Litha Bernee

Stille mein Begehren | Erotischer Roman


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zwang sie sich, die Hände von den brennenden Wangen zu nehmen. Die Gefühle, die Thoran und Nikolai ihr bereitet hatten, bevor sie ihre Jungfräulichkeit verlor, waren himmlisch gewesen. Weder Ekel noch Angst hatte sich ihrer bemächtigt und sie war geflogen, genauso, wie es Fanny prophezeit hatte.

      Erstaunlich. Ich sitze hier zwischen zwei nahezu fremden Männern, habe liederliche Dinge mit mir machen lassen und trotzdem fühlt es sich anstatt verwerflich nur lustvoll an.

      Sie fuhr mit den Fingerspitzen die Lachfältchen um Thorans Augen nach. Es war ihr ein Bedürfnis, seine warme Haut zu berühren. »Du bist der Erste, der mich je geküsst hat. Der Erste, der mich an meinen geheimsten Stellen berührt hat, und es war schön.«

      Sie sah Nikolai an. »Du hast Gefühle in mir erweckt, die mir vollkommen unbekannt waren.« Thoran wickelte sich ihren Zopf um die Hand. »Dein Feuer sah ich in dem Augenblick, als ich dieses Schweinchenrosa für die Stickerei auswählte.«

      Birgany lachte und fühlte sich rundum wohl und geborgen. Nur ungern löste sie sich von ihm. »Es wird Zeit, ich muss wirklich gehen.«

      »Ich bringe dich heim«, entschied Thoran.

      ***

      Drei Häuser vor ihrem eigenen blieben sie im Schatten einer Mauer stehen.

      Unendlich sanft strich Thoran mit seinen Lippen über die ihren. »Darf ich dich morgen Abend besuchen?«

      Es ging alles derart schnell und Birgany war hin und her gerissen. Sie wollte Thoran näher kennenlernen, scheute sich jedoch vor den Konsequenzen.

      Nachdenklich kaute sie an ihrer Unterlippe. Ihre Zeit in dieser Stadt war begrenzt. Sie würde sich in ein paar Monaten entweder in Mannheim oder Hamburg ein neues Leben aufbauen müssen. Bis dahin musste sie es schaffen, sich nicht zu verraten.

      »Keiner wird mich sehen«, unterbrach Thoran ihre Gedanken. »Bitte.«

      Dieses eine Wort fegte all ihre Bedenken beiseite. Der mächtige Thoran Strogow bat sie um ein Wiedersehen.

      »Ich lasse die Hintertür unverschlossen.«

      »Bei Einbruch der Dunkelheit bin ich bei dir. Hab süße Träume, kleine Feuerfee.« Thoran küsste sie auf den Hals.

      »Du auch«, hauchte sie, stahl sich einen letzten Kuss und huschte zu ihrem Häuschen.

      ***

      Den ganzen Tag über war Birgany nervös und fahrig. Mehrere Arbeiten lagen unvollendet auf ihrem Arbeitstisch. Zum ersten Mal seit drei Jahren brachte ihr die Schneiderei keine Ruhe und Gelassenheit.

      Ständig schaute sie aus dem Fenster. Seit einer halben Stunde war die Sonne hinter den Häusern verschwunden.

      Es klopfte an der Vordertür. Thoran war da. Warum hatte er sich nicht an die Abmachung gehalten?

      Aufgeregt eilte sie zur Tür, wäre beinahe über ihren Rocksaum gestolpert. Voller Freude riss sie die Tür auf und starrte auf einen riesigen Strauß wilden Flieders, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Sie vertrug keinen Flieder. Was sich hinter dem Strauß verbarg, vertrug sie noch weniger.

      »Was willst du, Gustav? Am Markttag sagte ich dir bereits, dass ich nicht käuflich bin.« Grimmig blickte sie ihn an.

      »Dir den Hof machen, was sonst«, gab er mit einem breiten Grinsen von sich und wollte sich an ihr vorbeidrängen. Birgany versperrte ihm den Weg. »Geh nach Hause.«

      »Ich bin sechzehn«, brauste er auf und straffte die mageren Schultern.

      Sie hörte, wie sich die Hintertür knarzend öffnete. Du lieber Himmel, dachte sie panisch, hoffentlich bleibt er im Verborgenen.

      Sie wagte es nicht, sich umzusehen. Sogleich hörte sie, wie die Tür wieder geschlossen wurde.

      War er noch da? War er gegangen?

      »Du weinst ja vor Rührung, geliebte Birgany.«

      Sie riss Gustav den Strauß aus den Fingern und warf ihn wie Abfall vor seine Füße. »Ich weine nicht! Ich ertrage den Flieder genauso wenig wie dich! Troll dich heim und geh deiner Mutter auf die Nerven. Ich habe zu arbeiten, denn im Gegensatz zu dir muss ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen. Mit ehrlicher Arbeit und nicht, indem ich die Röcke für ein mickriges Nichts wie dich hebe.«

      »Ich werde für dich sorgen. Du kannst hier arbeiten und behältst deine Zulassung.«

      Dieses Ekel wagte es, ihr zu drohen. Wut brodelte in ihr auf. Sie trat einen Schritt auf ihn zu, er wich zwei Schritte zurück und stampfte mit dem Fuß auf. »Überleg dir genau, was du antwortest. Nur mit mir darfst du weiter als Weißnäherin arbeiten.« Er reckte seinen dürren Hals. »Ich kann dir auch ein Kind machen. Vater hat mich eingewiesen. Ich weiß, wie es geht. Die Hure, bei der ich geübt habe, hat vor Gier geschrien.« Er griff sich in den Schritt und grinste. »Willst du meinen Prügel mal anfassen?«

      Genug war genug! Birgany holte aus und verpasste ihm eine heftige Maulschelle. »Du stinkender Eiterpickel, verschwinde. Wagst du dich noch ein einziges Mal her, kastriere ich dich.« Mit Wucht knallte sie die Tür zu.

      »Du machst einen Fehler. Ich sage es Mutter.«

      Erleichtert hörte sie, wie der Schleimbolzen über den Kiesweg stapfte. Thoran trat aus dem Schatten. Mordlust stand in seinen Zügen und Birgany wich zurück.

      »Weiche niemals vor mir zurück«, sagte er leise.

      »Ich. Du. Dein Blick ...«, stammelte sie.

      »Nie würde ich dir Unbill bereiten. Diese Knallerbse wollte ich mit meinen Händen zerquetschen. Mich ebenso. Meine unbedachte Handlung damals in der Gasse hat dafür gesorgt, dass die Kerle dich belästigen. Ich tat es als überzogen ab. Verzeih.«

      Birgany atmete auf und ihr Herz machte einen holprigen Satz. »Lass gut sein. Keiner von uns kann die Taten und Worte der anderen ändern. Sie sind, wie sie sind.«

      »Es erzürnte mich, hier im Dunkeln wie ein Dieb ausharren zu müssen. Nicht eingreifen zu können.«

      Dieses Mannsbild wollte für sie einstehen.

      Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich muss sagen, du bist ein erstaunliches Weib. Wie du dich dem Früchtchen entgegengestellt hast – alle Achtung.«

      Sie lächelte über sein Lob und deutete auf ihren Arbeitstisch. Dort stand eine Flasche Wein, daneben lag eine einzelne Rose. Thoran nahm beides vom Tisch, glitt geschmeidig auf sie zu und strich mit der Rosenblüte über ihre Wange, die Lippen und ihr Dekolleté. »Für dich, kleine Feuerfee.«

      Sie nahm die Blume entgegen und senkte den Kopf. Sog den Duft ein und lächelte. »Danke, sie duftet himmlisch nach Sommer und lauschigen, geheimnisvollen Nächten.« Sie war süchtig nach der Wärme und Geborgenheit, die Thoran ausstrahlte.

      »Hast du ein Behältnis für diese einsame Blume und zwei Gläser für den Wein?«

      »Gläser besitze ich keine, du müsstest dich mit Bechern zufriedengeben«, gestand sie kleinlaut.

      »Bestens. Hol sie und ich öffne indessen den Chardonnay, damit er atmen kann.«

      Wein soll atmen? Nein, sie würde nicht fragen und ihm damit zeigen, welch ein Landei sie war, entschied sie und holte die gewünschten Dinge aus einem Regal.

      Sie besaß weder Chaiselongue noch irgendwelche Sessel und zeigte auf die zwei Stühle vor dem Fenster. »Ich habe keine anderen Sitzgelegenheiten.«

      »Perfekt.« Thoran schenkte ihnen ein.

      »Darf ich mich setzen?«

      »Verzeih, ich war selten dermaßen aufgeregt und unkonzentriert. Bitte nimm Platz.«

      Sie setzten sich und Birgany nippte an dem vollmundigen Wein.

      »Erzähl mir von euren Reisen. Nikolai und du habt sicher die ganze Welt bereist.« Gespant hörte sie Thoran zu. Er erzählte von Schiffsreisen, fremden Städten und exotischen Waren.