Блейк Пирс

Wartet


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      In der Zwischenzeit konnte sie einige der Fragen hören, die die Reporter stellten.

      »Ist es wahr, dass Margo Birch auf die gleiche Weise ermordet wurde?«

      »War Margo Birch genauso gekleidet und geschminkt?«

      »Warum zieht dieser Mörder seine Opfer wie Clowns an?«

      »Ist das das Werk eines Serienmörders?«

      »Wird es noch mehr Clown-Morde geben?«

      Riley erinnerte sich an das, was eine der Polizisten gerade gesagt hatte ...

      »Wir hatten es bisher geschafft, die Sache mit der Clown-Verkleidung bei dem anderen Mord geheim zu halten.«

      Offensichtlich hatten sich bereits Gerüchte verbreitet. Und jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, die Wahrheit geheim zu halten.

      Die Polizei versuchte, so wenig wie möglich auf die Fragen zu antworten. Aber Riley erinnerte sich daran, wie aggressiv die Reporter in Lanton gewesen waren. Sie verstand nur allzu gut, warum Jake und die Polizisten nicht glücklich darüber waren, dass diese Reporter aufgetaucht sind. Die Presse würde ihre Arbeit nicht einfacher machen.

      Crivaro kam zurück zu Riley und Dahl und steckte sein Handy in die Tasche.

      »McCune hat gerade mit dem Mann der vermissten Frau gesprochen. Der arme Kerl ist krank vor Sorge, aber er hat McCune etwas gesagt, das hilfreich sein könnte. Er sagte, sie hat einen Leberfleck direkt hinter ihrem rechten Ohr.«

      Dahl beugte sich nach unten und schaute hinter das Ohr des Opfers.

      »Sie ist es«, sagte er. »Wie war noch mal ihr Name?«

      »Janet Davis«, sagte Crivaro.

      Dahl schüttelte den Kopf. »Nun, zumindest haben wir das Opfer identifiziert. Wir können sie genauso gut hier wegschaffen. Ich wünschte, wir müssten uns nicht mit der Leichenstarre herumschlagen.«

      Riley beobachtete, wie Dahls Team die Leiche auf eine Trage lud. Es war ein unbeholfenes Unterfangen. Der Körper war steif wie eine Statue und die geschwollenen, bekleideten Gliedmaßen erstreckten sich in alle Richtungen und ragten unter dem weißen Laken, das ihn bedeckte, hervor.

      Nunmehr sprachlos glotzten die Reporter mit starrem Blick, als die Trage über das Feld rüttelte und mit seiner grotesken Last auf den Transporter des Gerichtsmediziners zusteuerte.

      Als die Leiche in dem Transporter verschwunden war, drängten Riley und Crivaro an den Reportern vorbei und machten sich auf den Weg zurück zu ihrem eigenen Fahrzeug.

      Als Crivaro sie davonfuhr, fragte Riley, wohin sie als Nächstes fahren würden.

      »Zum Hauptquartier«, sagte Crivaro. »McCune hat mir erzählt, dass einige Polizisten nach Janet Davis im Lady-Bird-Johnson-Park gesucht haben, wo man sie nach ihrem Verschwinden vermutete. Sie haben ihre Kamera gefunden. Sie muss sie fallen gelassen haben, als sie entführt wurde. Die Kamera ist jetzt im FBI-Hauptquartier. Lass uns sehen, was die Techniker darüber herausfinden konnten. Vielleicht haben wir Glück und es gibt uns einige Hinweise.«

      Dieses Wort erschütterte Riley ...

      »Glück.«

      Es schien ein seltsames Wort zu sein, im Zusammenhang mit etwas, das so unglaublich unglücklich war wie der Mord an einer Frau.

      Aber Crivaro hatte offensichtlich gemeint, was er sagte. Sie fragte sich, wie hartgesotten man sein musste, wenn man diese Arbeit so viele Jahre lang gemacht hatte, wie er.

      War er völlig immun gegen diesen Horror?

      Sie konnte das nicht an seinem Tonfall erkennen, als er weitersprach ...

      »Außerdem ließ Janet Davis‘ Mann McCune Fotos durchsehen, die sie in den letzten Monaten gemacht hatte. McCune fand ein paar Fotos, die in einem Kostümverleih gemacht wurden.«

      Riley spürte einen Hauch von Interesse.

      Sie fragte: »Sie meinen die Art von Laden, in dem Clown-Kostüme verkauft werden?«

      Crivaro nickte. »Klingt interessant, nicht wahr?«

      »Aber was bedeutet das?«, fragte Riley.

      Crivaro sagte: »Das ist schwer zu sagen − außer, dass Janet Davis sich genug für Kostüme interessierte, um sie zu fotografieren. Ihr Mann hat sich daran erinnert, dass sie darüber gesprochen hat, aber sie hat ihm nicht gesagt, wo sie die Aufnahmen gemacht hat. McCune versucht jetzt herauszufinden, in welchem Laden die Bilder entstanden sind. Dann wird er mich anrufen. Es sollte nicht lange dauern.«

      Crivaro schwieg für einen Moment.

      Dann blickte er zu Riley hinüber und fragte: »Wie geht es dir?«

      »Gut«, sagte Riley.

      »Bist du sicher?«, fragte Crivaro. »Du siehst etwas blass aus, so, als ob es dir nicht gut geht.«

      Es stimmte natürlich. Die Morgenübelkeit und der Schock dessen, was sie gerade gesehen hatte, setzten ihr definitiv zu. Aber das Letzte auf der Welt, was sie Crivaro sagen wollte, war, dass sie schwanger war.

      »Mir geht es gut«, beharrte Riley.

      Crivaro sagte: »Ich nehme an, du hast ein Bauchgefühl in Bezug auf den Mörder.«

      Riley nickte schweigend.

      »Noch etwas, das ich wissen sollte − abgesehen von der Möglichkeit, dass er das Opfer zu Tode erschreckt hat?«

      »Nicht viel«, sagte Riley. »Nur, dass er ein ...«

      Sie zögerte und fand dann das Wort, nach dem sie suchte. »Sadist ist.«

      Als sie schweigend weiterfuhren, erinnerte sich Riley an den Anblick der Leiche, die sich auf der Trage spreizte. Sie spürte ein Wiederaufleben des Entsetzens, dass das Opfer auch noch im Tod eine solche Demütigung und Erniedrigung erleiden musste.

      Sie fragte sich, welche Art von Monster sich das bei irgendjemandem wünschen würde.

      So nah sie sich dem Mörder für einen Moment gefühlt hatte, wusste sie, dass sie nicht anfangen konnte, die kranken Funktionen seines Geistes zu verstehen.

      Und sie war sich auch ganz sicher, dass sie das nicht wollte.

      Aber war es das, was auf sie zukam, bevor dieser Fall abgeschlossen war?

      Und was passierte danach?

      Wird so mein Leben aussehen?

      KAPITEL ACHT

      Als Riley und Crivaro in das saubere, klimatisierte J. Edgar Hoover Building gingen, fühlte sie immer noch die Abscheulichkeit des Tatortes an sich haften. Es war, als wäre der Schrecken in ihre Poren eingedrungen. Wie würde sie das jemals abschütteln können − vor allem den Geruch?

      Während der Fahrt hatte Crivaro Riley versichert, dass der Geruch, den sie auf dem Gelände bemerkt hatte, nicht von der Leiche kam. Wie Riley vermutet hatte, war es nur der Müll, der vom Rummel liegen geblieben war. Janet Davis‘ Körper war nicht lange genug tot gewesen, um solch einen Geruch zu produzieren, so wie auch die Leichen von Rileys ermordeten Freundinnen seinerzeit in Lanton.

      Riley hatte den Gestank einer verwesenden Leiche noch nicht erfahren müssen.

      Crivaro hatte gesagt, als sie fuhren ...

      »Du wirst es erkennen, wenn du es riechst.«

      Es war nichts, worauf sich Riley freute.

      Wieder fragte sie sich ...

      Was denke ich, was ich hier mache?

      Sie und Crivaro nahmen einen Aufzug zu einem Stockwerk, das Dutzende von forensischen Labors beherbergte. Sie folgte Crivaro einen Gang hinunter, bis sie in einen Raum mit einem Schild mit der Aufschrift ›DUNKELKAMMER‹ kamen. Ein schlaksiger, langhaariger junger Mann stand neben der Tür.