Ödön von Horváth

Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz


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Monat ist er avanciert, aber wenn er sich betrunken hat, vergisst er es immer wieder, dass er befördert worden ist. Jener bewusste [52]Oberpräparator, den dieser Oberpräparator da meint, den hat ja Gottseidank schon längst der Teufel geholt - der hat sich nämlich infiziert, an einem Leichnam. Aus Brünn.

      DRITTER SCHUPO. Jetzt aber Schluss! Setzen! Das Protokoll!

      Szene Nummer 5

      BUCHHALTER (stürzt herein). Hilfe Herr Wachtmeister! Da draussen liegt ein Fräulein drüben beim Kanal!

      KAMERAD. Beim Kanal?

      DRITTER SCHUPO. Was für ein Fräulein?

      BUCHHALTER. Selbstmord! Wir haben sie aus dem Wasser heraus - das heisst nicht ich, sondern ein tollkühner Lebensretter. Mir scheint, sie lebt noch! Da!

      Szene Nummer 6

      ZWEI MÄNNER (einer im Smoking, erscheinen nun und auch der tollkühne Lebensretter. Sie tragen die aus dem Kanal herausgerettete Elisabeth und legen sie auf eine Bank. Der tollkühne Lebensretter heisst Joachim und ist total durchnässt und friert ziemlich - der eine Schupo reicht ihm eine Decke, die er sich umhängt. Alle, ausser dem Präparator, beschäftigen sich nun mit Elisabeth. Auch der Schupo Alfons Klostermeyer tritt an sie heran, erkennt sie und starrt sie an).

      BUCHHALTER. Es ist noch ein Funke Leben in ihr -

      DRITTER SCHUPO. Sofort künstliche Atmung!

      VIZEPRÄPARATOR. Kenn ich genau. Darf ich helfen? Hab zwei Semester Medizin, aber dann ist mir das Geld ausgegangen -

      KAMERAD. Los los!

      PRÄPARATOR. Und etwas Schnaps!

      JOACHIM. Auch für mich bitte.

      [53]PRÄPARATOR (zu Joachim). Allerhand Schneid. In stockdunkler Nacht im November ins Wasser springen - tollkühn! Sehr tollkühn!

      JOACHIM. Aber ich erfüllte doch nur meine normale menschliche Pflicht - (er trinkt aus der Schnapsflasche).

      PRÄPARATOR. Zu bescheiden, zu bescheiden. (Er nimmt ihm die Schnapsflasche weg und wendet sich an den Schupo.) Hab ich nicht recht, Herr General?

      SCHUPO. Ich bin kein General.

      PRÄPARATOR. Also auf das Wohl des tollkühnen Lebensretters! Prost! (Er trinkt.)

      JOACHIM (zum Schupo). Ich ging vorbei und hörte etwas in das Wasser plumpsen und sah einen silbrigen Schein - das war ihr Gesicht. Ich sprang sofort hinein und griff zu. Ehrensache. Hätte doch jeder getan. Sie auch.

      SCHUPO. Natürlich.

      PRÄPARATOR. Das kommt gross in die Zeitung. Mit Photographie. Der tollkühne Lebensretter soll leben! Hoch! (Er trinkt wieder.)

      DRITTER SCHUPO (bei Elisabeth). Wo bleibt denn der Schnaps?

      PRÄPARATOR. Da!

      JOACHIM (zum Schupo). Könnt ich mal telephonieren?

      SCHUPO. Dort bitte.

      KAMERAD (tritt zum Schupo). Sie hat nichts bei sich. Nur einen ungültigen Wandergewerbeschein --

      PRÄPARATOR. Wandergewerbeschein?

      KAMERAD. Jawohl.

      PRÄPARATOR (wendet sich Elisabeth zu und betrachtet sie aufmerksam).

      [54]Szene Nummer 7

       Während sich nun alles, ausser dem Schupo und den beiden Männern, die das Polizeirevier bereits wieder verliessen, sowie dem Präparator, um Elisabeth bemüht (künstliche Atmung und dergleichen), telephoniert Joachim mit seiner Mama.

      JOACHIM. Halloh! Mama! Bist Du es, Mama? - Oh nein, fürchte Dich nicht, dass ich Dich so aus dem Schlaf heraushol, aber ich habe soeben einer Selbstmörderin das Leben gerettet -- Tollkühn, was? Ehrensache! Komm auch in die Zeitung, mit Photographie, ist doch eine unbezahlbare Reklame für die Firma, so umsonst in der ganzen Presse -- Halloh! Aber jetzt krieg ich doch dann mein Motorrad, was? - Wie? Du hast es mir doch versprochen! Werden sehen? Adieu! (Er hängt wütend ein, für sich.) Altes Dromedar.

      Szene Nummer 8

      SCHUPO. Ist sie tot?

      KAMERAD. Mir scheint, sie atmet.

      VIZEPRÄPARATOR. Werden sehen, werden sehen!

      Szene Nummer 9

      PRÄPARATOR (hat Elisabeth erkannt). Sie ist es. Pfeilgerade. Diejenige welche - (er wendet sich zerknirscht an den Schupo)

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