Reichtum empor, an ihrem Reichtume wirst du reicher, und in ihrer Willigkeit wirkst du in das Schicksal unseres Landes. Du wirst auch die Gebote unseres Glaubens hegen, und ihn in seinen Dienern weiter unter die Deinigen verbreiten, und ein viel höherer Lohn des Herrn wird dich dereinst erwarten, als hienieden irdische Macht ist. Und wenn nach dir wieder Männer kommen, die so sind, so wird ein Geschlecht entstehen, schöner und herrlicher, als die Sage von deinen Vorfahrern dichtet.«
»Hochehrwürdiger Vater«, sagte Witiko, »da ich ein Kind war, und da ich empor wuchs, hast du so viel zu mir gesprochen, und hast vor mir gehandelt, meine ehrwürdige Mutter hat zu mir gesprochen, und hat vor mir gehandelt, meine ehrwürdige Base hat zu mir gesprochen, und hat vor mir gehandelt, ich habe die Handlungen des guten Bischofes Regimar gesehen, und ich habe jetzt viele Handlungen gesehen, von denen einige den deinigen ähnlich, andere ihnen entgegengesetzt waren. Ich werde immer so handeln, wie es in mir bei euch allen und bei dem guten Bischofe Regimar geworden ist, und wie es sich durch das, was ich jetzt gesehen habe, noch mehr gefestigt hat. Ich habe zu meiner Mutter auf dem Kahlenberge gesagt, ich möchte ihr Genüge tun, und dann dir, Benno, und dann Silvester, und dann noch einem Menschen, und was ich gesagt habe, werde ich halten.«
»Aus den Nachrichten, die Witiko gesendet hat«, sagte Wentila, »und aus den Nachrichten, die der fromme Vater Benno von Lechen und Herren erhalten hat, glauben wir, daß Witiko so ist, wie er gewesen ist, und er wird auch in der Zukunft so sein. Dieses glaubt auch der hochehrwürdige Benno, und die gute Base.«
»Witiko kann ja nicht anders sein als er ist«, sagte die Base.
»Ich habe dir auf dem Kahlenberge gesagt, Mutter«, antwortete Witiko, »daß der hochehrwürdige Silvester nicht alles lobt, was ich getan habe. Ich will mich nach seinen Worten richten, und werde klüger werden. Ich habe nach meinem guten Sinne gehandelt, und werde in der Zukunft nach gutem Sinne und immer besserer Einsicht handeln.«
»Handle so, und das andere richtet Gott«, erwiderte Benno. »Und weil du noch von einem Menschen gesprochen hast, dem du recht tun möchtest, mein Kind, so spreche ich auch von ihm. Es wird sich jetzt erfüllen, was du in deinen Gedanken trägst. Ehre deine Gefährtin, sie wird dich wieder ehren, und ihr werdet Freude haben bis in das höchste Alter.«
»Es ist der tiefste Wunsch meines Herzens, daß deine Weissagung erfüllt wird«, sagte Witiko.
»Sie wird es gewiß, Kind Witiko«, sagte die Base, »und meine Augen werden es schauen.«
»Nun, meine lieben Frauen«, sprach Benno, »ihr werdet noch manches mit Witiko reden wollen, ich verabschiede mich. Witiko, komme, so lange du in Landshut bist, zuweilen zu mir in meine Stube, und erlaube, daß ich auch öfter in dein Kämmerlein komme.«
»Ich werde kommen«, antwortete Witiko, »und werde erfreut sein, wenn du zu mir kömmst.«
»So gehabt euch alle wohl«, sagte Benno.
»Gehabt Euch wohl, hochehrwürdiger Herr«, sagten die Mutter und die Base.
»Gehabe dich wohl, Vater Benno«, sagte Witiko.
Und der Priester Benno erhob sich von seinem Sitze, und verließ das Gemach.
Wentila, Witiko und die Base sprachen noch lange und mancherlei mit einander.
Dann ging Witiko wieder in die Herberge, ordnete dort verschiedene Dinge an, und sah nach den Leuten und den Tieren.
Hierauf ging er in das kleine Häuschen zu der Mutter und der Base zurück. Sie hatten ein Abendessen gerichtet, verzehrten es mit einander, und Witiko legte sich dann in dem Kämmerlein seiner Kindheit auf ein Lager, das größer als damals bereitet worden war.
Er blieb eine Woche in Landshut, indessen sich die Frauen und Benno zur Reise rüsteten.
Er ging jeden Tag zu Benno, und Benno zu ihm.
Dann begaben sich alle auf den Weg nach Pric. Die Frauen und die Dienerinnen wurden von Saumrossen in Sänften getragen. Auch das alte Mütterlein Marhild wurde mitgenommen. Die Männer ritten. Die Habschaften trugen ebenfalls Saumtiere.
Als sie in Pric ankamen, waren viele Menschen versammelt, und grüßten sie mit Zurufen der Freude. Sie riefen die Namen, und wiederholten den Ruf öfter. Alle Leute des Hofes standen vor dem Tore, und grüßten die Herrin und den Herrn, und den hochehrwürdigen Vater Benno und die Base, und endlich auch die Männer des Geleites Witikos, und die Frauen des Geleites Wentilas.
Als die Männer von den Pferden gestiegen waren, und die Frauen aus den Sänften gehoben hatten, führte Witiko die Mutter in die Wohnung des Hofes, welche immer die ihrige gewesen war. Dann geleitete er die Base in die zwei Gemächer, in denen sie gehauset hatte, als sie gastlich in dem Hofe Pric beherbergt worden war. Dann geleitete er Benno in die Stube, in welcher er das Buch der Kaiser aufzuschreiben begonnen hatte. Hierauf ging er erst in seine Wohnung. Die Gemächer der Mutter waren noch in dem nämlichen Stande, in dem sie gewesen waren, als sie mit ihrem Gatten in denselben gewohnt hatte. Die zwei Gemächer der Base waren daneben, und waren auch in der früheren Gestalt. Und so war auch die Stube Bennos. Witiko hatte nur eine Stube und ein Kämmerlein. Für die Unterkunft des Geleites wurde durch Gemächer, und in der ersten Nacht auch durch Gezelte gesorgt.
An dem Morgen nach der Ankunft gingen die Mutter, die Base, Benno und Witiko mit einem Gefolge in die Kirche, die auf einem Berge bei Pric stand. In der Kirche wurde der Gottesdienst gefeiert, und dann beteten sie auf den Gräbern des Vaters Witikos, seines Großvaters und seines Urgroßvaters. Die Gräber der anderen Vorfahrer wußte man nicht mehr.
Und nach dieser heiligen Handlung begannen sie das Leben in Pric.
Die Leute des Hofes, die Leute, die zu dem Gebiete des Hofes gehörten, und die Leute, die sonst in der Umgebung wohnten, kamen, und bezeugten Witiko Ehrerbietung und Huldigungen zu seiner Standeserhöhung.
Er besah die Angelegenheiten des Hofes, und besprach sich mit den Seinigen darüber.
Als die Blätter der Bäume abgefallen waren, ritt er an den Hof des Herzogs Wladislaw nach Prag. Er wurde von dem Herzoge mit Ehren empfangen, und wenn Rat war, zu demselben gezogen. Er saß bei den Herren und Lechen, und sprach, wenn von den Geschicken des Landes gesprochen, und über dieselben ein Entscheid eingeleitet wurde. Er durfte zu der Herzogin kommen, und wurde von ihr über sein Leben und das Leben der Seinigen befragt. Er ging zu den Herren und Lechen, die er kannte, und die in Prag waren, er ging zu Welislaw, der nach dem Tode des früheren Zupanes vom Wyšehrad jetzt als Zupan auf dem Wyšehrad wohnte. Er ging auch zu dem hochehrwürdigen Bischofe Otto, und wurde von ihm in dem Gemache empfangen, in welchem er einmal mit dem gewählten Bischofe Silvester geredet hatte. Er ging zu dem Baue der Kirche des heiligen Veit, und betrachtete, wie weit er gediehen sei. Er ging zu dem Kloster des heiligen Georg, und sah, wie man es wieder errichtete, und er ging an manche Stellen der Stadt und der Burgflecken, um zu sehen, was man seit der Belagerung wieder erneuere und verschönere. Er ging auch mit seinem Pergamente in die Kammer des Herzoges, und sagte, daß er keinen Wunsch einer Änderung habe. Es wurde in einem zweiten Pergamente der genauere Bestand seines Gebietes aufgeschrieben, an die beiden Pergamente hingen viele Herren und Lechen ihre Siegel, und die Pergamente wurden ihm gegeben. Er bewahrte sie in einem festen ledernen Trühelchen bei den Sachen, die ihm wert waren. Er ging auch zu verschiedenen Männern, und beriet sich mit ihnen über Dinge, die er vor hatte.
Dann verabschiedete er sich von Prag, und ritt zu Silvester.
Von Silvester ritt er wieder nach Pric.
In Pric lebte er im Winter mit seiner Mutter, mit Benno, und mit der Base, und sie beratschlagten, was in dem Walde geschehen müsse, und was überhaupt in der Zukunft weiter zu tun sei.
Im Frühlinge ritt er mit seinem Geleite in den Wald gegen Mittag.
Er ritt in den Wangetschlag, und hieß seine Leute Gezelte vor dem Häuschen errichten.
Als er von dem Pferde gestiegen war, wurde er von Huldrik, der sein Haupt entblößt, und seinen Nacken gebeugt hatte, in die Stube geführt. Er legte seine Haube und sein Schwert ab, setzte sich an den Tisch, und sagte: »Sei mir sehr viele Male gegrüßt, du guter alter Huldrik.«