Annabeth Albert

Frozen Hearts: Arctic Wild


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Er betonte seine Worte mit einem langen Gähnen, da ihn das Reden inzwischen erschöpfte.

      »Schläfst du schon wieder gleich ein? Ich brauche es, damit ich weiß, wann ich dich wecken soll.« Reuben klang, als würde er Toby gleich anflehen, wach zu bleiben, als er sich wieder unter den Wetterschutz zwängte, und Toby hasste es, dass er ihm nicht einmal wach Gesellschaft leisten konnte, aber er konnte seine schweren Lider und seine verschwimmenden Gedanken nicht leugnen.

      »Tut mir leid. Alles tut weh. Was für ein beschissener Geburtstag für dich. Tut mir leid.«

      »Ich weiß. Und hör auf, dich zu entschuldigen.« Reuben streckte die Hand aus und strich die Haare aus Tobys Stirn zurück, sanfter und langsamer, als wenn er nach Fieber getastet hätte. Seine Finger wanderten hinab, streichelten Tobys Wange und einen Augenblick lang glaubte er, Reuben würde ihn küssen, aber dann richtete er sich mit großen Augen auf. »Warte. Jetzt höre ich etwas.«

      Ein fernes Dröhnen, das neben den normalen Waldgeräuschen von Wind und Geraschel kaum zu hören war, erregte auch Tobys Aufmerksamkeit. »Kein Flugzeug oder Helikopter.«

      »Verdammt.« Reubens Enttäuschung war so greifbar, dass Toby ihn mit seiner guten Hand tätschelte.

      »Hör mal. Es wird lauter.« Obwohl er sich selbst anhielt, sich keine Hoffnungen zu machen, brach Tobys Puls trotzdem in Galopp aus. »Vielleicht ein Quad…«

      Er erinnerte sich an den Streifen, der eine Straße hätte sein können, den er während ihres rapiden Absturzes erblickt hatte, und erlaubte sich zum ersten Mal den Wunsch, dass sie näher an Zivilisation waren, als er geschätzt hatte. Bitte. Bitte. Bitte.

      Gerade als er das Geräusch auf eine gemeinsame Halluzination schieben wollte, erschienen dunkle Schatten am Waldrand gegenüber der Absturzstelle.

      »Wir sind hier!« Reuben kroch aus dem Unterstand und winkte mit den Armen. »Wir sind am Leben!«

      Ja, ja, das waren sie. Und Toby hatte vor, es zu bleiben, auch wenn er dafür gegen die Schmerzen und den Drang ankämpfen musste, in das Summen in seinem Kopf zu sinken, das sogar noch lauter war als die Motoren der Quads. Und das waren sie, Quads, sie kamen näher und die behelmten Fahrer trugen scheinbar Ranger-Uniformen.

      »Oh fuck, zum Glück«, hauchte er, während sein ganzer Körper kribbelte. Und an den Ausdruck reiner Erleichterung auf Reubens Gesicht, mit offenem Mund und Tränen in den Augen, würde er sich den Rest seines Lebens erinnern.

      »Die Signale müssen funktioniert haben.« Reuben winkte dem schnell herankommenden Duo weiterhin zu.

      Die Fahrzeuge hielten zwischen der Absturzstelle und ihrem Unterstand an und die zwei Ranger stiegen ab und nahmen ihre Helme ab. Der Mann, vermutlich in den späten Dreißigern, sah mit seinem abgerissenen Look aus wie laufende Werbung für den Parkdienst und bellte in sein Funkgerät. Eine Frau mit kurzen dunklen Haaren, ungefähr im selben Alter, schenkte ihnen ein Lächeln, das Toby an seine Mutter erinnerte. Er musste an seiner Unterlippe kauen, um irgendwie die seltsamen Emotionen zu unterdrücken, die in ihm aufwallten.

      »Na, was sind wir froh, Sie zu sehen!« Die Frau ging schnell zu ihnen hinüber. »Die Alaska Air National Guard hat uns um Unterstützung gebeten – sie haben einen Notruf von einem kleinen Flugzeug empfangen, aber die dicken Wolken und dieser Wind behindern die Suche der Helikopter. Zu Ihrem Glück sind Sie innerhalb der Parkgrenzen abgestürzt und sie haben uns losgeschickt, um mögliche Absturzstellen abzufahren. Also, wie steht es mit Verletzungen?«

      »Toby ist schwer verletzt.« Reuben führte sie zum Unterstand hinüber. »Arm und Bein sind möglicherweise gebrochen und ich glaube, er hat eine Gehirnerschütterung. Benommenheit. Müdigkeit. Erbrechen.«

      »Du klingst, als wolltest du für eine Arztserie vorsprechen«, beschwerte sich Toby. »Es geht mir gut. Bringt uns einfach nach Hause.«

      »Quill?«, rief die Frau zum anderen Ranger, während sie sich neben Toby kniete. »Sag ihnen, wir haben ernsthafte Verletzungen. Sie müssen unbedingt versuchen, einen Heli hierher zu bekommen. Mir gefällt nicht, wie das aussieht, ich glaube nicht, dass wir einen Transport über Land versuchen sollten.«

      Toby wollte protestieren und sagen, dass er auf dem Quad mitfahren konnte, aber die Schmerzen waren zu groß. Sogar Sprechen tat weh, fast als hätte der Schmerz darauf gewartet, dass sie entdeckt wurden, bevor er ihn überflutete, und sein Arm und Bein pochten im Takt mit seinem Kopf.

      »Verlass mich nicht«, sagte er stattdessen und seine Angst wuchs zusammen mit dem Schmerz an. Er wollte nicht mit all diesem Schmerz allein sein und es gefiel ihm nicht, wie verletzlich und offen er sich fühlte. Seltsam, aber er vermisste beinahe die Nähe, die sie im Unterstand gehabt hatten, die Ablenkung von Reubens Geschichten.

      »Auf keinen Fall«, antwortete Reuben, kniete sich neben die Frau und nahm Tobys gute Hand. »Wir werden dich hier rausholen. Mann, deine Hand ist wie Eis.«

      Die Parkwächterin schnalzte mit der Zunge. »Wahrscheinlich ist Ihnen beiden zu kalt. Allerdings haben Sie mit diesem Unterstand gute Arbeit geleistet. Aber ich mache mir bei Ihnen beiden Sorgen um Unterkühlung – so warm ist es heute nicht und mit der Nässe und dem möglichen Schock müssen wir Sie unbedingt aufwärmen.«

      »Mir ist nicht kalt. Eher heiß.« Toby konnte die leichte Panik nicht aus seiner Stimme heraushalten. Er wusste nicht, ob er seinem eigenen Körper noch trauen konnte, und ihm gefiel weder ihr ernster Ton noch ihre Miene, als sie seine Verletzungen untersuchte und mit jeder sanften Bewegung einen schmerzhaften Stich verursachte. »F—au. Au.«

      »Schon gut. Ich bin da«, beruhigte Reuben ihn und ließ seine Hand nicht los, scheinbar ohne sich darum zu kümmern, was die Parkwächterin darüber denken mochte.

      »Wir haben eine zusammenklappbare Trage dabei. Wir geben unser Bestes, um Sie auf den Transport vorzubereiten, während Quill versucht, einen Helikopter hierher zu bekommen.«

      Transport. Oh fuck. Das bedeutete, er würde sich bewegen müssen. So weit hatte er noch nicht vorausgedacht und jetzt, da er es tat, stieg neue Sorge in ihm auf. Fuck. Genau wie seine Hoffnung hatte er auch verdrängt, das Ausmaß seiner Verletzungen und die anstehende Logistik richtig zu begreifen.

      »Reuben. Mann. Versprich mir, dass du meine Chefin Annie anrufst. Sag ihr, sie soll meinem Dad sagen…«

      »Du wirst es beiden selbst sagen.« Reuben drückte seine Hand.

      »Es tut weh.« Er hoffte, dass er nicht allzu viel jammerte, aber es stimmte nun einmal und fuck, er wollte nicht noch größere Schmerzen haben, wenn sie ihn bewegten. Oder vielleicht war es die Erkenntnis, dass er hier nicht auf seinen eigenen Beinen herauskommen würde. Nein, er würde getragen werden und dann wer weiß wie lange im Bett liegen müssen. Sein Dad. Seine Familie. Sein Einkommen. Fuck. Er hatte vielleicht den Absturz überlebt, aber anders als Reuben, der in Folge des Absturzes offenbar irgendeine New Age-Erleuchtung erlebt hatte, verspürte Toby lediglich Grauen statt Hoffnung.

      Alles war jetzt im Eimer. Alles. Und er hatte sich selten so hilflos gefühlt wie jetzt, während er dalag und zuhörte, wie die anderen Rettungsmöglichkeiten diskutierten, also klammerte er sich an Reubens Hand wie an die Rettungsleine, die sie für ihn auch war. Im Laufe ihrer Tortur hatte sich etwas verschoben. Vielleicht würde er für jeden, mit dem er gestrandet wäre, so empfinden, aber er spürte eine seltsame Verbindung zu Reuben, die über rein körperliche Nähe hinausging. Tiefer war. Als würde er Reuben damit trauen, seine Schmerzen zu lindern, die kommenden Stunden weniger höllisch zu machen. Reuben hatte ihm das Leben gerettet und ihn hierhergebracht.

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