Günter Dönges

Butler Parker Box 11 – Kriminalroman


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galt also, den Außenborder etwas zu verlangsamen. Dazu brauchte er nur die Schraube aus der Richtung zu bringen.

      Parker fand die Lösung.

      Er band sich, immer noch unter Wasser und seinen Sauerstoff aus der Preßluftflasche beziehend, seine schwarze Krawatte ab und schwamm steil nach oben.

      Dabei entging ihm nicht, daß von Bord des Bootes aus ein Taucher ins Wasser schoß. Er wollte wohl Jagd auf ihn machen und ihn zurück an die Wasseroberfläche scheuchen.

      Parker ließ sich selbstverständlich nicht verblüffen. Für Späße dieser Art hatte er durchaus Verständnis. Er übersah den herumschwimmenden Taucher, der nach ihm suchte, näherte sich bereits der langsam drehenden Schraube des. Außenborders und schlang seine Spezialkrawatte um die kurze Welle, die aus der Stopfbuchse hervorragte.

      Der Erfolg war frappierend, obwohl Parker ihn natürlich genauso vorausberechnet hatte!

      Die Krawatte, die feine Stahlfäden enthielt, wickelte sich prompt um die Schraubenwelle und verkeilte sich. An Bord schien man den Widerstand bemerkt zu haben Der Motor wurde voll aufgedreht. Man wollte aus der Gefahrenzone herauspreschen.

      Man erreichte genau das Gegenteil! Nun wurde die Spezialkrawatte des Butlers noch fester um die Schraube gewickelt, bis sie unverrückbar fest saß. Das Boot verlor an Fahrt und blieb dann auf der Stelle liegen.

      Parker hielt Ausschau nach dem Taucher.

      Dieser Taucher hatte ihn endlich ausgemacht und wollte ihm ans Leder. Der Mann hielt ein Messer in der Hand und griff an. Er schwamm schnell und kraftvoll. Wenn Parker nicht alles täuschte, hatte er es mit dem Bootsverleiher Henderson zu tun.

      Auf einen Kampf wollte Josuah Parker es nicht ankommen lassen. Selbstverständlich wurde dieser Entschluß nicht aus der Angst heraus geboren. Parker haßte jedoch Auseinandersetzungen körperlicher Art. Sie brachten seiner bescheidenen Ansicht nach niemals etwas ein. Um Henderson unschädlich zu machen, erinnerte der Butler sich an einen seiner vielen Kugelschreiber.

      Gelassen zog er ihn aus der Weste und zerbrach ihn.

      Daraufhin schien ein Tintenfisch seine Sepia ausgespuckt und verbreitet zu haben. Dunkle Tintenwolken breiteten sich im Wasser aus und nahmen dem angreifenden Mister Henderson die Sicht.

      Parker nutzte die Verwirrung seines Gegners und empfahl sich. Um ein Haar hätte er dabei noch seine schwarze Melone gelüftet. Sie saß – es war nicht anders zu erwarten – nach wie vor auf seinem Kopf. Wieso sie hielt, das war Parkers Geheimnis.

      Nach etwa zweihundert Metern Unterwassermarsch stieg der Butler zurück an die Wasseroberfläche und orientierte sich. Er nickte beifällig und zufrieden. Der Außenborder war nicht von der Stelle gekommen. Er kämpfte nach wie vor mit seinem Schraubenschaden. An eine Verfolgung des Unterwassersportlers Josuah Parker dachte kein Mensch mehr. An Bord hatte man jetzt andere Sorgen.

      Josuah Parker sah hinüber zum Strand und ging wieder auf Tauchstation. Er wollte sich nun so schnell wie möglich mit seinem jungen Herrn und mit Sergeant Halloway in Verbindung setzen. Es ging darum, den Chef der Spionageorganisation zu stellen.

      *

      Mike Rander wußte nun, daß seine Überlebenschancen auf den Nullpunkt gesunken waren.

      Der tropisch heiße Kellerraum mit dem Swimmingpool hatte sich gefüllt. Hal Carter empfing Freunde beiderlei Geschlechts und begrüßte die Herren Bantam und Henderson, elfte beiden Killer, die sich ebenfalls an Bord befunden hatten und dann die Damen May Clark, Joyce Stafford und die Masseuse.

      Sie alle machten einen recht durchnäßten Eindruck und waren schlechter Laune. Diese schlechte Laune steigerte sich noch, als sie von ihrem Abenteuer auf See berichteten.

      „Soll das heißen, daß Ihr Parker nicht erledigt habt?“ fragte Hal Carter ungläubig.

      „Er ist uns entwischt“, sagte Bantam knurrig, „aber keine Sorge, auch den werden wir noch erwischen!“

      „Dann wird’s aber höchste Zeit, daß wir hier Schluß machen. Sonst rückt er womöglich noch mit der Polizei an!“ Carter wurde unruhig. Parkers Name allein schon verursachte ihm wahrscheinlich Magendrücken.

      „Warten wir, was der Chef sagt! Bantam sah hinauf zur Eingangstür. „Er hat uns schließlich aus dem Wasser gefischt und hierhergebracht.“

      Keiner achtete auf Mike Bänder, der sich nun neugierig aufrichtete und ebenfalls hinauf zur Tür schaute.

      Er wußte nicht, ob er sich wundern sollte, als dort Mrs. Helen Portcliff erschien, die jetzt einen energischen Eindruck machte. Sie trug Segelhosen und darüber einen langen Pulli.

      „Worauf wartet ihr noch?“ rief sie nach unten, „Carter. Bantam, Das Benzin ins Schwimmbecken. Henderson, holen Sie meinen Bruder! Wir dürfen keine Zeit verlieren!“

      Die Männer machten sich an die Arbeit. Helen Portcliff stieg langsam zu Mike Rander hinunter und baute sich vor ihm auf.

      „Überrascht?“ fragte sie, während das Benzin aus dem geöffneten Faß ins Wasser des Schwimmbeckens gluckerte.

      „Kaum“, erwiderte der Anwalt, „als Chef kamen nur Sie oder Ihr Bruder in Betracht. Ehrlich gesagt, ich hätte auf Ihren Bruder getippt, Mrs. Portcliff!“

      „Sehen Sie, und genau das sollen die Beamten der Polizei später auch denken“, meinte sie lächelnd. „Sobald die installierten Büromaschinen untersucht werden, wird man auch kleine Minisender finden. Dafür haben meine Damen schon gesorgt.“

      „Sehr raffiniert!“

      „Man muß Einfälle haben“, sagte Helen Portcliff, die reizende ältere Dame, die gar nicht so reizend war, wie sie aussah. „Nur so kommt man an das große Geld!“

      „Ihr Bruder soll mm also für Ihre Spionagetätigkeit büßen?“

      „Er wird wie Sie hier im Keller verschmoren!“

      „Und Sie glauben, davonzukommen? Unterschätzen Sie die Polizei nur nicht!“

      „Was soll sie machen? Sie findet in den von meinem Bruder gelieferten Büromaschinen Minisender. Also muß er der Mann gewesen sein, der die Industrieunternehmen ausspioniert hat. Gibt es einen schlüssigen Beweis?“

      „Kaum“, räumte Rander ein, „aber wie haben nun die Damen Ihrer Agentur die Geheimnisse ausspioniert?“

      „Nichts leichter als das! Gewissenhafte junge Damen, die dazu noch attraktiv aussehen, beschäftigt man gern, wenn es zum Diktat geht, glauben Sie nicht auch?“

      „Allerdings!“ Rander lächelte unwillkürlich. „Und diese jungen Damen haben dann die diktierten Geheimnisse an Sie weitergeleitet?“

      „So war es, und so wird es bald wieder sein, Rander. Meine Damen tragen während der Arbeit Minitonbandgeräte bei sich, versteckt am Körper. Diese Kleinsttonbandgeräte hielten alles Wissenswerte fest. Wir brauchten die Bänder anschließend nur noch auszuwerten!“

      „Und Carter sorgte dafür, daß die nur zum Schein installierten Minisender in die Büromaschinen wanderten, wie?“

      „Sie sind schnell von Begriff.“ Helen Portcliff lächelte.

      „Nicht schnell genug!“ Rander schielte zum Benzinfaß hinüber, das sich für seine Begriffe viel zu schnell leerte. Es roch bereits penetrant nach Benzin. Auf der Wasseroberfläche des Swimmingpools breiteten sich schillernde Lachen aus.

      „Was möchten Sie denn noch wissen?“ erkundigte sich Helen Portcliff gnädig.

      „Wie brachten Sie die Sekretärinnen dazu, für Sie zu arbeiten?“

      „Es finden sich immer Mädchen, die an Geld interessiert sind. Man fängt mit Harmlosigkeiten an, überzeugt auf dem Umweg über Dollarnoten und kann schließlich intensive Mitarbeit fordern. Diese Angelegenheit war schnell zu regeln.“

      „Sie müssen mit diesem Trick ein Vermögen gemacht haben.“