Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 4


Скачать книгу

ging es los, kam das belebende Husten, brach sich das erste Niesen Bahn.

      Die Wolke musste sich gesenkt haben und wurde durch den ganzen Raum gewirbelt. Sie drang in jede Ecke des Saloons, dessen Frontfenster aufstanden. Wenngleich kaum Wind umging, nun entstand Gegenzug, der von der Vorderfront durch den Gang und zu dem gitterlosen Fenster wehte.

      »Que es – que es – diablo, was ist das? Porcachona Madonna, was brennt mir da …, öchöchöcö!«

      Das Husten brach ab, machte einem Heulen Platz, einem Geniese von vielen Stellen.

      Es wirkt, dachte Jericho grimmig, die Halunken heulen sich die Augen aus. Die niesen und husten sich halbtot und können gleich gar nichts mehr tun, weil sie vor lauter Tränen sich gegenseitig nicht mehr erkennen können. Siehst du, Flynn, so wirkt diese Höllenmischung und …

      »Flynn – Flynn!«

      Irgendwo hinter ihm war ein halb ersticktes Jubeln, hielt das Mädchen aus Mexiko den Gringo Shannon in den Armen und bedeckte sein Gesicht mit Küssen, obgleich der Sarg neben dem Gringo Shannon stand.

      »Mikel, mi amor.«

      Ja, dachte Jericho und rannte, stürzte vorwärts. Er sah Flynn nicht an der Ecke. »Flynn, du Idiot, wo bist du denn? Flynn!«

      Er schrie nach Flynn und merkte es gar nicht. Obwohl er ihn nicht sah, hörte er ihn.

      »Carlos – Perro!«, schrie Flynn. »Carlos – Hund!«

      »Flynn – Cochino!«

      Der Mann stand mitten in der Schwingtür, in jeder Faust einen Revolver.

      Er schoss beidhändig, sah den dicken, massigen Körper von Don Carlos zurückfliegen, zwei, dreimal zusammenzucken und in der seltsamen Wolke aus Pfeffer und Alaunpulver bis an den Tresen schwanken. Dann feuerte er auf Emilio, den die Kugeln packten und gegen Raoul warfen. Er erwischte auch noch Raoul, der kopfüber die Treppe zur Balustrade herunterkugelte. Lugo schrie, rieb sich mit der Linken die Augen, feuerte mit der Rechten. Flynn spürte den ersten Schlag, machte zwei Schritte nach links durch die Tür, bis er die Wand im Rücken wusste und sich gegen sie stemmte.

      »Eh, Paco, Cochino!«

      Paco war immer ein Schwein gewesen.

      Nachdem ihn die Kugeln erwischten, krabbelte er noch ein Stück, bis er zu viel Pfeffer und Alaun im Hals und den Augen hatte.

      Pepe schoss und machte Flynn das nächste Loch ins Fell. Dann fegte ihn Flynns Kugel über den Tisch hinweg.

      »Bueno«, sagte Flynn grinsend. Er hatte es sich so angewöhnt, Spanisch zu sprechen, dass er es auch jetzt tat. »Mierda damnata!«

      Es war alles Scheiße, das wusste er, er wäre nie aus diesem Dreck herausgekommen.

      »Verdammte Scheiße!«, sagte Flynn, als es ihm die Beine wegziehen wollte. »Das passiert mir doch nicht?«

      Er sah Juan halbblind und feuernd auf sich zukommen, hatte diese Mischung aus Pfeffer und Alaun auch schon in Augen und Hand.

      »Eh, Juan – aqui estoy – hier bin ich – Jabali – Wildsau!«

      Juan schoss neben ihm in die Wand und brachte Flynn zum Lachen. Dann rissen zwei Kugeln Juan die Beine weg. Er fiel auf die Knie, blieb schwankend sitzen und glotzte Flynn groß an.

      »Du«, lallte Juan. »Du, Hund? Hätten wir dich doch umgebracht, du Hund. Mierhi daronata!«

      Danach kippte Juan auf das Gesicht.

      »Flynn, Mensch!«

      Ricardo wälzte sich heulend am Boden und kreischte. Er hatte schon eine ganz seltsame Stimme, die sich irgendwie nach einer Kinderstimme anhörte. Dass das Alaun dem Großmaul Ricardo endlich mal alles so zusammenziehen könnte, dass er sich nach einer Ente anhören würde, amüsierte Flynn derart, dass er lachen musste. Dabei weinte er schon Tränen und hatte diesen sauer-bitteren Geschmack im Hals.

      »Raus mit dir, Flynn, raus!«

      »Was willst du denn, lass mich doch?«, protestierte Flynn auf Spanisch. »Mierda damnata. Es ist egal, wo ich sterbe!«

      »Du Idiot!«, keuchte Jericho. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir sie ohne große Schießerei alle bekommen würden. Du solltest doch nur auf die Tür schießen, damit keiner heraus konnte. Flynn, was hast du gemacht?«

      »Tabula rasa«, grinste der seltsame Bursche. »Reinen Tisch, Mann. Hurra!«

      Jericho riss ihn hinaus. Er wollte ihn schleppen, Flynn ließ sich jedoch an der Mauer sacken, bis er saß.

      »Du Narr«, sagte Jericho bitter. »Du verdammter Narr, hat sich das gelohnt, ja? Bleib sitzen – ich hole mir den Rest!«

      Er riss das Tuch hoch, das er vorher angefeuchtet hatte. Mit zusammengekniffenen Lidern rannte er in den Saloon, schlug den ersten Mann, der heulend am Boden lag und nichts mehr sah, nieder, erwischte den zweiten und fand dann keinen mehr, der noch lebte.

      Flynn, dachte er, Mann, du hast es zu hart gemacht. Mit dem Posten oben am Stollen drei Überlebende nein, vier mit Sastre. Ich wollte, ich hätte sie alle, auch Don Carlos. Flynn, Mann, wozu denn das? Oder hast du daran gedacht, dass ein toter Bravado ein guter Bravado ist?

      Er schleifte die beiden Kerle hinaus und band ihnen Hände und Füße zusammen. Schließlich hingen die beiden Bravados rechts und links an den Haltebalkenpfosten und würden dort sitzen bleiben müssen, bis er nach oben gejagt war und die Leute von Wagon Creek aus dem Stollen geholt hatte.

      »Flynn, ich schicke dir Inez.«

      »Tue das – ein schönes Mädchen kann zuletzt kein besserer Anblick sein«, grinste Flynn. »Ich will die Sonne noch aufgehen sehen, Mann.«

      »Ja«, sagte Jericho düster und lief zum Wagen, um Inez zu holen.

      »Dios, Flynn – er stirbt?«, stammelte Inez. »Señor Graves …«

      »Sage mal David«, murmelte Jericho. »Ich möchte hören, wie das klingt. Und dann lauf zu Flynn. Sie darf doch David sagen, Mikel?«

      »Sie darf«, nickte Mikel und lag neben dem Sarg. »Sie ist verrückt, Jericho, sie will den Sarg haben. Sie sagt, kein Ramirez sei jemals ohne Sarg begraben worden. Gibst du ihr den Sarg, Alter?«

      »Von mir aus«, knurrte Jericho. »Obgleich den Kerl die Geier hätten …, na, schon gut, ich hole die Leute herunter. Sagst du es noch, Inez?«

      »David«, flüsterte sie. »David!«

      Die Betonung lag auf dem I, das A sprach sie voll aus. Es hörte sich gut an, sehr gut.

      »Schön«, sagte David Jericho sanft. »Dafür fahre ich dich und diesen Burschen da auch bis nach Hause, weil meine Kutsche so gut gefedert ist. Auch Tote reisen bequem und komfortabel, was?«

      Er konnte es sich nicht verkneifen, rannte zu den Pferden und nahm sich eins, auf dem er ohne Sattel losjagte.

      Ja, dachte er, ich packe den Sarg herunter und Carlos hinein. Wenn es Tradition ist, dann soll er den Sarg haben – sie soll ihn haben für ihn. Ein Sarg für Don Carlos, was? Und dann besorge ich Matratzen für Mikel. Danach fahre ich ihn und sie zu der Hazienda drüben, kommt mir auf ein paar Tage gar nicht an. Und die Leute von Wagon Creek können die gefangenen Bravados nach Prescott zu Sheriff Walker bringen.

      Wenn sie Walker einen schönen Gruß bestellen und nichts von Flynn oder Mikel verraten, wird das eine Spazierfahrt nach Mexiko, oder?

      Einen Augenblick dachte er an die vier überlebenden Bravados. Und dann hatte er eine Vision, die ihm nicht gefiel. Er sah die Männer von Wagon Creek mit vier Bravados reiten und plötzlich anhalten.

      »Hört mal«, sagte Barnes düster. »Wozu soll der Sheriff erfahren, dass Mikel Shannon bei uns gewesen ist wozu eigentlich? Stellt euch mal vor, was Jericho deshalb für Ärger bekommen wird. Und was geht es den Sheriff an, wen wir begraben haben? Der Doc hat seinen ewigen Frieden und liegt nun neben