Katy Kerry

Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre | Erotischer SM-Roman


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es zählte zu den teuersten und besten Wohnlagen und lag direkt an der Themse. Von dort aus hatte man einen traumhaften Ausblick über die ganze Stadt.

      Nun blieb ich stehen und begann, Jeremy kritisch von der Seite her zu betrachten. »Bist du ein Drogenboss oder so etwas in der Art?«, fragte ich ironisch. Noch bevor ich die letzten Silben vollständig ausgesprochen hatte, brach er in Gelächter aus.

      »Nein, Elena, keine Sorge. Ich bin nur der Präsident des Obersten Gerichtshofs in London. Weiter nichts.« Ich stieß einen leisen Laut durch die Nase aus und verdrehte innerlich die Augen.

      »Das ist ja beruhigend!«, platzte ich heraus. »Ich spaziere also mir nichts, dir nichts mit dem Präsidenten des Supreme Court of the United Kingdom herum, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben?«

      Jeremy warf mir einen unwiderstehlichen Blick zu. »Touché!«

      Wohl eher schachmatt, war ich erbost über mich selbst. Verlegen griff ich mir an die Stirn. Mein Gott, ist das vielleicht peinlich. Ich als Staatsanwältin lief dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs höchstpersönlich über den Weg und registrierte es nicht einmal! Auf der anderen Seite war ich ihm bisher noch nie persönlich begegnet und ich zählte wirklich nicht zu den Personen, die von Fotos auf ein Gesicht in der Realität schließen konnten.

      Wie ein Lauffeuer stieg mir die Röte ins Gesicht und diesmal schaffte es mein Make-up mit ziemlicher Sicherheit nicht, meine Scham zu verbergen.

      Jeremy stand nun unmittelbar vor mir, sodass ich sogar seinen Atem spüren konnte. Ich fiel aus allen Wolken, denn er strich mir augenblicklich durch meine blonden Locken.

      »Dich hätte ich überall erkannt, ohne dass du dich bei mir vorzustellen brauchtest.« Überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch und errötete gleich nochmals. Er lächelte. »Seit deinem Präzedenzfall am Central Criminal Court bist du in aller Munde, selbst die Mitglieder des Supreme Court wissen über dich Bescheid.« Er meinte wohl den Fall, als ich im Gerichtssaal einen namhaften Politiker zu Fall gebracht hatte, der seine Geliebte so sehr verprügelt hatte und der Meinung gewesen war, noch mit seiner Immunität durchzukommen. »Du siehst, du bist bekannter, als du denkst.« Unangenehm berührt, schlug ich die Hände vors Gesicht und stieß einen resignierten Seufzer aus.

      »Großartig!« Nun sah ich ihm direkt in sein attraktives Gesicht. »Das heißt, streng genommen, kann ich mich nirgendwo mehr blicken lassen.« Jetzt musste ich doch lachen und Jeremy White stimmte in mein Lachen ein. Währenddessen setzten wir unseren Weg fort.

      ***

      Wenig später trafen wir im Chelsea Creek ein. Es war noch viel atemberaubender, als ich es mir vorgestellt hatte. Da konnte ich mich mit meinem viktorianischen Stadthaus in der Nähe des Hyde Parks verstecken.

      Jeremy wohnte, wie ich es nicht anders erwartet hatte, in der obersten Etage im elften Stockwerk. Sein Penthouse war durch einen separaten Fahrstuhl zugänglich. Nur mit einer Key Card konnte man es erreichen.

      Wir standen nebeneinander im Lift. Es kam mir verhältnismäßig warm hier drin vor. Obwohl, wenn ich es mir so recht überlegte, war es Jeremy, der meinen Körper so in Wallung brachte. Er hatte seine Krawatte bereits geöffnet und sie hing nun lose über seinem weißen Hemd. Der Eindruck, den er mir dabei vermittelte, ließ mein Blut wie Lava durch meine Adern rauschen.

      Ich schloss meine Augen. Jetzt konnte ich nur seinen schweren Atem hören, ab und an stieß er einen tiefen Seufzer aus. Irgendwie brauchte ich Ablenkung. Eine kalte Dusche vielleicht? Oh mein Gott, Elena!

      Es war an der Zeit, dass ich wieder Herrin all meiner Sinne wurde, bevor ich noch mein Temperament vergaß und über ihn herfiel. So geht das nicht, Elena! Reiß dich zusammen! Womöglich war er verheiratet und morgen stand eine entsprechend große Schlagzeile in der Times: Sexgeile Staatsanwältin wirft sich Präsident des Obersten Gerichtshofs an den Hals!

      Meine Gedanken verstummten. Keine optimale Werbung für mich. Nein, nein, nein! Meine Ehre war mir etwas wert. Und ich wollte die Karriereleiter hochklettern, aber nicht so. Das stand fest. Die kleinen grauen Zellen einschalten, Elena! Du hast auch noch einen Verstand, nicht allein einen Sexualtrieb, rief ich mich zur Ordnung.

      Allmählich beruhigten sich meine empfindsamen Körperstellen wieder und ich hoffte, mein Lustempfinden würde, so pfeilschnell es auch gekommen war, ebenso blitzartig wieder verschwinden.

      Der Fahrstuhl schnellte mit einer ziemlichen Geschwindigkeit empor, bis er zum Stillstand kam und ein angenehm weicher Gong ertönte, der uns vermittelte, dass wir angekommen waren. Leise, aber zügig öffneten sich die Aufzugtüren. Wir stiegen aus. Das Licht ging automatisch an.

      Ich sah mich um. Wir standen nun in einem hell getünchten Vorraum, dessen Wände in einem matten, cremefarbenen Ton gestrichen waren. An der Wand hing eine luxuriöse, verschnörkelte goldene Wandleuchte, deren milchiger Kelch warmes Licht spendete. Im Blickfeld thronte ein eindrucksvoller, dazu passender Spiegel, sodass man noch schnell, bevor man in den Fahrstuhl stieg, sein Outfit kontrollieren konnte. Darunter war ein weißes Bord angebracht, worauf nur eine Packung Kosmetiktücher stand.

      Typisch Mann, dachte ich. Wäre es mein Vorzimmer, würden sich dort exquisite Parfümfläschchen als auch Beauty-Zubehör wie Wimpernzange, Make-up-Schwamm, Pinselset, Eyeliner, Nagellack, Lippenstift, Lidschatten, Puderdose oder Wimperntusche türmen. Ein Kosmetikspiegel mit zehnfacher Vergrößerung dürfte natürlich auch nicht fehlen.

      Meine High Heels klackerten auf dem glänzenden Marmorboden. Jeremy warf seine Krawatte achtlos auf das Bord.

      »Ich hasse diese Dinger! Sie engen mich immer so ein«, versuchte er, eine Erklärung dafür zu finden, wieso er sich dieses Accessoires so schnell entledigte. Ob er wohl an Klaustrophobie litt? Ach Quatsch!

      Er machte eine einladende Handbewegung und geleitete mich in den Salon. Himmel! Dieser Mann lebt hier wie Gott in Frankreich. Schon allein das exquisite Mobiliar, das er hatte. Der muss Geld wie Heu haben, dachte ich still bei mir. Diese Spielwiese hier musste sich über die komplette Außenfront erstrecken. Und die Aussicht! Einfach atemberaubend! Die Themse breitete sich mit ihren enormen Wassermassen unter uns aus. Man konnte von hier oben ganz London überblicken. Selbst die Tower Bridge war zum Greifen nahe. Die Stadt erblühte unter uns in einem einzigartigen Glanz. Eine einzige Glasfront, die nur abschnittsweise von imponierenden goldfarbenen Säulen unterbrochen wurde, zog sich über die ganze Länge des Wohnzimmers. An den Seiten dieser Säulen waren schwere, geraffte Vorhänge drapiert. Der Dielenboden bestand aus antikbrauner Eiche.

      Jeremys Apartment war sehr elegant eingerichtet. Mitten im Raum standen zwei bequem aussehende cognacfarbene Sofas. Dazwischen befand sich ein modern geformter Glastisch. Die Platte wurde von einer Skulptur gehalten, die mich an eine griechische Göttin erinnerte. Geschmack hat er, das muss man ihm lassen. In einer Ecke befand sich ein aus edlem Holz gefertigter Schachtisch. Zwei komfortable Lehnstühle waren darum arrangiert. Das Spiel schien nicht zu Ende geführt worden zu sein. Die Schachfiguren standen noch immer da, als warteten sie auf den nächsten Zug.

      Auf der gegenüberliegenden Seite war Jeremys Schreibtisch. Es musste ein sehr alter Sekretär sein. Darauf stand eine antike, aus Messing gearbeitete Nostalgie–Leuchte mit grünem Schirm. Ein schwarzer Lederdrehstuhl im Vintage-Look rundete Jeremys Arbeitsplatz ab.

      Neben dem Sofa gab es einen Servierwagen, darauf zwei umgedrehte Weingläser. Mehrere antiquarische Stehlampen waren im ganzen Raum verteilt und spendeten warmes, angenehmes Licht. Während ich mich umsah, wartete Jeremy geduldig mit einer Flasche Wein in der Hand.

      »Fühl dich hier wie zu Hause«, sagte er und lächelte mich vergnügt an. »Möchtest du dich nicht setzen?«, fragte er in charmantem Tonfall.

      Sachte ließ ich mich auf eins der behaglichen Sofas sinken, während er mir Rotwein in ein Glas goss. Dabei betrachtete er mich eingehend. Anschließend schenkte er sich ebenfalls ein und setzte sich mir gegenüber auf das andere Sofa. Wir waren gute drei Meter voneinander getrennt. Schön, in diesem Abstand kann sich wohl kaum auch nur im Entferntesten irgendetwas entwickeln, dachte ich enttäuscht.

      Als ich so dasaß, bemerkte ich ein Fernrohr, das auf einem