Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman


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ging es über eine schmale Straße hinunter zum felsigen Strand. Von der Straße aus war sein hochbeiniges Monstrum längst nicht mehr*zu sehen, denn die Ausfallstraße lag viel zu hoch.

      Am Strand standen kleine Bungalows, die einen unbewohnten Eindruck machten. Vor einem dieser Bungalows, der wie ein Schwalbennest am Felsen klebte, mußte der Butler anhalten.

      »Aussteigen«, kommandierte Steve Morgan.

      Josuah Parker gehorchte augenblicklich, vergaß aber nicht seinen Universal-Regenschirm, von dem er sich nur ungern trennte. Er ließ sich anschließend von den beiden Gangstern auf den Bungalow zu dirigieren. Mark Evans schloß auf, und Parker stand wenige Minuten später in einem großen Raum, durch dessen breites Fenster man einen wunderschönen Blick hinaus auf das Meer hatte.

      »Nun zu Ihnen, Parker«, sagte Morgan und ließ sich samt dem 38er in einen der tiefen, bequemen Sessel fallen. »Sie ersparen sich verdammt viel Ärger, wenn Sie sich an die Wahrheit halten. Weshalb kümmern Sie sich um Glenn Hastings?«

      »Mister Hastings Vater glaubt nicht an einen normalen Unfall und Tod«, gab der Butler zurück. »Er rechnet mit einem geplanten Verbrechen.«

      »Na und? Was haben Sie damit zu tun?« Morgan gab sich gelassen und ruhig.

      »Ich habe die Ehre, der Butler von Mister Rander zu sein, der seinerseits mit Mister Hastings geschäftlich befreundet ist.«

      »Na und?« wiederholte Steve Morgan seine Frage.

      »Mister Rander ist Anwalt und besitzt gleichzeitig die Lizenz als Privatdetektiv. Meine bescheidene Wenigkeit übrigens auch!«

      »Sie...? Sie wollen Privatdetektiv sein? Das ist doch ein Witz, oder?«

      »Ich erlaube mir, diese erteilte Lizenz sehr ernst zu nehmen«, antwortete der Butler. »Und ich werde der freundlichen Bitte Mister Hastings’ unbedingt nachkommen und mich um den rätselhaften Tod Glenn Hastings’ kümmern.«

      »Wenn Sie sich nur nicht getäuscht haben, Parker!« Steve Morgan stand auf und sah nachdenklich auf die Schußwaffe in seiner Hand.

      »Ihre Reaktionen und Handlungen beweisen mir eindeutig, daß es tatsächlich ein Rätsel gibt«, redete der Butler gemessen und würdevoll weiter.

      »Kann schon stimmen«, sagte Morgan auflachend und zwinkerte seinem Begleiter Evans amüsiert zu, »aber Sie werden nichts davon haben, Parker. Wissen Sie eigentlich, wo Sie sind?«

      »In einem Bungalow, wenn mich nicht alles täuscht.«

      »In Glenn Hastings’ Bungalow«, korrigierte Steve Morgan. »Und hier werden Sie auch verunglücken. Sehen Sie sich draußen mal den kleinen Balkon an.«

      »Darf ich unterstellen, daß ich von diesem Balkon abstürzen soll?«

      »Begreifen tun Sie verdammt schnell«, meinte Evans und lachte auf. »Genau das wird Ihnen passieren. Für die Polizei sieht’s dann so aus, daß Sie hier neugierig herumgeschnüffelt haben und dann abstürzten. Sehr einfach, wie?«

      »Ich mochte doch sehr hoffen, daß Sie sich nur einen kleinen Spaß mit einem alten, müden und verbrauchten Mann machen wollen«, entgegnete der Butler bescheiden.

      »Lassen Sie sich überraschen«, schaltete Steve Morgan sich ein.

      »Ist es mir gestattet, einige Fragen zu stellen?« wollte der Butler wissen.

      »Von uns aus!« Morgan und Evans sahen sich wieder kurz an.

      »Warum soll ich verunglücken? Warum verhindern Sie um jeden Preis die geplanten Nachforschungen? Ist Mister Hastings demnach doch nicht nur verunglückt?«

      »Los, 'raus auf den Balkon«, kommandierte Morgan. »Was haben Sie davon, wenn wir antworten?«

      »Sie... Sie wollen mich tatsächlich umbringen?« fragte Parker peinlich berührt.

      »Na und... Wer zu neugierig herumschnüffelt, der ist geliefert! Hätten Sie früher dran denken sollen, Parker!«

      Morgan und Evans blufften auf keinen Fall, wie Parker merkte. Sie richteten die Mündungen ihrer Waffen auf den Butler und grinsten kalt. Es waren Routiniers, die so etwas nicht zum erstenmal taten. Sie kannten sich in dieser mörderischen Branche aus.

      »Erlauben Sie mir einen letzten Wunsch«, bat Parker gemessen.

      »Der wäre?« Morgan kniff leicht die Augen zusammen.

      »Darf ich mir eine meiner Zigarren anzünden?«

      »Wenn s weiter nichts ist. Los, machen Sie schon! Aber keine Dummheiten, sonst knallen wir Sie hier im Bungalow zusammen.«

      »Ich werde mich an Ihre Ratschläge halten«, sagte Parker. »Darf ich das Zigarrenetui aus meiner Innentasche hervorholen?«

      Parker durfte und zog das abgegriffen aussehende Lederetui hervor. Er wählte mit Bedacht und entschied sich für eine Zigarre, die einen leicht lädierten Eindruck machte.

      »Würden Sie mir freundlicherweise mit etwas Feuer aushelfen?« fragte der Butler dann.

      »Los, Mark, helf ihm aus«, sagte Morgan und grinste.

      Mark Evans war und blieb ahnungslos, als er ein Streichholzbriefchen hervorzog und eines der Streichhölzer anriß.

      »Bitte sehr, darf ich helfen?« sagte er ironisch und beugte sich mit der Flamme zu Parkers Zigarre hinunter.

      Bruchteile von Sekunden später passierte es.

      Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, spuckte die schwarze Zigarre einen blendendweißen Feuerstrahl aus, der wenigstens dreißig Zentimeter lang war.

      Es schien sich um Magnesium zu handeln. Knatternd und spuckend züngelte diese Feuerzunge durch den Raum.

      Mark Evans brüllte überrascht auf. Und da er von dem Feuerstrahl nicht getroffen werden wollte, warf er sich zurück.

      Steve Morgan, der schräg hinter ihm stand, feuerte automatisch seinen 38er ab.

      Er traf nicht den Butler, sondern den zurücktaumelnden Mark Evans, der noch einmal aufschrie und dann wie vom Blitz getroffen in sich zusammenrutschte.

      Bevor Steve Morgan einen zweiten Schuß anbringen konnte, hatte der Butler bereits mit seinem Universal-Regenschirm zugelangt. Steve Morgan stöhnte auf, als der bleigefütterte Bambusgriff sein Handgelenk traf. Gegen seinen Willen ließ er den 38er fallen. Dann rieb er sich seine getroffene Hand.

      Parker schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Dann legte er die ausgebrannte Feuerwerkszigarre behutsam in einen nahen Aschenbecher.

      »Wie sehr ich doch nackte Gewalt hasse«, meinte er dann ganz gemessen. »Seien Sie versichert, daß ich es ganz ungemein bedaure, so handeln zu müssen. Ich hoffe wirklich sehr, Sie haben sich nicht sonderlich verletzt.«

      *

      Steve Morgan stöhnte.

      Er schien nichts gehört zu haben.

      Dann aber, gereizt wie ein angeschossener Tiger, sprang er den Butler an.

      Er errang einen Erfolg.

      Parker wich zurück und stolperte dabei über den am Boden liegenden Mark Evans.

      Steve Morgan nutzte seine Chance.

      Während Parker taumelte und sich verzweifelt an einer Sessellehne festzuhalten versuchte, rannte Steve Morgan zur Tür, riß sie auf und verschwand nach draußen. Parker fand sein Gleichgewicht wieder, schritt zur Tür und öffnete sie, da Morgan sie gekonnt hinter sich ins Schloß geschmettert hatte.

      Er sah Morgan, der hurtig wie eine Gemse hinauf zur Hauptstraße rannte und dann oben auf dem Highway verschwand.

      Parker, der unnötige Bewegungen verabscheute, dachte nicht im Traum daran; den flüchtenden Gangster zu verfolgen. Er ging zurück zu Mark Evans, der stöhnend auf dem Boden lag.

      Eine flüchtige Untersuchung ergab, daß Mark Evans nicht lebensgefährlich