tanzen. Erst muß ich doch mit Rainer reden. Vielleicht sollte ich doch besser hier auf ihn warten?« sagte Luise unsicher und errötete dabei.
»Des wird schon, Luise. Die Anna und ich nehmen dich in unsere Mitte. Wir passen schon auf, daß du net unter die Räuber fällst.«
Luise war immer noch verunsichert. Erst als Toni sich anbot, sie kurz zu ihrem Auto zu fahren, willigte sie ein. Luise schloß ihren Rucksack dort ein und fuhr dann mit Toni zurück.
Anna redete währenddessen mit ihrem Schwiegervater Xaver Baumberger vor der Pension, allerdings blieb auch ihnen ein Rätsel, was Meta im Schilde führte.
Dann machten sie sich auf den Weg zur Festwiese. Toni und Anna nahmen Luise in die Mitte. So gingen sie durch Waldkogel.
Die Sonne stand jetzt noch tiefer über den Bergen und war im Westen nur noch halb zu sehen. Die Gipfel leuchteten tief rot in den letzten Sonnenstrahlen. Glühend wie feurige Kohlen leuchteten Gletscher, Schneefelder und schroffe Felsen.
*
Meta Baumberger war zum Pfarrhaus gegangen. In ihrer Aufregung läutete sie Sturm. So kamen die Haushälterin Helene Träutlein und Pfarrer Heiner Zandler zusammen an die Haustür gelaufen und öffneten.
»Mei, Meta! Was ist los? Brennt es?« der Pfarrer sah sie alarmiert an.
»Naa! Kein Feuer! Aber über dem Kallmeier Hof scheint sich ein mächtiges Unwetter zusammenzubrauen. Wenn sich des entlädt, dann Gut Nacht!«
Pfarrer Zandler bat Meta herein. Sie setzten sich in die große Küche des Pfarrhauses. Helene, die mit Meta befreundet war, machte einen Kaffee und bot selbstgebackene Kipferl an.
»So, dann erzähle, Meta!«
Meta berichtete kurz. Noch bevor Pfarrer Zandler fragen konnte, was sie denke, daß er dabei tun könnte, sprudelte Meta ihr Anliegen heraus.
»Herr Pfarrer! Des hab’ ich mir so gedacht. Ich kann net auf den Kallmeier Hof gehen. Des wäre verdächtig. Mein Xaver kann es auch net. Wenn der Toni oder die Anna gehen würden, dann könnte der Kurt auch den Braten riechen.«
»Ah! Dann soll des wohl meine Aufgabe sein«, schmunzelte der Geistliche.
»Genau! Der Rainer muß doch wissen, was los ist. Er muß erfahren, daß die Luise auf der Festwiese auf ihn wartet. Sie müssen eben ein bisserl geschickt sein, Herr Pfarrer, damit der Kurt nix merkt. Außerdem kann ich mir seinen Ärger auf seinen Vater gut vorstellen, wenn er erfährt, wie der ihm mitgespielt hat. Dann ist es gut, wenn eine Autoritätsperson dabei ist.«
Die Haushälterin stand auf und holte Pfarrer Zandlers Jacke.
»Am besten sofort! Wer weiß, welcher Narr den Kurt Kallmeier geritten hat und was dem noch alles einfällt.«
Pfarrer Zandler machte sich auf den Weg. Meta und Helene saßen noch eine Weile zusammen, tranken den Kaffee aus und tratschten ein wenig.
Pfarrer Zandler wählte den Weg über die Wiesen. So sah es aus, als käme er zufällig beim Kallmeier Hof vorbei.
Mitten auf dem Hof stand der Geländewagen von Frau Dr. Beate Brand. Die Tür zum Kuhstall stand weit offen. Pfarrer Zandler überquerte den Hof und betrat den Stall. Hinten standen Kurt Kallmeier, sein Sohn Rainer und die junge Tierärztin zusammen.
»Grüß Gott!« rief Pfarrer Zandler. »Ist was mit dem Vieh?« Er ging auf sie zu. Kurt Kallmeier grüßte nur kurz. Pfarrer Zandler sah ihm an, daß er schlechte Laune hatte. Rainer stand da, die Hände in der Arbeitshose und starrte auf den Boden. Er nickte ebenfalls nur kurz.
»Ihr seht aus, als würde bei eurem Vieh die Milch im Euter sauer? Was gibt’s denn, Frau Dr. Brand?«
»Ach, nix Schlimmes! Der Kallmeier Bauer rief mich mittags an, er dachte, seine Kühe seien erkrankt. Er meint, er habe gehört, daß sie röchelnd atmen. Aber ich hab’ sie alle untersucht. Keine Kuh hat Fieber – also keine akute Infektion! Ich hab’ alle abgehört! Bei keiner konnte ich ein Geräusch hören. Aber der Bauer will sich net überzeugen lassen! Jetzt habe ich von allen neunzehn Tieren noch Blutproben genommen. Die werde ich in meinem Praxislabor untersuchen. Nächste Woche wissen wir dann mehr.«
»Des wird dich einen schönen Batzen Geld kosten, Kallmeier! Hast kein Vertrauen zu unserer tüchtigen Doktorin?«
Die Frage war Kurt Kallmeier jetzt doch etwas peinlich. Verlegen errötete er.
»Naa!« brummte er. »So ist es net. Aber ich hab’ was gehört und dann hab’ ich auch noch so eine Ahnung. Jedenfalls will ich auf Nummer Sicher gehen. Schließlich habe ich hier hochprämierte Rinder im Stall. In zwei Wochen ist wieder eine Ausstellung. Da will ich absolut sicher sein, daß sie gesund sind. Ich kenne mein Vieh. Die sind komisch gewesen, als ich heute morgen in den Stall gekommen bin.«
»Du hast aber nix gesagt, Vater!« bemerkte Rainer. »Erst heute mittag hast drüber geredet.«
»Mei, ich wollte eben erst mal abwarten. Aber dann dachte ich, es ist besser so. Jedenfalls werden wir sie net aus den Augen lassen. Wie ich schon gesagt habe, Bub. Du übernimmst die erste Wache bis zwei Uhr. Ich löse dich dann ab und mach später die Morgenarbeit mit. Wir wollen doch auf Nummer Sicher gehen!«
»Kallmeier Bauer, das ist nicht nötig! Ich bürge dafür! Den Rindern geht es gut. Außerdem gibt es weit und breit keinen Fall von gefährlichen Infektionskrankheiten.«
Frau Dr. Brand schaute sich im Stall um.
»Das ist ein schöner, sauberer Stall. Er ist nicht feucht. Er ist gut durchlüftet, ohne daß die Tiere in der Zugluft stehen. Mußt dir wirklich keine Gedanken machen!«
»Worüber ich mir Gedanken mache, ist allein meine Sache!« antwortete der Kallmeier Bauer hart.
Frau Dr. Brand packte ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich.
Pfarrer Zandler sah ihr nach, wie sie hinausging. Sie schüttelte dabei den Kopf. Ja, ja! Unsere neue Ärztin, die hat’s net leicht, dachte der Geistliche. So lieb die Waldkogeler auch sind, so stur und verbohrt können sie auch sein.
Pfarrer Zandler war auf der Seite der junge Tierärztin. Im stillen dachte er sich, daß der Kallmeier Bauer nur einen Grund suchte, damit sein Sohn nicht auf das Fest gehen konnte. Wozu das alles? Er kannte das Madl seines Sohnes doch nicht? Warum intrigierte er so? Wie kann man nur etwas gegen jemanden haben, denn man nicht kennt?
Pfarrer Zandler räusperte sich. Was sollte er da sagen? Sicher würde es sich herausstellen, daß die Kühe gesund waren.
»Na, ich hoffe und wünsche dir, daß dein Vieh gesund ist, Kallmeier. Vielleicht kann man nie vorsichtig genug sein.«
»Hast du des gehört, Rainer!« Kallmeier warf sich seinem Sohn gegenüber in die Brust. »Der Herr Pfarrer tut’s auch sagen!«
»Schmarrn!« zischte Rainer leise und setzte sich auf einen Strohballen.
Pfarrer Zandler rieb sich das Kinn.
»Des tut mir alles so leid für dich, Kallmeier! Ich werde dem Heiligen Franziskus eine Kerze stiften. Er ist ja der Schutzpatron aller Tiere.«
Dann schaute der Geistliche Kurt Kallmeier an. Er blickte ihm direkt in die Augen.
»Ein guter Bauer bist ja! Da gibt es nix dran zu rütteln. Aber als Hirte von Waldkogel muß ich dir sagen, daß du ein mißratener Vater bist.«
»Was soll des heißen?« brüllte Kallmeier arg getroffen los, es zwackte ihn der Gedanke an seine Lüge und Intrige.
»Des kann ich dir genau sagen, Kurt! Jeder andere Vater, den ich hier in Waldkogel kenne, der würde die erste Nachtwache übernehmen, damit sein Bub auf die Festwiese gehen kann. Bist wohl schon ein bisserl alt geworden, Kallmeier, wie? Kannst dich nimmer erinnern, wie besonders der erste Abend für die jungen Burschen ist, ist es so?«
»Willst damit sagen, daß bei mir der Kalk rieseln tut?«
»Des hast du gesagt. Ich wollte dich nur