Willa von Rabenstein

Hemmungslos Real | Erotischer Roman


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hab ich Ihnen ein paar Bilder von Schuhen geschickt. Tragen Sie so etwas?«

      Es sind Fotos von extrem hohen, aber sehr geschmackvollen Sandaletten. Ich suche die schlichtesten aus und antworte. »Donna Karan und Charles David Cascade – ja.«

      »Mmhh, perfekt. Tragen Sie so etwas für mich?«

      »Wir werden sehen.«

      »Gut.«

      »Die Entscheidung, ob es passiert, liegt in Ihrer Hand. Hat sich Ihre Ahnung bei meinem Alter bestätigt?«

      »Hat sie.«

      »Ok.« Ich entscheide mich, ein wenig zu pokern und schieße eine Frage ins Blaue: »Weiß Ihre Frau von Ihrer Lust am Spielen?«

      »Nein, bzw., sie teilt diese Lust nicht. Ihr Mann?«

      Meine Entscheidung, mir spontan einen fiktiven Ehemann zuzulegen, fällt prompt. Ich gehe intuitiv davon aus, dass das Hintergehen von Ehepartnern für Robert die Spannung in diesem Spiel enorm erhöht. »Mein Mann ist eher praktisch als virtuell veranlagt.«

      »Haben Sie meine Frau geraten oder sich erkundigt?«

      »Sie sagen mir, was ich wissen will.«

      »Verstehe. Beschränken Sie sich mit anderen Männern auf das Virtuelle?«

      »Das entscheide ich von Fall zu Fall.«

      »Gut. Weiß Ihr Mann davon?«

      »Nein.«

      »Gut. Also ist Ihr Handy tabu?«

      »Ich bevorzuge das Internet. Abgesehen davon, schaut niemand in mein Handy. Es tut allerdings niemandem gut, wenn es zur falschen Zeit klingelt, nicht wahr?«

      »Ich will Ihre Stimme hören. Heute. Und ich will Sie sehen.«

      »Verstehe.«

      »Ich würde mich auf eine App beschränken. Wenn Sie einen Signalton hätten, wäre das in der Tat schlecht.«

      »Was könnten Sie mir da mehr sagen, als hier?«

      »Naja, ich habe nicht immer einen Computer in Reichweite. Kann ich Sie anrufen? Jetzt?«, bittet er.

      »Nein.«

      »Haben Sie Bedenken?«

      »Nein. – Ich bedanke mich für den gemeinsamen Nachmittag. Ich bin in Berlin und freue mich jetzt auf eine Milonga.«

      »Ich wollte nicht lang mit Ihnen reden. Nur einmal Ihre Stimme hören, um Ihrem Bild in meinen erotischen Tagträumen eine Stimme zu verleihen. Haben Sie die Mailbox Ihres Handys besprochen?«

      »Nein.«

      »Da hätte ich Ihre Stimme hören können. Und Sie? Was wollen Sie von mir?«

      »Vor allem erst einmal Kopfkino. Ihre detaillierten Phantasien erfahren, reflektieren und spüren, ob ich sie teile.«

      »Gut. Wir werden sehen. Wir haben heute zu wenig über Phantasien gesprochen.«

      »Das holen wir nach – oder geben Sie mir noch rasch eine mit auf den Weg?«

      »Schwierig. Ich will Ihnen ja nichts erzählen, was Sie nicht erregt. Im Moment würde mich die Vorstellung faszinieren, Ihnen zum Tango zu folgen, Ihnen dabei zuzusehen, wie Sie begehrenswert tanzen und wie Sie sich anschließend im leeren Tanzsaal mit dem Gesicht zur Spiegelwand von Ihrem Tangopartner von hinten im Stehen nehmen lassen, und wissen, dass ich die ganze Zeit zusehe. Ich würde dazukommen wollen, nachdem ich Sie lang genug beobachtet habe.«

      »Klingt gut.«

      Nun schreibt er noch eine Nachricht! Ich antworte nicht, sondern entschließe mich spontan, ihm entgegen meiner Absage mit einem Anruf zu überraschen.

      »Hallo, ich möchte Ihnen doch einen schönen Abend wünschen.«

      Robert ist total perplex. Er freut sich, verhält sich aber angemessen cool. Er klingt jünger als neununddreißig und äußerst sympathisch. Seine Bewunderung scheint echt. Er verzehrt sich nach Frauen wie mir. Erfolgreich, groß, schlank und stolz müssen sie sein, und am liebsten blond. Er gibt zu, dass das Internet für ihn ein spannender Weg ist, sein Leben zu bereichern. Unser Kontakt scheint ihn besonders zu begeistern. Er hat, was die Sprachebene betrifft, in mir ein anregendes Pendant gefunden. Der Herr genießt und zieht unsere gemeinsamen Phantasien manch körperlicher Begegnung vor.

      Ich gebe zu, dass es mir ähnlich geht und wünsche ihm einen schönen Abend. Auf die nächste Mail, die er mir für Mitternacht verspricht, freue ich mich schon jetzt.

      ***

      Nachdem ich geduscht und mich zurechtgemacht habe, wähle ich zur schwarzen Marlene Hose ein enges, schwarzes, tief ausgeschnittenes Shirt mit langen Ärmeln. Ich werfe meine Lammfelljacke drüber, stopfe die Tangoschuhe in eine große Ledertasche und verlasse das Hotel. Das Wetter ist trocken und für Februar angenehm warm. Die kurze Strecke zum »Roten Salon« laufe ich zu Fuß. Robert geht mir durch den Kopf. Obwohl ich den Mann – jedenfalls, was sein Foto im Netz betrifft – optisch nicht besonders anziehend finde, fasziniert mich seine direkte und äußerst galante Art. Mir gefällt dieses Spiel mit den Möglichkeiten, dieses »alles können und nichts müssen«.

      Beim Tango sitze ich nicht lange. Ich bin öfter hier und man kennt sich. Frauen, die gut tanzen, werden schnell aufgefordert. So tanze ich mit diversen Partnern und fühle mich stark. Ich werde begehrt. Ein gutes Gefühl. Ich genieße es jedes Mal, mich auf den Stil eines neuen Tanzpartners einzustellen, abzuwarten, was der Führende von mir will. Genau das war vor Jahren mein Motiv, mich dem Tango zuzuwenden. Ich, die in ihrem Beruf gewohnt ist, den Ton anzugeben, wollte geführt werden, wollte folgen müssen. Dabei der Tangomusik gehorchen, meist ein wenig schwermütig, aber immer eindringlich rhythmisch.

      ***

      Kurz nach Mitternacht verabschiede ich mich bis zum nächsten Mal, wenn ich wieder in Berlin bin. Küsschen rechts, Küsschen links. Die Tangoszene ist herzlich.

      Von Berlin Mitte zu meinem Hotel nehme ich jetzt ein Taxi. Gegen halb ein Uhr nachts komme ich an. Es war ein schöner Abend. Nach stundenlangem Tanzen auf hohen Tangopumps brauche ich Entspannung. Ich lasse heißes Wasser in die Badewanne und füge reichlich Meersalz hinzu. Das ist nicht nur prima für müde Füße, sondern tut dem gesamten Körper gut. Ich rücke einen Stuhl dicht neben die Wanne, stelle den Laptop darauf und steige in das heiße, duftende Wasser. Ich bin neugierig, was Robert eingefallen ist und kann es kaum erwarten, die Mailbox zu öffnen. Da ist die versprochene Mail! Wieder hat er in Zeilen geschrieben, denen er offenbar einen besonderen Rhythmus beimisst.

      »Ich will,

      dass wir dereinst

      Kopfkino

      in die Realität umsetzen.

      Das würde mir sehr gefallen:

      Ich sehe gern zu.

      In einer anderen Phantasie,

      in den späteren Sequenzen einer solchen Phantasie,

      sitzen Sie auf meinem Schoß,

      mit dem Rücken zu meinem Gesicht.

      Wir gucken beide in den Spiegel.

      Sie sehen meine Hände

      und mein Gesicht.

      Und ich sehe ihr Gesicht.

      Meine Hände auf Ihnen,

      Ihre hohen offenen Schuhe,

      die sie auf meinen Knien abstützen,

      und wir beide sehen

      die Stelle zwischen unseren Körpern,

      wo ich mit Ihnen verschmelze.

      Der Anblick ist phantastisch.

      Wenn Sie die Fortsetzung möchten

      und noch Gelegenheit und Lust dazu haben,

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