Xenia Marcici

Nimm mich jetzt | Erotische Geschichten


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Er sah mich mit einem Blick an, der einen ernsten Gesichtsausdruck hatte, aber den Ausdruck in seinen Augen empfand ich irgendwie als weich. Er sah mich beim Vorbeigehen direkt an und sagte ganz normal nur »Guten Morgen«. Ich erwiderte den Gruß und konnte mir denken, dass er an meinen kleinen Annäherungsversuch im Materiallager von gestern dachte. Als ich in meinem Büro angekommen war, machte ich alles wie mechanisch. Jacke ausziehen und auf den Bügel hängen, Fenster ankippen, Computer anmachen, aber als ich auf meinem Bürostuhl saß, dachte ich kurz nach. Irgendetwas war heute anders. Es fiel mir dann doch recht schnell auf, dass ich heute nicht in den Spiegel in der Innentür gesehen hatte. Warum hatte ich instinktiv ein ungutes Gefühl, in mein Gesicht zu sehen, das vielleicht ängstlich aussah? Oder mir ganz klar bewusst machte, dass ich Angst oder keine Ahnung was hatte? Ja, das hatte man nun davon, wenn es einen auf Arbeit erwischte. Vielleicht würden er und ich noch in Jahren daran erinnert werden, dass ich mal Sympathie für ihn empfunden hatte. Es gab ja eine ungeschriebene Regel, dass man nichts mit jemandem auf Arbeit anfangen sollte. Aber das wäre mir doch so egal gewesen, wenn ich den Mann fürs Leben finden würde. Ich hoffte nun, dass es ein turbulenter Tag werden würde, damit ich nicht so viel darüber nachgrübeln könnte. Und so war es dann auch. Die nächsten Tage ließen mir auf Arbeit kaum Luft, zu intensiv über ihn nachzudenken. Nach so einer Woche hatte ich wegen des Monatsabschlusses sehr viel in der Lohnbuchhaltung zu tun. Zwangsläufig musste ich auch mehrmals am Tag etwas mit meiner blonden und schwarzen Nebenbuhlerin klären. Nach zwei bis drei Tagen fiel mir aber auf, dass er überhaupt nie in dem Zimmer von den beiden war. Nun gut, das konnte auch Zufall sein. Aber was war, wenn es doch wegen mir sein könnte? Wenn er darüber nachdachte und deshalb erst mal nicht im Zimmer der Lohnbuchhaltung auftauchte?

      Ja, aber es schien nur Zufall zu sein, denn gerade, als ich das dachte, kam er froh gelaunt mit einem Block Kopierpapier. »Hallo«, sagte ich nur beim Verlassen des Raums. Ich redete mir ein, dass es mir egal war, aber das hielt nicht wirklich lange vor. Ich fand es so gemein, dass sie ihn nur ausnutzen und ihren Spaß haben wollten. Aber was konnte ich machen, um ihm wenigstens die Wahrheit über die beiden mit ihrer Wette nahe zu bringen? Wenn er es dann noch wollte, und es vielleicht sogar bewusst mit beiden trieb, dann, ja, was dann? Wollte ich ihn dann überhaupt als Freund haben, wenn er jedem Rockzipfel gleich beim ersten Augenzwinkern hinterherstieg? Ja, warnen und wie? Dass ich es ihm direkt erzählte, hatte ich gestern schon verworfen. Ich konnte auch die vier Wochen abwarten und wenn er mit keiner von beiden geschlafen hatte, einen neuen vorsichtigen Anlauf wagen. Aber wenn ich ihn nicht interessierte, dann war eigentlich sowieso alles umsonst? Ich saß ein paar Minuten regungslos auf meinem Bürostuhl und überlegte. Nein, kam ich zu dem Schluss, ich werde ihn nicht kampflos aufgeben und manchmal muss man dem Glück ein wenig nachhelfen. Aber so sehr ich mir mein Gehirn zermarterte, ich kam einfach auf keine einigermaßen akzeptable Idee. Anonymer Brief? Schlechte Idee. Etwas Gesprochenes oder Geschriebenes auf CD oder Stick? Unbewusst begann ich, den Kopf zu schütteln. Ich fand das auch nicht gut, ich musste etwas anderes finden. Vielleicht musste ich sogar einen ganz anderen Weg einschlagen? Was würde ich machen, wenn mir nicht die beiden verpeilten Tussis mit ihrem Ultimatum im Nacken sitzen würden? Klar, es war eigentlich einfach, ich müsste herausbekommen, was er für Interessen hatte, Hobbys. Ich wollte ihn ja nicht ausspionieren, aber es war sowieso gut, wenn ich mehr über ihn erfuhr. Na mal sehen, ob ich etwas in der Personalabteilung über ihn erfahren würde. Ich ging die eine Treppe hoch. Durch Zufall sah ich auf das Schwarze Brett. Skatturnier sah ich nur mit geschwungener, bunter Schrift. Und darunter eine Anmeldeliste. Ich war schon vorbei und ging wie von einem Gummiband gezogen wieder zurück. Ich sah auf die Namen der Angemeldeten und mir stockte kurz der Atem. Da stand sein Name. War das schon der Zufall den ich mir gewünscht hatte?

      Ich schüttelte den Kopf, denn Skatspielen war ja sicher nicht so sehr verbreitet und eher ein Männerspiel, aber ich konnte Skat spielen. Ich erinnerte mich, wie ich als Kind immer bei der Männerrunde von meinem Vater zugeschaut hatte. Eigentlich interessierte ich mich mehr für die Blicke, Gesten und Wutausbrüche der Mitspieler, aber so nach und nach lernte ich das Spiel. Ich bettelte dann immer, wenn ich ins Bett sollte, um noch eine Runde. Da hatten die anderen immer gelacht und zu meinem Vater gemeint: »Ach, lass sie doch, sie hat doch Ahnung vom Skatspiel, sie weiß immerhin schon, dass es Runden gibt.« Ich kann mich noch an das schallende Gelächter erinnern, als ich mal gefragt hatte, ob ich mitspielen dürfe. Aber bei irgendeinem Geburtstag durfte ich dann mal bei den Großen mitmachen. Das Spiel machte mir unglaublich viel Spaß, weil jedes anders war und man sehr viel überlegen musste. So trug ich mich kurzerhand ein. Das Turnier war auf Freitagnachmittag angesetzt. Ich überlegte kurz und ging zurück in mein Büro. Was sollte ich schon groß in der Personalabteilung erfahren? Die rückten doch sowieso mit keinem Detail über jemanden heraus.

      Das Skatturnier war schon in drei Tagen, das Anmeldedatum bereits überschritten, aber sie wollten wohl Nachzüglern noch die Chance geben. Letztendlich war das nur ein schwacher Rettungsanker. Mir blieb momentan gar nichts anderes übrig. Einen Tag vor dem Turnier musste ich ins Archiv. Während ich den Ordner suchte, dachte ich: »Prima, wie typisch für mich, dass ich es erst in der letzten Reihe finde. Und dazu dann auch noch im obersten Regal«, fluchte ich mental. Ich holte mir die vierstufige Trittleiter und wollte gerade die Treppe hochsteigen, da ging die Tür auf. Instinktiv verhielt ich mich ruhig. Als die Tür geschlossen war, da hörte ich deutlich die Stimmen meiner beiden Widersacherinnen. Nun hörte ich ganz deutlich, wie sie sich unterhielten.

      Das war doch schlimm heute. Jedes Mal, wenn wir ansetzten, um uns zu unterhalten, wurden wir unterbrochen.

      Mein Herz begann, zu schlagen und worüber wollten sie sich ungestört unterhalten. Aus einem inneren Gefühl heraus holte ich mein Handy vorsichtig aus meiner Hose. Meine Finger zitterten, als ich die Kamerafunktion einstellte und auf Play drückte. Da begannen sie auch schon, über ihn zu sprechen.

      »Also hör zu, so funktioniert das nicht. Ist doch klar, dass er auf keine von uns anspringen wird, wenn wir immer beide im Zimmer sind.«

      »Na ich habe ihm doch aber schon meine Handynummer zugesteckt.«

      »Na ich doch auch. Aber tagsüber wird er nicht anrufen, da er sicher nicht will, dass die andere etwas von dem Gespräch mitbekommt.«

      »Na und warum ruft er nicht nach Feierabend an?«

      »Weiß ich doch nicht. Wir müssen deshalb jetzt in die Offensive gehen.«

      »Hey, hey, du willst wohl nicht nur eine Wette gewinnen, sondern bist wohl richtig scharf auf ihn.« Da schwieg die andere. Deshalb redete sie weiter und an der Stimme hörte ich, dass es die Blonde sein musste. Gut ich schlage Folgendes vor. Jedes Mal wenn er unser Zimmer betritt, verlässt eine von uns beiden unter irgendeinem Vorwand das Zimmer.

      ***

      Ich wagte einen Blick durch eine freie Stelle im Regal. Und sah sie beide am Eingang stehen. »Und wer als Erster raus muss, ja, das schnicken wir aus. Was meinst du zu meinem genialen Vorschlag?«

      »Ja, ist gut, das können wir so machen, aber beim Zocken verliere ich doch sowieso.« Dann hörte ich nur: »Ha, 1:0«, und da hielt ich ein paar Sekunden das Handy an den Schlitz in den Akten. Ob ich die beiden wirklich getroffen hatte, konnte ich nicht sehen. Und dann kam ein: »Ja, 3:1, also du machst dich als Erstes dünn.«

      »Ich habe dir doch gesagt, dass ich verliere.«

      »Es war aber fair. Na los, wieder ab ins Büro.«

      Dann hörte ich das Geräusch der Türklinke und danach auf einmal nichts. Sind sie schon raus, überlegte ich und lauschte.

      Jetzt erschrak ich furchtbar, denn ich konnte mich in dem Moment nicht erinnern, ob ich den Schlüssel eingesteckt hatte oder stecken lassen.

      Vorsichtig griff ich mit der linken Hand auf meine linke Hosentasche. Ich atmete auf, um im gleichen Moment wieder zu erstarren, denn nach längerem Fühlen musste ich feststellen, dass es mein Büroschlüssel war. In der rechten Hand hielt ich ja noch das laufende Handy und ich fühlte nun mit der linken Hand schnell auf die rechte Hosentasche, da spürte ich erleichtert den langen Schlüssel des Archivs. Ich atmete erst mal ein paarmal tief durch. Erst dann stoppte ich die Aufnahme. Da ich sowieso nicht gleich aus dem Archiv wollte, begann ich, mir das Video anzusehen. Es war alles