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Anwaltshure Band 4 | Erotischer Roman
von Helen Carter
Helen Carter wurde 1965 an der englischen Ostküste geboren.Bereits mit dreizehn Jahren begann sie, erste Geschichten zu schreiben. Es dauerte allerdings noch weitere zehn Jahre, bis sie bei den erotischen Romanen ihre wahre Heimat fand. Ihre Familie war mit diesem Genre nicht besonders glücklich. Besonders ihr Vater hatte Probleme mit den sehr expliziten Texten. Doch Helen wich nicht von ihrem Weg ab. Im Gegenteil: Sie begann damit, immer intensiver eigene Erlebnisse in ihre Romane einfließen zu lassen. Und so entstand ein prickelnder Mix aus Fantasie und Realität. Nach ihrem Studium an der Universität von Oxford arbeitete Helen im PR-Bereich. Irgendwann kam der Moment, wo sie sich zwischen ihrer zeitraubenden Arbeit in der PR-Agentur und ihren immer erfolgreicheren Romanen entscheiden musste. Helen wählte den zeitweise recht steinigen Weg der Autorin.Heute lebt Helen in den ländlichen Cotswolds, wo sie ein ruhiges Cottage bewohnt, das ihr Zeit und Muße für ihre Arbeit lässt und dennoch nahe genug am aufregenden Treiben in London und den Küstenorten liegt. Sie ist nicht verheiratet und hat auch keine Kinder, denn – so betont sie – man müsse eine Sache richtig und ohne Abstriche machen. Zudem vertrage sich ihr Leben nicht mit einer gewöhnlichen Form der Ehe.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Niko Guido @ istock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750711747
www.blue-panther-books.de
Schnell. Hart. Tief.
Mit dem leisen Summen des Rollladens als Begleitmusik erhob sich an diesem Morgen eine Märchenlandschaft vor meinen Augen. Was am Vorabend als filigraner Flockentanz begonnen hatte, verwandelte mittlerweile ganz London in ein Wintermärchen. Dicke, weiße Kissen lagen auf den entlaubten Zweigen und Ästen meines kleinen Gartens und funkelten im matten Morgenlicht.
Ich lehnte mich mit der Schulter gegen die Wand und betrachtete die Schönheit dieses Wintermorgens. Es schien, als wäre in der Nacht ein Riese umhergewandert und habe unendliche Mengen von Diamantsplittern über der Stadt verstreut. In mir war auf einmal wieder die Erinnerung an jene friedlichen Tage meiner Kindheit, wenn ich den ersten Schnee staunend und in freudiger Erregung betrachtet hatte.
Und so geschah es nicht ohne eine gewisse Wehmut, dass ich das Mädchen von damals mit der Frau verglich, die ich heute war. Eine Hure!
Durch George McLeod, einem der renommiertesten Anwälte des Königreichs, war ich in einen Strudel aus Sex, Leidenschaft und Reichtum geworfen worden. War er zu Anfang nur mein Liebhaber gewesen, hatte er sich bald in eine Art exquisiten Zuhälter verwandelt, für den ich mit seiner betuchten Klientel gegen Bezahlung ins Bett ging.
Es war die Liebe zu ihm, die mich – jegliche Hemmung oder Bedenken über Bord werfend – mit den unterschiedlichsten Männern und auch Frauen, in die vielfältigsten erotischen Abenteuer getrieben hatte.
Dennoch machte ich mir in meinen vernünftigen Momenten keine Illusionen über die Art unserer Beziehung. George würde für mich niemals mehr sein, als ein Liebhaber und Arbeitgeber. Dies nicht nur, weil er verheiratet war, sondern vielmehr, weil sein Charakter es erforderte. Er war ein Mann, hinter dessen freundlichem Charme sich stählerne Härte verbarg. Der unbedingte Wille zu Erfolg, Macht und Geld. Von all dem besaß er im Übermaß und tat doch nichts, ohne eisiges Kalkül.
Warum ich ihn dennoch liebte? Vielleicht, weil ich immer auf der Suche war nach einem anderen George. Jenem Teil in ihm, der gütig, herzlich und liebevoll war. Der Dinge ohne Berechnung tat, ja, sogar ohne darüber nachzudenken.
Leider hatte ich jenen George in den Jahren seit unserer ersten Begegnung noch immer nicht finden können. So war es vielleicht auch jene Suche, die mich in die Arme seines Sohnes Derek getrieben hatte. Eines Mannes, der in Wahrheit der ganze Sohn seines Vaters war. Nur in einer fast verzweifelten Art und Weise. Derek kämpfte gegen sich und sein Erbe. Verwirrt, leidenschaftlich, verletzt und … rücksichtslos.
Ich hatte ihn in den zurückliegenden Wochen in seinen einsamsten und düstersten Stunden kennengelernt.
Ich hatte ihm beigestanden, ihn getragen und am Ende das Feld für eine andere Frau geräumt: Laura. Die Tochter des Lordrichters, deren Liebe ihn vor einer drohenden langen Haftstrafe bewahrt hatte. Ich hatte eingesehen, dass ich Dereks Schicksal besiegelt hätte, wenn ich mich Laura und ihm in den Weg gestellt hätte. Nicht nur wegen des Verfahrens, das ihm gedroht hätte, sondern weil Laura sein Kind erwartete.
So stand ich an jenem funkelnden Morgen an meinem Fenster, hinter mir die schwärzeste Zeit meines Lebens, und beschloss, Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und wieder in mein altes Leben zurückzukehren. Mich wieder in den Rausch aus Sex und Gier zu stürzen und so nicht nur jene dunklen Tage hinter mir zu lassen, sondern auch Derek selbst. Ihn ein ruhiges Leben aufnehmen zu lassen an der Seite der Frau, die sein Herz gewonnen hatte.
»Es gibt viele Fische im Meer«, flüsterte ich leise.
Gerade als ich mich nun von der Wand abstieß, um nach meinen Zigaretten Ausschau zu halten, klingelte mein Telefon. Ich nahm den Anruf entgegen, ohne meinen Namen zu nennen.
»Miss Hunter?«, klang es dezent vornehm in mein Ohr. »Hier ist die Kanzlei McLeod. Mister McLeod hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass gegen ein Uhr ein Gast zu Ihnen kommen möchte.«
In mir versteifte sich alles. Seit wann rief George mich nicht mehr selbst an, wenn er einen Kunden für mich hatte? Mir wurde plötzlich kalt.
»Es ist ein Mister Goric. Sein Termin ist open end avisiert.«
Goric … wohl ein Russe, dachte ich und erinnerte mich an jenen Mann, der mich mit Geschenken überhäuft hatte und dessen Heiratsantrag ich schweren Herzens hatte ablehnen müssen.
»Danke vielmals für Ihren Anruf.« Ich stand da, den Hörer in der Hand, und begriff nicht, was George sich diesmal wieder ausgedacht hatte …
Leicht zusammenzuckend rieselte im nächsten Augenblick ein glühender Lavastrom von meinem Nacken abwärts über meinen Rücken. Energisch wischte ich alle Überlegungen beiseite, denn ein Kunde war genau das, was ich im Moment brauchte: Ablenkung. Sex.
Und hätte ich in diesem Moment zwischen meine Beine gegriffen, hätte ich ohne jeden Zweifel jene Feuchtigkeit bemerkt, die diese Aussicht stets in mir auszulösen vermochte.
Zügigen Schrittes eilte ich quer durch das Luxusapartment, das George mir zu Beginn unserer Beziehung geschenkt hatte. Es lag ruhig im Erdgeschoss eines edwardianischen Hauses, nur wenige Gehminuten von Kensington Gardens entfernt. Als ich nun mein Schlafzimmer durchquerte, um zum Ankleidezimmer zu gelangen, erinnerte ich mich nicht ohne Wehmut an jene zahlreichen Stunden, in denen ich mit George in dem großen Bett gelegen hatte. Mit einem Mal schien mir das alles unfassbar weit entfernt. Eine gewisse Kälte ergriff mich und die Frage tauchte plötzlich auf, wie viele Stunden ich wohl hier noch mit ihm haben würde ...
Ich betrat das Ankleidezimmer, wo alle meine Sachen ordentlich aufgehängt, beziehungsweise gestapelt lagen. Von meiner Laufkleidung bis zu den großen Ballroben, die ich hin und wieder für jene gesellschaftlichen Anlässe benötigte, zu denen George mich engagierte. Ich wusste, dass Männer es liebten, wenn ich mit meiner Kleidung spielte. Vor allem aber liebten sie mich sexy. Also wählte ich ein enges, anthrazitfarbenes Schneiderkostüm, das aus einem relativ dehnbaren Stoff gefertigt war. Dazu legte ich eine weiße Seidenbluse heraus, die, erst wenn man das Jäckchen auszog, ihre wahre Natur zeigte: Sie war so dünn, dass meine Brüste durchschimmerten.
Ich stieg unter die heiße Dusche und reinigte mich von Kopf bis Fuß mit größter Sorgfalt. Und als der Dampf mich einhüllte, fühlte ich mich an ein türkisches Bad erinnert, in dem die neue Favoritin des Herrschers zurechtgemacht wird. Der Brausekopf an meiner Spalte erzeugte einen heftigen Druck in meinem Unterleib und hätte ich