Edgar Wallace

Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band


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von Fanks sprechen«, erwiderte er ausweichend. »Sein Tod ist mir sehr an die Nieren gegangen – ich möchte nicht gern daran erinnert sein.«

      Sir Isaac nickte.

      »Ich habe ihm auch niemals richtig getraut, ebensowenig wie dem anderen, der hier im vergangenen Jahr eine so große Szene machte – ich glaube, es war im Februar.«

      »Ja«, entgegnete der Oberst kurz.

      »Und es ist gut für uns, daß auch er starb«, bemerkte Sir Isaac taktlos, »denn –«

      »Wir wollen jetzt weiter vom Geschäft sprechen.«

      Oberst Blacks Stimme klang beinahe heftig.

      Aber Sir Isaac hatte noch etwas zu sagen. Er war um seine eigene Sicherheit besorgt, und als Oberst Black sich dem Ende seines Vortrags näherte, beugte er sich ungeduldig vor.

      »Da ist aber noch ein Punkt, den wir nicht besprochen haben, Black«, begann er.

      Der Oberst wußte sehr wohl, woran Sir Isaac dachte; er hatte es sorgfältig vermieden, diese Sache zu erwähnen.

      »Wir werden doch von diesen Leuten bedroht – oder vielmehr Sie werden von ihnen bedroht. Wissen Sie eigentlich, wer der Manager dieser Gruppe ist?« sagte Sir Isaac beunruhigt.

      Black schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Ich glaube nicht. Sie sprechen natürlich von den ›Vier Gerechten‹«

      Sir Isaac nickte kurz.

      »Ich erhielt einen anonymen Brief von diesen Leuten«, fuhr Black – scheinbar gleichgültig – fort, »aber ich zweifle nicht im mindesten daran, daß die ganze Geschichte ein großer Bluff ist.«

      »Was verstehen Sie in diesem Fall unter Bluff?«

      Black zuckte die Schultern.

      »Ich glaube, daß es eine Organisation wie die ›Vier Gerechten‹ überhaupt nicht gibt. Das Ganze ist ein Märchen; in Wirklichkeit sind sie gar nicht vorhanden! Stellen Sie sich doch einmal vier Männer vor, die sich zusammentun, um Englands Justiz zu verbessern! Das klingt doch mehr nach einem sensationellen Roman als nach realen Tatsachen.«

      Er lachte, scheinbar sorglos.

      »Derlei passiert hier in Pimlico nicht«, fuhr er dann fort. »Ich vermute vielmehr, daß der Polizist, von dem ich Ihnen neulich erzählte, dahintersteckt. Diese ganze romantische Gemeinschaft der ›Vier Gerechten‹ setzt sich wahrscheinlich nur aus ihm zusammen.«

      Er lachte wieder.

      Aber Sir Isaac drehte nervös an seinem Schnurrbart.

      »Das ist alles Unsinn, daß Sie sagen, die ›Vier Gerechten‹ existieren nicht. Wir wissen doch ganz genau, was sie vor sechs Jahren taten. – Und auch diesen anderen Menschen kann ich auf den Tod nicht leiden«, fügte er ärgerlich hinzu.

      »Welchen anderen?«

      »Diesen Polizisten, der seine Nase in alles steckt«, antwortete Sir Isaac gereizt. »Können Sie dem nicht den Mund stopfen?«

      »Dem Konstabler?«

      »Ja. Wenn Sie mit einem Sergeanten fertig werden, können Sie einen gewöhnlichen Konstabler doch wohl erst recht zur Ruhe bringen.«

      Sir Isaac Tramber konnte manchmal sehr sarkastisch sein.

      Black strich nachdenklich über sein Kinn.

      »Merkwürdigerweise habe ich daran noch gar nicht gedacht. Man müßte es wirklich einmal versuchen.« Er sah auf seine Taschenuhr. »Nun möchte ich Sie bitten zu gehen. Ich habe um halb zwei eine Verabredung, die ich einhalten muß.«

      Sir Isaac lächelte langsam.

      »Sonderbare Zeit für eine Verabredung.«

      »Unser Geschäft ist überhaupt sonderbar – da kommt dergleichen manchmal vor«, erwiderte der Oberst.

      Sie erhoben sich beide.

      »Was ist denn das für eine Verabredung?«

      »Das ist ein ganz besonderer Fall –«, begann er, hielt aber plötzlich inne.

      Es kam jemand eilig die Treppe herauf. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und Sparks stürzte in das Zimmer.

      »Das Haus wird beobachtet«, rief er atemlos.

      »Wer beobachtet es denn?«

      »Ein Detektiv, drüben auf der anderen Seite.« Sparks gestikulierte heftig mit den Händen. »Ich entdeckte ihn, aber als er sah, daß ich ihn beobachtete, ging er fort. Jetzt ist er wieder auf seinem Posten. Wir haben ihn gesehen.«

      Black und Tramber folgten dem aufgeregten Mann nach unten, wo sie von einem niedrig gelegenen Fenster aus den Menschen unauffällig beobachten konnten, der es wagte, hier zu spionieren.

      »Wenn das tatsächlich die Polizei ist«, brauste Black auf, »dann hat mich dieser Gurden im Stich gelassen. Er hat mir noch vor kurzem versichert, daß Scotland Yard nichts gegen mich habe.«

      *

      Frank hatte wohl erkannt, daß die Bewohner des Hauses unruhig geworden waren. Er hatte gesehen, daß plötzlich oben das Licht ausgegangen war. Frank war fest davon überzeugt, daß sie ihn nun durch die Glasscheiben der Haustür beobachteten. Er konnte jetzt nicht mehr viel herausfinden. Sein Erkundungsgang war erfolglos gewesen, denn daß Sir Isaac Tramber Blacks Partner war, hatte er auch vorher schon gewußt; ebenso, daß Jakobs und der ehrenwerte Sparks irgendwie an seinen Geschäften beteiligt waren.

      Er war sich nicht klar darüber, was er zu finden hoffte oder was er eigentlich erreichen wollte.

      Als er schon die Richtung nach dem Victoria-Bahnhof eingeschlagen hatte, wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich auf die Gestalt eines jungen Mannes gelenkt, der langsam die Straße auf der anderen Seite entlangkam und von Zeit zu Zeit stehenblieb und auf die Hausnummern sah.

      Neugierig beobachtete er ihn, und plötzlich kam ihm der Gedanke, daß er Nummer 63 suchen könnte. Der Fremde blieb auch tatsächlich vor dem Hause stehen.

      Frank überquerte die Straße und ging auf ihn zu. Der junge Mann wandte sich erschrocken um, als er den plötzlich auftauchenden Frank sah.

      Fellowe erkannte ihn.

      »Sie brauchen sich nicht zu fürchten, ich bin Polizeibeamter. Wollen Sie in dieses Haus?«

      Einen Augenblick sah ihn der andere schweigend an.

      »Ja«, sagte er dann mit unsicherer Stimme.

      »Sie wollen Oberst Black bestimmte Informationen über das Geschäft Ihres Chefs geben?«

      Der junge Mann war fast gelähmt vor Schrecken, aber er nickte.

      »Weiß Ihr Chef davon?«

      Langsam schüttelte der Fremde den Kopf.

      »Hat er Sie geschickt?« fragte er entsetzt.

      »Nein«, erwiderte Frank lächelnd und überlegte, wer wohl mit dem ›er‹ gemeint sein könnte. »Ich bin aus eigenem Antrieb hier, und ich möchte Sie davor warnen, Oberst Black Ihr Vertrauen zu schenken.«

      Der junge Mann warf den Kopf zurück, und Frank sah, daß er rot wurde.

      »Sie sind Konstabler Fellowe«, sagte er plötzlich.

      Frank war verblüfft.

      »Ja, ich bin Konstabler Fellowe«, wiederholte er dann.

      Während er sprach, hatte sich die Haustür geöffnet. Frank konnte dies jedoch nicht sehen, da er dem Hause den Rücken gekehrt hatte. Oberst Black trat leise aus der Tür und kam die Treppe herunter. Er hatte den lebhaften Wunsch, festzustellen, wer der Mann war, der ihn beobachtete, und er stand nahe genug, um Franks Worte zu hören.

      »Fellowe!«