absichtlich zugesteckt? Wozu? Welchen Zweck sollte ich dabei gehabt haben? Was habe ich zu schaffen mit dieser …«
»Wozu? Das ist es ja eben, was ich selbst nicht verstehe; aber daß ich eine wahre Tatsache erzähle, das ist sicher! Ich irre mich ganz und gar nicht, Sie abscheulicher Mensch, Sie Verbrecher; ganz im Gegenteil erinnere ich mich genau, wie mir aus diesem Anlaß gleich damals eine bestimmte Frage in den Kopf kam, nämlich als ich Ihnen dankte und Ihnen die Hand drückte. Ich fragte mich nämlich, warum Sie es ihr eigentlich heimlich in die Tasche gesteckt hätten. Das heißt, warum gerade heimlich? Sollten Sie das wirklich nur deswegen getan haben, weil Sie es vor mir verheimlichen wollten, da Sie wußten, daß ich der entgegengesetzten Meinung bin und die private Wohltätigkeit verwerfe, die ja doch nie eine radikale Heilung herbeiführt? Na, ich kam schließlich zu der Meinung, Sie möchten sich wohl tatsächlich vor mir darüber schämen, daß Sie einen solchen Batzen Geld weggäben, und außerdem dachte ich, Sie wollten ihr vielleicht eine Überraschung bereiten und sie in Staunen versetzen, wenn sie in ihrer Tasche volle hundert Rubel fände; denn manche Wohltäter lieben es sehr, ihren Wohltaten in solcher Weise noch einen besonderen Anstrich zu geben; das weiß ich recht wohl. Dann kam mir auch der Gedanke, daß Sie sie vielleicht auf die Probe stellen wollten, ob sie wohl, wenn sie das Geld fände, kommen würde, um sich zu bedanken. Dann, daß Sie vielleicht dem Danke aus dem Wege gehen wollten, … na, wie man so sagt, daß die rechte Hand nicht wissen soll, … kurz, etwas in dieser Art. Nun also, es kamen mir damals eine ganze Menge verschiedener Gedanken in den Sinn, so daß ich beschloß, über alles dies später nachzudenken; ich hielt es aber für taktlos, Ihnen gegenüber zu äußern, daß ich um Ihr Geheimnis wisse. Gleich darauf jedoch fiel mir ein, Sofja Semjonowna könnte am Ende gar das Geld verlieren, ehe sie von seinem Vorhandensein etwas gemerkt hätte; darum beschloß ich, hierherzugehen, sie herauszurufen und ihr mitzuteilen, daß ihr ein Hundertrubelschein in die Tasche gesteckt worden sei. Da ich aber dabei an dem Zimmer der Kobyljatnikowschen Damen vorbeikam, so ging ich vorher noch zu ihnen hinein, um ihnen die ›Allgemeine Kritik der positiven Methode‹ zu überbringen und ihnen besonders einen Artikel von Piderit (übrigens auch einen von Wagner) zu empfehlen; dann kam ich hierher und wurde hier Zeuge dieser abscheulichen Szene! Hätte ich denn nun alle diese Gedanken haben, alle diese Überlegungen anstellen können, wenn ich nicht tatsächlich gesehen hätte, daß Sie ihr die hundert Rubel in die Tasche steckten?«
Als Andrej Semjonowitsch seine wortreichen Erläuterungen mit einer so logischen Folgerung abgeschlossen hatte, war er ganz matt geworden, und der Schweiß rann ihm vom Gesichte. Denn leider besaß er nicht die Fähigkeit, seine Gedanken auf russisch klar und deutlich darzulegen (übrigens beherrschte er auch keine andere Sprache), so daß er jetzt nach seiner sachwalterischen Großtat auf einmal ganz erschöpft war; ja, es sah sogar so aus, als ob er davon magerer geworden wäre. Trotzdem hatte sein Rede ganz außerordentlich gewirkt. Er hatte mit so lebhaftem Affekt und in so echtem Tone eigener Überzeugung gesprochen, daß ihm offenbar alle glaubten. Pjotr Petrowitsch fühlte, daß seine Sache schlecht stand.
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