Roben und mit Spitzen besetzte Wäsche anzufertigen.
Erika Hoffer kam den beiden jungen Frauen mit einem strahlenden Lächeln entgegen. »Es ist alles zur Anprobe bereit, Prinzessin Louise«, sagte sie. »Sie werden begeistert sein.«
»Davon bin ich überzeugt, Frau Hoffer«, antwortete die Prinzessin.
Sie wurden in einen erlesen eingerichteten Raum geführt, der den exklusivsten Kunden des Modesalons vorbehalten blieb. Ein junges Mädchen servierte Mokka und Gebäck.
Louise hielt sich nicht lange damit auf, mit Erika Hoffer Kaffee zu trinken. Es drängte sie, ihr Hochzeitskleid anzuprobieren.
Erika Hoffer öffnete den Biedermeierschrank, der seitlich der Couch stand. In ihm hingen zwei Kleider. Sie nahm Louises heraus, die sich hinter einem Paravant ihrer weißen Designerjeans und ihres Armani-T-Shirts entledigt hatte. Behutsam half sie der Prinzessin ins Brautkleid.
»Was für ein wundervolles Kleid«, sagte Antonia ergriffen. Louise wirkte, als sei sie einem Traum entstiegen. Über einem langen weiten Untergewand aus schimmernder Seide, lag ein Kleid aus echter Brüsseler Spitze, die mit winzigen Swarovski-Kristallen bestickt war.
Louise drehte sich fasziniert vor dem Spiegel nach allen Seiten.
»Darf ich Ihnen den Schleier aufsetzen, Prinzessin?«, fragte Erika Hoffer. Sie griff nach dem zarten, mit einem Diadem gehaltenen Gebilde, das in einer mit schimmernden Satin gepolsterten Schachtel vor ihr auf dem Tisch lag.
»Ja, bitte.«
Louise schloss die Augen, als ihr die Chefin des Modesalons das Diadem sanft in die Haare drückte. Erst nach einigen Sekunden wagte sie es, in den Spiegel zu schauen. Das Gesicht, das ihr entgegenblickte, erschien ihr durch das Diadem und den weißen Schleier fremd und gleichzeitig so vertraut. Sie sah Antonia an. »Jetzt wird es ernst«, meinte sie.
»Ja, es wird ernst«, bestätigte ihre Freundin.
»Die Welt hat selten eine schönere Braut gesehen, Prinzessin Louise«, sagte Erika Hoffer, »und ich bin sehr stolz, dass ich es sein durfte, der Sie den Auftrag für Ihr Brautkleid gegeben haben.« Sie betupfte sich die Augen mit einem weißen Taschentuch.
»Wenn nicht Ihnen, wem dann, Frau Hoffer?« Louise nahm die ältere Frau für einen Moment in die Arme.
Nachdem auch noch Antonia ihr Kleid anprobiert hatte, bummelten die beiden jungen Frauen durch die Freiburger Innenstadt und setzten sich schließlich in ein Straßencafé.
Prinzessin Louise träumte mit offenen Augen. Sie glaubte sich bereits in ihrem Hochzeitskleid mit Prinz Stephanos vor dem Altar stehen zu sehen.
Antonia berührte die Hand ihrer Freundin. »Wo bist du wohl mit deinen Gedanken?«, fragte sie belustigt, weil sie ahnte, woran Louise dachte.
»Bei meiner Hochzeit«, gab die junge Frau zu. »Der einzige Wehmutstropfen in meinem Glück ist, dass ich nach meiner Heirat sehr weit von meiner Familie und meiner besten Freundin entfernt leben werde.«
»Habe ich dir nicht versprochen, dich ab und zu in England zu besuchen?«, fragte Antonia. »Mir fällt unsere Trennung auch nicht leicht.« Sie hob die Schultern. »So ist es nun einmal. Man kann nicht alles haben.«
Louise probierte von ihrem Eis. »Kalt«, scherzte sie.
»Das war zu erwarten«, meinte Antonia.
»Könntest du nicht auch in England arbeiten?«, fragte Louise aus ihren Gedanken heraus. »Allerdings wird Leon damit nicht einverstanden sein.«
»Meinst du wirklich, ich würde deinen Bruder um Erlaubnis bitten, wenn ich mich entschließen sollte, in England zu arbeiten?«
Louises Lippen kräuselten sich spöttisch. »Sei ehrlich, Antonia, im Grunde deines Herzens magst du meinen Bruder.«
»Wie kommst du denn auf diese abwegige Idee?«, fragte Antonia, musste sich jedoch eingestehen, dass Louise nicht einmal so unrecht hatte. Sie verstand nicht, weshalb ihr der junge Prinz keineswegs so gleichgültig war, wie sie sich einzureden versuchte.
Die Prinzessin hob die Schultern. »Vielleicht lernst du auf meiner Hochzeit deinen zukünftigen Bräutigam kennen«, meinte sie. »Stephanos hat mehrere unverheiratete Cousins und …«
»Ich habe nicht vor, in naher Zukunft zu heiraten, Louise«, fiel ihr Antonia ins Wort. »Und glaube mir, keiner von den Cousins deines zukünftigen Gatten wird mir auch nur mehr als einen Blick schenken.«
»Warten wir es ab«, erklärte die Prinzessin. »Das Leben ist voller Überraschungen.« Sie widmete sich ihrem Eisbecher und ihren Träumen.
Ja, warten wir es ab, dachte Antonia. Sie konnte sich nicht vorstellen, sich in einen von Prinz Stephanos Cousins zu verlieben. Zudem war sie sich nicht sicher, ob sie in England leben wollte. Sie fühlte sich auf Bernstett zu Hause. Auch wenn sie seit der Heimkehr des Prinzen mehrmals mit dem Gedanken gespielt hatte, ihre Arbeit zu kündigen, tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie todunglücklich sein würde, müsste sie eines Tages Bernstett verlassen. Aber warum? Was hielt sie auf Bernstett, wenn Louise in England lebte? Sie konnte sich diese Frage einfach nicht beantworten.
*
Das schrille Läuten des Telefons riss Antonia aus tiefem Schlaf. Verwirrt richtete sie sich auf, tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe. Es war erst kurz nach sechs. An diesem Samstag hatte sie frei und vorgehabt, wenigstens bis um acht Uhr zu schlafen.
Das Telefon läutete noch immer. Barfuß tapste sie in den Korridor und hastete die Treppe hinunter. »Vallone!«, meldete sie sich, kaum, dass sie den Hörer in der Hand hielt.
»Fischer!«, stieß ihr Kollege hervor. »Als ich vor zehn Minuten meinen Dienst antreten wollte, fiel mir sofort auf, dass etwas nicht stimmte.« Bernds Stimme überschlug sich fast. »Armand ist verschwunden. Seine Box steht offen.«
»Armand?«, wiederholte Antonia fassungslos. Bei Armand handelte es sich um ein einjähriges Fohlen, dessen Mutter vor zwei Monaten wegen eines inoperablen Tumors eingeschläfert werden musste. »Was heißt, die Box steht offen?«
»Sie steht offen«, wiederholte Bernd Fischer. »Und nicht nur die Box. Als ich kam, standen auch die Stalltür und der Durchgang zur hinteren Koppel auf.«
»Das kann nicht sein«, sagte Antonia. »Als ich gestern Abend die Stallungen kontrollierte, war alles in Ordnung. Ich … Haben Sie Prinz Leon verständigt?«
»Nein, noch nicht. Ich wollte erst mit Ihnen sprechen, Frau von Vallone. Wie ich den Prinzen kennen gelernt habe, wird er jedem einzelnen von uns den Kopf abreißen.«
Mir auf jeden Fall, dachte Antonia. Armand gehörte zu den Pferden, die ihr anvertraut waren. »Ich bin in spätestens fünfzehn Minuten auf dem Gestüt«, versprach sie. »Und bitte, rufen Sie Seine Hoheit an.«
In aller Eile zog sich die junge Frau an. Seit Bernds Anruf waren noch keine acht Minuten vergangen, als sie auch schon auf ihrem Fahrrad saß und zum Gestüt radelte. Was konnte Armand zugestoßen sein? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie war zwar nicht bei Armands Geburt dabei gewesen, aber sie hatte ihn mit großgezogen.
Der Sportwagen des Prinzen stand im Hof des Gestüts, als Antonia eintraf. Seine wütende Stimme wies ihr den Weg. Zusammen mit Bernd Fischer und einigen der anderen Stallknechte stand er vor Armands leerer Box.
»Ach, sind Sie auch schon da, Frau von Vallone?«, wurde sie von ihm empfangen. »Sie sind gestern Abend die Letzte in den Stallungen gewesen. Waren Sie noch bei Armand in der Box und haben Sie vergessen, die Tür zu verschließen?«
Antonia hob den Kopf und schaute ihm ruhiger als sie sich fühlte ins Gesicht. »Ich war bei Armand in der Box, bevor ich gegangen bin. Ich weiß hundertprozentig, dass ich die Tür geschlossen habe, Hoheit«, sagte sie. Ohne ihn weiter zu beachten, ging sie in die leere Box, blickte in jeden Winkel, so, als könnte sich das Fohlen versteckt haben.
»Die Box ist leer, Frau von Vallone.« Der Prinz war ihr gefolgt. »Wenn Sie die Tür tatsächlich richtig