mit der Preßluft. Das Mundstück baumelte, festgehalten von den Schläuchen, vor seiner Brust.
Zufrieden stellte Parker fest, daß die Yacht bereits leichte Schlagseite zeigte. Er horchte nach oben, ohne sich weiter um die hastig arbeitende Nixe zu kümmern, die sich beeilte, die Preßluftflasche anzulegen.
An Deck waren Rufe, Schreie, Flüche und Verwünschungen zu hören. Nackte Füße trappelten und trippelten scheinbar sinnlos umher. An Deck schien sich so etwas wie ein kleines Chaos anzukündigen.
Parker sah sich nach der Nixe um.
Die junge Dame hielt ein Preßluftgewehr in der Hand, dessen eingespannte Harpune auf ihn gerichtet war. Sie lachte ihn böse an.
„Ihr Benehmen, Madam, läßt aber nun wirklich zu wünschen übrig“, sagte Parker und schüttelte andeutungsweise den Kopf, „Ihr Innenleben muß außer jeder Ordnung geraten sein.“
„Auf diesen Moment habe ich gewartet“, giftete sie ihn an und drückte los.
Parker rührte sich nicht. Er zuckte auch mit keiner Wimper. Er hatte es überhaupt nicht nötig, nervös zu reagieren, denn sicherheitshalber hatte er dem Gewehr eine geleerte Preßluftflasche zugeordnet.
Die Nixe schaute verdutzt auf das Gewehr, das nicht reagierte. Dann begriff sie, warf die Unterwasserflinte wütend in die weiter steigenden Fluten und bekam daraufhin so etwas wie einen Weinkrampf. Hatte sie endlich eingesehen, daß gegen einen Josuah Parker eben kein Kraut gewachsen war?
„Sie sollten dies nicht zu tragisch nehmen“, tröstete Parker seine an sich reizende Feindin, „vielleicht werden Sie eines Tages mehr Glück haben. Ich möchte nur wissen, wer Sie am laufenden Band, wenn ich mich so vulgär ausdrücken darf, zu diesen Mordtaten anstiftet?“
Sie konnte keine Antwort geben, denn ihr Weinkrampf verstärkte sich. Sie lehnte gegen die gefährlich schräge Kabinenwand und hatte nur mit sich selbst zu tun. Parker überließ sie also ihrem Kummer, begab sich gemessen hinüber zu einem der Bullaugen, das weit über dem in der Kabine herumschwappenden Wasser lag und sah hinaus auf den Pazifik.
Er nickte zufrieden.
Im Wasser strampelten und schwammen bereits die ersten Besatzungsmitglieder der Motoryacht. Sie hatten sich mit einigen Schwimmwesten ausgerüstet und schienen in Streit geraten zu sein, wer sie benutzen durfte.
„Ich denke und schlage vor, Madam, sich nun bereitzuhalten“, wandte Parker sich an die Nixe, „lange dürfte es nicht mehr dauern, bis die Yacht vollends unter Wasser geht. Es gilt dann, den geeigneten Moment des Aussteigens nicht zu versäumen. Darf ich Sie also bitten, sich meiner Führung anzuvertrauen!“
*
Diesmal hatte Mike Rander den Vorzug, die Umgebung genießen zu dürfen.
Er lag, wenn auch gebunden und gefesselt, auf weichen Polstern und sah auf das Schwimmbecken hinunter, in dem Wasserrosen trieben. Er schwitzte, denn die Atmosphäre war feucht-heiß und tödlich zugleich.
Hal Carter, der elegante Gangster aus der Firma Henderson, hatte sich den Kragen gelockert und rauchte. Er wartete in einiger Entfernung von Rander, schien aber keineswegs ungeduldig oder nervös zu sein.
Er stand jetzt auf und stieg über die restlichen Liegestufen hinauf zur Tür.
„Lassen Sie sich die Zeit nicht zu lang werden“, rief er Rander lächelnd zu, „und kommen Sie mir bloß nicht mit Tricks, Rander. Ohne meine Erlaubnis kommen Sie hier nicht mehr heraus!“
Mike Rander verzichtete auf eine Antwort. Sie wäre in dieser Situation sinnlos gewesen. Er richtete sich allerdings auf, als Hal Carter gegangen war. Endlich konnte er sich etwas freier bewegen und versuchen, die lästigen Stricke an Fuß- und Handgelenken loszuwerden.
Rander machte sich sofort an die Arbeit und entsann sich der vielen Tricks, die sein Butler ihm beigebracht hatte. Theoretisch beherrschte der junge Anwalt all diese Dinge, doch jetzt, als er sie in die Praxis umsetzen wollte, da klappte es nicht. Vielleicht lag es aber auch daran, daß Hal Carter ihn eben zu geschickt verschnürt, hatte. Nach Luft schnappend, mußte Rander aufstecken. Er ließ sich zurücksinken und wartete auf die Rückkehr Carters. Und dachte selbstverständlich an seinen Butler, der ihm gerade so sehr fehlte, Wo mochte Parker jetzt stecken?
Carter kam zurück.
Er mühte sich mit einem Benzinfaß ab, das offensichtlich gefüllt war. Er ließ es von Liegestufe zu Liegestufe hüpfen und konnte im letzten Moment gerade noch verhindern, daß es ins Becken stürzte. Dann erst hatte Carter wieder Zeit für den Anwalt.
„Benzin schwimmt“, stellte der Gangster ironisch fest, „und brennt darauf, wenn man es anzündet.“
„Das ist nicht besonders neu“, antwortete Rander, der sich seine Beklemmung um keinen Preis der Welt anmerken lassen wollte.
„In einer halben Stunde ist hier unten die Hölle los“, redete Hal Carter weiter, „es wird höchste Zeit, daß unser Hauptquartier sich in Rauch und Flammen auflöst.“
„Warum auf einmal? Ist Ihnen die Polizei bereits so dicht auf den Fersen?“
„Das hat mit der Polizei überhaupt nichts zu tun“, sagte Carter, „aber irgend jemand von unserer Organisation scheint ein Doppelspiel getrieben zu haben. Er muß diesen Bau hier verraten haben. Damit ist er für uns überflüssig geworden.“
„Auf wen warten Sie?“ Rander fragte fast gleichmütig, als gingen ihn all diese Dinge überhaupt nichts an, „muß erst noch Ihr Chef kommen?“
„Ihr Butler“, korrigierte Hal Carter lächelnd, „Sie wollen doch wohl nicht allein in die Hölle fahren, oder?“
*
Die Nixe vertraute sich Parkers Führung an. Er schwamm aus der bereits restlos überfluteten Kabine heraus und erreichte das Deck, das bereits gut und gern zwei Meter unter der Wasseroberfläche lag. Während die leckgeschossene Motoryacht weiter sank, erreichten Parker und die Nixe schließlich die Wasseroberfläche.
Sie verzichtete auf jeden Dankbarkeitsbeweis, schwamm schleunigst von ihm weg und beeilte sich, zu ihren Freunden zu kommen, die reichlich betroffen im Wasser herumschwammen. So hatten die Gangster sich den Bootsausflug gewiß nicht vorgestellt!
Parker kümmerte sich nicht weiter um die Schiffbrüchigen. Gefahr für sie bestand keineswegs. Sie verfügten über einige Rettungsringe, konnten schwimmen und hatten es nicht allzuweit bis zum rettenden Strand. Zudem näherte sich bereits ein Außenborder der Untergangsstelle, und gerade diesem Außenborder traute der Butler nicht so recht über den Weg.
Er dachte nicht daran, seine Butlerkleidung abzustreifen, um besser schwimmen zu können. Solch einen Formfehler hätte Josuah Parker sich niemals verziehen. Er schwamm mit gleichmäßigen, äußerst kraftvollen Schwimmstößen auf den Strand zu, vergaß dabei aber nicht, den Außenborder immer wieder unter Sichtkontrolle zu halten.
Der Außenborder, dessen Bootsführer nicht zu erkennen war, hatte die im Wasser treibenden Gangster erreicht und barg sie nacheinander. Dies alles klappte sehr gut und ging schnell über die Bühne. Das Boot lag nach der Rettungsaktion zwar tief im Wasser, doch es blieb bewegungsfähig.
Nun war der Butler an der Reihe!
Der Außenborder hielt auf ihn zu und näherte sich recht schnell. Bantam, Henderson und die beiden anderen Gangster machten sich bereit, ihn an Bord zu hieven, doch sie hatten die Rechnung ohne den Butler gemacht, der an dieser Rettungsaktion überhaupt nicht interessiert war. Er hatte die Motoryacht ja nicht ohne Grund angebohrt. Nach diesem Intermezzo wollte er nicht wieder in die Hände der Gangster fallen.
Als der Außenborder ihn fast erreicht hatte und etwas beidrehte, suchte der Butler tiefere Gefilde auf. Und wieder einmal zeigte es sich, daß Parker sich in so gut wie allen Sätteln zurechtfand. Auch das Tauchen machte ihm überhaupt nichts aus. Er schien es von Grund auf gelernt zu haben, was übrigens den Tatsachen entsprach.
Parker schaute hoch.
Er