Martin Fieber

Machu Picchu - Die Stadt des Friedens


Скачать книгу

gestapelt auf den Feldern neben den armseligen Hütten. Auch hier gingen, wo man weit und breit keine Hütte sah, Kinder mit ihren Körben durch die weiten Felder. In regelmäßigen Abständen standen wieder die gewohnten Fußballtore und wenn man die Jugendlichen betrachtete, sah man, dass zwei von dreien Fußballtrikots von irgendwelchen Mannschaften trugen. Auch hier sind mitten auf dem Land auf ganz vielen Häusern kleine Kreuze auf den Dächern angebracht und Marienstatuen säumen den Wegesrand. Alle sehr einfach aus Holz gehalten, im Gegensatz zu den blinkenden und verkitschten Kreuzen in Lima und Cusco. Hier auf dem Land fühlt man die totale Entfremdung der Einwohner noch mehr. Die Wurzel ist herausgerissen, ihr eigentlicher Glaube existiert nicht mehr. Und die seelischen Wunden werden täglich mit Alkohol und Koka-Blättern betäubt. Die grandiose Natur, die alles mit Leben durchdringt, ist das einzige, so glaube ich, das diese Menschen am Leben erhält.

      Fährt man mit dem Zug an Dörfern mit ihren türkisfarbenen, violetten und blauen Hütten vorbei und winkt den Menschen zu, wird teilweise überschwänglich und teilweise verängstigt, zurückgewinkt. Aber ein Funke der göttlichen Freude, die in jedem Menschen verankert ist, kommt zum Vorschein. 10 Sekunden später sind die Menschen wieder in ihrem Trott des Alltages versunken.

      Aber ein Funke der göttlichen Freude, die in jedem Menschen verankert ist, kommt zum Vorschein

      Der Zug überquerte den Urubamba und schlängelte sich neben ihm bis nach Ollantaytambo, dem Ort, den wir schon am gestrigen Tag besucht hatten. Ab Ollantaytambo gibt es keine Straße mehr und die einzige Möglichkeit nach Machu Picchu zu kommen ist der Zug. Wer es eilig hat, und dies sind im prachtvollen Peru mit Sicherheit nur einige unverbesserliche Touristen, kann mit dem Bus nach Ollantaytambo fahren und von dort mit dem Zug weiter. Man spart, glaube ich, eine Stunde.

      Die Zugstrecke wurde immer abenteuerlicher, der Zug schlängelte sich durch immer schmalere Schluchten, bis er auch am berühmten Kilometer 88 vorbeikam, dem Beginn des ca. viertägigen Inka-Trails nach Machu Picchu. Die Natur wird immer grandioser, immer fülliger, immer subtropischer, denn Machu Picchu liegt am äußersten Rand des Amazonas. Insgesamt nach ca. 115 Kilometern und dreieinhalb Stunden Fahrt endet die Zugfahrt in Aguas Calientes, ein Ort mit heißen Quellen. Es gibt kleine preiswerte Hotels, viele süße Restaurants direkt an den Bahnschienen, der Rest ist Schmutz, Staub und Dreck.

      Von hier folgt man den Massen der Tagestouristen und kommt, nachdem man einen kleinen Markt durchwandert und eine Brücke überquert hat, zur kleinen Busstation. Alle Busse fahren hier zur 8,5 Kilometer entfernten Ruinenstadt Machu Picchu, die ungefähr eine halbe Stunde später und nach endlos erscheinenden Serpentinen 500 Meter höher erreicht wird. Außer in Lima ist in Peru Hektik ein Fremdwort, allerdings muss man sich auch in Aguas Calientes auf ein bisschen Drängeln und Hetzen einlassen, bis man in seinem Bus zu den Ruinen sitzt. Kein Wunder, denn die Touristen, die viereinhalb Stunden später schon wieder im gleichen Zug zurück sitzen müssen, haben nicht viel Zeit zu verlieren.

      Endlich da!

      In Freude werden die Herzen sich finden

      Und Friede kehrt überall ein –

      Die Welten werden sich verbinden

      In Gott zum kosmischen Sein ...

      Viereinhalb Stunden nach der Abfahrt in Cusco kamen wir oben bei den Ruinen an. Große Erwartungen und die größte Vorfreude, die ich je empfunden hatte, wurden erst einmal zerstört. Ich war wieder auf der Erde. Rund dreihundert Touristen warteten vor Monika und mir in der Schlange, nachdem wir kurz im Hotel, das direkt neben den Ruinen liegt, eingecheckt hatten. Wir mussten also warten, kamen mit unserem Ticket durch die erste Schranke und mussten nochmals warten. Dann endlich durften wir einzeln durch die Glastüre hineingehen, nachdem unsere Tickets je zweimal abgerissen und je dreimal gestempelt worden waren. Mittlerweile regnete es auch noch und wir sahen nur Regenjacken vor uns, viele Schirme, die uns fast die Augen ausgestochen hätten, bis wir nach ca. einer Stunde neben unserem Führer standen, der uns in den nächsten eineinhalb bis zwei Stunden durch die Ruinen führen sollte.

      Wir gingen einige Treppen hinauf, folgten unserer dreißigköpfigen Gruppe und waren nach nochmals 100 Metern auf Terrassen, von denen wir einen bombastischen Blick auf die ganze Anlage hatten. Trotz der Müdigkeit, der 800 Touristen und eines andauernd sprechenden Führers, spürte ich den Frieden, den dieser Ort ausstrahlt. Ich hörte gar nicht mehr zu, hatte Monika im Arm und wir schauten einfach nur in die Weite, auf den ‚jungen Berg’ hinter den Ruinen, den Huayna Picchu, und ließen unseren Blick über die Ruinen gleiten. Für diesen Moment gab es nur wenige treffende Worte: vollkommene Harmonie und Frieden. Und genau jetzt hörte es kurz auf zu regnen, die Sonne kam heraus und segnete diesen heiligen Moment. Wahrhaft Harmonie und Frieden.

      Und genau jetzt hörte es kurz auf zu regnen, die Sonne kam heraus und segnete diesen heiligen Moment

      Fragen über Fragen

      Du fragst nach dem Woher, Wohin –

      Die wahre Antwort bist du selbst:

      In deiner Seele tiefstem Sinn

      Erschau’ den Weg, den du erwählst ...

      Zwei weitere Stunden folgten wir dem Führer durch die Ruinen und den Regen. Was sollte man von einer Führung erwarten? Wir hetzten durch die große Stadt, um auch möglichst jedes Gebäude, jeden Tempel zu durchwandern und erklärt zu bekommen. Erklärt? Wirkliche Erklärungen bekamen wir von dem in angelesenen Phrasen sprechenden Führer nicht, denn vieles ist widersprüchlich gewesen. Aber mit jedem neuen Gebäude, das wir sahen, mit jeder weiteren Treppe, die wir bestiegen und mit jeder Minute, die wir verweilten, kamen neue Fragen auf. Fragen über Fragen.

      Wer hatte diese Stadt gebaut? Und wann? Und warum überhaupt in dieser Höhe? Und wie transportierten die Menschen damals diese Megalithen? Wer wohnte hier oben? Welchen Zweck hatte die Stadt in den Wolken?

      Vieles, was ich vorher über die Entdeckung Machu Picchus gelesen hatte, machte in dieser grandiosen Kulisse keinen Sinn mehr. Wenn man offen für diese Pracht der Schöpfung ist, offen für das nicht Sichtbare, werden alle Fragen beantwortet. Wer Machu Picchu mit einem offenen Geist und einer gelassenen Seele besucht, der wird Erklärungen bekommen, die zwar einerseits von der Wissenschaft verworfen werden, weil sie nicht beweisbar und utopisch erscheinen (Computer waren vor hundert Jahren auch noch utopisch), andererseits wird er aber mit einem inneren Reichtum zurückkehren, der nicht von dieser Welt ist.

      In diesem Buch möchte ich Ihnen das wahre Machu Picchu näher bringen. Das Machu Picchu, das Sie lehrt, dass die höchste Logik die ist, die man mit dem Herzen begreifen kann. Das Machu Picchu, das Ihnen zeigt, dass es Informationen gibt, die der unendliche Kosmos über die Erde den Menschen mitzuteilen hat. Das Machu Picchu, das Ihnen Ihren persönlichen Schlüssel zu diesen Informationen gibt.

      Bevor ich mich in den nachfolgenden Kapiteln dieser Logik und diesen Informationen widme, möchte ich nur in Kurzform die bis jetzt bekannte Geschichte von Machu Picchu und von Hiram Bingham erzählen, der die Ruinenstadt offiziell entdeckt hat.

      Die Geschichte Machu Picchus

      Glorie der Liebe – schwinge im All ...

      Du wirkst Erlösung aus tiefem Fall ...

      Im Jubel der Sphären Friede kehrt ein ...

      Erhebet die Herzen zum kosmischen Sein.

      Über Machu Picchu weiß man so gut wie gar nichts. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen der Inka, es gibt keine richtigen Erklärungen, welchem Zweck sie diente und wer sie erbaute. Man weiß nichts. Man nimmt an, dass Machu Picchu ab 1420 erbaut und 100 Jahre später verlassen wurde. Man nimmt an, dass in den ungefähr 200 Gebäuden ca. 1500 Menschen wohnten. Man nimmt an, dass die Inka die Erbauer waren.

      Im Juni 1911 fand unter der Schirmherrschaft der National Geographic