über die Decken, die im Schutz eines Schirmes von Grün und Blättern ausgebreitet lagen, auf das Feuer und die schwarze verbeulte Kaffeekanne, auf die abgenutzte Axt, die halb in einem Baumstamm vergraben war, und zuletzt auf Saxon. Sein Blick fiel auf sie mit einem bedächtig forschenden Ausdruck. Aber sie half ihm nicht im geringsten.
»Ja«, sagte er schließlich, »du brauchst nur Bud Stroters zu schreiben, dass ich den Alten nebst seinem verfluchten Angebot gehenkt sehen will! Und da wir gerade mal dabei sind, so glaube ich, ich will ihm das Geld schicken, um meine Uhr auszulösen. Du kannst ausrechnen, wie viel es mit Zinsen usw. wird. Der Überzieher kann meinetwegen verfaulen.«
Aber die Hitze im Innern des Landes war nicht recht gesund für sie. Sie verloren an Gewicht. Sowohl geistig wie körperlich verloren sie ihre Spannkraft. Wie Billy sich ausdrückte – ihre Seide begann an den Rändern auszufasern. So luden sie sich denn ihre Bündel auf den Rücken und lenkten ihre Schritte westwärts über die kahlen Berge. Im Berryessatal bekamen sie direkt Augen- und Kopfschmerzen von den flimmernden Hitzewogen und wanderten deshalb nur in der frühen Morgenstunde und spät am Nachmittag. Sie gingen immer weiter nach Westen, über mehrere Berge, bis zu dem schönen Nappatal. Das nächste Tal von hier war das Sonomatal, wo Hastings seinen Hof hatte, und wo sie ihn besuchen sollten. Und sie würden auch seiner Aufforderung gefolgt sein, hätte Billy nicht zufällig in einer Zeitung eine Notiz gefunden, dass der Schriftsteller verreist war, um irgendeine Revolution zu studieren, die irgendwo in Mexiko ausgebrochen war.
»Wir können ihn ja später besuchen«, sagte Billy, als sie nach Nordwesten durch die Weinberge und Obstgärten des Nappatals abbogen. »Wir sind wie der Millionär, von dem Bert immer sang, nur dass es Zeit ist, wovon wir so viel haben, dass wir nicht wissen, was damit tun. Eine Richtung kann ebenso gut wie die andere sein – aber Westen ist nun doch am besten.«
Dreimal wurde Billy im Nappatal Arbeit angeboten, und dreimal lehnte er sie ab. Andererseits sah Saxon mit Freuden, dass in den kleinen Canyons, die die westliche Mauer des Tals durchschnitten, Riesentannen wuchsen. In Calistoga, wo die Eisenbahn endete, sahen sie die Post mit sechs Pferden nach Middletown und dem Lower Lake fahren. Sie berieten, welche Route sie wählen sollten. Der Weg führte nach dem Seedistrikt und nicht an die Küste, sodass Billy und Saxon weiter ostwärts durch die Berge nach dem Tal von Healdsburg wanderten, wo der Russian River entspringt. Sie gingen eine Zeit lang durch die reichen Hopfenfelder, wo Billy sich jedoch weigerte, mit Indianern und Chinesen zusammenzuarbeiten.
»Ich könnte nicht eine Stunde neben einem von ihnen arbeiten – ohne ihnen den Kopf einzuschlagen«, erklärte er. »Außerdem sieht der Fluss sehr hübsch aus. Komm, wir wollen hier Halt machen und schwimmen.«
Und so schlenderten sie denn durch das reiche, fruchtbare Tal nach Norden, und in ihrem Glück vergaßen sie ganz, dass die Arbeit eine Notwendigkeit war, während das Mondtal wie ein goldener, ferner Traum lockte, der eines Tages sicher in Erfüllung gehen musste. In Cloverdale hatte Billy das Glück, Arbeit zu finden. Teils wegen Krankheit, teils wegen einiger Unfälle wurden Kutscher im Poststall gesucht. Täglich brachte der Zug ganze Wagenladungen von Passagieren zu den warmen Quellen, und Billy lenkte ein Gespann von sechs Pferden über die Berge, als hätte er sein ganzes Leben nichts anderes getan. Auf der zweiten Fahrt saß Saxon neben ihm auf dem hohen Kutschbock. Nach vierzehn Tagen kam der Kutscher, den er vertreten hatte, zurück. Billy wurde feste Arbeit im Stall angeboten, aber er lehnte ab, nahm seinen Lohn und wanderte in nördlicher Richtung weiter.
Saxon hatte einen jungen Foxterrier adoptiert und nannte ihn Possum, nach dem Hund, von dem Frau Hastinge ihnen erzählt hatte. Er war so jung, dass er bald wunde Füße bekam, und sie trug ihn selbst, bis Billy ihn oben auf sein Bündel band und darüber murrte, dass Possum an seinem Nackenhaar nagte, bis es ganz zerfasert war.
Sie kamen gegen Ende der Weinlese durch die Weinberge von Asti und erreichten, bis auf die Haut vom ersten Winterregen durchnässt, Ukiah.
»Weißt du noch, wie der ›Wanderer‹ dahinflog«, fragte Billy. »Nun, ebenso geht es mit diesem Sommer – er ist direkt weggeflogen. Und jetzt müssen wir uns einen Platz zum Überwintern suchen. Ukiah scheint eine wirklich nette Stadt zu sein. Wir wollen sehen, für heute Abend ein Zimmer zu finden, um unser Zeug zu trocknen. Und morgen will ich zu dem größten Fuhrmann gehen, und wenn ich Arbeit kriege, mieten wir uns hier eine Bude und können den ganzen Winter überlegen, wo wir nächstes Jahr hinwandern wollen.«
*
Dieser Winter wurde weit weniger interessant als der in Carmel verbrachte, und hatte Saxon die Bande in Carmel schon immer gern gehabt, so hatte sie sie jetzt noch lieber. In Ukiah machten sie nur ganz oberflächliche Bekanntschaften. Hier gehörten die Leute mehr der arbeitenden Klasse an wie die, welche sie in Oakland kannten, oder es waren reiche Leute und Automobilbesitzer, die nur miteinander verkehrten. Es gab keine demokratische Künstlerkolonie, die ohne Rücksicht auf Stand und Reichtum gute Kameraden abgab.
Und doch war es ein schöner Winter, schöner als je einer, den sie in Oakland verbracht hatten. Billy hatte keine feste Arbeit finden können, sodass er viel zu Hause war, und sie lebten glücklich von der Hand in den Mund in dem winzigen Häuschen, das sie gemietet hatten. Als Aushilfe bei dem größten Fuhrmann hatte Billy so viel freie Zeit, dass er ganz von selber auf den Pferdehandel kam. Das war riskant, und er befand sich nicht selten in Geldverlegenheit, aber deshalb standen auf ihrem Tisch doch immer das beste Ochsenfleisch und der beste Kaffee, und sie sparten nicht übertrieben an ihrer Kleidung.
»Die verfluchten Bauern. – Ich kann nicht mit ihnen fertig werden!« lachte er, als er eines Tages beim Pferdehandel tüchtig übers Ohr gehauen war. »Im Sommer nehmen sie Pensionäre, und im Winter verdienen sie dicke, indem sie sich gegenseitig mit Pferden betrügen. Und ich will dir nur sagen, Saxon, sie haben mich manches hübsche Ding gelehrt. Ich bin ihnen tüchtig nachgekommen, und sie sollen nicht lange mehr Türen mit mir einrennen – darauf kannst du Gift nehmen. Und es ist ein neues Handwerk, das ich gelernt habe. Ich kann mir jetzt überall mein Brot mit Pferdehandel verdienen.«
Billy nahm Saxon oft auf einem überflüssigen Reitpferd aus dem Stall mit, und sein Pferdehandel ließ ihn viel im Land umherschweifen. Sie begleitete ihn auch oft, wenn er mit Pferden fuhr, die ihm zum kommissionsweisen Verkauf übergeben waren. Und beide begannen, unabhängig voneinander, um eine neue Frage bezüglich ihrer Pilgerfahrt zu kreisen. Billy war es, der sie zuerst aufs Tapet brachte.
»Ich bin neulich