unternehmen haben das Gesetz ausgetrickst und die Rechtsform geändert, elf Unternehmen behaupten, trotz intensiver Suche keine fähige Frau gefunden zu haben (darunter ein Fußballverein), der Großteil der Unternehmen hat die Auflagen erfüllt. Geht doch! Das norwegische Modell hat erste Nachahmer gefunden. Auch Spanien hat vorgegeben, dass in acht Jahren die Frauenquote von 40 Prozent in den Aufsichtsräten erreicht werden soll. Eine radikale und mutige Maßnahme, denn Quotenregelungen bleiben nach wie vor umstritten und mit einem negativen Beigeschmack behaftet – auch für die meisten Frauen.

       Mehr Frauen, aber keine Quote!

      Neueste Umfragen wie die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegebene Studie »Frauen in Führungspositionen – Barrieren und Brücken« belegen die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Zwar findet die Forderung nach mehr Frauen in Aufsichtsräten große Unterstützung – nicht nur bei Frauen (89 Prozent), sondern auch bei Männern (76 Prozent), gesetzlich geregelt wollen beide das aber nicht sehen. Noch vehementer abgelehnt wird die Quote für den operativen Bereich: 90 Prozent der Manager und 84 Prozent der Managerinnen sind der Meinung, dass deutsche Unternehmen keine Frauenquoten brauchen.

      Kein Wunder, dass die Ankündigung der Deutschen Telekom im März 2010, eine Frauenquote für Führungskräfte einzuführen, eine mediale Welle auslöste. Die Reaktionen reichten von überfällig bis überflüssig. Bei näherem Hinschauen ist die Quote zwar mehr eine freiwillige Selbstverpflichtung, aber wer das mit solchem Getöse verkündet, der wird sich spätestens 2015 die Nachfrage gefallen lassen müssen, wie es aussieht mit den Frauenanteilen. Hoffen wir das Beste. Denn wenn die Telekom es in fünf Jahren schafft, 30 Prozent ihrer mittleren und oberen Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, dann hat man dort in fünf Jahren das erreicht, was die Frauenförderung seit dreißig Jahren versucht.

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