Edgar Wallace

Edgar Wallace: 69 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band


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doch nicht verständigen können. Ich kenne Sie zu gut. Ich weiß viel mehr von Ihnen, als Sie selbst für möglich halten.«

      Er griff nach seinem Hut und sah sich gedankenvoll in dem Raum um.

      »In Frankreich wird ein Mann gesucht – ein genialer Mensch, der im ganzen Lande, besonders im Süden, Gesellschaften gegründet hat, durch die man schnell reich werden kann. Er ist unter dem Namen ›Olloroff‹ bekannt«, sagte Frank langsam. »Auf seine Ergreifung ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. Er hatte auch einen Partner, der plötzlich starb …«

      Blacks Gesicht wurde weiß, und seine Hände zitterten plötzlich.

      »Sie wissen zuviel für mich.«

      Schnell wandte sich der Oberst um und verließ das Zimmer. Frank eilte ihm nach, denn er fürchtete eine Falle. Aber bevor er die Tür erreichen konnte, fiel sie schon ins Schloß.

      Er drückte die Klinke herunter und zog an ihr, aber die Tür ließ sich nicht mehr öffnen.

      Schnell sah er sich in dem Raum um. Auf der anderen Seite befand sich noch eine Tür. Er ging auf sie zu, aber plötzlich verlosch das Licht, und er stand in vollkommener Dunkelheit. Vorher hatte er ein Fenster in der Wand bemerkt, aber er mußte bald erkennen, daß es ein blindes Fenster war. Er hatte sich durch geschickt drapierte Vorhänge und Gardinen täuschen lassen. Das einzige wirkliche Fenster, das auf die Straße hinausführte, war schwer vergittert und mit Fensterläden versehen.

      Die Dunkelheit machte ihm keine besonderen Schwierigkeiten, da er mit seiner Taschenlampe den Raum ableuchten konnte. Es war ein taktischer Fehler gewesen, Black zu warnen, aber er hatte der Versuchung nicht widerstehen können, diesen selbstbewußten Mann ein wenig zu erschrecken.

      Es wurde ihm klar, daß er sich in einer gefährlichen Lage befand. Mit Ausnahme des jungen Mannes, mit dem er auf der Straße gesprochen und der ihn seltsamerweise erkannt hatte, wußte niemand, daß er sich in diesem Hause aufhielt.

      Er durchsuchte das Zimmer rasch und lauschte angestrengt nach beiden Türen, aber er konnte kein Geräusch wahrnehmen.

      An der Wand des Treppenabsatzes hatten mehrere asiatische Waffen gehangen, und Frank hoffte, daß dieser Raum vielleicht ähnlich dekoriert war. Aber seine Hoffnung war vergeblich.

      Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Fußboden zu und untersuchte ihn genau nach Falltüren und Versenkungen. Zum Glück fand er nichts Beunruhigendes. Schließlich setzte er sich auf die Ecke eines der beiden Schreibtische und wartete.

      Eine halbe Stunde verging, ohne daß sein Feind sich bemerkbar gemacht hätte.

      Dann ertönte plötzlich dicht über ihm eine barsche Stimme.

      »Wollen Sie jetzt vernünftig sein?«

      Frank leuchtete mit seiner Lampe in die Richtung, aus der der Schall kam, und sein Blick fiel auf den Kronleuchter.

      Schon vorher hatte er beobachtet, daß dieser an einer außergewöhnlich starken Stange befestigt war, und nun wurde ihm klar, daß in dem glockenförmigen Beleuchtungskörper ein Lautsprecher verborgen war.

      Er vermutete, wahrscheinlich mit Recht, daß auch ein Mikrophon eingebaut war und daß die Anlage Black mehr dazu diente, zu hören, was in dem Zimmer gesprochen wurde, als den Anwesenden Mitteilungen zukommen zu lassen.

      »Kommen Sie herein und sehen Sie selbst nach.«

      Während er im Dunkeln wartete, teilte er seine Aufmerksamkeit zwischen den beiden Türen. Jeden Augenblick glaubte er, ein Lichtschein müsse von außen in die Dunkelheit fallen.

      Merkwürdigerweise dachte er gar nicht daran, daß auch draußen das Licht gelöscht sein konnte.

      Er ging in der Mitte des Zimmers auf und ab, als er plötzlich ein leises Geräusch hinter sich hörte. Als er sich halb umdrehte, fiel eine Schlinge über seinen Körper, Arme griffen im Dunkel nach seinen Füßen, und mit einem heftigen Ruck wurde er auf den Boden geschleudert.

      Er setzte sich zur Wehr, aber in diesem ungleichen Kampf mußte er unterliegen. Die Schlinge, die ihm übergeworfen war, hinderte ihn am freien Gebrauch seiner Arme. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich. Ein Taschentuch wurde ihm in den Mund gestopft, kaltes Metall umgab seine Handgelenke, die nach hinten gezogen waren. Er hörte das Einschnappen eines Schlosses und wußte, daß man ihm Handschellen angelegt hatte.

      »Heben Sie ihn vom Boden auf«, hörte er Blacks Stimme.

      Im gleichen Augenblick wurde es wieder hell im Zimmer. Frank richtete sich mit Jakobs Hilfe unsicher auf.

      Auch Sparks und Sir Isaac waren im Raum. Der junge Aristokrat hatte jedoch die untere Hälfte seines Kopfes mit einem seidenen Taschentuch bedeckt, und Frank konnte nur die obere Hälfte eines frischen, blühenden Gesichtes und ein paar hellblaue, lebhafte Augen sehen.

      »Bringen Sie ihn zu dem Sofa dort«, sagte Black.

      »So, nun werden Sie wohl endlich Vernunft annehmen«, wandte er sich an Frank, nachdem sein Befehl ausgeführt war.

      Fellowe konnte nichts erwidern. Das Taschentuch in seinem Mund würde jeden Laut ersticken, den er hätte von sich geben wollen, aber in seinen Augen war eine unzweideutige Antwort zu lesen.

      »Mein Vorschlag ist sehr einfach«, sagte Black. »Ich verlange weiter nichts von Ihnen, als daß Sie Ihren Mund halten und sich um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Dafür bekommen Sie heute ein paar hundert Pfund als Anzahlung und werden nicht weiter belästigt werden. Wenn Sie mein Angebot aber ablehnen, dann muß ich um meiner eigenen Sicherheit willen anders mit Ihnen verfahren.« Er lächelte höhnisch. »In diesem Hause sind fünf Keller. Wenn Sie sich, wie ich, für Geschichte interessieren, Mr. Fellowe, dann möchte ich Ihnen raten, einmal die Geschichte der Ritterburgen am Rhein zu lesen. Sie werden dann bald einsehen, daß ich einen ausgezeichneten Ersatz für die alten Burgverliese habe. Sie werden dort angeschmiedet werden, und ein mir treuergebener Wärter wird Ihnen zu essen bringen. Aber ich kann Ihnen schon jetzt versichern, daß er sehr zerstreut ist und Sie manchmal vergessen wird. Dort bleiben Sie so lange, bis Sie froh sind, meine Bedingungen annehmen zu können, oder bis Sie verrückt geworden sind, so daß man Sie ohne große Sorge in eine Irrenanstalt bringen kann, wo niemand Ihre Beschuldigungen ernst nimmt.«

      Black wandte sich um.

      »Nehmen Sie ihm den Knebel aus dem Mund. Wir wollen ihn jetzt in das andere Zimmer bringen. Ich glaube nicht, daß man dort seine Stimme von draußen hören kann, so laut er auch schreien mag.«

      Jakobs riß das Taschentuch aus Franks Mund und stieß ihn zur Tür des nächsten Raumes.

      Black ging voraus und faßte nach dem Lichtschalter, während die anderen an der Tür stehenblieben.

      Als das Licht anging, taumelte Black einen Schritt zurück und schrie entsetzt auf.

      Vier Fremde saßen an dem Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand – vier Männer mit Masken.

      Auch Blacks Komplicen, die den Gefangenen zwischen sich führten, packte tödlicher Schrecken.

      Die vier am Tisch sprachen nicht; es herrschte eisige Stille.

      Black war der erste, der sich wieder erholte. Er ging auf die Fremden zu, blieb aber plötzlich wieder stehen. Seine Gesichtsmuskeln arbeiteten heftig, sein Mund bewegte sich, aber er fand keine Worte. »Wie … was?« keuchte er nur atemlos.

      Der Mann, der am Ende des Tisches saß, sah ihn durchdringend an.

      »Sie haben mich wohl nicht erwartet, Mr. Olloroff?« fragte er scharf.

      »Mein Name ist Black«, rief der Oberst wild. »Was haben Sie hier zu suchen?«

      »Das werden Sie bald sehen. Setzen Sie sich dorthin.«

      Black bemerkte, daß am unteren Ende des Tisches Stühle für sie aufgestellt waren.

      »Zuerst werde ich Ihnen einmal Ihren Gefangenen abnehmen. Lösen