Martin Kandau

EbenHolz und ElfenBein | Erotischer Roman


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du, ich glaube, er hat das Ganze bewundert. Du warst heute Abend einfach eine vollendete Gastgeberin. Und wunderschön. Ich denke, du hast einen rundum gelungenen Eindruck auf ihn gemacht.« Marion lächelte.

      Während Moe da war, hatten wir uns nicht berührt. Diese Vertrautheit hatte uns etwas gefehlt. Jetzt fanden die Hände Haut des anderen, spürten die ersehnte Zärtlichkeit. Ich saß da, und sie stand vor mir. Ich streichelte ihre schönen, nackten Beine bis ich mit offenen Händen ihr Gesäß umfasste. Sie genoss es, in so festen Händen zu sein. Sie lachte und schloss die Augen. Als sie wieder aufschaute, sah sie die Halskette von Moe, die auf dem Tisch lag. Sie nahm sie und ließ sie verträumt durch ihre Finger gleiten, betrachtete sie in jener melancholischen Sinnlichkeit, die so faszinierend zu ihrer Person gehörte.

      »Ihr habt gesagt, die steht mir nur auf nackter Haut«, sagte sie. Ohne den Blick von meinem Gesicht zu wenden, zog sie das blaue Shirt, das ihren Oberkörper so unwiderstehlich geformt hatte, aus ihrer Hose heraus und streifte es über den Kopf. Dann stand sie da mit ihrem großen, blanken Busen. Sie legte sich die Kette um den Hals. Sie sah noch schöner aus, als ich mir vorgestellt hatte. Wenn ich an ihre Nacktheit dachte und an diese melancholische Sinnlichkeit, die sie zuweilen an sich hatte und die sie in ein ebenso naives wie lustvolles und grenzenloses Wesen verwandelte, dann stellte ich mir manchmal einen solchen Schmuck an ihr vor. Marion als schöne blonde Königin im dichten Dschungel.

      »Und? Wie sieht das aus?«, wollte sie wissen.

      »Es ist ein archaischer Schmuck, er gibt dir etwas Wildes, etwas ganz rätselhaft Schönes. Etwas anderes als das, was ich von dir kenne. Und doch bist du es …«

      Sie lächelte. »Er fühlt sich schön an auf der Haut. Es ist wie eine Berührung«, sprach sie sanft. Ich streichelte sie. Wir hatten beide Lust. Und wurden eins.

       5

      Nach einigen Tagen besuchten wir Moe in seinem Laden. Er hatte gesagt, wir sollten mal vorbeikommen, und es war nicht weit zu gehen. Er begrüßte uns freudig. Er war allein und hatte Zeit, uns sein kleines Reich zu präsentieren.

      Marion schaute sich um. Ihr gefielen die bunten Flechtkörbe, sie sah Okra und Yams und Fufu, getrocknete Gewürze und Potenzmittel. Besonders interessierte sie sich für die Kosmetika und betrachtete genau das Wenige, was Moe an Schmuck anbot.

      »Das soll mehr werden«, erklärte er. »Das sind Sachen, die immer gefragter werden, vor allem bei euch Europäern. Mir fehlt es noch ein wenig an Ideen für die Präsentation.«

      Ich erzählte ihm, dass die Kette, die er Marion geschenkt hatte, wunderbar aussah.

      »Sie hat ernstgenommen, was wir gesagt haben, und hat sie angezogen auf nackter Haut.«

      »Ist das wahr?«, fragte er lächelnd.

      Marion nickte verschämt.

      »Der Schmuck hatte auf nackter Haut so eine starke Ausstrahlung. Und die Nacktheit hatte durch den Schmuck so eine starke Ausstrahlung. Beides hat sich verstärkt. Es hat vollkommen zueinander gepasst«, sagte ich.

      »Das war bestimmt sehr schön«, erwiderte er weich. Dann fiel ihm etwas ein, und er kramte einige Bilder hinterm Ladentisch hervor. Wir sahen sie uns an.

      »Das hier sind authentische Aufnahmen«, erklärte er, »von den Stämmen der Banna und Arbore in Äthiopien.« Wir sahen schwarze Frauen, die im rötlichen Licht der Sonne bunte Ketten aus Glasperlen um den Hals trugen. »Und dies sind die Turkana aus Kenia.«

      Es war das Gleiche: stolze Frauen mit jugendlichen Brüsten und farbenfrohem Halsschmuck.

      »Das sind schöne Frauen«, sagte Marion sanft und anerkennend.

      »Und dies sind Frauen vom Stamm der Himba, einem halbnomadischen Hirtenvolk.« Die Haut der Menschen auf dem Foto war mit der lehmroten Erde ihres Landes bedeckt. Ihr Schmuck war reicher und schwerer. »Bei diesem Halsschmuck seht ihr Messing und Muscheln.«

      Er zeigte uns Bilder weiterer Ketten aus den verschiedensten Materialien. Bilder von Kaurischnecken und Kolanüssen, Steingut, Knochenperlen und Samen.

      »Die Vielfalt der natürlichen Materialien und der Farben ist groß. Man kann damit herrliche Sachen machen!«

      Marion sah sich den abgebildeten Schmuck näher an und stimmte Moe zu. »Ich glaube, ich finde langsam Gefallen an dieser Art, sich zu schmücken. Es muss tatsächlich nicht immer filigranes Silber sein.«

      »Ich sage doch: Es hat zu dir gepasst«, meinte ich und fragte Moe: »Und du hast Beziehungen? Du könntest solche Sachen aus Afrika bekommen und in deinem Laden verkaufen?«

      »Das ist mein Plan«, erklärte er. Dann zeigte er uns ein letztes Bild: eine nackte Afrikanerin. Aber nicht schwarz, sondern bronzen, fast schon stählerngrau. Sie wirkte künstlich, und ihre Nacktheit war ganz anders als die der Stammesfrauen. »Dies ist ein Bild der Neuen Welt, in einem New Yorker Fotostudio gemacht und kräftig retuschiert.«

      Die junge Afrikanerin, die sehr hart, sehr klinisch und westlich wirkte, trug im Gesicht eine dezente Stammesbemalung und ein Amulett aus schwarzen Zähnen. Aber all das wirkte eben künstlich.

      »Dieses Bild gefällt mir nicht so sehr«, meinte Moe, »aber ich denke, dass ich den Schmuck, den ich verkaufe, ähnlich präsentieren sollte.« »Um den Hals einer nackten Frau gelegt«, sagte ich. Er nickte.

      »Schmuck und Nacktheit«, philosophierte ich, »Schmuck ist das Kleid der Nacktheit. Er setzt ihr kein Ende. Er erhebt sie. Er stellt ihre Schönheit heraus. Er ist das, was uns am Nahesten ist und am Intimsten …«

      »So ist es«, sagte Moe ruhig und zustimmend.

      Dann verabschiedeten wir uns.

      ***

      Am nächsten Tag war Marion im Geschäft. Ich arbeitete an meinem Buch, aber ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren. Manchmal haben die Gedanken eine eigene Wahrheit. Man würde sie gern in eine bestimmte Richtung treiben und sie gedeihen lassen. Aber dort wollen sie nicht wachsen, denn es zieht sie zu einem ganz anderen Ort, wo sie treiben und gedeihen und zu großen Bäumen werden, einem ganzen Dschungel gleich.

      Ich dachte an die Begegnung mit unserem neuen afrikanischen Freund am Tag zuvor. Mir gefiel der Gedanke, dass wir Moe in seinen Plänen bestärkt hatten. Wir hatten uns für seine Sache interessiert und unsere ehrliche Meinung abgegeben. Ich hatte den Eindruck, dass er sie sehr ernst genommen hatte. Dass er sie vielleicht sogar gebraucht hatte, um seine Pläne endlich in die Tat umzusetzen. Um ihn weiter zu bestärken, was die Präsentation des Schmuckes anging, kam mir eine Idee.

      Als Marion am späten Nachmittag nach Hause kam, sagte ich ihr zunächst nichts. Sie selbst war es, die plötzlich lustvoll wurde und sich mit warmem Atem an mich wandte. »Ich weiß auch nicht. Vielleicht ist das immer so in den Spätsommertagen. Ich bin im Moment ziemlich geil«, sagte sie offen.

      »Mir geht es genauso«, lächelte ich vielsagend. So nahm ich ihr langsam die Kleider weg. Als sie nackt vor mir stand, ihre Brust hob und senkte sich vor erwartungsvoller Begierde, ließ ich sie die hölzerne Kette von Moe umlegen. Sie tat es und zeigte mir lächelnd ihre Reißzähne. Ich nahm den Fotoapparat, der sie immer besonders geil machte, und lichtete das Schmuckstück auf ihrer Haut ab. Um es besonders zur Geltung zu bringen, verschränkte sie dabei die Arme hinterm Kopf. Ihre Brüste wölbten sich heraus und trugen die hölzernen Kugeln. Der Reiz platzte geradezu heraus, die Wirkung war stark und aufregend.

      »Jetzt lass einen Arm hinter dem Kopf. Aber den anderen nimm nach vorne und bedecke damit deine Brüste. Ich will dieses Bild einmal Moe zeigen.«

      »Und der darf mich nicht nackt sehen?«

      »Maro!«, zischte ich.

      Sie tat gekränkt und versuchte trotzig, ihre großen, prachtvollen Brüste mit dem Arm ganz zu verdecken. »Das ist zu viel! Nur so viel, dass deine Brustwarzen nicht zu sehen sind. Gib ein bisschen mehr von dir frei.«

      »Darf ich?«, fragte sie zuckersüß. Und ich fotografierte sie.

      ***