Günter Dönges

Butler Parker Box 11 – Kriminalroman


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seine Waffe zu benutzen.

      „W… w… was ist denn hier los?“ stotterte der Kellner und sah verdutzt auf den ohnmächtigen Besucher hinunter, neben dem der 38er lag.

      „Wir proben für’s Fernsehen“, frotzelte Rander, um dann aber sofort wieder ernst zu werden, „kleiner Überfall am späten Nachmittag. Ich muß schon sagen, daß Ihre Hotelleitung allerhand zur Unterhaltung der Gäste tut!“

      „Ich … wir … ich …“

      „Schon gut“, sagte Rander, „rufen Sie den Hoteldetektiv und verständigen Sie die Polizei! Drüben auf dem Sideboard steht das Telefon!“

      Während der Kellner zum Telefon rannte, untersuchte Rander die Taschen seines jetzt friedlich schlafenden Besuchers.

      *

      „Ich hoffe, Miß Clark, ich war in der Lage, Ihnen ausreichenden Komfort zu bieten.“

      Parker stand neben seinem hochbeinigen Monstrum und reichte May Clark die Hand. Sie wirkte etwas verlegen, als sie ausstieg. Wahrscheinlich war sie soviel Höflichkeit nicht gewohnt. Sie sah an ihm vorbei hinunter auf die Straße.

      Parker stand vor der Rückseite eines alten, ausgedienten Hotels, das in ein Apartmenthaus umgewandelt worden war. Das alte Hotel war wirklich nicht der geeignete Rahmen für die reizende Nymphe, die der Butler aus dem Wasser geborgen hatte.

      Plötzlich hatte sie es sehr eilig, ins Haus zu kommen. Sie verabschiedete sich hastig von Parker.

      „Ich muß jetzt gehen“, sagte sie, „vielen Dank!“.

      Bevor Parker antworten konnte, ging sie sehr schnell auf den rückwärtigen Eingang zu und ließ den Butler allein zurück. Er stand auf einem recht engen Hof, der von Brandmauern umgeben war. Im Grund handelte es sich um eine Fälle, aus der es kein Entwischen gab, falls der Fallensteller es nur etwas geschickt anfaßte.

      Und wie geschickt er war!

      Der Sportwagen stand quer zur Ausfahrt und blockierte den Rückweg zur Straße. Jeff Halton stieg aus dem Wagen und ging langsam, aber ziemlich unauffällig auf die Hotelrückfront zu. Parker und das hochbeinige Monstrum schien er überhaupt nicht zu bemerken.

      Und genau das war es, was dem Butler auffiel, zumal ihm während der Fahrt der Sportwagen nicht entgangen war. Er hatte sich immer wieder im Rückspiegel des Wagens sehen lassen. Der Butler wußte also Bescheid.

      Auch er benahm sich unauffällig!

      Um jedem geplanten Feuergefecht aus dem Weg zu gehen, bestieg er seinen Wagen und setzte sich ans Steuer. Dann machte er sich daran, das hochbeinige Monstrum zu wenden. Als er das hinter sich gebracht hatte, stand Jeff Halton winkend seitlich neben dem Wagen. Er schien etwas fragen zu wollen.

      Parker lüftete höflich seine Melone und beugte sich vor. Die Scheibe ließ er allerdings hoch. Sie bestand aus dickem Panzerglas und schützte ihn gegen Blei aller nur erdenklichen Kaliber.

      „Der Vorderreifen!“ rief Halton laut und deutete nach vorn, als sei dort etwas nicht in Ordnung.

      Parker legte seine hohle Hand hinter das Ohr und tat so, als habe er nicht verstanden.

      Jeff Halton grinste harmlos. Er griff nach der Türklinke und wollte die Wagentür öffnen. Doch sie war und blieb fest verschlossen. Als er zu Parker hochschaute, machte der eine vage Kopfbewegung, die so etwas wie eine Entschuldigung bedeuten sollte und zeigte anschließend auf die hintere Wagentür.

      Jeff Halton war mehr als zufrieden.

      Er sollte also hinten im Fond einsteigen. Von dieser Position aus konnte er den Butler leicht und ohne jede Schwierigkeit erledigen. Dieser mörderische Job war jetzt nur noch eine Frage von wenigen Sekunden.

      *

      Halton stieg also ein und zog die Wagentür hinter sich zu. Der Schuß, den er aus der an sich bereits schallgedämpften Pistole abfeuern wollte, wurde dadurch noch zusätzlich abgedämpft und gemildert.

      Er riß seine Waffe aus dem Schulterhalter und … merkte erst jetzt, daß er die Trennscheibe zwischen den Vorder- und Rücksitzen übersehen hatte.

      Worauf Halton etwas verwirrt war!

      Er suchte nach einer Möglichkeit, die zweiteilige Trennscheibe aufzureißen, aber er fand keinen Griff. Dafür hörte er ein aufdringliches, hartes Zischen. Er geriet in Panik und wollte noch schießen, fand aber dazu nicht mehr die Kraft. Betäubt und gelähmt sackte er auf dem Rücksitz zusammen und geriet ohne jeden Übergang in beseligtes Träumen …

      *

      Joyce Stafford hatte sich inzwischen ans Steuer des Sportwagens gesetzt und den Wagen zurückgestoßen. Sie wendete ihn, damit Jeff nach dem Mord sofort lospreschen konnte. Sicherheit war in diesem Beruf alles.

      Sie stand also seitlich von der Zufahrt und brauchte sich nur etwas zur Seite zu beugen, um jetzt das hochbeinige Monstrum beobachten zu können.

      Sie geriet leicht in Verwirrung, als dieser Wagen bereits heranrollte. Durch die tiefstehende Sonne konnte sie nicht ausmachen, wer am Steuer war.

      Dann geschah alles sehr schnell …

      Das hochbeinige Monstrum zischte in einer atemberaubenden Schnelligkeit aus dem Hotelhof heraus und passierte den kleinen Sportwagen. Joyce zog unwillkürlich den Kopf ein. Sie hatte das Gefühl, von einem Panzer überrollt zu werden.

      Dann erkannte sie den Fahrer. Nur ganz kurz zwar, doch immerhin. Es war dieser Butler, der den Wagen steuerte! Bild von Jeff war weit und breit nichts zu sehen. Joyce zog scharf die Luft ein, sah zurück in den Hof und suchte nach Halton, der vielleicht dort auf dem brüchigen Zement lag.

      Dort lag er aber nicht. Also mußte er sich in diesem scheußlichen Gefährt befinden! Joyce riß den Kopf herum und wollte mit den Augen Maß nehmen. Doch zu ihrer grenzenlosen Überraschung war das hochbeinige Monstrum nur noch winzig klein auf der Hauptstraße zu sehen. Es schien sich mit einer fast irrsinnigen Geschwindigkeit fortbewegt zu haben.

      Joyce schluckte. Sie war einen Moment lang ratlos. So etwas hatte sie bisher noch nie erlebt. Dann faßte sie sich, griff nach dem Funktelefon und ließ sich mit der Leitung verbinden. Hastig, stotternd, verwirrt und aufgeregt meldete sie, was sich getan hatte …

      *

      Es war dunkel geworden.

      Parkers Wagen stand in einer der hintersten Reihen eines Drive-in-Kinos und konnte im Schutz der Dunkelheit nicht mehr belächelt werden. In diesem weiträumigen Auto-Kino standen etwa fünfzig Wagen, deren Insassen interessiert einem Krimi zusahen. Josuah Parker ignorierte diesen Film. Er wartete auf seinen jungen Herrn, den er per Telefon verständigt hatte.

      Sein unfreiwilliger Gast war inzwischen zu sich gekommen und saß still auf dem abgetrennten Rücksitz. Jeff. Halton hatte längst eingesehen, daß hier für ihn nichts mehr zu holen war. Er nahm es in Kauf, daß er ohne Parkers Erlaubnis diesen Wagen nicht mehr verlassen konnte. Die Türschlösser waren von Parker verriegelt worden. Und für den Fall unbotmäßigen Betragens hatte der Butler angekündigt, eine weitere Dosis Tränen- und Schlafgas in den Wagenfond zu blasen. Halton zog es also vor, erst einmal abzuwarten.

      Neben Parkers Wagen erschien ein Ford, dessen Fahrer ausstieg und Parker zuwinkte. Der Butler verließ daraufhin sofort den Wagen, ging seinem jungen Herrn entgegen und forderte ihn mit einer höflichen Geste und dem Lüften seiner Melone zum Einsteigen auf.

      „Ich hoffe, Sir, Sie nicht belästigt zu haben, als ich Sie bat, hierher ins Auto-Kino zu kommen.“

      „Ach was“, sagte Rander und grinste wie ein großer Schuljunge, „ich konnte nur nicht früher kommen, weil ich erst die Polizei abschütteln mußte.“

      „Die Polizei, Sir …?

      „Die Polizei …! Ja, jetzt staunen Sie, was? Bei mir hat sich nämlich auch einiges getan. Aber jetzt sind Sie erst mal an der Reihe. Was läuft …?“

      Parker faßte sich kurz, während vorn auf der Leinwand