sehr falsch.
Aber ich nehme an, Schönheit liegt in der Bierlaune des Betrachters oder so etwas. Nicht, dass Lisa normalerweise bei der Arbeit trinkt, aber manchmal frage ich mich das ernsthaft.
Mit einem Lächeln auf den Lippen warte ich auf meinen nächsten Termin, damit ich sehen kann, wie weit sie heute von der Schönheitsskala entfernt ist. Stattdessen fällt mir das Lächeln aus dem Gesicht, als Cole in den Raum schlendert. Sobald er mich sieht, stutzt er, offensichtlich ist er genauso überrascht wie ich. Aber das hindert ihn nicht daran, ein breites Lächeln auf sein schönes Gesicht zu zaubern.
Da ist es wieder, dieses Scheißglück.
Ich scheine das ständig zu haben, wenn es um ihn geht.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und starre ihn an. "Du tauchst einfach immer wieder auf, wie ein falscher Fünfziger." Diese Worte klingen ziemlich mürrisch, obwohl mir genau in diesem Moment der Kuss durch den Kopf schießt, den wir neulich geteilt haben.
Argh. Ich kann es nicht verhindern.
Brooklyn hat wahrscheinlich Recht. Ich muss flachgelegt werden, wenn ich nicht aufhören kann, an einen winzig kleinen unbedeutenden Kuss zu denken, der nicht einmal auf meinem Radar sein sollte.
Aber ja, er ist sowas von auf meinem Radar.
Cole tritt in den kleinen Raum, den wir für die Nachhilfe in Mathematik benutzen, bevor er sich gegenüber von mir niederlässt. Irgendwie lässt sein großer, muskulöser Körper den Raum um uns herum schrumpfen. Sein strahlender Blick lässt meinen nicht ein einziges Mal los. Was dazu führt, dass mein Bewusstsein für ihn steigt, aber gleichzeitig das Unbehagen wächst. Meine Nerven beginnen sofort zu flattern.
"Wirklich? Weil ich dachte, dass dies ein größerer Glücksfall ist als alles andere."
Ein Glücksfall … ja, für den Arsch!
Aber ich kann diese Worte nicht wirklich zu ihm sagen. Schließlich ist das hier mein Arbeitsplatz. Auch wenn es nur ein paar Stunden pro Woche sind, ich muss mich professionell verhalten. Na ja, ich muss zumindest versuchen, mich professionell zu verhalten. Wenn ich ihn ansehe, merke ich, dass es für mich beinahe unmöglich sein wird, das zu tun. Ich frage mich schon, ob in naher Zukunft meine Entlassung droht. Aber ich brauche das bisschen Geld, das dieser Job einbringt.
Es ist der Gedanke, tatsächlich gefeuert zu werden, der mich dazu bringt, zu sagen: "Vielleicht wäre es das Beste für dich, mit einem anderen Tutor zu arbeiten."
Seine kräftigen Augenbrauen ziehen sich zusammen. Er sieht wirklich verwirrt aus. Als ob er sich nicht daran erinnert, dass ich ihm vor Kurzem noch vorgeworfen habe, mich zu stalken. Oder dass ich ihm bei unserem letzten Abschied den Stinkefinger gezeigt habe. "Warum sollte ich das tun wollen? Hast du Probleme mit Infinitesimalrechnung?"
"Natürlich nicht", gebe ich sofort zurück, bevor ich darüber nachdenke. "Ich habe es in der Highschool gehabt."
Langsam hebt er eine Augenbraue. "Du hast ernsthaft Infinitesimalrechnen II in der Highschool genommen? Wow. Ich bin beeindruckt. Du bist offensichtlich eine Art Mathe-Genie. Ich habe nur den Grundkurs dazu belegt und habe mich damit schon das ganze Jahr über gequält."
Ich zucke mit den Achseln, ich mag es nicht, wie dieses Gespräch plötzlich nach hinten losgeht.
Als ich nicht antworte, fragt er stattdessen: "Also, in welchem Jahr bist du?"
Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Erstsemester."
Was theoretisch gesehen wahr ist. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass ich in Wirklichkeit bereits Studentin im zweiten Jahr sein sollte. Weil er das nicht wissen muss.
"Du bist ein Neuling, der Infinitesimalrechnen III nimmt?"
Seine Frage lässt mich auf dem Plastikstuhl herumzappeln, als er mich forschend ansieht, bevor ein langsames Grinsen seine Lippen hebt. Diese verdammten Grübchen blinzeln und winken mir von der anderen Seite des kleinen Tisches, der uns trennt, zu. Was eine freudige Nervosität in meiner Bauchgegend auslöst.
"Ja." Ich kämpfe gegen all die Schmetterlinge an, die gerade in mir losgelassen wurden, bevor ich ihm meinen besten Ich-versuche-dir-Unbehagen-zu-bereiten-damit-du-mich-allein-lässt-und-nie-zurückkehrst-Blick schenke.
Er pfeift, anscheinend unbeirrt von meinen Todesblicken. "Und du verstehst Infinitesimalrechnen II?"
Meint er das ernst?
Natürlich verstehe ich es.
Ich könnte Infinitesimalrechnen II im Schlaf machen.
"Ich habe mit einer glatten Eins bestanden."
"In der Highschool?" Seine Augenbrauen schießen nach oben, als er mich fragend anschaut.
"Ja." Offensichtlich hat er nicht im Geringsten vor, den Tutor zu wechseln.
Er grinst. "Nun, nach sorgfältiger Prüfung und dem Vorstellungsgespräch mit mehreren potenziellen Kandidaten glaube ich, dass du der beste Nachhilfelehrer für mich bist."
Seine Worte lassen mich heftig auf meine Unterlippe beißen. Anscheinend bin ich doch kein so großes Genie. Ich gebe auf und murre: "Gut, dann fangen wir einfach an." Damit wir das so schnell und so schmerzlos wie möglich hinter uns bringen können.
"Großartig." Dieses verdammte Lächeln zieht sich über sein wunderschönes Gesicht, als er sein Mathe-Buch und einen Notizblock herausnimmt. Mein Bauch ist wieder einmal wie ausgehöhlt. Man könnte ehrlich denken, dass ich mich an dieses Gefühl gewöhnen würde, aber das tue ich nicht. Es stört mich jedes Mal, wenn es passiert.
"Also, dein Name ist Cassidy, ja?" Er stellt diese Frage ein wenig verschlagen. Und da wir beide wissen, dass es so ist, mache ich mir erst gar nicht die Mühe, sie mit einer Antwort zu würdigen.
Stattdessen sage ich: "Warum zeigst du mir nicht, womit du Probleme hast?" Ich muss diese Farce vorantreiben und ihn aus der Tür und aus meinem Leben bekommen. Obwohl ich ernsthaft infrage stelle, ob das überhaupt noch möglich ist.
Unbewusst fällt mein Blick auf seine Lippen, als mir dieser Kuss wahrscheinlich zum hundertsten Mal durch den Kopf schießt. Und es braucht so ziemlich alles, was ich drauf habe, um ihn zu verdrängen.
Sich meines Unbehagens anscheinend nicht bewusst, öffnet er sein Buch und blättert ein paar Seiten durch, bevor er es umdreht, damit ich sehen kann, womit er Probleme hat. Nach ein paar Augenblicken steht er auf und setzt sich auf den Stuhl neben mich, damit wir gemeinsam die Seite studieren können. "Ich habe Schwierigkeiten die parametrischen Gleichungen zu verstehen."
Abgelenkt von seiner Nähe, die ein wachsendes Problem zu sein scheint, nicke ich und versuche, mich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Was gar nicht so einfach ist, weil er verdammt gut riecht. Nochmals, irgendwie wie der Ozean und gut … einfach männlich. Es ist berauschend. Leider. Obwohl es ein paar Versuche von mir braucht, ignoriere ich endlich, wie lecker er riecht, versinke in meinen Tutor-Modus und gebe mein Bestes, um parametrische Gleichungen auf eine sinnvolle Weise neu zu erklären. Als sechzig Minuten vergangen sind, hat Cole vier wirklich schwierige Aufgaben gemeistert.
Diese Stunde hat mich über Cole gelehrt, dass er klug und konzentriert ist und komplizierte Zusammenhänge gut versteht, wenn sie richtig erklärt werden. Mist. Als ob ich noch mehr bräuchte, was ich an ihm mag …
Wir beide lehnen uns auf den unbequemen Stühlen zurück und dehnen unsere verkrampften Muskeln.
Müde reibt er sich den Nacken. "Danke. Tatsächlich macht das Ganze jetzt viel mehr Sinn. Ich wünschte, Professor Ling hätte es so erklären können."
Keiner von uns beiden kommentiert die Tatsache, dass Professor Ling kaum passables Englisch sprechen kann. Cole hat ihn für Infinitesimalrechnen II in diesem Semester und ich habe ihn für Infinitesimalrechnen III. Zum Glück ist mir Mathematik immer leicht gefallen weshalb ich wenig Probleme damit haben werde. Ich brauche wirklich nicht einmal an der Vorlesung teilzunehmen, um die Aufgaben zu verstehen. Ich könnte das Buch locker allein durcharbeiten.