neue Instruktion, noch bevor der Bahnhof erreicht war.
»Es hat keinen Zweck mehr, der Zug ist eben abgefahren. Setzen Sie mich am Eton Square ab.«
Dort zahlte er und entließ den Wagen. Ohne große Schwierigkeit fand er die beiden anderen Autos, die dort auf ihn warteten.
»Ich bin Oberst Black«, sprach er den ersten Chauffeur an, der grüßend an seine Mütze faßte. »Fahren Sie auf dem kürzesten Weg, nach Portsmouth. Der andere Wagen soll uns folgen.«
Nach einer kurzen Strecke änderte er seinen Plan wieder.
»Fahren Sie zuerst zum ›Junior Turf Club‹ in der Pall Mall.«
Als er dort angekommen war, winkte er den Portier heran.
»Sagen Sie Sir Isaac Tramber, er möchte sofort herauskommen.«
Ikey war im Club. Der Oberst hatte auf gut Glück versucht, ihn zu finden.
»Holen Sie schnell Mantel und Hut«, rief Black dem verwirrten Baronet hastig zu.
»Aber –«
»Hier gibt es kein Aber!« fuhr Black ihn wütend an. »Holen Sie Ihren Mantel und Ihren Hut, wenn Sie nicht Gefahr laufen wollen, daß man Sie noch heute abend aus dem Club holt und auf die nächste Polizeistation bringt.«
Widerwillig ging Ikey zurück und kehrte gleich darauf wieder. Unterwegs zog er noch seinen Mantel an.
»Was, zum Teufel, soll das alles bedeuten?« fragte er bestürzt.
Plötzlich fiel das Licht einer Straßenlampe auf den unbedeckten Kopf des Obersten.
»Großer Gott, Sie haben ja weiße Haare! Sie sehen ganz wie dieser Essley aus!«
21
»Wohin fahren wir denn?« fragte Sir Isaac schwach.
»Nach Portsmouth«, brummte Black. »Dort werden wir ein paar Freunde treffen.«
Er grinste im Dunkeln. Dann beugte er sich vor und gab dem Chauffeur mit leiser Stimme Instruktionen.
Der Wagen schoß vorwärts; einige Minuten später hatten sie den Hammersmith Broadway überquert und fuhren in schnellem Tempo auf Barnes zu.
Kaum waren sie aus dem großen Verkehr heraus, als plötzlich ein großer, langer Sportwagen den belebten Platz kreuzte und sich mit äußerster Geschicklichkeit zwischen den zahlreichen Wagen durchwand. Der Chauffeur kümmerte sich nicht im mindesten um die Schimpfereien seiner Kollegen, sondern fuhr unbeirrt Blacks Auto nach.
Der erste Wagen hatte Kingston bereits hinter sich und befand sich auf der Straße nach Sandown, als Black den Wagen hinter sich hörte. Er wandte sich um und erwartete, seinen Begleitwagen zu sehen, aber der hatte wegen einer Reifenpanne einen Aufenthalt in Putney Heath gehabt. Black fühlte sich unbehaglich, obwohl es doch schließlich nicht ungewöhnlich war, daß auch noch andere Wagen um diese Stunde auf der großen Chaussee nach Portsmouth fuhren.
Er erkannte auch an dem Geräusch des Motors, daß dieser Rennwagen ihn überholen würde.
»Wenn die Straße etwas breiter wird, wollen wir den Wagen vorbeilassen«, sagte er zu dem Chauffeur.
Aber das Auto hinter ihnen schien nicht die Absicht zu haben, sie zu überholen, bis sie Sandown und Cobham passiert hatten und schon die Lichter von Guildford zu sehen waren.
An einer einsamen Stelle, nicht mehr weit von der Stadt entfernt, holte der Sportwagen dann ohne sichtliche Anstrengung auf, war gleich darauf neben ihnen, fuhr direkt vor ihr Auto und verlangsamte dann sein Tempo. Blacks Chauffeur war gezwungen, diesem Beispiel zu folgen.
Der Oberst beobachtete dieses Manöver mit wachsender Besorgnis. Langsamer und langsamer fuhr der Sportwagen; schließlich stellte er sich quer und hielt mitten auf der Straße. Es war unmöglich, an ihm vorbeizukommen.
Blacks Chauffeur brachte das Auto mit einem Ruck zum Stehen.
Im Licht ihrer Scheinwerfer sahen sie, daß zwei Männer aus dem Wagen vor ihnen ausstiegen und anscheinend ein Rad flüchtig untersuchten. Dann ging der eine langsam zurück, bis er zu ihnen kam.
»Entschuldigen Sie – ich glaube, Sie sind mir bekannt.«
Eine Taschenlampe beleuchtete plötzlich Blacks Gesicht, und in dem grellen Licht sah der Oberst die Mündung eines Revolvers auf sich gerichtet.
»Steigen Sie aus, Mr. Black – Sie und Ihr Begleiter«, sagte der Unbekannte ruhig.
In dem hellen Licht, das ihn überstrahlte, konnte Black nichts machen. Ohne ein Wort verließ er den Wagen; Tramber folgte.
»Gehen Sie voran«, befahl der Mann mit dem Revolver.
Die beiden gehorchten. Ein neuer Lichtkegel traf sie. Der Führer des ersten Wagens erhob sich. Auch er hatte eine Taschenlampe und einen Revolver in der Hand. Er wies sie kurz an, in das Auto zu steigen. Der erste Mann ging noch einmal zurück, um Blacks Chauffeur Anweisungen zu geben, dann stieg er in den Sportwagen und setzte sich zwischen seine beiden Gefangenen.
»Legen Sie Ihre Hände auf die Knie.«
Er kontrollierte mit seiner Taschenlampe, ob sie seiner Aufforderung nachkamen.
Black legte zögernd seine behandschuhten Hände auf den Schoß. Sir Isaac folgte seinem Beispiel, halbtot vor Angst.
Ihr Wächter konzentrierte das Licht seiner Lampe auf ihre Hände und bewachte sie scharf, während sein Gefährte in schärfstem Tempo weiterfuhr.
Sie bogen von der Hauptchaussee ab und kamen auf eine kleinere Landstraße, die Black nicht kannte. Sie machte viele Biegungen und schien mitten in freies Land zu führen. Nach zehn Minuten hielt der Wagen.
»Steigen Sie aus!«
Weder Black noch Tramber hatten während der Fahrt ein Wort gesprochen.
»Was soll das bedeuten?« fragte der Oberst jetzt.
»Steigen Sie aus!«
Mit einem Fluch stieg Black aus dem Wagen.
Zwei andere Männer warteten hier auf sie.
»Das soll wahrscheinlich wieder eine Posse der ›Vier Gerechten‹ sein«, sagte Black höhnisch.
»Das werden Sie ja gleich sehen«, erwiderte einer der Wartenden.
Black und Tramber wurden auf einem langen, unebenen Pfad über einen Sturzacker und durch ein kleines Gehölz geführt, bis im Dunkel der Nacht plötzlich ein kleines Gebäude vor ihnen auftauchte.
Es war nicht erleuchtet, und Black hatte den Eindruck, daß es eine Kapelle sein müsse. Aber er hatte nicht viel Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er hörte, wie Sir Isaac hinter ihm herkeuchte. Dann wurde das Tor aufgeschlossen.
Die Hand, die ihn bisher am Arm gehalten hatte, löste sich.
»Bleiben Sie hier stehen.«
Black wartete. Eine entsetzliche Furcht vor dem, was kommen würde, hatte ihn gepackt.
»Gehen Sie jetzt vorwärts«, befahl eine Stimme.
Black ging zwei Schritte weiter, und plötzlich war der große Raum, in dem er jetzt stand, von mehreren Lampen taghell erleuchtet. Er beschattete seine Augen mit der Hand, um sie vor der blendenden Helle zu schützen.
Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich ihm. Er befand sich in einer früheren Kapelle; er sah die bunten Glasfenster und an der Stirnwand des Raumes eine niedrige, mit schwarzem Stoff drapierte Plattform, die von einer Mauer bis zur anderen reichte.
Drei Tische standen darauf. Das Ganze erinnerte ihn an einen Gerichtshof. Der Hintergrund