Saifedean Ammous

Der Bitcoin-Standard


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der das vorhandene Angebot des Guts darstellt, bestehend aus allem, was in der Vergangenheit produziert wurde, abzüglich allem, was verbraucht oder zerstört wurde und (2) der Neuzugang, der die zusätzliche Produktion darstellt, die im kommenden Zeitraum stattfindet. Das Verhältnis zwischen Bestand (Stock) und Neuzugang (Flow) ist ein zuverlässiger Indikator für die Härte eines Gutes, welches als Geld genutzt wird, und wie sehr es dazu geeignet ist, eine monetäre Rolle zu spielen. Ein Gut, das ein niedriges Stock-to-Flow-Verhältnis hat, ist eines, dessen vorhandenes Angebot drastisch erhöht werden kann, wenn Menschen es als Wertanlage nutzen. Ein derartiges Gut würde vermutlich kaum seinen Wert halten können, wenn es als Wertanlage verwendet würde. Je höher jedoch das Stock-to-Flow-Verhältnis ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Gut seinen Wert im Laufe der Zeit behält und somit dauerhaft verkaufsfähig bleibt.3

      Würde man eine harte Währung mit einem hohen Stock-to-Flow-Verhältnis als Wertanlage wählen, dann würde der Aufkauf einer solchen Währung und dessen Aufbewahrung die Nachfrage erhöhen, was zu einem Anstieg des Preises führen würde, was wiederum die Produzenten dazu anregen würde, mehr davon zu produzieren. Da jedoch der Neuzugang im Vergleich zum bestehenden Angebot gering wäre, ist es unwahrscheinlich, dass selbst ein starker Anstieg der Neuproduktion den Preis deutlich drücken würde. Wenn man hingegen beschließt, sein Vermögen in weichem Geld mit einem niedrigen Stock-to-Flow-Verhältnis zu lagern, wäre es für die Produzenten dieses Guts unsinnig, sehr große Mengen davon zu produzieren, weil dies den Preis drücken, das Gut entwerten, das Vermögen der Sparer enteignen und die Verkäuflichkeit des Guts im Laufe der Zeit zerstören würde.

      Ich nenne das gerne die Falle des weichen Geldes: Bei allem, was als Wertanlage verwendet wird, erhöht sich das Angebot, und alles, dessen Angebot leicht erhöht werden kann, wird den Reichtum derjenigen zerstören, die es als Wertanlage verwenden. Die logische Folge dieser Falle ist, dass alles, was erfolgreich als Geld verwendet wird, über einen natürlichen oder künstlichen Mechanismus verfügen muss, der den Neuzugang des Guts zum Markt einschränkt und seinen Wert über die Zeit aufrechterhält. Damit folglich etwas eine monetäre Rolle übernehmen kann, muss es kostspielig in der Produktion sein, denn sonst zerstört die Versuchung der billigen Geldproduktion den Reichtum der Sparer und den Anreiz, in diesem Medium zu sparen.

      Wann immer eine natürliche, technologische oder politische Entwicklung zu einer schnellen Angebotserhöhung des monetären Guts führt, wird das Gut seinen monetären Status verlieren und durch andere Tauschmedien mit einem zuverlässigeren hohen Stock-to-Flow-Verhältnis ersetzt werden, wie im nächsten Kapitel besprochen wird. Muscheln wurden in einer Zeit als Geld verwendet, als sie schwer zu finden waren, und lose Zigaretten werden als Geld in Gefängnissen verwendet, weil sie schwer zu beschaffen oder zu produzieren sind. Mit den nationalen Währungen verhält es sich ebenso: Je geringer die Steigerungsrate des Angebots ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Währung von Einzelpersonen gehalten wird und ihren Wert im Laufe der Zeit behält.

      Als die moderne Technologie den Import und Fang von Muscheln einfach machte, wechselten die Gesellschaften, die sie verwendeten, zu Metall- oder Papiergeld, und wenn eine Regierung das Angebot ihrer Währung vergrößert, wechseln ihre Bürger zu Fremdwährungen, Gold oder anderen zuverlässigeren Geldwerten. Das zwanzigste Jahrhundert hat uns leider eine enorme Anzahl solcher tragischen Beispiele geliefert, insbesondere aus Entwicklungsländern. Die monetären Medien, die am längsten überlebt haben, sind diejenigen, die sehr zuverlässige Mechanismen bieten, um ihr Angebotswachstum einzuschränken – mit anderen Worten: hartes Geld. Zwischen den monetären Medien herrscht jederzeit ein lebendiger Wettbewerb, dessen Ausgang durch die Auswirkungen der Technologie auf das unterschiedliche Stock-to-Flow-Verhältnis der Wettbewerber vorgegeben ist, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird.

      Die individuellen und gesellschaftlichen Gesamtauswirkungen von hartem und weichem Geld sind weitaus tiefgreifender als bloße finanzielle Verluste oder Gewinne und stellen ein zentrales Thema dieses Buches dar, das in den Kapiteln 5, 6 und 7 ausführlich behandelt wird. Diejenigen, die in der Lage sind, ihr Vermögen in einer guten Wertanlage anzulegen, werden wahrscheinlich erfolgreicher für die Zukunft planen als diejenigen, die schlechte Wertanlagen verwenden. Die Stabilität monetärer Medien und ihre Fähigkeit, ihren Wert im Laufe der Zeit zu halten, sind wichtige Faktoren dafür, wie sehr Einzelpersonen die Gegenwart der Zukunft vorziehen, ihre sogenannte Zeitpräferenz, ein weiteres zentrales Thema dieses Buches.

      Neben dem Stock-to-Flow-Verhältnis ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Verkäuflichkeit eines monetären Mediums seine Akzeptanz durch andere. Je mehr Menschen ein monetäres Medium akzeptieren, desto liquider ist es, und desto wahrscheinlicher ist es, dass es ohne große Verluste gekauft und verkauft werden kann. Wie Computerprotokolle belegen, ist es in sozialen Umgebungen mit vielen Peer-to-Peer-Interaktionen selbstverständlich, dass Währungen entstehen, die den Handel dominieren, da es sich immer mehr lohnt, einem Netzwerk beizutreten, je größer dieses ist. So dominieren Facebook und eine Handvoll anderer Social-Media-Netzwerke den Markt, obwohl viele hundert fast identische Netzwerke geschaffen und beworben wurden. Ebenso muss jedes Gerät, das E-Mails sendet, das IMAP/POP3-Protokoll für den Empfang von E-Mails und das SMTP-Protokoll für den Versand verwenden. Es wurden jedoch viele andere Protokolle entwickelt, die durchaus ebenso gut verwendet werden könnten, aber fast niemand nutzt sie, weil dies den Benutzer daran hindern würde, mit fast allen zu interagieren, die heute E-Mails verwenden, weil diese standardmäßig auf IMAP/POP3 und SMTP beruhen. Ebenso war es beim Geld unvermeidlich, dass sich ein Gut oder eine geringe Anzahl bestimmter Güter als Haupttauschmittel durchsetzen würden, da eine leichte Tauschbarkeit am wichtigsten ist. Ein Tauschmittel wird, wie eingangs erwähnt, nicht aufgrund seiner eigenen Eigenschaften, sondern aufgrund seiner Verkaufsfähigkeit erworben.

      Darüber hinaus ermöglicht die breite Akzeptanz eines Tauschmittels, dass alle Preise im Rahmen seiner Bedingungen ausgedrückt werden, was es ihm ermöglicht, die dritte Funktion des Geldes zu erfüllen: die der Recheneinheit. In einer Wirtschaft ohne anerkanntes Tauschmittel muss jedes Gut im Verhältnis zu jedem anderen Gut bewertet werden, was zu einer großen Anzahl von Preisen führt und wirtschaftliche Kalkulationen äußerst schwierig gestaltet. In einer Volkswirtschaft mit einem Tauschmittel werden die Preise aller Güter in Bezug auf dieselbe