Nova Night

Nackte Weihnachten - 24 Nächte | Erotischer Roman


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noch mal weg.‹

      Es war ungewöhnlich, sonntagabends war Philine nie weg.

      ›Ich wollte dich noch mal daran erinnern, dass du dich mit mir um einen Nachmieter kümmern musst, wenn du hier wohnen bleiben möchtest. Du musst jemanden aussuchen. Don’t forget. Philine.‹

      ***

      Ja, Philine, wie könnte ich das nur vergessen? Sie und ich hatten uns das gesamte Wochenende nicht gesehen, weil ich bei meiner Mutter war und sie bei ihrer neuen, geheimnisvollen Affäre. Philine studierte Sozialanthropologie, wie ich, und wird nach dem Abschlusssemester aus unserer WG ausziehen. Dann müsste auch ich die Entscheidung treffen, auch auszuziehen oder hierzubleiben. Ich seufzte und schmiss mich auf das Bett. Entscheidungen überall um mich herum.

      Heaven, wäre es nicht viel schöner, einfach alles so zu lassen, wie es ist, fragte ich mich und dachte an heute Morgen, als Chris mich verführt hatte. Dieser Moment, in dem er mich sachte berührte, erinnerte mich an die vielen Pornonächte mit ihm und was für einen Spaß wir hatten. Wir wären ein so wundervoll harmonierendes Paar, the big big love. Der Sex war atemberaubend und alles andere ergab sich, daran hatte ich keine Zweifel. Trotzdem könnten wir nicht zusammen sein. Denn Chris war der Bruder meiner besten Freundin. Wir waren quasi zusammen groß geworden und außerdem war der Altersunterschied zu hoch. Er war 37 und ich war gerade mal 26 Jahre alt. Er stand mit beiden Beinen fest im Leben und ich wackelte noch etwas herum. Unvorstellbar, dass wir außerhalb des Schlafzimmers miteinander glücklich sein könnten, oder etwa nicht? Ich schloss meine Augen, spürte einen leichten Schmerz in meiner Brust, der nicht zu beschreiben, und sicher auch nicht zu erklären war.

      Vielleicht sollte ich ihm etwas schreiben, dachte ich und nahm mein Handy hervor. Zweifelnd tippte ich eine Nachricht.

      ›Hey mein Lieblingsnerd, ich muss an heute Morgen denken. Das war schön. Jasmin.‹

      Ich speicherte die SMS unter meinen Entwürfen. War das zu soft? Sollte ich ihm überhaupt eine SMS schicken? Das hatten wir ja sonst nicht gemacht. Aber wir hatten normalerweise kaum Kontakt, schon gar keinen Körperkontakt. Schade eigentlich. Sex mit Chris war immer schön und etwas Besonderes.

      ›Ich kann deine Blicke nicht mehr vergessen. Du bist ein Verführungskünstler. Gucken wir mal wieder einen Porno? Vielleicht gibst du mir ja dann die Möglichkeit, mich zu revanchieren. Kisses, Minnie.‹

      Nochmals änderte ich meine SMS und lächelte zufrieden. Das klang gut, das könnte ich abschicken.

      Porno – ich stolperte über das Wort Porno in meiner SMS. Schönes Wort. So schön, dass ich gleich mal schauen sollte, ob ich einen netten Streifen finden würde. Der Gedanke an meinen Morgen mit Chris hatte mich scharfgemacht, sodass ich spontan Lust bekam, mein Spielzeug auszuprobieren. Dazu würde ich mir einen heißen Film ansehen. Das würde diesen Abend retten und all die Zweifel über die Zukunft forttreiben.

      Zügig ging ich in die Küche und bereitete mir einen Drink vor. Ein kleiner Wochenendschnaps, dazu ein Wochenend-Porno und ein Wochenend-Bums mit mir selbst. Ich betrat mein Zimmer, suchte in meiner DVD-Sammlung nach einem Softporno aus den 80ern – meine Lieblingskategorie – und steckte die DVD in den Kasten. Film ab.

      Während der Film lief und sanftes Frauenstöhnen erklang, widmete ich mich dem Überraschungspaket von Belle. Sie hatte mir ein kleines Weihnachtspaket als Überraschung zukommen lassen. Philine hatte mir gesimst, dass ich Post erhalten hatte und mir das Päckchen auf meinen Nachttisch gelegt.

      Das ist also mein Überraschungspaket von Bella Kiss, dachte ich. Zu erwarten war Lipgloss, Süßigkeiten und vielleicht die eine oder andere Neuerscheinung von einem ihrer Pornofilme. Einen scharfen Streifen mit Pornostar Bella Kiss in der Hauptrolle, wer weiß? Ich befreite mich von der engen Jeans, lauschte den Tönen der Ladys aus der Lautsprecher-Box und setzte mich aufs Bett. Unachtsam riss ich das Paket auf und entdecke zuerst einen Brief.

      Oh, wie süß, Miss Kiss hat mir einen Liebesbrief geschrieben.

      Ich öffnete den rosa Briefumschlag und las den Inhalt:

      ›Sweetheart, hier ist dein Pornostar Bella Kiss. Das ist das erste Weihnachtsgeschenk an dich – meine beste Freundin. Sieh es als Ersatz für den Adventskalender, den wir uns früher gegenseitig gebastelt haben. Das ist mein kleines Vorab-Weihnachtsgeschenk. Hab Spaß – und: Erzähl mir von dem Spaß, den du damit hast. Heiße Sexträume wünsch ich meiner dreckigen, aber ultrasüßen besten Freundin. Kiss.‹

      Ich lächelte, als ich ihren parfümierten Brief las. Es passte zu ihr und doch klang es fremd. Sie hatte sich verändert und war dennoch die alte Belle geblieben. Verwirrend. Trotzdem liebte ich sie und ich konnte es kaum erwarten, sie endlich wieder in Berlin zu besuchen. Vielleicht würde mir ein Trip guttun – endlich mal wieder raus. Abstand von all der nervigen Zukunft, die hier auf mich wartete. Abstand von den Entscheidungen, die ich zu treffen hatte.

      Gespannt auf die Überraschungen im Päckchen legte ich den Brief beiseite. Ich machte mich daran, das Päckchen weiter auszupacken. Es war für mich, als wäre jetzt schon Weihnachten. Als Erstes entdeckte ich eine Augenmaske. Für sexy Spielchen oder wenn ich einfach mal wieder meine Ruhe haben wollte.

      Gute Wahl, dachte ich und legte die schwarze Schlafmaske auf meine Blümchenbettwäsche. Dann packte ich ein gerahmtes Polaroid-Foto von Bella Kiss aus. Sie trug schwarze Dessous auf dem heißen Bild. Belle wusste, dass mir schwarz an Frauen am besten gefiel. Wollte sie mich etwa verführen? Auf dem Polaroid spreizte Belle ihre Beine, sodass man ihre Vagina sehen könnte, wenn ihre Scham nicht von dem schwarzen Slip bedeckt werden würde. Die Träger ihres BHs waren an ihren Schultern heruntergerutscht und sie sah verrucht in die Kamera, während sie einen schwarzen, geriffelten Riesenvibrator in ihrer Hand hielt. Schatten fielen auf ihr aufreizendes Dekolleté. Sie zu betrachten entfachte ein kribbeliges Gefühl zwischen meinen Beinen und ich schluckte hart vor Erregung. Wieder widmete ich mich den anderen Dingen in ihrem Überraschungspäckchen.

      Schließlich holte ich einen Glasdildo hervor. ›Unzerstörbar‹, stand auf dem Post-it, den sie auf das Toy geklebt hatte. ›Du brauchst doch etwas, das dich ausfüllt, während du meine Pornos siehst …‹, hatte sie daruntergeschrieben.

      Nette Idee – Bella, dachte ich und umfasste den hellblauen Glasdildo. Farblich passte er zu meinem Rabbit-Vibrator. Vielleicht sollte ich in der Zukunft mein Sexspielzeug nach ihren Farben auswählen. Ich umfasste den Dildo und spürte, wie gut er sich in meiner Hand anfühlte. Der Schaft war mit Rillen ausgestattet und ich konnte mir vorstellen, wie er sich in meiner Vagina anfühlen würde. Hartes, unzerstörbares Glas, so so. Zu guter Letzt entdeckte ich einen Porno. Wie erwartet war es eine Neuerscheinung von Bella Kiss. Ich hatte alle großen Pornos von Bella in meiner Schublade. Stolz präsentierten sie sich in der ersten Reihe meines Regals. Ich lächelte. Na, wenn das kein Anlass war, loszulegen. Clip-on …

       Kapitel 5 – Gefühle und klare Gedanken– Montagmorgen, 4. Dezember 2017

      Das Motto meines Montagmorgens war Produktivität. Das bedeutete für mich die Nerdbrille auf die Nase zu setzen und Wissenschaftliches zu lernen. Obwohl ich lieber guten Sex genossen hätte, hatte ich ein paar Uni-Sachen zu erledigen. Der Abgabetermin der Abschlussarbeit rückte näher und ich hatte kaum einen Satz geschrieben. Noch nicht einmal eine Idee hatte ich. Eine Richtung oder eine Tendenz? Vielleicht. Leider nichts Konkretes und das war eine Katastrophe. Ich fühlte mich nicht danach, eine Abschlussarbeit zu schreiben. Und das wurde zum Dauerproblem. Irgendetwas bedrückte mich. Vielleicht die Zukunft, vielleicht die Entscheidungen, vielleicht der Sex, der mir fehlte. Ich saß jetzt eine Stunde an meinem Schreibtisch und starrte das Display des Laptops an. Mir fiel nichts ein. Keine Überschrift, keine Headline, nichts. Was war los mit mir?

      Letztlich griff ich zum Telefon und verabredete mich mit Emily und Julie. Ich hatte einige Seminare an der Universität mit Emily zusammen und wir waren Freundinnen geworden. Daher kannte ich auch ihre feste Freundin Julie. Sie sagten zu und ich machte mich mit einer Flasche Rotwein im Gepäck auf den Weg. Auf in die Ratgeberhütte, denn die beiden Damen waren Spezialistinnen darin, mein persönlicher Ratgeber zu sein.

      Ich