ertragen.«
»Weil ich dich als meinen Nachfolger vorschlagen werde – und ich musste damals genau solche Qualen ertragen, wie ich sie dir zugefügt habe. Zum Ende des Jahres stelle ich mein Amt zur Verfügung und werde dich, Bartholomäus, beim Bischof als meinen Nachfolger vorschlagen.«
Bartholomäus stockte der Atem – nach allem, was geschehen war, das hatte er nicht erwartet.
»Und sollte es dich interessieren«, meinte der Abt geradezu freundlich, »ich habe deine Behandlung in der Krypta sehr genossen. Ich wollte sehen – ich habe gesehen – und mir ein Urteil gebildet! Dieser Raphael – vergiss ihn einfach, er ist deiner nicht würdig.«
Das immerhin, hatte Bartholomäus bereits selbst bemerkt.
***
Bartholomäus las gerade die Ordensrichtlinien, als der Abt die Klostermauern verließ und auf das Altenteil in einer Kleinstadt nach Italien gebracht wurde.
Der Bischof hatte der Bitte des Abtes entsprochen, und Bartholomäus zu dessen Nachfolger ernannt – er war somit der jüngste Abt in der Geschichte der Bruderschaft.
Nach etwa einem Jahr wählte sich Bartholomäus einen Mönch als seinen Geliebten aus. Es blieb für immer sein Geheimnis.
Die Narben hatten ihn vorsichtig werden lassen und er fragte sich so manches Mal, was wirklich besser sein möge: sich kasteien zu lassen, um gebrandmarkt, vielleicht aber auch gereinigt aus dieser Tortur hervorzugehen, und damit in Ruhe und Frieden leben zu können, oder den Weg zu wählen, den Raphael gewählt hatte, der immer auf der Hut sein musste, von den Mönchen nicht angegangen zu werden.
Für Bartholomäus war dieser Mann Geschichte – er würde durch ihn hindurchsehen, wenn er ihm wirklich einmal über den Weg laufen sollte.
Bereue und blase
Pater Victus betrat seinen Beichtstuhl. Wie er diese Stunden der Geständnisse und Bekenntnisse liebte – da traten Dinge ans Tageslicht, die er sich als Pater so gar nicht vorstellen konnte.
Er sah kurz hinüber und erkannte, dass bereits jemand in dem anderen Stuhl Platz genommen hatte und zog den Vorhang zurück. »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte er leise, »was hast du für Schuld auf dich geladen?«
»In Ewigkeit Amen«, erwiderte Linda, die gekommen war, um zu gestehen, dass sie sich schuldig fühle, weil sie ihren Freund nicht mit dem Mund befriedigen wollte, er wünschte sich dies sehr, doch sie habe eine extreme Hemmschwelle vor einem Blowjob. Deshalb war sie hier – vielleicht konnte ein Pater helfen – die wussten doch eigentlich immer Rat.
»Was bedrückt dich, mein Kind«, fragte Victus und hielt den Kopf gesenkt.
»Pater, ich habe mich meinem Freund verweigert, und ihm keinen geblasen, obwohl er mich explizit darum gebeten hat. Ich möchte es ja so gern, doch irgendetwas in mir wehrt sich gegen diesen Akt der Liebe, der intimer nicht sein kann.«
Victus grinste. Oh ja, da hatte sein Schäfchen wohl recht. Auch er genoss hin und wieder diese Zuwendung eines Bruders und war äußerst zufrieden. Und dieses junge Ding (sie musste jung sein – ansonsten hätte sie bestimmt schon die Reize eines Blowjobs erkannt), verweigerte sich? Na, da musste er unbedingt eingreifen und versuchen sie auf den rechten Weg zu bringen, sodass beide Spaß an diesem Akt der Liebe hatten, der intimer nicht sein konnte.
Er hatte auch schon eine Idee, wie er das anstellen konnte, doch die behielt er erst einmal für sich. »Ja nun, das ist natürlich etwas, womit die Kirche eher selten konfrontiert wird«, meinte der Pater freundlich, und ließ Linda im Ungewissen. »Aber es ist uns natürlich auch nicht fremd. Was denkst du denn, wie du deine Schwäche ausmerzen könntest?«, fragte der Pater.
»Mein Name ist Linda, nennen Sie mich doch bitte Linda«, meinte diese und fuhr fort: »Ich bereue, dass ich nicht perfekt bin – aber ich habe mir tatsächlich schon Gedanken gemacht, was ich dagegen tun könnte.«
»So?«, meinte der Pater, »dann erzähl mal.«
Linda holte tief Luft. »Vielleicht sollte ich erst einmal an ›Modellen‹ üben«, meinte sie, und der Pater musste sich ein Grinsen verkneifen. Hatte sie eben tatsächlich Modelle gesagt?
»Ich möchte meinen Freund nicht noch mal enttäuschen, erst möchte ich die perfekte Blastechnik entwickeln. Wenn ich loslege – dann richtig. Also – Sie verstehen Pater, was ich meine?«
Der Pater verstand nur eines. Er war gefordert, er wusste Rat und dieses junge Ding würde lernen zu blasen, dass es eine wahre Wonne wäre. »Höre, mein Kind, sagte Victus. Da du dich bereit erklärst zu lernen, möchte ich dir gern helfen. Ich biete dir an, dich reinzuwaschen, was auch immer du meinst bereuen zu müssen. Du solltest dir allerdings keinerlei Zwänge auferlegen – so vieles kommt von ganz allein in der Liebe – was an einem Tag unmöglich erscheint, ist am nächsten so einfach, wie es eben nur sein kann.«
Linda horchte auf. Der Pater war wirklich nett und überhaupt nicht weltfremd.
»Wenn du also meinen Rat annehmen möchtest, dann kannst du jetzt den Beichtstuhl verlassen«, sagte Victus, »ich werde jetzt dasselbe tun. Ich würde dir gern etwas zeigen.«
Als Pater Victus ihr gegenüberstand, gewahrte er ein völlig eingeschüchtertes Wesen von vielleicht zwanzig Jahren. Kein Wunder also, dass sie sich für nicht perfekt hielt. In diesem Alter passierte so vieles, wer war da schon perfekt?
»Ich bin Pater Victus«, sagte dieser freundlich und gab Linda die Hand. »Was ich dir jetzt vorschlagen werde, übersteigt zwar die Sitten und Gebräuche unseres Klosters, doch zum einen bist du mir überaus sympathisch, und zum anderen war noch nie jemand ohne Fehl und Tadel. Wollen wir doch mal sehen, dass wir deinen Freund überzeugen können – für ihn wäre es sicherlich eine herrliche Abwechselung.«
Linda nickte zustimmend und war ganz Ohr, als der Pater weiter ausführte: »Dann hör gut zu, was ich dir jetzt erzähle. Hinter dem Kirchenschiff befindet sich ein kleiner Raum, in welchem sich die Patres zur heiligen Messe umkleiden. In diesem Raum befindet sich aber auch eine Holzwand, und in diese haben die Mönche kleine Durchbrüche hineingearbeitet, für ganz verschüchterte Gemüter die unerkannt bleiben wollen, wenn sie einen geblasen bekommen. Gemüter wie du, Linda!«, meinte Victus. »Ich biete dir an, perfekt Blasen zu lernen – es ist gar nicht so schwer. Die Mönche werden dich nicht sehen, du wirst die Mönche nicht zu sehen bekommen – das erleichtert die Sache manchmal ungemein. Die Schwänze, die sie dir präsentieren werden, die siehst du natürlich, du wirst an ihnen saugen und den Mönchen höchste Lust bringen. Was denkst du, kriegst du das hin?«
Linda sagte erst mal gar nichts, musste alles sacken lassen, was sie da gerade vernommen hatte. Sie war baff. Was es hier alles gab – und das in einem Kloster. Aber der Pater hatte recht – wenn sie nicht von Angesicht zu Angesicht … also … ja … dann konnte sie es sich durchaus vorstellen ihre Hemmschwelle zu überwinden. Oh, sie würde endlich blasen lernen, sie würde regelrecht trompeten – so sehr wünschte sie es sich. Gott, was wäre sie glücklich, Dennis nach allen Regeln der Kunst verwöhnen zu können.
»Ja, das kann ich mir sogar gut vorstellen«, meinte Linda, und der Pater lächelte still vor sich hin. War er doch auf der richtigen Spur gewesen.
Er räusperte sich und zeigte auf die Kästchen: »Möchtest du das Sperma nicht schlucken, betätigst du einfach das kleine Glöckchen hier, dann wissen die Mönche hinter der Wand, dass sie sich vor dem Erguss zurückziehen müssen, was sie mit ihrer Sahne machen, geht dich nichts mehr an, okay?«
»Das ist ja ein Ding!«, meinte Linda und ihre Augen weiteten sich. »Das wäre ja einfach ideal, um zu üben, denn ehrlich gesagt, störte mich gerade diese Nähe und die stetigen Anweisungen. Ich muss doch erst mal selbst meinen Rhythmus finden. Verstehen Sie das wenigstens, Pater?« Linda sah ihn von der Seite her an.
»Absolut, absolut«, meinte Victus, innerlich grinste er.
So vielfältig wie die Kirche selbst, war auch das, was an die Patres herangetragen wurde, Victus fasste in seinen sonntäglichen Predigten auch schon mal heiße Themen an, beispielsweise die gleichgeschlechtliche