Julia Hope

Lass mich kommen! Erotischer Roman


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      Lass mich kommen! Erotischer Roman

      von Julia Hope

      Die Lektüre der „Geschichte der O“ im Alter von 17 Jahren war der Auslöser dafür, dass Julia Hope zu einer leidenschaftlichen SM-Anhängerin wurde. Seitdem hat sie bei mehreren Partnern die unterschiedlichsten Facetten des BDSM kennengelernt und ist Teil der BDSM-Community ihrer Heimatstadt. Da sie beruflich und in ihrer Verwandtschaft nicht geoutet ist, schreibt sie unter Pseudonym. „Lass mich kommen!“ ist ihr erster erotischer Roman.

      Lektorat: Nicola Heubach

      Originalausgabe

      © 2012 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: © danez @ istock.com

      Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de

      ISBN 9783862772278

      www.blue-panther-books.de

       Dienstag, 13. April 2010

      Irgendwo im Seminarraum brummte ein Handy.

      Sandra Bannister, Professorin für Literaturgeschichte an der Universität von Akron im US-Bundesstaat Ohio, runzelte die Stirn. Solche Störungen bei ihren Veranstaltungen gingen ihr auf die Nerven. Sie war bei ihrer Diskussion von Kate Chopins Roman »The Awakening« gerade zu einer wichtigen Stelle gelangt und sie hatte schon eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, als sie feststellte, dass es sich um ihr eigenes Mobilphone handelte.

      Sie hatte es auf das Pult gelegt, neben dem sie jetzt vor ihren jungen Seminarteilnehmern stand. Sandra war inzwischen Mitte dreißig, sah aber um einige Jahre jünger aus. Oft genug war es vorgekommen, dass jemand sie selbst noch für eine Studentin hielt, während sie in Wahrheit bereits mit ihrer Habilitation und diversen Beiträgen für wissenschaftliche Fachzeitschriften beschäftigt war. Ihre schlanke Figur und ihr jugendliches Gesicht vermittelten einen Eindruck, der sich nicht so ganz mit der Klischeevorstellung einer angehenden Professorin deckte.

      Noch viel weniger deckte sich Sandras Wesensart mit diesem Klischee, aber das war etwas, was nur die allerwenigsten wussten.

      Als sie registrierte, dass es ihr Handy war, das sich da meldete, brach sie erschrocken mitten im Satz ab. Unwillkürlich hob sie ihre Hand in die Nähe ihres plötzlich schneller schlagenden Herzens und trat einen Schritt zurück, um dann mit einer fahrigen Bewegung nach dem Handy zu greifen.

      Es gab nur einen, der diese Nummer hatte.

      Normalerweise würde sie einen Teufel tun und sich von einem Anruf bei einer ihrer Veranstaltungen stören lassen. Aber in diesem Fall hatte sie keine Wahl. Außerdem sollte ein kurzer Blick aufs Display genügen.

      Dort las sie: »18:30«.

      Ganz leicht errötete sie. Dass sie zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt bereit zu sein hatte, während Frank sich melden und ihr ein Treffen befehlen konnte, wann immer er gerade Lust auf sie verspürte ... Das war ein Zustand, der sie unaufhörlich in Anspannung versetzte. Das und einige andere Dinge.

      Sie richtete ihren Blick wieder auf die vor ihr sitzenden Studenten und versuchte, den Faden ihrer bisherigen Ausführungen wiederzufinden. Dabei hatte sie große Schwierigkeiten, ihre verlorene Konzentration zurückzugewinnen, und sie verhaspelte sich mehrfach.

      ***

      Endlich war das Seminar vorüber und die Gruppe der Teilnehmer löste sich auf. Der eine oder andere ihrer Studenten blieb noch zurück, um Fragen für ein bevorstehendes Referat oder eine Hausarbeit zu stellen. Sandra fühlte sich dabei, als ob sie auf glühenden Kohlen säße, und hoffte, dass bald auch der letzte den Raum verlassen hatte. Dabei, sagte sie sich, war das eigentlich vollkommen absurd. Es war erst früher Nachmittag, und die Zeit verging nicht schneller, als sie endlich all ihre Schüler vom Hals hatte und zurück in ihr Büro stöckelte, das sie sich mit einem der Professoren des Fachbereichs teilte. Aber wenn sie allein war, würde ihr wenigstens niemand anmerken, welche Unruhe sie auf einmal befallen hatte. Glücklicherweise gab es an diesem Nachmittag keine Sprechstunde, wo sie ihren Studenten zur Verfügung stehen musste.

      Sie machte sich daran, einige Informationen nachzuschlagen und herauszuschreiben, die sie für die nächsten Sitzungen ihres Seminars benötigen würde. Immer noch fiel es ihr schwer, sich so stark zu konzentrieren, wie es eigentlich notwendig gewesen wäre. Um 17:00 Uhr klappte sie den Wälzer zu, den sie vor sich auf dem Schreibtisch liegen hatte, und machte sich auf den Weg.

      Der führte sie zuerst zum nächsten »7-Eleven«-Supermarkt, wo sie etwas Obst, Schokolade und eine nicht ganz billige Flasche Sekt kaufte. Inzwischen wusste sie, welche Marke Frank zusagte. Die nächste Station war ein ihr inzwischen gut bekannter Sex-Shop, der etwa eine Viertelstunde entfernt lag. Dort wählte sie ein Päckchen schwarzer Kondome aus, eine Tube Gleitcreme und eine kleine Box mit Rosenblättern.

      Dann fuhr sie zu ihrer Wohnung.

      Sandra lebte in einem mehrstöckigen Mietshaus am Rande Akrons. Es war alles andere als das beste Viertel, die Wände hellhörig und das Treppenhaus ein wenig schmuddelig, aber sie verdiente als Dozentin noch nicht sehr viel, und die Wohnung genügte ihren Ansprüchen. Immerhin gehörte dazu ein kleiner Balkon, der auf einen recht belebten Vorplatz hinausführte. Abends stand sie gern mit einem guten Glas Wein an der Brüstung und schaute auf das unter ihr liegende Treiben hinab. Dann kamen ihre hin und her rasenden Gedanken endlich einmal zur Ruhe.

      Diesmal allerdings hatte sie etwas anderes zu tun. Sie musste das nach hinten hinausliegende Schlafzimmer auf das heiße Treiben vorbereiten, das sich dort gleich abspielen würde.

      Sandra warf einen Blick auf die Uhr. 17:30. Zeit genug ... Sie baute an solchen Abenden lieber einen Puffer ein, falls es einen Stau gab oder sie auf andere Weise aufgehalten werden würde. Frank interessierte sich kein bisschen dafür, welche Entschuldigung sie ihm anzubieten hatte. 18:30 Uhr bedeutete 18:30 Uhr. Das »akademische Viertel«, hatte er ihr einmal herablassend erklärt, gelte bei ihm nicht. Schließlich war er auch kein Akademiker.

      Also machte sie sich an die Arbeit. Zuerst stellte sie den Sekt in den Kühlschrank. Dann öffnete sie das Fenster des Schlafzimmers, um frische Luft hineinzulassen. Sie zog das zerwühlte Bettlaken sowie die Bezüge von Bett und Kissen ab und bezog alles neu, sodass es wieder picobello aussah. Mehrere aufgeschlagene Bücher, einiger Krimskrams und was sonst noch auf dem Fußboden neben dem Bett verstreut lag, raffte sie zusammen und trug alles ins Wohnzimmer. Jede Ablenkung würde der erotischen Atmosphäre schaden. Sicherheitshalber saugte sie noch schnell durch. Dann legte sie die Gleitcreme und die vorsorglich geöffnete Packung mit den Kondomen auf den Nachttisch und öffnete die Box mit den Rosenblättern. Sie verstreute sie auf dem Bett und darum herum, huschte zurück ins Wohnzimmer, holte mehrere Kerzen, die sie um das Bett herum aufstellte und der Reihe nach anzündete.

      Einen Moment hielt sie inne, um einen Eindruck des Gesamtbildes zu gewinnen. Alles sah sehr romantisch, geradezu zauberhaft aus. So wie es sein sollte.

      Sandra stellte fest, dass sich ihre Brust unter heftigen Atemzügen hob und senkte, als ob sie gerade eine wahre Akkordarbeit hinter sich gebracht hatte. Dies war wohl nur ein weiteres Zeichen dafür, wie aufgewühlt sie war.

      Zuletzt legte sie die gerade gekauften Früchte und die Schokolade auf den Nachttisch. Daneben kam in einem Kübel, in den sie einige Eiswürfel gepackt hatte, die Flasche Sekt. Danach blieb ihr nur noch übrig, das bis eben geöffnete Fenster wieder zu kippen.

      Während sie an ihrer Unterlippe herumnagte, ging sie noch einmal durch, ob sie auch an alles gedacht hatte. Ja, entschied sie, alles war perfekt. Schließlich machte sie es ja auch nicht zum ersten Mal.

      Damit musste sie sich nur noch um eine Sache kümmern: sich selbst. Also streifte sie nach und nach all ihre Kleidungsstücke vom Körper: die weiße Bluse, den Rock, ihre Unterwäsche, bis sie splitternackt war. Dann nahm sie aus einer Schublade ein Paar Netzstrümpfe heraus, die sie sich über die Beine zog. Sie stieg in ein Paar rote, hochhackige Pumps und zog einen weißen Bademantel an. Das letzte Kleidungsstück war ein rotes Lederhalsband,