zuckte heftig, fiel nach vorn, blieb aber auf dem Pferd und folgte dem Komplicen.
Hart warf Maverick sich gegen die Hüttenwand. Rauch wallte aus Tür und Fenster. Irgendwer kroch über den Boden. Metall rieb aufeinander. Dann zerbrach knirschend Glas.
Der Halunke, den Maverick angeschossen hatte, richtete sich am Fenster auf. Zitternd vor Schwäche hob er die Hand mit dem Colt.
In diesen Sekunden warf sich Maverick in die Hütte hinein, rollte herum und kam mit der Winchester im Anschlag halb hoch.
»Gib auf!« brüllte er.
Doch der Halunke am Fenster glaubte an eine Chance, richtete den Colt auf ihn und wollte abdrücken.
Da spuckte die Winchester in Mavericks Händen Feuer. Der Schuß hob den Halunken auf die Fußspitzen und stieß ihn herum. Mit dem Oberkörper fiel er durch das Fenster, mitten in die Glassplitter hinein. Schlaff blieb er stecken, halb stehend, halb hängend – tot.
Maverick drang schon über zerbrochene Bretter durch das Loch in der Rückwand hinaus. Von der Hütte aus führte der Weg um den Berg und dann in die Tiefe des Nebentals.
Bei Sonnenaufgang ging er abwärts zu Sattel- und Packpferd. Über einen abseits gelegenen steilen Pfad ritt er zur Hütte und daran vorbei.
Der Weg war schmal. Er konnte das Packpferd nicht mehr hinter sich herziehen. Darum trieb er es voraus. Dornensträucher, Felsen und Kakteen verengten den Weg.
Plötzlich krachten Schüsse.
Kugeln zerrissen Blätter, schlugen gegen Felsen. Röhrend brach das Packpferd zusammen. Im Nu war Maverick aus dem Sattel, rannte geduckt nach vorn und sah noch, wie Staub hinter zwei Reitern hochschlug.
Die beiden Halunken glaubten, daß er nun ohne Pferd wäre. Sie wußten nichts von einem Packpferd.
Als er den Berg verlassen hatte, stieß er auf die Spuren der beiden Flüchtigen. Manchmal entdeckte er etwas Blut. Dem einen hatte er eins verpaßt. Die Wunde war vielleicht nicht schlimm, aber bestimmt schmerzhaft.
Die Spur führte nicht zu den Schafzüchtern.
Maverick folgte ihr kühl und gelassen. Vielleicht ritt er zum letztenmal auf der Spur von Banditen.
Ein Mann mußte wissen, wann Schluß war. Schluß mit dem Dasein als Gunfighter und Kopfgeldjäger.
*
Maverick kam gemächlich näher.
Vor ihm in der Abendsonne lag eine fremde kleine Stadt.
In dieser Stadt wollte er für immer Schluß machen. Siegen, um aufzugeben. Um für immer unterzutauchen.
Der Name der Stadt war auf dem staubbeschlagenen Holzschild nicht mehr zu entziffern. Er war auch unwichtig für einen Mann wie Maverick C. Rooster, der schon in über hundert Städten und Drecknestern gewesen war.
Nur drei Ortsnamen blieben wichtig für ihn, weil jene Städte zu rauhen Meilensteinen seines Lebens geworden waren. Omaha, Cottonfield und Sundance Corral.
Lässig lenkte er das Pferd hinter den Häusern entlang, überquerte schmutzige Hinterhöfe.
Er mied die Straße – bis er gefunden hatte, wonach er suchte.
Plötzlich stand er in der Tür des Sheriffs-Office. In einem zerschlissenen langen Staubmantel. Mit hochgeschlagenem Kragen. Den staubbeladenen Stetson tief in die Stirn gerückt.
Und er sagte rauh: »Zwei Spuren führen in die Stadt. Die Spuren von zwei Killern. Ihre Pferde stehen hinterm Saloon. Einen der Halunken hat es erwischt. Ich leg’ sie um. Halten Sie sich raus, Sheriff. Die beiden Mörder sind ’ne Nummer zu groß für Sie.«
Er machte kehrt und ging.
Der Sheriff starrte durch die leere Tür hinaus. Er hatte den großen Fremden erkannt.
»Großer Gott!« flüsterte er und kam hinterm Schreibtisch hoch. »Das war doch Rooster! Maverick C. Rooster. Die lebende Legende!«
Er tastete sich um den Tisch, näherte sich der Tür, hörte große feste Schritte und dann Hufschlag.
»Himmel!« ächzte er. »Jetzt auch noch Rooster! Zwei Revolverkönige in der Stadt! Das geht in die Geschichte ein!«
Er hastete hinaus und wollte Maverick etwas nachrufen. Zu spät. Rooster ritt schon davon, zum Stiefelhügel hinaus.
Gebannt blickte der Sheriff ihm nach.
In seinen Augen ähnelte Maverick C. Rooster einem herrenlos umherstreunenden Hund, war wie ein struppiger Wolfshund.
Aber Rooster war ein Wolf. Ein narbiger, zäher Wolf, der noch um sich biß. Die Indianer nannten ihn »Lobo Rooster«.
Rooster wollte allein sein. Wie immer, bevor er in den Kampf ging. Allein mit Winchester, Sharps und Colt.
Auf dem Friedhof fand er die Stille, die er brauchte.
Tief stand die Sonne fern über der Wüste. Durchhängender Telegrafendraht führte hinter den Häusern von Mast zu Mast in die Ferne, wo bronzefarbene Hitzeschleier längs des Horizonts dahinzogen.
Wind kam auf. Staub trieb über die Straße, wirbelte durch enge Gassen. Feiner Sand schlug gegen Fenster. Einige waren bereits von innen erhellt.
Winselnd fing sich der Wind in den eisernen Verzierungen alter rostender Kreuze, schüttelte die verwilderten Ziersträucher neben den eingesunkenen Gräbern.
Maverick blickte auf die zerbrochenen steinernen Namenstafeln. Hier lag sein Bruder nicht begraben. Er hatte auf dem Friedhof von Omaha sein Grab gefunden.
Maverick straffte die Schultern, stapfte los. Durch hartes Gras, Unkraut und Disteln. Vorbei an brüchigen Grabsteinen, die in das Abendrot emporragten.
Es war soweit. Der letzte Kampf. Und dann vergessen. Alles, was vorher war. Er wollte nicht mehr länger nach demjenigen suchen, den es vielleicht schon gar nicht mehr gab. Nach dem Mörder seines Bruders Benjamin.
Unten am Rand des Stiefelhügels stieg er in den Sattel, ritt langsam an und näherte sich dem Saloon.
Kurz davor rutschte er aus dem Sattel –?und das Pferd ging weiter. Mit Sharps und Winchester in den Scabbards. So, als wäre es ohne Reiter in die Stadt gekommen.
Und genau vor der Schwingtür des Saloons blieb es am Straßenrand stehen. Hob den Kopf an, prustete laut und scharrte mit dem rechten Vorderhuf.
Im Saloon waren an diesem Abend wenige Gäste. Zwar hätten viele Einwohner gern mit eigenen Augen den berühmten zwielichtigen Revolverkönig gesehen, doch stilles Unbehagen hielt sie vom Besuch des Saloons ab.
Vor dem Saloon stampfte das Sattelpferd ziemlich heftig, als wollte es auf sich aufmerksam machen.
Stumm bediente eine junge Mexikanerin die beiden Fremden am Tisch in der Nische.
Als der eine nach ihrem Arm griff und sie an sich zog, sträubte sie sich, sagte aber kein Wort.
»Laß sie los, Fremder«, sagte der Mann an der Theke kühl, »sonst schieß ich dir den Kopf ab.«
Die bildschöne Mexikanerin kam frei und huschte barfuß durch einen Glasperlenvorhang nach hinten.
Auf dem dunklen Gang konnte sie kaum etwas erkennen. Jäh stieß sie mit Maverick zusammen, atmete geräuschvoll ein und wich ihm aus, preßte sich an die Wand und sah ihm nach.
Er näherte sich dem Perlenvorhang.
Das Mädchen schlich ihm lautlos nach.
Noch immer lehnte der in Schwarz gekleidete Revolvermann an der Theke. Er lächelte auf eine seltsame Art. Richtig genießerisch. Bedächtig fingerte er aus seiner langen Jacke ein Zigarillo hervor, rauchte es an und blickte kurz hinaus auf das Sattelpferd.
»Ihr bekommt Besuch, Jungs«, sagte er in freundlichem Ton, nickte den beiden Banditen am Tisch zu und langte nach dem Glas Whisky. »Ich bin nicht gemeint. Das