Joanna Grey

Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman


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an seine Seite auf, wobei sie immer noch ein klein wenig hinter ihm ging.

      Es war eine eigenartige Erfahrung. So etwas war ihr definitiv noch nie passiert, dass ein Mann sie wie ein kleines Kind an der Hand führte. Und noch merkwürdiger war die Tatsache, dass sie sich das widerspruchslos gefallen ließ. Was war nur los mit ihr? Eine leise Stimme regte sich in ihr, die ihr befahl, sich gegen sein überhebliches Verhalten zu wehren und ihm klarzumachen, dass sie sich von Männern grundsätzlich nicht bevormunden ließ. Aber eigentlich wollte sie das gar nicht. Sich das einzugestehen, fiel ihr schwer, aber die Wahrheit war, dass es ihr im Gegenteil sogar ausgesprochen gut gefiel. Es fühlte sich angenehm an, sich um nichts kümmern zu müssen und einfach ihm die Führung zu überlassen. Und das alles bewirkte er nur mit seiner Art, ihre Hand zu halten. Es gab ihr so ein unglaubliches Gefühl der Geborgenheit und des Beschütztwerdens.

      Wovor denn? Du hast es nicht nötig, dich beschützen zu lassen, schließlich bist du eine erwachsene Frau und kannst selbst auf dich aufpassen. Noch dazu, wo es hier nicht einmal irgendetwas gibt, wovor man beschützt werden müsste. Wo bleibt deine Selbstachtung?

      Doch Laura wollte die Stimme der Vernunft nicht hören. Ein überwältigendes Bedürfnis überkam sie, sich an Mario anzuschmiegen und ihm willenlos zu folgen, wohin auch immer er sie führen würde.

      ***

      Nach etwa zehn Minuten Fußmarsch kamen sie zur Aussichtswarte. Sie war aus Holz und sehr offen gebaut. Die Stiege bestand aus massiven Holzbrettern, wobei die Stirnseite der Stufen offen war. Zu beiden Seiten wurde sie von einem Geländer begrenzt, das Laura fast bis zur Brust reichte. Nach vier Stockwerken erreichte man die Aussichtsplattform, die den gesamten Turm überdeckte.

      Laura hatte nicht damit gerechnet, dass die Warte so hoch sein würde. Aber die Aussicht von da oben musste wirklich phantastisch sein, genau wie Mario es versprochen hatte. Enthusiastisch stieg sie das erste Stockwerk hinauf, dicht gefolgt von Mario.

      Anfangs legte sie ein ganz schönes Tempo vor, das jedoch nach der ersten Umrundung deutlich nachzulassen begann. Während ihre Hand vorher noch sehr locker über den Handlauf geglitten war, hatte Mario nun den Eindruck, dass sie ihn immer fester umschloss. Am Fuß der nächsten Stiege zögerte sie. Ganz vorsichtig streckte sie den Kopf ein wenig nach links, um einen Blick über das Geländer werfen zu können. Schnell wandte sie sich wieder der vor ihr liegenden Stiege zu und atmete einmal tief durch, bevor sie weiterging. Mario konnte nun deutlich erkennen, dass sie den Handlauf mit ihren Händen so fest umklammert hielt, als hinge ihr Leben davon ab. Langsam stiegen sie weiter hinauf, doch die letzten paar Stufen vor dem nächsten Eckplateau nahm Laura dann plötzlich im Laufschritt. Dort angekommen, stellte sie sich möglichst mittig hin, ohne dabei jedoch das Geländer loszulassen, den Blick starr auf den Holzboden unter ihr gerichtet. Verwirrt runzelte Mario die Stirn. Laura hatte ganz offensichtlich Höhenangst. Das war ihm beim Klettern gar nicht aufgefallen.

      »Alles in Ordnung mit dir?«, wollte er wissen.

      »Ja, es geht schon, wir sind ja gleich oben.«

      Laura versuchte, ihn zuversichtlich anzulächeln, aber es sah sehr gequält aus.

      Sie zwang ihre Füße, sich zu der nächsten Stiege zu begeben. Die offenen Stufen machten es ihr unmöglich, sich auf einen festen Boden vor ihr zu konzentrieren.

      Nur nicht nach unten schauen. Schau bloß nicht runter, immer nur nach oben schauen.

      Wie ein Mantra wiederholte sie es immer wieder in ihrem Kopf. Auf der letzten Stiege beschleunigten sich Lauras Schritte wieder. Durch das offene Geländer konnte sie eine Bank auf der Aussichtsplattform ausmachen. Ohne den Handlauf eine Sekunde loszulassen, rannte sie hinauf, wirbelte um den abschließenden Pfeiler und ließ sich fix und fertig auf die Bank sinken. Sie hatte zwar nun den Stiegenaufgang im Rücken, aber immerhin war sie möglichst weit vom äußeren Geländer entfernt.

      Mario hockte sich vor ihr hin und nahm ihre Hände in seine. Sie waren feucht vom Schweiß und zitterten spürbar. Er streichelte sie beruhigend, und nachdem Laura einige tiefe Atemzüge genommen hatte, begann sie, sich wieder etwas zu entspannen.

      Wie hatte ihm das nur entgehen können? So wie sie hier im Moment vor ihm saß, war es ihm rätselhaft, wie sie es schaffte, die hohen Wände im Kletterzentrum zu erklimmen. Und erst recht fragte er sich, was sie überhaupt dazu bewogen hatte, sich ausgerechnet dieses Hobby auszusuchen.

      »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du solche Höhenangst hast? Dann hätte ich dich doch nicht hier heraufgescheucht.«

      »Das ist schon okay. Ich wollte raufgehen. Ich mag Aussichtstürme. Auch wenn das Rauf- und Runtergehen jedes Mal die Hölle ist. Diesmal war es besonders schlimm wegen der offenen Stufen. Aber die schöne Aussicht ist es mir wert.«

      »Und wie kommt man trotz Höhenangst auf die Idee, einen Kletterkurs anzufangen?«

      »Beim Klettern ist das anders. Durch den Sicherungsgurt weiß ich, dass ich nicht abstürzen kann. Es ist nicht direkt die Höhe, die mir Angst macht, sondern die Panik davor, runterzufallen. Vor allem, wenn noch andere Leute in der Nähe sind. Das klingt jetzt sicher blöd, aber ich habe immer Angst, dass mich einer anrempelt und ich über das Geländer falle.«

      Sie lächelte verlegen. Warum erzählte sie ihm das eigentlich so freimütig? »Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für paranoid.«

      »Nein, das tu ich nicht«, versicherte ihr Mario sofort aufrichtig.

      »Das Klettern funktioniert recht gut, solange ich nicht nach unten schaue und sehe, wie hoch ich eigentlich schon oben bin. Wenn ich einmal hinunterschaue, ist es vorbei, dann kann ich nicht mehr weiterklettern. Ich muss mich dann abseilen und es neu versuchen.«

      Mario schalt sich im Stillen selbst einen Idioten. Es war ihm tatsächlich aufgefallen, dass Laura konsequent nur die Wand über ihr angeschaut hatte. Selbst als sie einmal nicht mehr weitergekommen war, hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt, als er versucht hatte, ihr zu helfen. Er hatte sich schon gefragt, was dieses merkwürdige Verhalten zu bedeuten gehabt hatte. Vielleicht, dass sie zu eigensinnig war, seine Hilfe anzunehmen. Aber daran, dass sie einfach Angst davor haben könnte, hinunterzuschauen, hatte er überhaupt nicht gedacht.

      Eine Weile schwiegen sie, und Laura ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Der Ausblick war wirklich phantastisch und rechtfertigte die Mühen des Aufstiegs allemal.

      Mario erhob sich und ging auf das Geländer zu. Dann drehte er sich zu Laura um und streckte ihr die Hand entgegen. »Komm zu mir.«

      Sein Tonfall war ermutigend, sein Blick zuversichtlich. In Wahrheit war Mario sich aber keineswegs sicher, ob Laura sich wirklich darauf einlassen würde. Sie sah plötzlich sehr blass aus, und ihre Finger krallten sich um die Vorderkante der Bank, auf der sie saß. Er konnte sehen, wie sie mit sich haderte.

      Laura wollte ihm diesen Gefallen wirklich gern tun, aber konnte sie es? Schon allein der Anblick von Mario, der so nahe am Geländer stand, ließ ihr den kalten Schweiß ausbrechen. Und nun sollte sie auch noch zu ihm kommen. Aber sie wollte auch nicht als Hasenfuß vor ihm dastehen. Sie würde ihrem Körper ihren Willen aufzwingen, aufstehen und einfach einen Fuß vor den anderen setzten. Ja, genau das würde sie tun. Doch so schlicht es sich anhörte, in der Praxis war es bei weitem nicht so leicht umzusetzen. Als Laura aufstand, zitterten ihre Beine, und sie hatte das Gefühl, auf rohen Eiern zu gehen. Aber sie schob sich langsam und stetig vorwärts, bis sie schließlich mit der ausgestreckten Hand Marios Fingerspitzen berühren konnte.

      Mario zog sie sanft zu sich heran und umarmte sie. Er blieb einen Moment so mit ihr stehen, damit sie sich ein wenig entspannen konnte. Dann nahm er sie bei den Schultern und drehte sie um, sodass sie mit dem Rücken zu ihm stand. Sein Arm wanderte über ihren Bauch und drückte sie an sich. Der enge Kontakt mit ihm schien ihr alles andere als unangenehm zu sein, also wagte Mario den nächsten Schritt. Sie so haltend drehte er sich mit ihr zusammen, bis sie dem Geländer zugewandt waren.

      Als Laura bewusst wurde, wie nahe sie am Rand stand, versuchte sie automatisch, nach hinten zurückzuweichen, aber Mario war wie eine Wand hinter ihr. Beruhigend streichelte er über ihren rechten Arm. Sie versuchte