Willa von Rabenstein

Hemmungslos Real | Erotischer Roman


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      »Ich bin nicht so gut drauf.«

      »Das ist ein Argument. Dann tröstet Sie vielleicht meine Verehrung. Ich habe selten virtuell eine so interessante, begehrenswerte Frau kennengelernt, wie Sie es zu sein scheinen. Sie gefallen mir. Alles, was ich bisher weiß, gefällt mir und zeigt mir, dass Sie eine Frau von Stil und Geschmack sind. Eine, nach der sich Mann und Frau umdrehen, wenn Sie vorbeigehen. Sie verstehen zu spielen und Sie beherrschen die Sprache als Instrument. All das führt dazu, dass ich Sie sehr verehre und sehr begehre.«

      »Herzlichen Dank für das Kompliment. Und Sie haben recht. Nur ist es ein Unterschied, begehrliche Blicke zu registrieren oder Begehren verbalisiert zu bekommen. Sie verstehen, Ihre gute Erziehung und Ihren Charme einzusetzen.«

      »Das ist mir ein großes Vergnügen und ein Bedürfnis. Sie sind eine Frau, die ein Mann von Klasse jeden Tag mit Komplimenten bedenken sollte. Frauen wie Sie sind ein guter Grund, ein Mann sein zu wollen. Ich hoffe, ich habe Sie beim Verbalisieren nicht verletzt oder bedrängt. Es ist ein absolutes Muss, einer Dame wie Ihnen mit Charme und wohlerzogen zu begegnen. Und seit Sie es so schön beschrieben, hab ich in bestimmten Situationen immer dieses Bild von Ihnen im schmalen engen Rock, der engen weißen Bluse und den hohen offenen Schuhen vor Augen ...«

      Ich lächle in mich hinein. Er hat sich an diesem Outfit festgebissen. Warum steht er ausgerechnet auf unschuldiges Weiß? Zu viele Fragen. Ich will jetzt nichts analysieren. Deshalb schreibe ich zurück: »Nicht viele beherrschen die Klaviatur, auf der Sie zu spielen verstehen. Bravo.«

      »Wissen Sie was? Noch nie bekam ich ein schmeichelhafteres Kompliment, das mir so viel bedeutet. Vielen Dank. Das erhöht meine Verehrung und mein Begehren. Eine andere Frage: Ich hab Ihnen neulich eine Kontaktanfrage im Forum gesendet. Mögen Sie diese bestätigen? Sie sähen mich glücklich.«

      »Ist geschehen.«

      »Ich bin glücklich, entzückt und geschmeichelt.«

      »Bitte nicht übertreiben, das steht Ihnen nicht.«

      »Ich übertreibe nicht. Ich schrieb Ihnen ja schon, was ich von Ihnen halte. Und wenn ich mich zu Ihren Kontakten zählen darf, dann ist das für mich eine Auszeichnung. Ich glaube, Sie unterschätzen, wie sehr Sie, jedenfalls aus meinem bisherigen Blickwinkel, aus der Menge herausstechen.«

      »Das ist mir bewusst. Ich arbeite hart. Neider gibt es viele. Was immer ich tue, wird kritisch kommentiert. Aber Sie meinten wahrscheinlich weniger den Job?«

      »Ich meine beides. Auch, und grade die Kombination. Im Job, aber jetzt auch insgesamt für mich. Wie Sie sehen ... Mich haben Sie schon wahnsinnig angemacht.«

      »Gutes Aussehen gepaart mit Intelligenz ist bei Frauen nur für starke Männer eine Wunschkombination. Manche fürchten sich davor, andere kämpfen ums Überleben.«

      »Tja, solche Männer sind einfach Würste. Ich kann keine Frau begehren, die ich nicht auch als Gesprächspartnerin ernst nehmen kann. Ich habe tatsächlich mal eine Eroberung in jungen Tagen nach Hause geschickt und behauptet, ich hätte Kopfschmerzen, weil die Dame mir im Gespräch doch arg dumm erschien.«

      »Wir haben noch nicht über Sie gesprochen. Lieben Sie Ihre Arbeit? Wie groß sind Sie? Was tun Sie für sich?«

      »Sie haben noch nicht gefragt. Ja, Broker sind manchmal sehr anstrengend, aber im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Arbeit sehr zufrieden, interessante Aufgaben, interessante Projekte. Ich bin 1,92 und Sie? Sie meinen Sport? Zu wenig. Die Arbeit lässt mir wenig Raum. Ich ziehe geistige Aktivitäten vor und lese dann lieber, wenn ich Zeit habe. Aber ich bin noch vorzeigbar, das heißt, nicht zu dick. Und Sie?«

      »Ich bin 1,70. Sie sollten sich die Zeit für Yoga oder Sport nehmen. Es zahlt sich aus. Männer zwischen 45 und 65 fallen zuweilen einfach tot um, wenn sie zu viel arbeiten.«

      »Ich werde nicht tot umfallen. Ich achte darauf, dass mich die Arbeit nicht auffrisst. 1,70 ist perfekt. Sie können sehr gut schön hohe Schuhe tragen und sind dann noch nicht zu groß ...«

      »Hohe Schuhe trage ich nur, wenn ich mich fühlen will, wie ›hohe Schuhe‹ oder anderen demonstrieren möchte, dass ich mich so fühle.«

      »Ich habe mir vorgestellt, dass Sie hohe Schuhe tragen, weil Sie wissen, dass es mir gefällt und um zu sehen, wie sehr es mir gefällt.«

      »Ja. Wie ich sagte: Sie sind nicht der Einzige, der darauf steht. Beine sehen in hohen Schuhen einfach schöner aus. Frauen werden auf hohen Schuhen zu Weibchen, ein wenig hilflos und manche auch überaus erotisch.«

      »Ach, das meinten Sie mit ›demonstrieren‹. Ich weiß. Obwohl ich festgestellt habe, dass viele Männer unterschiedslos auf hohe Schuhe stehen. Bis jetzt bin ich der Einzige, von dem ich weiß, dass er hohe Riemchensandalen dermaßen anderen hohen Schuhen vorzieht, ohne dabei Fußfetischist zu sein.

      Ja, ich will Sie.

      Als Weibchen.

      Erotisch.

      Aber das Hilflose ist nichts, was mich anmacht.

      Ich werde Sie in Situationen devot haben wollen,

      aber nie hilflos.«

      Seine Vorstellung provoziert mich und ich mache mir Luft.

      »Da sind wir wieder an dem Punkt ›devot‹. Ich bin ein Kühlschrank. Man kann sich bei mir Gefrierbrand holen, oder – wenn mir danach ist – verbrennen. Ich spiele gern.«

      »Ich auch. Schauen wir mal. Solange Sie Gefrierbrand verursachen, weil es zum Spiel gehört, ist das gut. Ich nehme an, Sie meinen damit nicht, dass es Ihnen Spaß macht, die Gefühle anderer zu verletzen?«

      »Ich finde es wenig erwachsen, andere zu verletzen.«

      »Sehr gut. Die Antwort hatte ich erwartet und erhofft. An Ihnen reizt mich vieles. Interessieren Sie sich speziell für jüngere Männer?«

      Ich frage mich, ob ich ehrlich antworten soll. Ich kenne den Mann nicht. Vielleicht hat ihn jemand auf mich angesetzt? Vielleicht hat er eine Wette laufen? Von männlichen Kollegen bin ich einiges gewohnt. Ich finde mich dämlich. Warum so kompliziert, warum so ängstlich? Verschiedene verflossene Männer fallen mir ein.

      »Nein. Sehr junge Männer sind häufig wie Welpen: niedlich und knackig, aber leider meist ungeschickt und harmlos. Wenn Männer zwischen 35 und 45 sich zu beweisen versuchen, findet Frau das auch nicht toll. Männer ab 50 neigen dazu, ihren Wert an der Anzahl sehr junger Trophäen zu messen. Frau weiß, dass das ein reiner Sachaustausch ist. Hartz4-Männer haben nämlich diese Chance nicht. Ich interessiere mich für starke Männer, das Alter ist zweitrangig. Ich brauche ein Gegenüber auf Augenhöhe. Sie müssen interessant und intelligent sein, Humor haben und gut riechen.«

      »Okay. Hab ich schon gesagt, wie alt ich bin?«

      »Nein, ich ahne es.«

      »Wollen Sie Ihre Ahnung bestätigt wissen?«

      »Natürlich.«

      »Ich bin 39 und rieche gut, ich bin ein ziemlicher Ästhet. Ob ich intelligent bin oder zumindest bisher wirke, können nur Sie entscheiden. Rauchen Sie? Was für einen Duft verwenden Sie?«

      »›Insolence‹ von Guerlin, ›Eternity‹ von Klein.«

      »Ich bin kein Fachmann. Süße Düfte oder frisch? Oder herb? Und sagen Sie mir noch, ob Sie rauchen?«

      »Herb/frisch, weich im Abgang, angenehm am nächsten Tag. Ich rauche nicht.«

      »Perfekt. Ich hasse den Geruch von Rauch und von süßen Parfüms. Wie alt sind Sie? Ich stelle die Frage erst jetzt und weiß, dass ich Sie niemals hätte früher stellen können als Gentle­man. Und bin nicht sicher, ob ich Sie jetzt stellen darf. Wenn Sie Letzteres verneinen, ignorieren Sie meine Frage einfach.«

      Ich erspare mir die Antwort. Niemand würde glauben, dass ich fünfundvierzig bin. Wegen meiner Figur und Haltung wirke ich lockere zehn Jahre jünger. Allerdings habe ich mich daran gewöhnt und die Frage nach meinem Alter langweilt