gefiel. »Die ganze Sache kann dauern. Aber mir wäre es lieber, sie käme irgendwo unter, wo sie sicher ist und wo sie in Ruhe die weitere Entwicklung abwarten und sich erholen könnte«, sagte er. »Aber sie muss doch nicht gleich hinter Klostermauern verschwinden.«
Martin lachte laut. »Mei, Wolfi, Moni wird sich doch nicht entschließen, Nonne zu werden! Es soll ja vorgekommen sein, dass Frauen aus enttäuschter Liebe ins Kloster gingen. Aber du übertreibst mit deiner Angst.«
Wolfi stand die Verlegenheit im Gesicht. »Mir wäre es lieber, wenn sie irgendwo wäre, wo es unverfänglicher für mich ist, sie zu sehen, ohne dass ich mich an einer Pforte anmelden muss.«
Martin und Katja sahen ein, dass es ungünstig wäre, Moni im Kloster unterzubringen.
»Mei, wir stehen alle auf der Leitung!«, rief Martin plötzlich aus. »Aber das ist oft so, dass man vor lauter Wald keine Bäume mehr sieht. Du gehst doch jetzt gleich wandern, Wolfi. Du kannst Sachen von mir haben. Am besten nimmst du den Weg durch die Felder, die Klamm hinauf, den Pilgerweg entlang und biegst dann ein, am Erkerchen vorbei zur Berghütte. Du sprichst mit Toni. Erzähle ihm alles! Toni und Anna nehmen Moni bestimmt auf. Sie kann sich meinetwegen einen Fantasienamen zulegen, ein Pseudonym, etwas Unverfängliches, jedenfalls nicht Moni. Sie ist dann ein Madl von irgendwoher, das Urlaub auf der Berghütte macht oder Anna besucht oder dort arbeitet oder sonst etwas.«
Katja war begeistert von Martins Idee.
Wolfi schwieg. »Meinst du, Moni lässt sich darauf ein? Ich müsste erst einmal mit ihr sprechen, wegen der Fahndung«, sagte er schließlich.
»Nix da, Wolfi! Du machst dich sofort vom Acker. Ich hole dir meinen gepackten Wanderrucksack und packe dir Proviant ein. Dann ziehst du los. Moni überlässt du mir und Katja. Außerdem kann es noch dauern, bis sie wiederkommt.«
»Und wenn sie nicht mehr vorbeikommt?«
»Wolfi, wenn, wenn, wenn, jetzt hör aber auf!«, schimpfte Martin ungehalten und stöhnte. »Ein bisserl Menschenkenntnis habe ich auch. Sie wird sich von uns verabschieden, falls sie irgendwohin will, vielleicht zu einer Freundin. Da bin ich mir sicher. Du redest mit Toni und Anna, und wir sehen zu, dass Moni einem Erholungsurlaub auf der Berghütte zustimmt. Sie hat eine Auszeit auch dringend nötig. Und sie wird zustimmen, Wolfi, das verspreche ich dir. Wenn es sein muss, male ich ein düsteres Bild von ihrer Gesundheit. So viel muss ich dabei gar nicht übertreiben. Das Madl hat Untergewicht und außerdem einen Nervenzusammenbruch hinter sich.«
Wolfi dachte nach. »Gut, ich bin einverstanden.«
»Endlich mal ein vernünftiges Wort. Ich hole dir jetzt meine Wandersachen«, sagte Martin erleichtert.
Es dauerte nicht lange, dann kam Martin mit dem gepackten Rucksack.
Wolfi bedankte sich. Er wusste Martins Geste zu schätzen, weil er nicht mehr in seine Wohnung zurück musste. Es hätte sein können, dass er gesehen würde. »Ihr könnt Walli sagen, sie kann ihren Spaziergang mit Coco machen. Und dankt ihr bitte in meinem Namen!«
»Das mache ich gleich, Wolfi«, versprach Katja.
Wolfi schüttelte den beiden die Hand. »Gut, wenn man solche Freunde hat«, sagte er.
»Das musst du nicht extra betonen, Wolfi. Du würdest im umgekehrten Fall uns doch auch zur Seite stehen, wenn wir Beistand bräuchten«, antwortete Martin Engler.
Wolfi lächelte. »Erinnerst du dich, wie wir damals immer gesagt haben: einer für alle und alle für einen? Wie bei den drei Musketieren?«
Martin lächelte. »Natürlich erinnere ich mich. Nur wir waren mehr als drei Musketiere. Es gehörten Toni, Lorenz, Leonhard, du und ich dazu. Fünf waren wir, zumindest der harte Kern. Und diese Freundschaft hält bis heute. Das ist schön. Oft verflüchtigen sich Freundschaften, wenn die Ehe dazu kommt. Lorenz hat zuerst geheiratet, danach Toni, dann Leonhard und ich. Nur du bist noch Junggeselle.«
»Wenn es nach mir geht, muss das nicht so bleiben«, grinste Wolfi.
Katja und Martin versicherten ihm, dass sie ihm die Daumen drückten. Sie brachten ihn zum hinteren Gartentürchen.
»So, Katja, jetzt hoffe ich, dass Moni bald kommt und sie inzwischen keine Dummheiten gemacht hat«, sagte Martin.
»Warten wir es ab! Wir gehen jetzt rein. Ich habe Hunger. Kannst du schon mal den Eintopf auf den Herd stellen? Ich gebe schnell Walli Nachricht, dass sie mit Coco jetzt den Spaziergang machen kann.«
Die alte Walli saß auf der Bank vor dem Altenteil. Sie hatte Besuch von Pfarrer Zandler.
Katja begrüßte ihn.
»Stell dir vor Katja, Oberin Justina hat den Herrn Pfarrer zu mir geschickt! Die Oberin möchte, dass einige der Nonnen im Kloster klöppeln lernen. Die alten geklöppelten Spitzen werden langsam brüchig und niemand im Kloster beherrscht die alte Handarbeit mehr.«
»Oh, Walli, das ist doch eine Ehre und eine schöne Aufgabe für dich«, sagte Katja begeistert.
»Ja, schon«, zögerte Walli.
»Walli, sei doch nicht verärgert«, mischte sich Pfarrer Zandler ein.
Katja sah die beiden abwechselnd an. Sie war erstaunt.
Heiner Zandler zuckte mit den Schultern. »Ja, Walli ist verärgert, dass ich sie so selten besuche und dass ich nicht zu ihr zum Kaffee komme. Ich habe es ihr erklärt. Es gibt viele alte Gemeindemitglieder, die schlecht gehen können und es nicht mehr in die Kirche schaffen. Denen muss ich mich in erster Linie widmen«, erklärte er und sah Walli dann ernst an. »Du bist noch fit und dafür musst dankbar sein.«
»Das bin ich auch. Aber über einen Besuch würde ich mich auch freuen. Ich unterhalte mich gern.«
Pfarrer Zandler seufzte. »Walli, ich verspreche dir nicht, dass ich komme, denn ich kann das Versprechen vielleicht nicht einhalten. Ich kann dir nur sagen, falls es möglich ist, dann mache ich es.«
»Das ist mir zu vage. Es ist immer ein Geben und Nehmen, Herr Pfarrer.«
Katja hatte eine Idee. »Wie wäre es, begleiten Sie Walli auf ihrem Spaziergang mit Coco? Du wolltest doch jetzt mit Coco Gassi gehen, richtig? Du gehst doch jeden Mittag mit Coco den Bruchweg entlang.«
Walli begriff sofort. »Das ist eine gute Idee. Dabei können wir uns ein bisserl unterhalten, Herr Pfarrer. Ich gehe nicht weit. Ich gehe mit Coco meistens ein Stück den Bruchweg entlang bis zur Waldgrenze. Dort ist mir etwas aufgefallen. Wo der Weg in den Wald übergeht, steht ein Marterl. Das sollte mal hergerichtet werden. Ich denke, irgendein Holztransporter ist vorbeigeschrammt. Es steht schief. Es sieht schlimm aus. Das müssen Sie sich ansehen, Herr Pfarrer.«
Jetzt konnte Pfarrer Zandler nicht mehr ablehnen, gleich mitzukommen. »Wirklich, davon wurde mir nicht berichtet«, staunte er. »Lass uns gehen! Viel Zeit habe ich aber nicht. Anschließend muss ich ins Kloster. Kann ich der Oberin sagen, dass du es machst? Wirst du einigen jüngeren Ordensschwestern die Geheimnisse der Kunst des Klöppelns beibringen?«
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными