als Farce enttarnt und sie wegen Beihilfe verurteilten. Ihre Strafe fiel nur etwas geringer aus als Wolframs und bei beiden gab es die Option auf anschließende Sicherheitsverwahrung.
Wahrscheinlich sitzen sie im Knast nebeneinander und sinnieren über ihre krankhaften Vorstellungen. Melissa presste die Lippen zusammen und versuchte, jene Bilder zu verdrängen.
»Sie werden Ihre Eltern nicht wiedersehen, wenn Sie es nicht wollen«, hatten Psychologen und Anwälte ihr versichert und Melissa hoffte, dass beide recht hatten.
Danach nahm ihr Leben eine 180-Grad-Wendung, die von den Medien als reales Märchen bezeichnet wurde. Sofort nach dem Urteil entfernte Chris Garet und sie aus dem finsteren Elternhaus, ließ sie bei sich einziehen. Was ihrem Bruder nicht so recht gefiel. Melissa schluckte. Sie selbst war nach dem Umzug regelrecht aufgeblüht, sowohl körperlich als auch seelisch.
Ihre ehemals fast dürre Silhouette hatte ein paar gesunde Pfunde bekommen, die sie trotzdem nicht dick machten und jene dunklen Schatten unter ihren Augen waren verschwunden. Ebenso wie die Traurigkeit aus ihrem Blick. All das war nicht nur Chris’ Vermögen, sondern auch seiner unbändigen Liebe und Fürsorge zu verdanken. Von Anfang an hatte er zu ihrer, aufgrund des Altersunterschiedes, unkonventionellen Beziehung gestanden und selbst das erboste Medienecho oder ein paar verärgerte Anrufe seitens der Eltern brachten seinen Entschluss nicht ins Wanken.
Von Letzterem hatte Melissa nicht sonderlich viel mitbekommen, jedoch sprach Chris’ wütender Gesichtsausdruck danach Bände. Sie selbst hatte nie mit Herrn oder Frau Schober gesprochen und war froh darüber. Zwar hatte Chris ihre Charaktereigenschaften nie genauer beschrieben, doch Melissa konnte sich ausmalen, welcher Natur sie entsprachen. Zumal sie zu den wenigen Personen gehörte, die das tragische, kriminelle Geheimnis kannten, welches unmittelbar auch mit ihr zusammenhing.
Melissa rann eine Gänsehaut über den Körper. Im Nachhinein fiel es schwer, zu sagen, wessen Schock größer gewesen war. Garet hatte das Schuldgeständnis ihres Vaters über eine damals gemachte Videoaufzeichnung bekommen und war quasi live dabei gewesen. Unter Tränen und wie Espenlaub zitternd hatte er ihr davon berichtet und für Melissa schien es, als würde ihr jemand den Boden unter den Füßen wegreißen. Nicht nur der Schock über Wolframs Skrupellosigkeit tobte in ihrem Innern, sondern auch die Frage, ob Chris sie noch lieben konnte. Schon die Vorstellung einer negativen Antwort riss ihr Herz entzwei, obwohl sie ihn hätte verstehen können. Immerhin war sie, Melissa, die Tochter jenes Mannes, der das große Unglück seines damals noch jungen Lebens verursacht hatte. Obwohl Chris’ Vater der eigentliche Auftraggeber gewesen war. Ein Geheimnis, das bis heute niemand beweisen konnte.
Aber zu Melissas Verwunderung hatten ihre Befürchtungen sich als nichtig erwiesen. Im Gegenteil. Chris schenkte ihr seine ganze Wärme und ermöglichte ihr neben einem sorgenfreien Leben auch das ersehnte Studium. Er selbst hatte wieder angefangen, in seiner Freizeit Cello zu spielen. Etwas, was seit einer scheinbaren Ewigkeit nicht mehr möglich gewesen war. Melissa lächelte. Im Gegensatz zu einigen Behauptungen führten sie eine gleichberechtigte Partnerschaft mit Geben und Nehmen. Außer im Bett.
Ihr Lächeln nahm teuflische Züge an. Sie hatte Chris als unnachgiebigen Dom kennengelernt und trotz seiner anderen zärtlichen Seite sowie den zahlreichen Veränderungen hatte er diese Neigung nicht abgelegt. Sehr zu Melissas Freude. Obwohl die Vorstellung, sich einem Mann zu unterwerfen und freiwillig in seine Hände zu geben, zuerst eine Panik ausgelöst hatte. Jenes lag jedoch nicht an der Vorstellung an sich. Im Gegenteil. Mit Frauen hatte sie solche Erfahrungen bereits gesammelt, aber nie mit einem Mann.
Dies hatte an der allgemeinen Situation im Elternhaus und Wolframs gewalttätigem Verhalten zu tun. Wie sollte sie sich einem Mann hingeben, wenn diese Art von Berührungen stets mit Furcht verbunden war? Aber Chris hatte nicht aufgegeben. Er bemühte sich und führte sie Stück für Stück dem leidenschaftlichen Schmerz sowie der Unterwerfung zu, ohne dabei je die Grenze zu überschreiten.
Melissa strich ihre langen, schwarzen Haare zur Seite. Einige Zeit hatte es gedauert, ehe sie sein Verlangen erwidern konnte. Doch was danach kam, übertraf alles, was sie sich bis dahin erträumt hatte. Ohne es zu merken, leckte Melissa sich über die Lippen, während ihr Verstand erbost protestierte. Anstatt sexuellen Fantasien oder Erinnerungen nachzuhängen, sollte sie sich lieber um die Hausarbeit kümmern. Es war wichtig.
Leicht genervt schaute Melissa wieder auf den Bildschirm und versuchte, erneut in die sachliche Handlung hineinzufinden. Doch schon nach wenigen Sätzen war ihre Konzentration wieder dahin. Vielmehr jagten andere verruchtere Bilder durch ihren Kopf.
Melissa sah sich in dem extra zum Spielen eingerichteten Keller. Ihre Haare fielen offen über die Schultern und manchmal verdeckten einige Strähnen ihr weiß gepudertes Antlitz. Aufrecht stolzierte sie in den Overkneestiefeln aus schwarzem Lack vorwärts und das, obwohl die dazu passende Korsage ihre erogenen Zonen kaum bis gar nicht verhüllte.
Melissas kleine, aber feste Brüste hüpften bei jedem Schritt spielerisch auf und ab. Ebenso zeigte die sorgfältig rasierte Scham Spuren ihrer Erregung. Mehrmals musste sie den Impuls unterdrücken, sich selbst zu berühren. Ein solches Benehmen tolerierte Chris nicht. Er allein hatte das Vorrecht, sie nach seinen Wünschen anzufassen und Abweichungen von dieser Regel geschahen nur mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis. Melissas Schenkel zuckten aufbegehrend, doch anstatt dem Druck nachzugeben, riss sie lieber an ihrem selbst angelegten Halsband.
»Du willst deinem Herrn doch gefallen.« Jene imaginäre Schelle reichte zumindest aus, sich so lange zu beherrschen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
Wie in Zeitlupe legte Melissa sich auf den Frauenarztstuhl. Ehe sie jedoch ihre Beine auf den Haltern links und rechts platzierte, griff Melissa noch einmal auf den Boden. Für einen Augenblick huschte ein seliges Lächeln über ihr Gesicht. Allein die Materialien fühlten sich unglaublich gut an und die Vorstellung, was man(n) damit tun konnte, ließ ihre Klitoris erwartungsvoll pochen. Doch wieder hielt Melissa sich zurück und brachte stattdessen ihre Beine in Position.
Einige Minuten lang lag sie regungslos auf dem Stuhl, versuchte, sich zu entspannen und ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen. Wie in Trance ertastete Melissa ihren Schambereich, strich kurz über die empfindlichen Lippen sowie die angeschwollene Klitoris. Einen Wimpernschlag lang war sie versucht, sich selbst zu fingern, doch allein die Vorstellung von Chris’ strengem Blick hielt sie davon ab. Er mochte es nicht, wenn sie sich während der Sessions selbst streichelte, es sei denn, er wollte zuschauen, wie sie sich selbst Lust bereitete. Etwas, das Melissa sehr gerne für ihn tat.
»Ich sollte bereit sein«, dachte sie versonnen und wischte sich kurz über die Stirn, bevor sie den Dildo zur Hand nahm.
Schon die Farbe ließ ihn sehr verführerisch wirken, ein kräftiges, glitzerndes Blau, das sich im spärlichen Licht des Raumes reflektierte. Vorsichtig, behutsam begann Melissa, ihn in sich einzuführen. Die glatte Oberfläche erleichterte es, während die Struktur ein paar Schmerzen verursachte. Mehr als einmal zuckte Melissa zusammen, dennoch schob sie ihn weiter und weiter in sich hinein. Vor ihrem geistigen Auge erschien Chris, wie er sie bei ihrem Tun beobachtete. Sein wohlwollender, gieriger Blick jagte einen Schauer über ihren Körper.
»Gut«, hörte sie ihn sagen.
Melissa stieß die Luft aus, als der mittelgroße Dildo ganz in ihr verschwand und tastete mit zitternden Fingern nach dem Knopf, um die Vibration auszulösen. Wie ein Donnerschlag schoss diese durch ihren Körper und sie bäumte sich auf. In Gedanken lachte Chris auf.
»Wage es nicht, ihn herauszuziehen. Er bleibt dort, wo er ist. So ist es brav.« Diese Anrede beruhigte Melissa. Sie hörte solche Worte gerne.
Dennoch war ihr Blick glasig, verklärt, als sie zusah, wie ihre Brustwarzen sich aufstellten und hart wie Stein wurden. Wenn er sie jetzt aufforderte, Klemmen anzulegen, würde die eigene Lust sie innerlich zerreißen. Auch ihre Schenkel bebten und hatten alle Mühe, in den Haltern zu bleiben. Doch so fies war ihr Traumbild von Chris nicht, seine Absichten gingen in eine andere Richtung. Er schaute sie aus seinen dunklen, mit schwarzer Schminke betonten Augen an und Melissa drohte, sich in ihnen zu verlieren. Seine hüftlangen, blond gefärbten Haare ließen ihn zusätzlich wie einen gefallenen Engel wirken.
»Mir