Скачать книгу

mehr als drei oder vier Kinder bekommen, und ein alter Häuptling versicherte mich, dass er nie eine Frau gekannt habe mit mehr als sieben. In einem Dorf von hundertundfünfzig Familien lebte nur eine mit sechs Kindern und nur sechs mit fünf Kindern, die Majorität hatte zwei, drei oder vier. Vergleicht man diese Tatsachen mit den bekannten Verhältnissen in europäischen Ländern, so leuchtet ein, dass die Zahl der Kinder aus jeder Ehe kaum im Durchschnitt mehr als drei oder vier sein kann; und da selbst in zivilisierten Ländern die Hälfte der Bevölkerung vor dem fünfundzwanzigsten Lebensjahre stirbt, so würden nur zwei übrig bleiben, um ihre Eltern zu ersetzen; solange dieser Zustand anhält, muss die Population stationär bleiben. Dies soll die Sache natürlich nur illustrieren, aber die Tatsachen, die ich festgestellt habe, scheinen anzudeuten, dass etwas der Art in Wirklichkeit stattfindet, und wenn dem so ist, so kann man unschwer die kleine und fast stationäre Bevölkerungszahl der Dajak-Stämme verstehen.

      Wir müssen zunächst nach der Ursache der geringen Anzahl von Geburten und von in einer Familie lebenden Kindern fragen. Klima und Rasse können wohl Einfluss darauf haben, aber ein mehr den Tatsachen entsprechender und ausreichender Grund scheint mir in der harten Arbeit der Frauen und in den schweren Lasten zu liegen, welche sie beständig tragen. Eine Dajak-Frau verbringt im Allgemeinen den ganzen Tag im Feld, trägt jede Nacht eine schwere Last von Gemüse und Holz zum Feuern nach Hause, oft mehrere Meilen weit über raue und hügelige Pfade, und hat nicht selten felsige Berge auf Leitern zu erklimmen und über schlüpfrige Schrittsteine Erhöhungen von tausend Fuß anzusteigen. Daneben hat sie abendlich eine Stunde zu tun, um den Reis mit einem schweren Holzstampfer zu zerstoßen, was jeden Teil des Körpers heftig anstrengt. Schon mit neun oder zehn Jahren tut sie es und ohne Unterbrechung bis ins äußerst gebrechliche Alter. Sicherlich brauchen wir uns nicht über die begrenzte Zahl ihrer Kinder zu wundern, sondern müssen eher staunen über die Zähigkeit ihrer Natur, die ein Aussterben der Rasse nicht zulässt.

      Eine der sichersten und wohltätigsten Wirkungen vorschreitender Zivilisation ist die Verbesserung der Lage dieser Frauen. Die Lehre und das Beispiel höherer Rassen wird den Dajak beschämen über sein verhältnismäßig träges Leben, während seine schwächere Hälfte wie ein Lasttier arbeitet. Wenn seine Bedürfnisse wachsen und sein Geschmack sich verfeinert, so werden die Frauen mehr Haushaltspflichten zu erfüllen haben und aufhören, Feldarbeit zu machen – eine Änderung, welche schon zum großen Teil in den verwandten malaiischen, javanischen und Bugis-Stämmen Platz gegriffen hat. Dann wird die Bevölkerung sich sicherlich rascher vermehren, verbesserte Methoden des Landbaus, eine mäßige Teilung der Arbeit wird notwendig werden, um die Mittel zum Leben herbeizuschaffen, und ein komplizierterer sozialer Zustand wird an die Stelle der einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse, welche jetzt unter ihnen gelten, treten. Aber wird mit dem tätigeren Kampf ums Dasein, der dann eintritt, das Glück des Volkes im Ganzen sich vermehren oder vermindern? Werden nicht schlechte Leidenschaften durch den Geist des Wettkampfes erregt und Verbrechen und Laster, die jetzt unbekannt sind oder schlummern, ins Leben gerufen werden? Das sind Probleme, welche die Zeit allein lösen kann; aber man muss hoffen, dass Erziehung und das Beispiel der höher organisierten Europäer viel von dem Übel, das oft in analogen Fällen entsteht, beseitigt und dass wir schließlich imstande sein werden, auf ein Beispiel wenigstens hinweisen zu können, wo ein unzivilisiertes Volk nicht demoralisiert wurde und ausstarb durch die Berührung mit der europäischen Zivilisation.

      Zum Schluss einige Worte über die Regierung von Sarawak. Sir James Brooke fand die Dajaks bedrückt und bedrängt von der grausamsten Tyrannei. Sie wurden von den malaiischen Händlern betrogen und von den malaiischen Häuptlingen beraubt. Ihre Frauen und Kinder wurden oft gefangen und in Sklaverei verkauft und feindliche Stämme erwirkten sich die Erlaubnis von ihren grausamen Beherrschern, sie ausplündern, in die Sklaverei führen und morden zu dürfen. Rechtsprechungen oder Abhilfe von diesen Schädigungen war durchaus unerreichbar. Seit der Zeit, dass Sir James das Land in Besitz nahm, hat das alles aufgehört. Gleiches Recht gilt für Malaien, Chinesen und Dajaks. Die grausamen Piraten von den Flüssen weiter nach Osten wurden bestraft, schließlich in ihrem eigenen Land eingeschlossen und der Dajak konnte zum ersten Mal ruhig schlafen. Sein Weib und Kind waren nun vor der Sklaverei sicher; sein Haus wurde ihm nicht mehr über dem Kopf angezündet; sein Getreide und seine Früchte gehörten nun ihm, und er durfte sie nach Gefallen verkaufen oder verzehren. Und wer konnte wohl der unbekannte Fremde sein, der alles dieses für sie getan hatte und nichts dafür verlangte? Wie war es ihnen möglich, seine Beweggründe zu begreifen? War es nicht natürlich, dass sie anstehen würden, ihn für einen Mann zu halten? Denn für reines Wohlwollen bei großer Macht gab es unter ihnen kein Beispiel. Sie schlossen daher ganz natürlich, dass er ein höheres Wesen sei, das herab auf die Erde gestiegen, um den Betrübten Glückseligkeit zu bringen. In vielen Dörfern, wo man ihn noch nicht gesehen hatte, fragte man mich ganz sonderbar über ihn. War er so alt wie die Berge? Konnte er die Toten nicht ins Leben zurückrufen? Und sie glauben standhaft, dass er ihnen gute Ernten bescheren und ihre Fruchtbäume reichlich tragen machen könnte.

      Wenn man sich ein richtiges Urteil über Sir James Brookes Regierung bilden will, so darf man nicht vergessen, dass er Sarawak nur durch die Gunst der Eingeborenen innehielt. Er hatte es mit zwei Rassen zu tun, von denen die eine, die mohammedanischen Malaien, auf die andere, die Dajaks, als auf Wilde und Sklaven, die nur zum Rauben und Plündern gut sind, herabsahen. Er hat in Wirklichkeit die Dajaks beschützt und hat sie unabänderlich als in seinen Augen gleichberechtigt mit den Malaien behandelt; und doch hat er sich die Liebe und Gunst beider erworben. Trotz der religiösen Vorurteile der Mohammedaner hat er sie bewogen, viele ihrer schlechtesten Gesetze und Sitten zu modifizieren und ihr Kriminalgesetz dem der zivilisierten Welt ähnlich zu machen. Dass seine Regierung noch besteht nach siebenundzwanzig Jahren – trotz seiner häufigen Abwesenheit wegen Krankheit, trotz der Verschwörungen der malaiischen Häuptlinge und der Aufstände der chinesischen Goldgräber, die alle mithilfe der eingeborenen Bevölkerung überwältigt wurden, und trotz der finanziellen, politischen und häuslichen Störungen – das ist, glaube ich, nur den vielen bewunderungswerten Eigenschaften zuzuschreiben, welche Sir James Brooke besaß, hauptsächlich aber gelang es ihm dadurch, dass er die eingeborene Bevölkerung durch jede Handlung seines Lebens überzeugte, dass er sie nicht zu seinem Vorteil, sondern zu ihrem Besten beherrschte.

      Seit ich dies geschrieben habe, ist sein edler Geist von hinnen geschieden. Aber wenn er auch von denen, welche ihn nicht kannten, als ein enthusiastischer Abenteurer bespöttelt oder als ein hartherziger Despot geschmäht wird, so kommt doch das allgemeine Urteil derer, welche in seinem Adoptiv-Vaterland mit ihm in Berührung standen, seien es Europäer, Malaien oder Dajaks, darin überein, dass Radscha Brooke ein großer, weiser und guter Herrscher gewesen – ein wahrer und treuer Freund, ein Mann, den man wegen seiner Talente bewundern, wegen seiner Ehrlichkeit und seines Mutes achten und wegen seiner echten Gastfreundschaft, seiner liebenswürdigen Gemütsart und seines weichen Herzens lieben musste.

      SIEBTES KAPITEL

      JAVA

      Ich verbrachte drei und einen halben Monat auf Java, vom 18. Juli bis zum 31. Oktober 1861, und will meine eigenen Reisen und meine Beobachtungen über das Volk und die Naturgeschichte des Landes kurz beschreiben. Allen jenen, welche zu wissen wünschen, wie die Holländer jetzt Java regieren und wie es möglich ist, dass sie ein großes jährliches Einkommen herausziehen, während die Bevölkerung sich vermehrt und die Einwohner zufrieden sind, empfehle ich das Studium des vortrefflichen und interessanten Werkes des Herrn Money, »How to Manage a Colony«. Den hauptsächlichen Tatsachen und Schlüssen dieses Werkes muss ich aufrichtig beistimmen, und ich glaube, dass das holländische System das Beste ist, welches angenommen werden kann, wenn eine europäische Nation ein Land, welches von einem betriebsamen, aber halb barbarischen Volk bewohnt wird, erobert oder sonst erwirbt. Bei meiner Schilderung von Nord-Celebes werde ich zeigen, wie erfolgreich dasselbe System bei einem Volk von einem ganz anderen Zivilisationsgrad als derjenige, der Javanern in Anwendung gekommen ist; und jetzt will ich in möglichster Kürze eine Darstellung dieses Systems geben.

      Die jetzt auf Java angenommene Art zu regieren ist die, dass man die ganze Reihe der eingeborenen Herrscher beibehält, von dem Dorfhäuptling hinauf bis zu den Fürsten, welche unter dem Namen von Regenten die Häupter