gedenken, die gekämpft haben, und in Liebe und Treue derer gedenken, die ihr Leben lassen mußten, und in Liebe und Treue und Unterstützung derer gedenken, die an ihren Gliedern ein dauerndes Übel erlitten haben. Und so gehabt euch wohl, und löset euch auf, die ihr zur Gemeinsamkeit bisher gefügt gewesen waret. Nur ein Mal wollen wir noch in Gemeinsamkeit sein, und zwar heute bei einem Mahle, und in Gemeinsamkeit der Lust, welche alle die genießen, die zu diesem Platze gekommen sind.«
Die Worte Witikos, als er sie sprach, sind von denen, die sie gehört hatten, teilweise an die nächsten gesagt worden, von diesen wieder an die nächsten, und es ist auch etwas davon zu den Leuten gedrungen, die vor den Schranken standen.
Als er geendet hatte, riefen die Männer: »Heil, Glück, Segen Witiko.«
»Heil, Glück, Segen Witiko«, riefen dann auch die andern, die auf der Weide versammelt waren.
Witiko steckte sein Schwert in die Scheide, ritt dann noch einmal an der Reihe der Krieger dahin, und reichte jedem Obmanne die Hand.
Dann stieg er von dem Pferde, und ließ es zu einem der Stände der Pferdeumzäunung führen, die man hergerichtet hatte.
Die Reiter stiegen auch von den Pferden, und stellten sie in die Umzäunung.
Die Scharen pflanzten ihre Zeichen in die Erde, lösten sich auf, blieben auf dem grünen Platze, traten hie und da zusammen, und sprachen mit einander.
Witiko war unter ihnen.
Nach einer Zeit wurde mit einem Horne das Zeichen gegeben, daß nun das Mahl beginne. Die Krieger und manche andere Männer aus Plan und aus Stellen des Waldes setzten sich an die Tische. An der rechten Seite Witikos saß der alte Pfarrer, an der linken der Richter von Plan. Die Speisen wurden von den Herdstellen, die errichtet waren, herbei gebracht, die Getränke wurden aus den Fässern geholt, und auf den Tisch gestellt. Es waren Braten von zahmen und wilden Tieren, es waren Fische und Kuchen da. In den Trinkgefäßen war Bier, Met und Wein. Für die Menschen, welche herzu gekommen waren, wurde auf dem Anger ein Rind gebraten, und jeder konnte sich ein Teil für seinen Hunger abschneiden, und er konnte sich ein Stück Brotes von dem Haufen der Laibe nehmen, der daneben lag. In Fässern war Bier und Met, und wer ein Gefäß hatte, oder wem eines, wie sie neben den Fässern waren, geliehen wurde, der konnte es sich für seinen Durst füllen lassen. Manche Menschen hatten selber Feuer angezündet, und bereiteten Speisen.
Nach dem Mahle waren verschiedene Spiele im Laufen, Springen, Klettern, Ringen und andern Dingen. Es erschollen Klänge aus Pfeifen, Zimbeln, Fiedeln und Hörnern, und die jungen Männer und die schön gekleideten Mädchen des Waldes begannen Tänze auf dem grünen Rasen, und mancher ältere Mann tanzte auch noch mit seiner Ehefrau oder mit einer andern. Lambert, der Zimbelschläger, stand mit seinem Schwerte gegürtet an der Zimbel, und sandte ihre Töne für die Tänzer über die grüne Weide. Tom Johannes, der Fiedler, ging von einem zum andern, und sagte, wie Töne und Klänge zu Tänzen beschaffen sein müssen. Zu den Klängen der Tänze mischten sich dann auch Gesänge. Lieder erschallten, von einzelnen gesungen oder im Wechselgesange, oder im Gesange von mehreren. Auch jenes Singen ohne Worte, wie es Witiko von Bertha und ihrer Singgespanin gehört hatte, erhob sich, und zog durch die Lüfte. Und wie die Söhne des Waldes stets das Jauchzen üben, um sich zu rufen, um sich zu necken, oder eine Lust durch die Zweige fliegen zu lassen, erklang unter den Tönen manch ein Jauchzen, und suchte sich besonders preiswürdig zu machen.
Als die Krieger von den Tischen aufgestanden waren, ging Witiko mit dem Pfarrer und mehreren Männern unter den Leuten herum, und sprach mit vielen. Er ging auch zu denen hinaus, die außerhalb der Schranken waren, um mit ihnen zu sprechen, und zu sehen, ob es an nichts gebreche, oder ob keiner eine Störung veranlasse.
Gegen den Abend ritt Witiko mit dem größten Teile der Krieger und Gäste nach Plan zurück. Andere blieben noch auf der Weide an der Moldau, und erlustigten sich bis in die Nacht hinein.
Am nächsten Tage zogen die Abteilungen der Krieger aus den ferneren Waldgegenden wieder in ihre Heimat, und viele Menschen, die gekommen waren, gingen fort. Andere blieben noch da, und erst nach mehreren Tagen waren alle, die nicht nach Plan gehörten, von dort hinweg gegangen.
Die Männer von Plan fingen nun an, das, was sie in dem Kriege erworben hatten, zu genießen. Zuerst gingen solche, welche nicht in dem Kriege gewesen waren, und dann Weiber und besonders Kinder in die Häuser, und ließen sich zeigen, was heim gebracht worden war. Mancher Mann und manche Frau trugen aus ihrem Hause selber das eine oder das andere Stück zu einem Nachbarn oder Freunde, um es vorzuweisen. Dann wurde verfertigt, was verfertigt werden konnte: Schleifen, Gewänder, Waffen, Hauszierden und anderes. Manche begannen, ihr Haus auszubessern oder zu erweitern, manche suchten ein Flecklein Grund zu kaufen, und manche pflegten länger in der Schenke zu sein, als sie sonst getan hatten.
Witiko sendete einen Teil seiner Habe durch Säumer nach Pric.
Die Zeichen, welche die Krieger im Kriege gehabt hatten, wurden nach Beratungen in einen Schrein in der Kirche gelegt.
Die Männer von Plan hoben nun auch an, das Haus zu bauen, in welchem die Kinder unterrichtet werden sollten. Witiko dingte drei Werkleute, welche für ihn in der Zeit des Baues arbeiten sollten, er ließ Zugtiere zu manchen Verrichtungen stellen, und schenkte das Holz für den Dachstuhl.
In dieser Zeit kamen Wentislaw, der Zupenrichter, und Rastislaw, der Meier von Daudleb, mit mehreren Männern zu Witiko in den oberen Plan, und sagten, sie müßten nach dem hohen Befehle des erlauchten Herzoges Wladislaw und nach dem hohen Befehle des edlen Zupanes Lubomir Witiko im Walde die Grenzen dessen ausweisen, was in seinem Pergamente als Gabe an Land geschrieben stünde. Witiko möge sich Zeugen auslesen, und die Grenzen mit ihnen beschauen.
Witiko sagte: »Weil es so ist, daß ich Zeugen wählen muß, so werde ich sie wählen.«
Und er wählte die jungen Männer Augustin, Urban, Mathias und Maz Albrecht.
Und er und seine Zeugen und Wentislaw und Rastislaw und die Männer aus Daudleb gingen an der Grenze dessen hin, das Witikos Gebiet sein sollte. Sie schrieben, was sie fanden, auf Papiere, und als sie nach drei Tagen wieder nach Plan zurückgekommen waren, wurde noch alles auf zwei Handschriften gebracht. Eine legte Witiko zu dem Pergamente, und die andere nahmen die Männer nach Daudleb mit.
Als dieses geschehen war, rüstete Witiko ein Geleite zu einer Reise, und zog eines Morgens mit dem Geleite von dem oberen Plane fort. Sie zogen auf dem Wege, auf dem Witiko einmal mit dem Bischofe Zdik geritten war, durch den Wald in das Aigen. Von dort zogen sie mittagwärts durch Wälder und durch das Gericht Velden an die Donau. Sie waren an die Stelle derselben gekommen, von welcher man jenseits des Wassers die Häuser von Aschach liegen sah. Sie wurden auf Fähren über den Strom gebracht. In Aschach waren Männer, welche behauene Steine und allerlei Baudinge aus Schiffen brachten, und auf Wägen luden. Die Leute erzählten, das gehöre zu der Burg, welche der edle Herr, Heinrich von Jugelbach, auf der Höhe im Mittage von Aschach bauen lasse. Witiko fragte, ob Heinrich von Jugelbach bei dem Baue sei, und erhielt die Antwort, er sei in der Burg Jugelbach. Witiko ritt nun mit seinem Geleite gegen die Waldhöhe, welche von Aschach mittagwärts gegen die Stadt Eferdingen geht. Er ritt die Waldhöhe entlang. Als sie zu der Stelle kamen, oberhalb welcher der Bau errichtet wurde, ritten sie zu dem Werke empor. Es war eine Höhenzunge, welche sich von dem Berge hinweg streckte. Auf der Zunge wurde die Burg erbaut. Gerüste standen am Ende der Zunge empor, und an den Gerüsten wurden die Mauern hinan gearbeitet. Ein sehr mächtiger Turm strebte inmitten der Bauwerke schon höher in die Luft als alles andere, und Gemächer und Gänge und Säle und eine Kirche und andere Räume, die zu der Wirklichkeit einer Burg gehören, waren in Gliederungen schon sichtbar. Schaffner waren tätig, Werkleute mauerten und hämmerten, Zimmerer behauten Stämme, Zureicher trugen Kübel über Holztreppen empor, Steine wurden an Seilen in die Höhe gezogen, und auf Balkenwägen und auf Säumern wurden Dinge den Berg hinan geschafft.
»Diese Burg wird Schauenberg heißen«, sagte Witiko.
»Sie heißt schon so, seit der erste Stein gelegt worden ist«, sagte ein Schaffner, »der Stein ist geweihet worden, und in der Weihe hat die Burg den Namen erhalten. Steiget herauf, und sehet, wie man von dem Berge schauen kann.«