Джек Лондон

Gesammelte Werke


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sie war nicht ganz echt. Er war ein gu­ter Schau­spie­ler, und er hat­te ent­deckt, dass Lie­bens­wür­dig­keit nicht zu ver­ach­ten ist, wenn man in die­ser Welt wei­ter­kom­men will. Aber auf dem Grun­de sei­ner See­le war er ein nüch­ter­ner, kalt­blü­ti­ger Rauf­bru­der und Ge­schäfts­mann. Al­les an­de­re war Mas­ke. Wer ihn kann­te oder Ge­schäf­te mit ihm ge­macht hat­te, sag­te, dass Dan­ny sich nichts vor­ma­chen lie­ße, wenn es dar­auf an­käme. Er war un­wei­ger­lich bei al­len ge­schäft­li­chen Un­ter­re­dun­gen da­bei, und man­che be­haup­te­ten, dass sein Ma­na­ger nur ein Stroh­mann wäre, des­sen Auf­ga­be es sei, als Sprach­rohr zu die­nen.

      Ri­ve­ra war ganz an­ders. In sei­nen Adern floss das Blut von In­dia­nern und von Spa­ni­ern. Er saß stumm und un­be­weg­lich in ei­ner Ecke im Hin­ter­grund, und nur sei­ne Au­gen glit­ten von Ge­sicht zu Ge­sicht und be­ob­ach­te­ten al­les.

      »Das ist also das Jün­gel­chen«, sag­te Dan­ny und ließ sei­nen Blick ab­schät­zend über sei­nen künf­ti­gen Geg­ner schwei­fen. »Wie geht’s, Al­ter­chen?«

      Ri­ver­as Au­gen fun­kel­ten bos­haft, aber er rühr­te sich nicht. Er konn­te kei­nen Grin­go lei­den, aber die­sen Grin­go hass­te er so un­mit­tel­bar, wie es selbst bei ihm un­ge­wöhn­lich war.

      »Mein Gott!« pro­tes­tier­te Dan­ny lus­tig, an Kel­ly ge­wandt. »Sie wol­len mich doch nicht mit ei­nem Taub­stum­men kämp­fen las­sen.« Als das Ge­läch­ter sich ge­legt hat­te, mach­te er einen neu­en Aus­fall. »Mit Los An­ge­les muss es schlecht ste­hen, wenn das das Bes­te ist, was ihr auf­zu­wei­sen habt. Aus was für ei­nem Kin­der­gar­ten habt ihr ihn auf­ge­le­sen?«

      »Er ist ein bra­ver klei­ner Jun­ge, Dan­ny, ver­lass dich drauf«, sag­te Ro­berts. »Nicht so leicht mit ihm fer­tig zu wer­den, wie es aus­sieht.«

      »Und das Haus ist schon halb aus­ver­kauft«, sag­te Kel­ly ein­dring­lich. »Du wirst es mit ihm ver­su­chen müs­sen, Dan­ny. Wir kön­nen nicht mehr tun.«

      Dan­ny warf aber­mals einen nach­läs­si­gen und nicht ge­ra­de schmei­chel­haf­ten Blick auf Ri­ve­ra und seufz­te. »Ich muss ein biss­chen vor­sich­tig mit ihm um­ge­hen, glau­be ich. Wenn er nur nicht ganz ka­putt da­bei geht.«

      Ro­berts lach­te laut.

      »Du musst dich in acht neh­men«, warn­te Dan­nys Ma­na­ger. »Man kann bei so ’nem Neu­ling nie wis­sen, was er auf der Pfan­ne hat.«

      »Oh, ich wer­de mich schon in acht neh­men«, lä­chel­te Dan­ny. »Ich wer­de mich sei­ner gleich rich­tig an­neh­men, dass das lie­be Pub­li­kum was da­von hat. Was meinst du zu fünf­zehn Run­den, Kel­ly – und ich will ihn schon tum­meln.«

      »Das ge­nügt«, lau­te­te die Ant­wort. »Du musst es nur ein biss­chen rea­lis­tisch ma­chen.«

      »Also dann wol­len wir das Ge­schäft­li­che be­spre­chen.«

      Dan­ny hielt inne und rech­ne­te nach. »Selbst­ver­ständ­lich fünf­und­sech­zig Pro­zent wie ge­gen Car­they. Aber an­de­re Ver­tei­lung. Acht­zig Pro­zent für mich – so wird’s in Ord­nung sein.« Und zu sei­nem Ma­na­ger ge­wandt: »Ist’s nicht so?« – Der nick­te.

      »Sie da, ha­ben Sie ver­stan­den?« frag­te Kel­ly Ri­ve­ra. Ri­ve­ra schüt­tel­te den Kopf.

      »Also die Sa­che ist so«, er­klär­te Kel­ly. »Die Kampf­bör­se be­trägt fünf­und­sech­zig Pro­zent von der Brut­to­ein­nah­me. Sie sind ein Neu­ling und ganz un­be­kannt. Sie und Dan­ny tei­len, zwan­zig Pro­zent krie­gen Sie und acht­zig Dan­ny. Das ist doch ge­recht, nicht wahr, Ro­berts?«

      »Das ge­nügt«, lau­te­te die Ant­wort. »Sie müs­sen es«, räum­te Ro­berts ein. »Sie ha­ben ja noch kei­nen Na­men, wis­sen Sie.«

      »Wie viel kom­men bei fünf­und­sech­zig Pro­zent von der Ein­nah­me her­aus?« frag­te Ri­ve­ra.

      »Na, viel­leicht fünf­tau­send, viel­leicht so­gar acht«, warf Dan­ny ein. »So un­ge­fähr wohl. Ihr An­teil wird etwa tau­send bis sech­zehn­hun­dert be­tra­gen. Ganz net­te Be­zah­lung für eine Tracht Prü­gel von ei­nem Mann wie mir. Was mei­nen Sie dazu?«

      Ri­ver­as Ant­wort ließ die an­de­ren nach Luft schnap­pen. »Der Sie­ger be­kommt al­les«, sag­te er ent­schie­den. Es wur­de to­ten­still.

      »Das ist ja, wie wenn man ei­nem Kind einen Bon­bon weg­neh­men woll­te«, er­klär­te Dan­nys Ma­na­ger.

      Dan­ny schüt­tel­te den Kopf. »Ich bin zu lan­ge beim Bau«, mein­te er. »Ich will we­der den Schieds­rich­ter noch die An­we­sen­den ir­gend­wie ver­däch­ti­gen. Ich will nicht von Buch­ma­chern spre­chen und von ge­wis­sen Din­gen, die hin und wie­der vor­kom­men. Aber ich darf wohl sa­gen, dass es ein schlech­tes Ge­schäft für einen Bo­xer wie mich ist. Ich weiß, dass ich sie­ge. Da­ran ist gar kein Zwei­fel. Aber ich kann mir den Arm bre­chen, nicht wahr? Oder ir­gend­ein Tau­ge­nichts lässt mich in Wa­gen­schmie­re aus­glei­ten?« Er schüt­tel­te fei­er­lich den Kopf. »Ob ich ge­win­ne oder ver­lie­re – ich krie­ge acht­zig Pro­zent. Wie steht’s, Me­xi­ka­ner?«

      Ri­ve­ra schüt­tel­te den Kopf.

      Dan­ny ex­plo­dier­te – jetzt wur­de es ihm zu viel.

      »Was, du dre­cki­ger klei­ner Schmutz­fink! Ich hät­te Lust, dir gleich jetzt den Hin­tern zu ver­hau­en.«

      Ro­berts leg­te sich auf sei­ne lang­sa­me, zö­gern­de Art da­zwi­schen, um Feind­se­lig­kei­ten zu ver­hin­dern.

      »Der Sie­ger be­kommt al­les«, wie­der­hol­te Ri­ve­ra mür­risch.

      »Wa­rum willst du das durch­aus?« frag­te Dan­ny.

      »Ich kann dich schla­gen«, lau­te­te die of­fen­her­zi­ge Ant­wort.

      Dan­ny sprang auf und mach­te Mie­ne, den Rock ab­zu­wer­fen. Aber das war, wie sein Ma­na­ger wuss­te, nur Bluff und Pose. Der Rock kam nicht her­un­ter, und Dan­ny ließ sich von den an­de­ren be­ru­hi­gen. Alle sym­pa­thi­sier­ten mit ihm. Ri­ve­ra stand al­lein da.

      »Se­hen Sie mal, Sie klei­ner Narr«, misch­te sich jetzt Kel­ly hin­ein. »Sie sind nichts. Wir wis­sen, was Sie in den letz­ten Mo­na­ten ge­trie­ben ha­ben – Sie ha­ben ei­ni­ge klei­ne Bo­xer be­siegt. Aber Dan­ny ist Klas­se. Wenn man ihn das nächs­te Mal nach die­sem Kampf wie­der im Ring sieht, geht es um die Meis­ter­schaft. Aber Sie sind ganz un­be­kannt. Au­ßer­halb von Los An­ge­les hat noch nie je­mand et­was von Ih­nen ge­hört.«

      »Dann wer­den Sie es hö­ren«, ant­wor­te­te Ri­ve­ra ach­sel­zu­ckend. »Nach die­sem Kampf.«

      »Du glaubst doch nicht einen Au­gen­blick, dass du mich schla­gen kannst?« braus­te Dan­ny auf. Ri­ve­ra nick­te.

      »Nun hö­ren Sie doch, neh­men Sie Ver­nunft an«, sag­te Kel­ly ein­dring­lich. »Den­ken Sie an die Re­kla­me!«

      »Ich will das Geld«, ant­wor­te­te Ri­ve­ra.

      »Du kannst mich nicht be­sie­gen, und wenn du tau­send Jah­re alt wür­dest«, tob­te Dan­ny.

      »Wes­halb bist du dann so ei­gen­sin­nig?« frag­te Ri­ve­ra. »Wenn das Geld so leicht zu ge­win­nen ist, warum willst du es dann nicht ge­win­nen?«

      »Ich will, Gott hel­fe mir!« rief Dan­ny plötz­lich mit Über­zeu­gung.