Goya. Marion, ein frisches, glanzvolles Pin-up-Girl mit der warmen Aura einer gereiften, schönen Frau. Sie schaute unschuldig in die Kamera, sie schaute lächelnd, verschämt, denn sie entblößte sich, zeigte ihre üppige, traumhafte Nacktheit mit würdevoller Demut. Ihre Verletzlichkeit und Wärme – alles wandte sich ihm zu, all das offenbarte sich unserem Freund, alles gab sie nun auch ihm, und das hatte für mich etwas maßlos Befriedigendes. Alles, was Marion bedeutete, ihre Herrlichkeit, ihre Güte, ihr Reiz, würde mir wie vielfach verstärkt erscheinen. Ich würde meine Frau nie so schön, so hinreißend, so begehrenswert erleben, das spürte ich. Blick und Begierde eines anderen Mannes erhöhten sie für mich. Doch für die Entblößung unserer ehelichen Intimität gab es keine Worte, die wirklich darstellen konnten, was es bedeutete. Ein Gefühl, dem ich hilflos ausgeliefert war wie einem berauschenden freien Fall!
7
Ich spürte dieses Übermaß an erotischer Unruhe und brannte darauf, diesen Abend bei Moe zu erleben. Das Gefühl war stark ambivalent. Da war die Freude, bei unserem neuen Freund eingeladen zu sein, und es war zugleich die verbotene Erwartung eines sexuellen Ereignisses.
Es war unrealistisch zu denken, dass an diesem Abend die verschiedenen Schmuckstücke, die ins beste Licht gesetzt werden sollten, die Hauptrolle spielten und dass Marion dabei wie eine Puppe blieb und in der Macht ihrer unwiderstehlichen Schönheit nicht ihr Eigenleben entwickelte.
»Nun?«, fragte sie mich am späten Nachmittag, als sie fertig zurechtgemacht für den Abend ins Wohnzimmer trat. »Gefalle ich dir so?«
Ich sah sie und hatte das Gefühl, sie mit ganz neuen Augen wahrzunehmen. Sie war wunderschön, überwältigend natürlich und fraulich. Sie ließ ihr volles blondes Lockenhaar an diesem Tag offen, dazu trug sie ein kurzes, dünnes Sommerkleid, das ihre Oberweite und ihr rundes frauliches Becken unterstrich. Ihre Füße – wie eben die einer glanzvollen Pin-up-Lady – wurden durch ihre offenen weißen Schuhe mit den hohen, spitzen Absätzen zur Geltung gebracht, in denen sie mit nackten, elegant lackierten Zehen und gespannten Sehnen so herausfordernd stöckelte. Jene Schuhe, in denen sie voller Königlichkeit und Sex war und ihre Beinmuskulatur aufreizend und beim Betrachter blanke Begierde entfachte. Der Anblick machte mich atemlos.
»Weil ich doch weiß, wie Moe sich für meine Füße begeistert …« Sie sagte es nett und adrett, doch ich spürte, dass da mehr hinter dieser unschuldigen mädchenhaften Fassade lauerte, dass da ein diebisches Lächeln war, das gerade groß wie eine Sonne in ihr leuchtete.
Siegreich wie eine Göttin stöckelte sie auf ihren hohen Absätzen vor mir auf und ab, begleitet von dem magischen Klang der Musik, den diese spitzen Absätze auf den weißen Fliesen machten. Ich hörte zu und starrte auf ihre Füße – gespreizt, sehnig, filigran, stark, erotisch. Die Vereinigung dieser Adjektive musste den armen Moe in den Wahnsinn treiben! Wenn ich mir vorstellte, welcher Reiz es für ihn sein musste. Diese schönen Füße in den weißen Stilettos, diese definierten Knöchel, die straffen, sonnengebräunten Beine und die einladenden Hüften und die stark gewölbten Brüste, die sich im Takt der Absätze wiegten. Welch unwiderstehliche Wirkung dies haben musste! Ich wusste nicht, ob ich es aufhalten sollte, um meiner selbst willen, oder ob ich es antreiben sollte, ebenfalls um meiner selbst willen …
Wir fuhren zu Moe. Er wohnte in einer billigen Gegend in einer abgelegenen Seitenstraße, in der niedrige, heruntergekommene Häuser Schulter an Schulter standen.
»Erschwinglich«, nannte er es. »Über mir wohnt eine alte Frau, die sich an nichts stört. Das ist ganz gut. Schaut mal in den Hof!«
Moe wohnte im ersten Stock, und wir schauten durchs Küchenfenster. Der Hof hinterm Haus war lückenlos zugestellt mit Kühlschränken für Afrika.
»So was hab ich noch nie gesehen«, staunte Marion. Es war tatsächlich kein Fußbreit mehr Platz. Moe hatte die Geräte so aneinandergerückt, dass man hätte aus dem Fenster steigen und auf ihnen spazieren können.
»Das wird jetzt alles bald abgeholt. Anfang September bin ich weg«, sagte Moe, »in meiner Heimat, bis Ende des Jahres dann …«
Marion wandte sich um und sah sich in Moes Küche um. Sie studierte die exotischen Gewürze im Regal an der Wand, während Moe und ich nichts anderes sahen als Marion. In ihren hochhackigen Schuhen war sie umwerfend. Es war so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ihre Erscheinung zeigte die Wirkung, die ich vorhergesehen hatte. Marion, wie sie sich auf ihren spitzen Absätzen bewegte, das hatte für Moe und mich den puren Zauber.
Als Nächstes stolzierte sie in sein Wohnzimmer hinein. Wir folgten ihr. Dieser Raum war sehr angenehm eingerichtet. Er gefiel mir ausnehmend gut. Er war mit dunklem Holz und sandfarbenem Tuch ausgestattet. Alles war in warmen, natürlichen Farben gehalten. Der Raum hatte eine entspannende Wirkung auf uns. Die Wände schmückten afrikanische Malereien mit orangefarbenen und roten Akzenten. Sie bargen Ruhe in sich und doch ein Feuer.
Marion setzte sich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander. Kurz traf sich unser Blick, unsere Augen lächelten verschworen. Dann stellte sie ihren pfenniggroßen, hohen Absatz kess auf den Couchtisch und wies Moe auf die glitzernde Kette an ihrem Fußknöchel hin.
»Schmuck ist das Thema. Deshalb hab ich die heute für dich angezogen«, sagte sie und hob ihren Schenkel in einer eleganten und lasziven Geste etwas an und überstreckte leicht den Fuß, zeigte ihn in seinen Gliederungen.
Gefesselt von der Schönheit, die sie zeigte, machte Moe Augen wie ein beschenktes Kind. Er konnte sich vom Anblick des Schenkels und des schönen Fußes kaum losreißen. Ich sah, wie er sich dazu zwingen musste.
»Schmuck«, sagte er fast selbstverloren und räusperte sich. Er war etwas von der Rolle. Sprang dann auf, um eine schwarze samtene Kiste herbeizuholen.
»Hier«, sagte er und breitete seine afrikanischen Ketten vor uns aus. »Das sind die Sachen, mit denen ich Fotos machen will.«
Marion betrachtete die verschiedenen Schmuckstücke, während sie sie durch ihre Hände gleiten ließ. Sie saß da in ihrem kurzen, dünnen Sommerkleidchen, für das sie viel zu üppig schien. Es zeigte mehr ihrer makellosen Haut, als das es etwas verdeckte und lag so eng an, dass es die Formen und Rundungen ihres Körpers deutlich nachzeichnete. Der weite Ausschnitt ließ die Spalte zwischen ihren Brüsten sichtbar werden, tief, dunkel und erregend. Ein Versprechen auf mehr. Der Busen wölbte sich voll und nackt in neugieriger Unschuld und sinnlicher Provokation zugleich aus dem engen Kleid heraus. Weit über bloße Andeutung hinaus zeigte sich die satte Schwere ihrer großen, festen Brüste, als meine Frau, sich den bewundernden Blicken sehr wohl bewusst, die Schultern noch weiter nach hinten dehnte.
Wieder spürte ich diese Ambivalenz. Ich war es gewohnt, die Reize meiner Frau eifersüchtig zu bewachen. Jetzt musste ich loslassen, um meiner eigenen unerklärlichen Lust willen. Ich spürte, dass ich es konnte. Es zog mir den sicheren Boden weg. Dennoch, ich spürte, wie erregend es war, es war freier Fall ins aufregende, berauschende Ungewisse, für das ich meine Arme öffnete, sie ausbreitete, um von meinem dunklen Verlangen in dunkler Tiefe aufgefangen zu werden. Es zerriss mich nicht, dass Marion ihren erotischen Reiz auf einen Mann ausübte, vielmehr war es heimlicher, verzehrender Genuss. Ich wollte es, selbst wenn es anderen Gefühlen in mir widersprach. Aber diese Lust war stärker als alles – sie wurde in diesem Augenblick meine ganze Wirklichkeit, ein Gefühl, im Magen beginnend, das sich am Ende wie eine Art süßer Schmerz durch den ganzen Körper zog, ein begieriges Zittern, ein berauschendes Brennen, das mich zu lähmen begann – unwiderstehliche Lust. Sie erwachte aus dem traumvollen Schlaf und begann, in mir ein verbotenes Fest zu feiern. Ich bejubelte, wie Marion den Zauber ihrer verführerischen Schönheit auf unseren afrikanischen Freund ausübte.
Moe baute eilig sein fotografisches Equipment auf. Er war gut ausgerüstet und schien sein Handwerk zu verstehen. Nachdem er das Fenster etwas verdunkelt hatte, die Beleuchtung eingestellt und den passenden Filter aufgeschraubt, konnte es losgehen. Marion hatte sich etwas gepudert und leichtes Make-up aufgetragen. Als alles bereit war, kam der Moment, in dem sie die Träger ihres Kleides abstreifte. Sie gab ihre Nacktheit jedoch nicht ganz frei, sie beließ es bei freien Schultern und ihrem Dekolleté und hielt die Fülle ihrer Brüste mit ihren Händen bedeckt. Sie